Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893
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Luthmer, Ferdinand: Zum Geleit für 1893!
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von Professor WevMttNN^ökz berausczetzeven von
Zu beziehen ,,„r durch den Buchhlindel,
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flllll,Nationen und textliche Beiträge n»r an die Schriftlcitnng in Darinstadt erbeten.
Nur Spezial-Hefte sind rinzeln L Ml, 2,— eVbältlich.
Buchh,-Vertretcr: Eduard Schinidt, Leipzigs
Insertions-Bedingungen a,n SchluH der Zeitschrift,
IV. Jahrgang.
Varnlstadt 1893.
Januar-Hefl.
Rückert.
Eft ist die Frage aufge-
worfen worden: wie kommt
es doch, daß der deutsche Ge-
schmack auf so getrennten
Bahnen wandelt? Daß in
der künstlerischen Ausstat-
tung der deutschen Käufer so
schwer ein einheitlicher <l)ug
zu erkennen ist? Daß Nord
und Süd—jedes seine eigenen Wege geht und bald
. hier Einer nach Frankreich, bald dort Liner nach
oig an un imiika hinüberschielt, um sich Anregung und Vorbilder zu
"" ^lk von über vierzig Millionen nicht das Recht,
semen Geschutack für sich zu haben, und hat das große Wort: „Einigkeit
macht stark', dessen Wahrheit wir in schwerer Zeit erprobt haben,'nur
auf diesen, Gebiete keine Gültigkeit? - wer wollte sich vermessen, in
kurzen Zeilen auf diese schwerwiegenden Fragen die Antwort zu geben!
lhier sei nur aus eine Eigenthümlichkeit in unserem kunstgewerblichen Leben
Motto:
hingewiesen. Die deutschen Künstler, welche der Dekoration ihre Kräfte
weihen, arbeiten Zeder für sich; eine gegenseitige Fühlung wird fast nie
gefunden, oft nicht einmal gesucht. Aber nicht nur unter einander fehlt
der Anschluß, auch mit dem Publikum erfolgt die Verständigung nur von
Fall zu Fall, wie der einzelne Auftrag die Gelegenheit bietet. Das
Publikum selbst, das sich für die Frage interessirt, auf welchen Bahnen
das deutsche Kunstgewerbe wandelt, sieht sich ziemlich rathlos: was ihm
größere Dekorationsgeschäfte oder gelegentliche Lokal-Ausstellungen bieten,
ist zufällig, zusammenhanglos und trifft selten den Kern der Sache. —
Sicher beantwortet der hier erwähnte Mangel nur einen Theil
der oben aufgeworfenen Fragen; wer aber diese gegenseitige Zsolirung
von Künstlern und Konsumenten als Mangel empfunden, der wird mit
uns nicht ohne Genugthuung die Entwickelung verfolgt haben, welche
die „Zeitschrift für Znnen-Dekoration" im letzten Jahre ge-
nommen hat. Der Ort, an welchem sich Produzenten und Konsumenten,
Künstler und Publikum begegnen —- hier ist er geschaffen. Aus kleinen
Anfänge» hervorgewachsen, von Manchen mit Mißtrauen betrachtet
— mein Gott, welche Menge von Blättern und Blättchen dieser Art
weht uns der tägliche wind aufs Pult! — hat sich dies Blatt seinen
Platz in der Welt zu erobern verstanden. Ernste Arbeit, künstlerisches
Verständniß und eine schier unermüdliche Opferbereitschaft des Peraus-
gebers haben es durchgesetzt, daß diese Zeitschrift heute der Vereinigungs-
punkt einer Anzahl von Männern geworden ist, die mit dem Stift und
der Feder bemüht sind, den, Geschmack des deutschen Publikums eine
bestimmte — und wir dürfen es wohl sagen — eine gesunde Richtung
zu geben! Und wer an dieser Stelle etwas zu sagen weiß, das der
Kunst in ihrem eindringlichsten Wirkungskreise, der Kunst im Pause
dient, der kann sicher sein, bei vielen Tausenden einen wiederhall seiner
Worte zu finden. Darum möge sich der Kreis derer, die da reden —
mit Stift und Feder — und derer, die da hören wollen, auf's Neue
erweitern, das ist der Wunsch, den wir Mitarbeiter der „Zeitschrift
für Znnen-Dekoration" zum neuen Jahrgang darbringen!
F. Luthmeß.