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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Das Licht im Salon und die Bedeutung der Lampenschirme: Plauderei unseres Pariser Spezial-Korrespondenten
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Verfahren, das Werfen von geprägtem Holz zu verhindern
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Farben und Formen im Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0056

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5eite 30.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Februar-Heft.

dürfte es denselben wohl willkommen sein, zu erfahren, wie sie das Licht derselben
mildern und besonders für die Erscheinung vorthcilhaft machen können, wer
jemals, wenn er direkt unter dem Gaslicht stand, zufällig in den Spiegel geschaut,
muß bemerkt haben, wie scharf plötzlich jede Linie, jede Falte des Gesichts hervor-
trat, das um Jahre gealtert erschien. Es ist dies die Wirkung der »»beschatteten
Flamme, die auf das Gesicht fällt. Um nun diesen, Uebel abzuhelfen, versieht man
die Glasglocken mit einer Umkleidung von rosa Seide. Lin langes, gerades Stück
derselben wird aneinander genäht und oben und unten ein schmales rosa Band
hindurch gezogen, so daß oben eine kleine Rüsche sich bildet. Man zieht nnn die
Seide über die Kugel, welche oben einen etwas vorspringenden Rand haben muß,
sodaß man das Band dicht darum zuziehen und an der Seite zu einer Schleife
binden kann. Unten muß die
Seide nicht nur bis znm Ende
der Glocke, sondern über die-
selbe hinweg ungefähr bis zum
Gashahn gehen und wird nun
hier ebenfalls fest zugezogen,
wobei man es so einrichten
kann, daß ein Paar Enden
des Bandes herabhängen. Auf
diese weise fällt das Licht
durch die Seide, wird ein sehr
sanftes und mildes und verschö-
nert den Teint der im Zimmer
Anwesenden außerordentlich,
wofür die Besucherinnen
der Hausfrau nicht undankbar
sein dürften. Doch auch abge-
sehen davon, ist diese Art der
Bekleidung von Glasglocken
empfehlenswerth, da sie nicht
nur an und für sich hübsch ist,
sondern auch den vortheil be-
sitzt, daß man die einfachsten
Kugeln benützen kann, da diese
ja nicht sichtbar werden. Gelbe
Seide ist für den Zweck auch
empfehlenswerth, keinenfalls
aber blaue, grüne oder selbst
leuchtend rothe.

Verfahren, das Werfen
Kon geprägtem Hol; ;n
verhindern. Ls ist der
Sächsischen Holzindustrie-Ge-
sellschaft in Rabenau gelungen,
die Ursache dieser störenden,
die ganze Arbeit in Frage stel-
lenden Erscheinung zu erkennen
und ein sicheres, im Nach-
stehenden beschriebenes Ver-
fahren zur Beseitigung dieses
Uebelstandes zu finden. Das
werfen des Holzes in con-
vexem Sinn bei der erhaben
geprägten Bildfläche hat seine
Ursache darin, daß, obwohl
das Holz beim Prägen die
Form völlig ausfüllt und da-
durch dichter wird, doch auch
gleichzeitig eine Dehnung des
Grundes der Prägefläche nach
allen Seiten hin stattfindet.

Da diese Dehnung des Bild-
grundes bei etwas dickeren
Brettern sich nicht durch die ^
ganze Tiefe des Holzes erstreckt,
so wird nur die der Oberfläche
zunächst liegende Schicht ge-
dehnt, während nach unten zu
fast gar keine Dehnung auftritt.

I"

Die Wirkung dieser nur auf die Holzoberfläche
sich erstreckenden Dehnung ist ein Hohlwerden der entgegengesetzten Seite. — Durch
das neue patentirte Verfahren wird auf der Rückseite eine ähnliche Spannung hervor-
gerufen. Zu diesem Zwecke prägt man dasselbe oder annähernd dasselbe Dessin
auf beide Seiten des Arbeitsstückes, auch kann man z. B. unter das zu prägende
Holz eine mit kegelförmigen Zacken versehene Liscnplatte legen. Diese Zacken dringen
beim Prägen in das Holz und verdrängen dasselbe nach den Seiten, wodurch eben-
falls die Spannung erzielt wird. In ähnlicher weise verfährt man bei Prägung
von Flachreliefs, nur, daß man anstatt Eisen mit kegelförmigen Zacken, solche mit
würfelförmigen Zacken verwendet. — Die Prägung der Rückseite kann nach Fertig-
stellung der Arbeit wieder abgehobelt werden, die Spannung bleibt, wenn nur der
Mustergrund nicht entfernt wird. — Solches ist indessen nicht zulässig, wenn kegel-
förmige Vertiefungen in die Rückseite eingexrägt werden. —

Marken und M armen im ^Dauje.

m Hamburger Kunstgcwerbe-Vereitt hielt gegen Ende vorigen Jahres, wie wir
dem „Kunstgewerbeblatt" entnehmen, Herr Martin Kimbel aus Breslau
einen Vortrag über „Farben und Formen im Hause". Derselbe führte aus, wie
lebhaft wir uns oft der einzelnen Möbel, Wandbekleidungen und Bezüge -es elter-
lichen und großelterlichen Hauses erinnerten, während oft fast bereits ein Menschen-
alter vergangen sei, ohne daß sich uns anderweit wieder irgendwo eine Einrichtung
geboten hätte, die einen auch nur annähernd so tiefen Eindruck hinterließe. Herr
Kimbel legte dar, daß diese auffallende Erscheinung nur zum Theil auf die freilich
viel lebhaftere Empfänglichkeit der Jugend zurückzuführen sei, daß dieselbe zum

größeren Theil daraus resul-
tire, daß das jetzige schnell-
ledige Zeitalter keine Eindrücke
! von solcher Unwandelbarkeit

und Dauer mehr hervorzu-
bringen vermöge und daß die
Mehrzahl der Menschen jetzt
i in Miethetagen, anstatt in

1 eigenen Häusern wohne. Die

^ Dekoration der elfteren müsse

stets dem breiten Geschmack
^ einer großen Allgemeinheit

> entsprechen und es ermangele

daher von vornherein jede In-
dividualisirung solcher Woh-
nung. Der auf Spekulation
bauende Eigenthümer werde
daher, »in die Konkurrenzan-
gebote zu überbieten, die
Zimmer mit möglichst viel
Gold austapeziren, die Decken
reich mit Stuck bekleben, und
dann alles übereinander mit
solchen Mittelfarben streichen,
daß man mit demselben Recht
sagen könne, es passe nichts
hinein, als es passe alles
hinein. Gesetzt den Fall aber
auch, diese Dekoration passe
gar nicht zu der weiteren Ein-
richtung , deren Rahmen sie
später bilden solle, so empfände
man doch dabei kaum ein Un-
behagen, denn schon nach 2
oder z Jahren habe man sich
an das Ganze derart gewöhnt,
als müsse es eben so sein, und
dann folge vielleicht schon
wieder ein Umzug, denn solcher
Häuslichkeit fehle eben ganz
das sichere Fundament. Zu
diesem allen komme noch der
Modexutz, der, allen denkbaren
Mode < Zeitschriften entnom-
men, unerschöpflich sei im Er-
finden immer neuer und oft
immer unpassenderer Kissen,
Behänge, Borten, Läufer,
Decken und was es sonst gebe,
um in mühsamster Art Lücken
zu füllen, die oft eigens erst
erfunden werden mußten, um
da zu sein. Manchmal könne
man wirklich nur sagen, dieses
^ ganze Konglomerat müsse fort,
dann erst bleibe ein wirklich
wohnlicher Raum übrig.
Leider aber sei dies alles zu
sehr Gefühlssache, und es
könne wohl kein Gesetz erfunden werden, das uns von all dem tausendfachen
Flitterwerk zu einer gediegenen Einfachheit zurückbrächte. Redner verbreitete sich
nun noch des weiteren über Stil und Mode im Allgemeinen. Immer mehr sinke
gegenwärtig der Stil zu Mode herab, und ohne Nachdenken und verständniß mache
man lediglich Anhäufungen und Wiederholungen von Kunstformen. Redner wies
in dieser Beziehung auf die Verdachungen unserer inneren Thüren hin, die an sich
sinnlos seien, da Regen in der Regel nicht in das Innere der Wohnungen ein-
dringe und die Verdachung zur Abführung des Wassers von der Thür nothwendig
fei, sondern daß dieselbe lediglich dem Dekoratör Schwierigkeiten bei seinen Arbeiten
bereite. Sodann ging Herr Kimbel noch ausführlich auf die üblichen Deckengesimse
ein, für die er einige von ihm vielfach mit Glück angewendete Modifikationen
vorschlug, um endlich zum Schluß alle Betheiligten aufzufordern, nur immer das
Beste zu fabriziren, was möglich sei. —

Abbildung Nr. 52l- Nolrolro - Wandfüllung mit Malerei n ln XVnttonri.

Entworfen und gezeichnet von Maler Heinz Muth.
 
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