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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 1-26 (1. Januar - 31. Januar 1871)
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Übung aßet Solbatentugenben »on brn etßtn Se*
gdn bet ©fttlicpfett an bi« gur ^odjften SSapferfeit
auffbem ©cblacptfelbe gu »erbienen.

Sefoul, ben 30. ©cgember 1870.

geg. »on ©lümer.

Serid&t

be« ©enerallfcutettant ». ® l ü nt e r 'an Seine Röntgt.
£opdt ben ©toßpergog übet bie Sämnung »ott
©ijott.

l@uer Rönigtichen hobest mclbe id) untertbäntgß,
baß bie ©iöiflon, nachbem burd) ben fomutanbivcnben
©cneral 14. Slrmeeforp« baö Slufgcben bet »or*
gefepobenen Stellung bet ©ijon angeorbnet war,
am 27. ©egember gu »erlaßen bat unb in forcir*
ten SRärfcpeii geftern Slbenb mit bet 1. unb 2.
3nfanterxc= Srigabe, ber Raoafleric-Srtgabe unb bet
©i»ifton«*3lrtiilcrie in SSefoul unb Umgebung ein;
getroffen ifi.

©fe 3. 3nfanterie=S3rigabe (mit 2 ©«fabron«
unb einer Satterfe) hält bei ©rap unb Sire ben
bortigen Uebergang übet bie Saone noch betest.

Uebet Ursche fowie 2lu«fül)rung biefer Scwe*
gung erfiatte id) ©uer Röniglicpen popelt foigenben
untertbanigfien Sericbt:

Sad)bem beim ©eneralfomtnanbo 14. Slrmee-
forp« »on »erfd)fcbcnen ©eiten übereinßimtnnib
Sad)rf<bten eingetroffen waren, toelcbe fcblteßen
tiefen, bafj bebeutenbe fetnblidjc Strcttfräfte bei
Sefancon in ber Rongentrirung begriffen, bafj ber
fßrioatöerfebv auf ber Sabnftrecfe 8pon;Sefancon
ööüig eingefieflt, baß »ieHeicpt fogar ©heile ber
frangöftfd)cn 1. 8oire=2trmce per Sal)n über 8pon
nad) Dften tran«portirt feien, unb mit biefen ge*
fammelten Rraften ein ©ntfaijoevfuch auf Seifort,
fowie eine Operation gegen bie gianfe ber Stuf;
ßeflung 14. Slrmecfovpö gur 3lu«fübvung gelangen
foUte, — fo würbe »om ©eneral ». SBevber be-
fohlen, baß ba« SlvmeefoTp« ßcb in ber ßittie 3Se~
foul*8itre=2Rontbeliarb mehr fongontrirc, bie »or*
gefebobenen Soflttonen bei ©ijon unb 8angre« auf*
gebe, unb ßd) fo aportee batte, jebem Serfud) einer
©ntfapoperation auf Setfort ettergifd) entgegentre*
ten gu fönnen.

©a Seiten« ber Sorpojlen bereit« am 26. ÜRel«
bungen eingelaufen waren, baß bei Dtfclap (1V2
SReiicn nörblid) Sefancon) ber geinb in gicmlid)cv
Starte — 7000 SRann — ftd) gegeigt unb auf
gretfgnep betad)irt habe, ferner anberwcitlge 2Rit-
tpctlungen befiimmt angaben, baß am 26. fiärfere
©ruppenabtbfilungen »on Sefancon in ber Sidmmg
auf Seifort «bmarßhirt feien, fo febien ein mög*
licpß rafdte« 3ufantmenfcbieben be« 14. Slrmeeforp«
gegen feinen Unten glügel brlngcnb geboten.

@« ert)ielt beßbalb bie babifdje ©ioißon ben
Sefebt, am 27. ©ijon gu »erlaßen unb am 29.
bereit« bei Sefout fonjentrfrt gu fteben. ©a tpun*
lid)ßc Sefd)leiinigung ber Rongentrirung bie näcbße
Slufgabe war, alfo ein 3»f«mntenfiofj mft bem
©tgner wäßrenb biefe« ÜRarfdje« nicht im aUge*
meinen Sntereffe ber Sewegung lag, fo würbe be*
febtoffen, »on ©rap au«, fofern beim ©intreffen

»on ©atalonien nannte. 311« ber ©ob be« gefürd)*
teten ©«pantta bem Rampfe einßnbc machte, war
fjjrim ©enerat. Sßäprcnb be« Rriege« war ba«
^eer in ben Sarteipaber bineingejogen worben, unb
5ßrim ^atte fid) für bie gortfd)ritt«partei (Srogrtf*
ftßen) entfebieben. 2Rit bent ant weiteren Itnf«
ßepenben Srucptbeil berfelbtn »erfebwor er fttb ge*
gen ©«partero, ber nach bem ©pron ftreben feilte.
35ie ÜRoberabo« fdjfoffcn ft^ an, unb ben gemein;
fdtaftticben Stnfirengungen ber beiben Parteien ge-
lang bie Sertreibung be« ^Regenten. 3n ben ißar*
teifampfen ber foigenben ßeit blieb Srtm ber rechte
ärm ber gortfebnttepartei. ©ine falfcbe Slnflage
»erwidelte ihn in einen tßrojefc wegen eine« ÜJiorb*
anfebtag« auf fRaroaej, unb falfcbe Siebter »erur-
tbeilten ihn gu 6jäbriger gefiang«baft, aber bie
Rönigin begnabigte ihn, unb nicht lange, fo feblug
bie Stimmung bet |)ofe fo gu feinen ©unjlen um
ba^ er mehrfach in wichtigen Stellen »erwenbet
würbe. 1848 war er ©eneralflattbalter »on Sor-
torico. ©er trflen Sbafe be« türfifcb tuffifchen
Rriege« bem Rampfe an ber 2>onau, wol)nte er
al« greiwiatger bei, würbe jebod) »on feiner Se-
gierung balb abberufen. 1867 würbe er abermal«
»erbafiet, biefe« 3Ral wegen ärufjerungen gegen
bie Segierung, »erurtbeilt unb begnabigt. 1859
unb 1860 machte er ben ffclbjug in SWaroffo mit,
wo er ben Scrtrng »on Solebab febloß, eine £>anb-
Jung, bie er fpätcr at« Senator in jenen berübm-

bafelbfl nicht befonbere ©rünbe einen Sormarfd)
bireft in ber Sichtung auf Sefancon nötbig macb-
ten, lang« bem rechten Saone^Ufer aHfwärt« gu
marfchiren, bet Soing ben genannten jflufi gu paf-
ftren unb »on ba Sefoul gu gewinnen. 3Me Saone
beefte auf biefe SEBetfe ben Slanfenmarfcb faft in
feiner gangen 2lu«bebnung.

Son ©ijon nach Sefoul beträgt oben begegnete
äSegftrccfe 116 Rilomcter ober 15V* SRcflen, welche
in 3 Sagen gurüdfgulegen war, alfo au ficb eine
febr bebeutenbe änforberuhg an bie 3Sarfcbfäbigfeit
ber Sruppe.

©ie bei ©intreffen be« ÜRarfchbefebl« momen-
tane Slufjlellung unb ©iölocirung ber ©ioifton,
fowie bie am gleichen Sage eintretenbe äujjerff un;
günjiige SBitterung erfebwerten bie ßöfuttg be« Sc»
fel)l« aber nod) in gang befonberer 5Beife.

Unb hoch fann ich mft Stolg ©urer Rönigli;
d)eu Roheit untertbänigfi berichten, baf bie ©i»i*
fion biefe fo bebeutenbe unb unter erjdjmcreuben
Scbenumfiäuben an fic berangetretene Slufgabe in
einer mufferbaften SBeife gelö«t unb bamit wicberum
ben Sewei« geliefert bat, baft nicht im ©efechte
allein ihre Solbatentugenben glängen.

2lm 26., al« ber ©ioifton bie 3Rar)cbberritfd)aft
anbefobien würbe, fianb bie 1. Srigabe auf Sor-
pofien füblid) unb füböjllid) »on ©ijon, in ber
ßinie »ott SRarfar.nap über ßongoie nach Seuillp
le« ©ijon.

©ie 3. Srigabe batte bie Sorpoflen im ©e^
birge unb Slombtere«, Salant unb gontaiite le«
©ijon bcfc|jt.

Sur bie 2. Srigabe war unmittelbar in Ouar-
tieren in ©ijon felbf«. Sott ber 3. Srfgabe be*
fanb ficb ferner am 26. eine gu Solge höherer
üöctfung weftmärt« gur ©eefung ber ©ifenbabn
©batillon--Saniere« entfenbete mobile Rolonne öon
2 SataiHoncn, 2 ©sfabvon« unb 1 Satterie (unter
Rommanbo be« Siajor« »on SöberJ gwar auf bem
Südmarfch, erreichte ,jebod) erft ant Slbenb btefc«
Sage« Sange«, 24 Rilometcr ober 3 Steilen wefi-
lieb ©ijon.

©a »otn fommanbivenben ©eneral ber enbgtl*
tige ©ntfeblub gunt »eiligen Slufgebett »on ©ijon
erfi in ber Sacht qefapt uttb am 27. früh V28
U^r ber Sefebt b>fäu gegeben würbe, fo mujjfen
»or Segintt be« Slbmarfche« auf Sefoul bie im
angefirengteften Sorpofien* unb Satrottiflenbien^
gefianbene Sataiüone guerfi eingegogen unb bri-
gabewetfe bet ©ijon fongentrirt werben; ba« ©eta*
chement be« Stajor« oon Söber mupte enOliih »on
ber 3. Srtgabe guerfi abgewartet werben, be»or
bfefelbe ben Slbmarfd) beginnen fonntt.

Sach ©intreffen ber SSarfdjorbre für bie ©i-
öifton Seiten« be« ©encralfommanbo’« würbe für
ben 27. golgenbe« befohlen:

©ie ©ioifton rüdt in brei Sfarfchfiaffeln, ge-
bilbet burch bie 3nfanteriebrigabett auf ©rap ab.

©ie Sefe übernimmt bie 2. 3ttfantericbrigabc,
unb begieht biefelbe am 2lbenb Duartiev in Statt*
toche unb ©jfertenne« (572 Söteilen öon ©ijon).

©er 2. Srigabe folgt bie 1. Srigabe mit ben

ten Scbcn »ertbeibigte, in welchen ber altfpantfche
^)a^ gegen ffranfretd) fo lebhaft gum 3lu«brud
fam. ©ie Solle, weide er währenb ber ©eptnn*
berreoolution 1868, bie gur Sertreibung SfabeUa«
führte, unb feitbem gefptelt hat, ift nod) in frifebem
©ebäcbtnip. ©er her»orragenbe 3lttthetl, ber ihm
bet bitter Seoolution gufommt, wirb, wie man auch
fonfl über ben politifcbcn ©harafter biefe« ächten
Sronunciamento=|)clbett benfen mag, fein bauernb*
fler Suhme«titel fein, ©er unbänbtge ©hrgeig be«
ritterlichen Stanne« ifi »on feinen geinben »iel »er*
läüert worben; aber bafj er felbfi nach bem Sbrone
geflrebt b«be war eine 3bte ber Sepublifaner
bie fo wenig ©tunb batte, al« ihre anberen ftren
3been. 311« cinflufjrcicbfter Stann ber monarebifeb*
liberalen ^Sartei war er bent gang befonberen ^faß
ber republifanifchen ^Partei »eifallen, bie auch in
Spanien lieber mit Rlerifaien unb 2lbfolutiflen
gemetnfame Sache machte, al« mit ben ßiberalen.
©a^ biefer 3Rann, ber gugleid) unbebingt über ba«
£)ter gebot, einem Attentat erliegt gur felben Stunbe
ba ber jungt Röntg in Sartagena lanbete, tfl fein
glftdoerfünbenbe« 3c*d)en für ba« neue Röntqtbum.
3mmer wieber fdjeinen biefe romanifeben Sölfer
enblidt einen Suffdtwung gu nehmen, immer wie*
ber gewinnen fte für ftcb unfert berglicbtn ipmpa*
tbien, aber immer wieber wijfm fte biefe Spmpa*
tbien grünblich niebergufdjlagen.

noch bi«ponibetn ©«fetbron« ber RaoaHerfebrigabe
uttb Satterien ber ©l»ifton«artillerie.

Seneoe unb SRirebenu finb »on ber Srfgabe
am Slbenb noch gu erreichen (4 SDteilen).

©ie 3. Sfnfanteriebrigabe folgt al« leftte StarW*
Raffel unb Slrrierergabe. Sie erwartet in einer
2htffieHung wefilich St. SlpoUtnaire ba« ©intref*
fen be« ©etadtement« ». Söber unb rücft bann
nach 3lrc für SlUe, Sfagnp St. SSebarb unb
SeUeneuoc. (Sott Sange« *>i« 21« für Siüe faß
5 Sieiien.)

311« ©t»tßon«ßab«*Qnartier wnrbe ©ffertenne«
beßimmt.

Sadtbem bereit« feit bem 20. ©egbr. ßarfer
groß eingetreten war, erfolgte am 26. ein felft
bebeutenber Schneefall, ohne bafj bie Semperatur
mtlber würbe. 3n golge beffen war ber äRarfd)
auf ben Straßen, welche überall in ber ©egenb
ficb burd) rafeben unb nicht unbebcutenben Sio’eau*
wccbfel — Steigungen unb ©cfäile — ftnngeicb*
nen, etn äußerft befcbwerlidjer unb ermübenter für
ÜRannfcbaften unb Sferbe. ©er burch bie lange
Rolonne feßgetretene, aber auch glattgefrorene
Straßeitförper bot befonber« an ben Steigungen
ben gabrgeugen nicht unbeträdttliche Schwitrigfct*
ten bar. Sichrere Sferbe ßürgten unb mußten'auf
bem Sl«?e gelobtet werben.

Sicbt«bcftoweniger erreichten bie ©ruppen, wenn
auch fehr evmübet unb tfjetlwetfe erß bei cinbre*
djenber Sacht, bod) »ollfommcn munter unb ohne
Sacbjügler bie befohlenen 2Rarf4quartieve.

gür ben 28. mußte ber SSarßh unter ben
gleichen Serbältniffen fortgefefct werben.

©ie 2. Srigabe würbe nad) Satte, Sutet unb
©ampievre, (372 bi« 4 2Reilen) inftrabirt, bie 1.
Srtgabe, mit ber wieber ihre urfprünglicfeen gor*
matton annehntenbenRaoaHerffbrigabe u. ©ioißoit«*
artiilerie nach SSantureur, Sereur 3lrc unb ©rap
(3 — 3 72 Steilen); bie 3. Srtgabe nach ©fler*
tenne« unb ÜRanio^e. — ©er ©iotfton«ßab legte
ftep in bie Stifte ber SDtarfdquartiere nach 3lrc.

2tm 29. enblid) erreichte bte gelammte ©iötflon
mit 3lu«nabme ber auf h&brren Sefepl tn ©rap
gnrüdbleibenben 3. Srigabe, ben beßtmmteit Ron*
gentriruitg«*Sapon um Sefoul mft einem britten
©ewaltmavfd) »on über 5 Steilen.

©a id) unterweg« mid) übergeugte, baß bie
3lnforberung an bie ©ruppen eine äußtrß große
War, fo eilte ich perfönlid) nach Sefoul oorau«,
woptn ba« ©eneralfommanbo ftd) ©ag« guoor be*
geben butte, unb mit bem ich erß bort wieber in
Serbinbung treten tonnte, um mi<b über bie St*
tuation aufgufläven unb feßgußeflen, ob ba« ©in*
treffen in Sefoul am 29. immer noch unbebingt
notpwenbig wäre. ©« würbe mir bort, entfprecpenb
bet Situation ertvfefccrf, baß bie ©ruppen, wo nö*
thig, am 29. unterweg« üRarfcbquartierc begiepen
fönnten u b erß am 30. frubgeitig in Sefoul ein«
treffen müßten.

©ropbem ich bie SRittljeilung biefer Srleicbier*
ung ben Slbtbeilungen al«balb entgegenfanbte, fep*
ten bod) fämmtliche Segimenter ihren Starfcp au«
eigener 3ntttatioe fort unb erreichten nod) fpät
am 3lbenb ipre uriprünglicp beßimmten Starfcp*
gielc.

14 Stunben waren eingelne 2l6tbfilungen un*
terweg« gewefen; »or ©ageöanbrud) aufgebrochen,
rücfte g. ,S- ba« 3. Segiment erß 7*10
Sbenb«, jeboep mit tlingenbem Spiele unb in mu*
ßerpafter Haltung in Sefoul ein.

3cp tonnte e« mir nicht »erfagen, bem Segi*
ment, welchem icb beim ©inrüefen entgegen ging,
für biefe oorgüglicpe ßetßung unb militärtfd)e ©i«*
jiplin meine gang befonbere Slnerfennung au«gn*
fpreeben.

2Ba« ich aber allein biefem Segiment an 80h
gu jagen ©elegenbcit habe, tarnt ich freubigett
bergen« allen Slbtbeflungen ber ©ioifton guer*
fentten; alle ^abett an biefen ©agen bewiefen,
wa« eine ©ruppe »on ©i«gipltn unb militärifdjer
3lu«bilbung Sebeutenbe« gu letßen im Staube iß.

Si« jefjt war e« mir erß »ergönnt, ©uer Rö*
niglicbnt Roheit »cn ber über alle« 80b erhabenen .
©apferfeit unb Sfl'djterfülluug int ®efed)t ber im
gelbe flebenbett Söhne Saben« berichten gn fön*
nen, — beute fann ich au« eigener 3lnfdjauung
weiter beifügen, baß bie babifebe ©iofßon je bet
militävifeben 'Rnforberung, fei fle auch noch fo podj
unb fcpwierig, in glängenber SJetfe gu entfpre^en
tm Stanbe iß.

Sefoul, ben 30. ©eg. 1870.

Hott ©litmer.

©ctterallicuteitant unb ©ioi|ton«fommattbeur.
 
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