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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[Heft 23/24]
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Bangel, Rudolf: Ausstellung altholländischer Gemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0688

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AUSSTELLUNG ALTHOLLANDISCHER GEMÄLDE

Bezeichnung denn auch nicht ftand. Sie wurde erft fpäter in „G. Metfu“ verändert,
nachdem vorher „P. v. Bofch“ dort geftanden haben mag. Diefen Hinweis verdanke
ich Prof. Martin, der mit Bredius und Hofftede de Groot davon überzeugt ift, daß es
[ich hier um eine Arbeit des P. van den Bos handelt. Martin erinnerte fich beim
Anblick diefes Bildes eines Stillebens diefes Künftlers, das im Befijje des Herrn C. M. C.
Obreen in Rotterdam ift und das diefer im Jahre 1909 auf die Stilleben-Ausfteilung in
Rotterdam eingefandt hatte. Es ift bezeichnet: P. v. Bofch und 1655 datiert. Martin
fchrieb damals im „Bulletin van den Oudheidk. Bond“, 2. Serie II, 1909, S. 148 dar-
über: „Es zeichnet fich durch einen fchönen, hellen Ton aus, ift äußerft korrekt und
einfach gemalt, mit ausgezeichneter Wiedergabe der Materie der Gegenftände, doch
ohne jeden „eclat“, vor allem, da er ftarke Kontrafte vermeidet und wenig Rot ver-
wendet.“ Dies alles trifft auf den de Stuersfchen „Metfu" zu. E. W. Moes gibt das
Obreenfche Bild im Künftlerlexikon von Thieme-Becker dem Pieter van den Bos
(1613 bis nach 1663), deffen Gemälde früher häufig dem P. Slingelandt zugefchrieben
wurden (z. B. Berlin, London [Salting], Louvre). Es könnte für das de Stuersfche
Bild jedoch audi Paulus van den Bos (geb. 1615? Amfterdam) in Betracht kommen,
4er am 27. März 1649 in Amfterdam Jacomgntje van de Velde heiratete und wahr-
fcheinlich der Maler von Blumen- und Früchteftücken ift, die von S. Ingen befungen
wurden, deren eines bezeichnet: v. Bofche f. 1652 aus der Sammlung Konow 1891 in
Kopenhagen ausgeftellt war. Das Stilleben bei Kleykamp hat etwas von den van de
Veldes, vor allem von Jan van de Velde, dem feinen Stillebenmaler. F. Santacker
ift ein Stilleben- und Genremaler in der Art des Willem Kalff, der in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts tätig war. Im Berliner Mufeum befindet fich ein „Reb-
huhn an blauem Bande in einer Nifche“, das „A. Sant-Acker“ bezeichnet ift. Das
zweite von ihm bekannte Bild ift im Befitje von V. de Stuers (Kat. Nr. 9, h). Es ftellt
Silbergefäße und Früchte vor, die ebenfalls den Einfluß des Kalff verraten, und trägt
neben der Bezeichnung: „F. Sant-Acker f.“ auch die Datierung 1668. Nicht minder
unbekannt ift Jasper Geerards, von dem fich ein bezeichnetes und 1648 datiertes
Bild im Jahre 1886 auf der Düffeldorfer Ausftellung befand. Diefes, wie das Still-
leben, eine „Rinderrippe“, bei de Stuers (Kat. Nr. 9, s), welches aus dem Jahre 1647
ftammt, erinnert ftark an Arbeiten des Pieter Claesz, von dem bei Kleykamp (Kat.
Nr. 9, t) ebenfalls ein tüchtiges „Frühftück mit Schinken“ zu fehen war. A. v. Beyerens
„Fifdie“ feien nur kurz erwähnt. Ebenfo das „Frühftück“, das fchon im Februar aus-
geftellt war und uns damals infolge feiner eigenartig roten Decke von Nicolaes Maes
zu fein fchien. Der Katalog (Nr. 9, jj) gibt es nun tatfächlich diefem Künftler, der aber dodi
wohl nur vorübergehend mit diefem Gemälde in Verbindung gebracht werden darf,
bis eine richtigere Benennung dafür gefunden ift. Dr. Bredius nannte P. Hennekeyn
in Erinnerung an deffen Stilleben in Hamburg. Das gleiche gilt von dem zweiten
N. Maes (?) zugefchriebenen Stilleben (Kat. Nr. 9, o) Pfirfichen mit Broten, das mit
feiner vortrefflich gelungenen Transparenz ein kleines Qualitätsftück für fich bildet.

Die Erwähnung eines vorzüglichen „Damenporträts“ von Jofuah Reynolds möge
diefe Betrachtung befchließen, das in feiner ganzen Auffaffung an ein Mädchenbildnis
des Künftlers bei dem Kunfthändler Charles Brunner in Paris erinnert (vgl. Galerie
Charles Brunner, Tome IV, 1914, Nr. 46). Selbft die Züge der dort dargeftellten Lady
Juliana Dawkins gleichen in gewiffer Beziehung denen der Dame auf dem Kleykamp-
fchen Bilde, nur müßte diefes einige Jahre fpäter entftanden fein, da die Dargeftellte
älter als die Lady bei Brunner ift.

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