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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft 20/21
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0662

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LITERATUR

mit dem der italienifchen Frührenaiffance, das
am beften zeigt, wie wenig man mit den Re-
fultaten der alten typologifchen Forfchungs-
methode und der Herkunfls- und der Beeinfluf-
fungsunterfuchungen für das Verftändnis eines
Stiles ausrichten kann. Die Bemerkungen über
van Gogh, die gelegentlich fallen, zeigen dann
wieder, daß diefe neue Methode eben nicht bloß
für die hiftorifch zu überfehende Kunft Ergeb-
niffe liefert, fondern auch für die neuere und
werdende, was die rein äfthetifchen wie die
rein hiftorifdien Arbeiten ftets vergeblich ver-
fuchen.

Die Arbeiten mit ähnlicher Methodik, die bis-
her aus der Wölfflinfchule hervorgegangen
waren, hatten fich die Entwicklung einzelner
Typen und Formgruppen zum Stoffe genommen.
Das Gerftenbergfche Buch ift das erfte, das einen
ganzen Stil in feinem Wefen begreift. Es ift
zu hoffen, daß auch andere Stile einmal in ähn-
lich umfaffender Weife unterfucht werden, vor
allem die deutfehe Renaiffance und der deutfche
Barock. Für diefen kommt namentlich großes
Material an Grundriffen und Literatur zu Hilfe.
Nach Vorarbeiten, die leider nicht fortgefeßt
werden konnten, glaube ich prophezeien zu
dürfen, daß gerade diefes Gebiet dje freilich
gewaltige Mühe der Arbeit reichlich lohnen
würde. H. Friedeberger.

H.Uhde-Bernays,FEUERBACH. Mit80Voll-
bildern. Im Infelverlag zu Leipzig. 1914. 3 M.

Neben das große vollftändige Feuerbachwerk
desfelben Verfaffers ftellt fich diefer Band als
ein wohlgelungener Verfuch, in Wort und Bild
aus der Fülle das Wefentliche, zum Verftändnis
der Perfönlichkeit und der Kunft Feuerbachs
Nötige herauszufchälen. Abftammung, Lebens-
gang, Lehre und Schaffen werden kurz und
prägnant, mit dem Blick auf das Wichtige vor-
getragen. Auffaffung und Behandlungsweife
find aus des Verfaffers früheren wichtigen Ar-
beiten über Feuerbach bekannt. Dagegen ift in
den Abbildungen etwas Neues verfucht worden,
indem die Gemälde, abgefehen von den Bild-
niffen und Selbftbildniffen, in zwei parallel lau-
fenden Reihen angeordnet worden find: die
mufikalifchen neben den heroifchen Darftellungen.
Wird in diefer Weife glücklich die Doppel-
ftrömung in der Feuerbachfchen Kunft zum Aus-
druck gebracht, die am finnfälligften die beiden
gleichzeitig entftandenen Schöpfungen des Kon-
zerts und des Titanenfturzes verkörpern, fo läßt
fich doch nicht leugnen, daß es bei diefer An-
ordnung auch nicht ohneGewaltfamkeiten abgeht,
wenn z. B. das Mädchen mit dem toten Vogel
unter die heroifchen, die badenden Frauen und die

Pieta gemeinfam unter die mufikalifchen Bilder
verfeßt werden. Aber wenn fich auch nicht alle
Bilder einer der beiden Reihen zwanglos ein-
fügen, fo behält die neue Anordnung doch ihren
großen Wert für die Erkenntnis der Feuerbach-
fchen Kunft, namentlich weil die fo geteilten
Abbildungen, den Betrachter dazu anreizen,
nun feinerfeits die Einheit wieder herzuftellen,
indem er die gemeinfamen Feuerbachfchen Stil-
elemente, die Sprache der Formen und der Farbe
näher unterfucht. Im einzelnen find die Ab-
bildungen, wie zu erwarten ftand, fehr gut ge-
wählt worden. Auch die Zeichnungen, denen
im Werke Feuerbachs ein befonders hoher Wert
zukommt, find mit Prachtftücken vertreten. Aller-
dings muß auch gefagt werden, daß die Wieder-
gaben nicht von der Vorzüglichkeit find, die man
bei den anderen Tafeln des Infelverlages fonft
mit immer neuer Bewunderung feftftellt. H, Fr.

Der neuefte Band von den illuftrierten 3 Mark-
Büchern des Infelverlages, der über GOE-
THES AUSSERE ERSCHEINUNG zu unterrichten
unternimmt, ftellt die Ausführung einer glück-
lichen Idee dar: er bietet eine Vereinigung von
80 Goethebildniffen der Zeitgenoffen mit den
wichtigften fchriftlichen Zeugniffen der Mitleben-
den. Gegenüber den bekannten Quellenwerken,
als deren wichtigfte Biedermanns Sammlung der
Gefpräche Goethes, und die Sammlungen der
Goethebildniffe von Rollet, Zarnke und, deren
Ergebniffe zufammenfaffend und erweiternd, die
von Schulte-Strathaus zu gelten hätten, wahrt der
Herausgeber des neuen Bandes, Emil Schaeffer,
durchaus feine Selbftändigkeit. Was die bisher
vollftändigfte Sammlung der Bildniffe, den Band
von Schulte-Strathaus angeht, fo hat die Schaef-
ferfche Leiftung vor ihr zunächft den großen
Vorzug der belferen Abbildungen. Bei der
Wiedergabe einiger Gemälde, fo z. B. des May-
fchen, ift es erftaunlich, wie fehr die Blätter des
Infelverlages denen der Schulte-Strathausfchen
Veröffentlichung an Reichtum der Einzelheiten
und der Abtönungen überlegen find- Noch
ftärker macht fich der Unterfchied bei den Pla-
ftiken fühlbar, wo zu diefen technifchen Vor-
zügen meift eine befonders glückliche Wahl des
Äufnahmeftandpunktes kommt. Neben den
Klauerfchen und der Rauch fchen Büfte machen
das befonders die verfchiedenen Aufnahmen des
Rauchfchen Denkmalsentwurfes deutlich. Auch
in der Auswahl der Bildniffe erweift fich Schaeffer
als felbftändiger und feiner Kenner. Neu auf-
genommen find eine lebensgroße Silhouette in
ganzer Figur, fchreitend und lefend, aus dem
Befiße von Albert Graeber in Leipzig, die Zeich-
nung von Kaaz (bei der man aber ungern dje

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