Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0537
DOI issue:
14. Heft
DOI article:Friedeberger, Hans: Die Jahrhundert-Ausstellung deutscher Kunst 1650 - 1800 im Residenzschlosse zu Darmstadt, II.
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JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG DEUTSCHER KUNST 1650 1800 IN DARMSTADT
Was das Stilleben an-
geht, fo erfcheint der erfte
Meifter der Periode, der
Olmüßer Georg Flegel, der
1638 in Frankfurt ftarb,
gleich unabhängig von der
älteren deutfchen Still-
lebenmalerei wie von der
holländifchen, die dazumal
noch in ihren erften An-
fängen befindlich war.
Wer fein Lehrer war, ift
nicht bekannt. Man könnte
an Einflüffe von Jurian
Jacobs denken, der, wie
Flegel gelegentlich auch,
Fleifchftücke malte, und
auf feiner Schweizerreife
Frankfurt berührt haben
wird. Aber das Stilleben
Flegels bei Dr. Graeff ift
von einer fo vorurteils-
lofen, felbftändigen Auf-
faffung, daß man es als
durchaus eigenen Anfang
anfprechen muß. Seine
unmittelbaren Nachfolger,
Marrel und Mignon, ge-
raten dann ftark unter den
Einßuß der Holländer, wäh-
rend Angermeyer, deffen
prachtvolle, kleinmeifter-
lich-andächtige Arbeiten
echt deutfch find, feine
technifchen und farbigen
Anregungen durch Ver-
mittlung des Solothurners
Byß aus der Schule Mario
Nuzzis gefchöpft hat. Die
Hauptrolle in der Ent-
wicklung der deutfchen
Stillebenmalerei ift Ham-
burg zugefallen. Zwar
kam auch hierhin durch
Ottmar Eiliger die hollän-
difche Manier, befonders
die des Daniel Seghers.
Äbb. 25. MARTIN KNOLLER,
Himmelfahrt Chrifti
Geh. Kommerzienrat Cremer,
Dortmund
505
Was das Stilleben an-
geht, fo erfcheint der erfte
Meifter der Periode, der
Olmüßer Georg Flegel, der
1638 in Frankfurt ftarb,
gleich unabhängig von der
älteren deutfchen Still-
lebenmalerei wie von der
holländifchen, die dazumal
noch in ihren erften An-
fängen befindlich war.
Wer fein Lehrer war, ift
nicht bekannt. Man könnte
an Einflüffe von Jurian
Jacobs denken, der, wie
Flegel gelegentlich auch,
Fleifchftücke malte, und
auf feiner Schweizerreife
Frankfurt berührt haben
wird. Aber das Stilleben
Flegels bei Dr. Graeff ift
von einer fo vorurteils-
lofen, felbftändigen Auf-
faffung, daß man es als
durchaus eigenen Anfang
anfprechen muß. Seine
unmittelbaren Nachfolger,
Marrel und Mignon, ge-
raten dann ftark unter den
Einßuß der Holländer, wäh-
rend Angermeyer, deffen
prachtvolle, kleinmeifter-
lich-andächtige Arbeiten
echt deutfch find, feine
technifchen und farbigen
Anregungen durch Ver-
mittlung des Solothurners
Byß aus der Schule Mario
Nuzzis gefchöpft hat. Die
Hauptrolle in der Ent-
wicklung der deutfchen
Stillebenmalerei ift Ham-
burg zugefallen. Zwar
kam auch hierhin durch
Ottmar Eiliger die hollän-
difche Manier, befonders
die des Daniel Seghers.
Äbb. 25. MARTIN KNOLLER,
Himmelfahrt Chrifti
Geh. Kommerzienrat Cremer,
Dortmund
505