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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0276

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5eite s60.

Gktober-iffest.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.


>u unseren -Illustrationeil.

Indem wir bezüglich der Abbildungen Nr. 655 bis 662 und Nr. 66I auf
unsere Schilderung von Hamburger Küchen-Linrichtungen und -Anlagen verweisen,
sollen in Nachfolgendem nur noch die weiteren Abbildungen beschrieben werden.

Büstenstander. (Original-Aufnahme von M. Schoenfeld (Abbildung Nr. 665).
Zu unseren Renaissance-Einrichtungen will die glatte Form der Holzfäule als
Ständer für Büsten nicht wohl mehr passen und die vorliegende Aufnahme gibt
daher einen der mannigfachen Entwürfe zur reicheren Ausbildung solcher tragenden
Stützen. Die ganze Formgebung verlangt allerdings ein ziemlich schweres Stück,
und es ist daher stets wohl zu beachten, daß solche Tragesäule auch in richtigem
Verhältnis zu dem auf ihr ruhenden Gegenstände stehe.

Vorplatz-Möbel (Abbildung Nr. 66-P. Wir entnehmen mit diesem Möbel
dem vortrefflichen englischen Werk „Setect Ariinitnre" den Gedanken, die für
Ausstattung von Vorplätzen so besonders angemessene Sitzbank mit dem Kleider-
und Schirmständer zu vereinigen, zumal sich hiernach innerhalb des Sitzkastens noch
ein für mancherlei Sachen höchst brauchbares Gelaß bietet, so ist im Ganzen ein
besonders zweckmäßiges Einrichtungsstück gewonnen, das zugleich jedem Flur ein
äußerst vornehmes Ansehen geben wird. Für den Einzeldekor können hier statt
ausgesägter oder geschnitzter Füllungen auch sehr wohl Holzbrandbilder eingefügt
werden, durch die sich dann unter Umständen!
auch dem Besitzer Gelegenheit zu eigener Mit-
Wirkung an der Ausschmückung seiner Einrich-
tung eröffnen kann.

Portrait Sr. Majestät des Königs
von Württemberg (Abbildung Nr. 665). Für
das Bildniß eines allverehrten Herrschers be-
gnügt sich ein Volk in der Regel nicht mit den
sonst für bildliche Wiedergabe durch Farben
oder Meißel gegebenen Mitteln, sondern ver-
sucht, auch weitere Techniken diesem Streben
dienstbar zu machen. Solchen: Wunsche ver-
dankt auch das vorliegende Portrait des Königs
Wilhelm seine Entstehung, indem sowohl Bild
wie Rahmen von der auf diesem Gebiet ganz
Hervorragendes leistenden Firma A. G. Fr.

Bühler in Stuttgart mittelst künstlerisch
vollendeter Lederpunzarbeit hergestellt sind. In
vollendet gelungener Ausführung hebt sich der
ungemein ähnliche und wohlgelungene Kopf
des Königs aus tiefem Schwarzgrund hervor
und das sich hierdurch ergebende Medaillon ist
von einem in reichstem Dekor ausgebildetem
Rahmen umgeben. Besonders wohlgelungen
ist die obere Krone, die sich durch ihre Unter-
schneidungen ganz vom Untergrund abhebt.

Zu den Seiten sieht man Reichssturmfahne und
das Wappen von Mömpelgard (letzteres als zur
Entwickelung des Königreichs Württemberg ge-
hörig), während die untere Mitte das zierliche
württembergische Landeswappen zeigt, hinter
welchem sich Lorbeerzweige entwickeln. Die vier
Ecken zeigen abwechselnd einen Hirsch- und einen
Löwenkopf als die beiden Attribute des Wappens
zwischen den mit wohlgelungenen ornamentalen
Arabesken, geschmückten Rahmenleisten. Nicht
zum Mindesten müssen wir aber weiter auch unsere
Aufmerksamkeit der oberen Aufhängung des
Bildes zuwenden, in der die Knot- und Knüpf-
technik in besonders schöner Vollendung zur An


weuduug gebracht ist. Die ganze Arbeit wirkt in ihrer gelbbraunen satten Färbung
ungemein sympathisch und muß als ein ebenso eigenartiger als formvollendeter
Schmuck und tüchtige Leistung der jungen Kunstwerkstatt bezeichnet werden.

vier verschiedene Vfen- oder Wandschirme führen wir unseren Lesern in
den Abbildungen Nr. 666 bis 668 und Nr. 674, vor, die alle von verschiedenen
Künstlern entworfen und in ganz verschiedener Art ausgeführt gedacht sind. Der
erste von L. Hansen zeigt einen Rahmen aus geschnitztem Holz mit Füllung in
Stoffmalerei oder Stickerei, deren Farben entsprechend der Rahmen entweder als
Naturholz belassen, oder vergoldet, oder schwarz gebeizt werden kann, während
sich hier die Auffassung des (Ornamentes noch im Barockstil hält, zeigt der zweite
von E. Härring komponirte Wandschirm die Formen des Uebergangs zum
Rokokostil, dessen (Ornament sich der in Schmiedeeisen gedachten Ausführung so
besonders glücklich anschmiegt. Die Farbengebung richtet sich hier ebenso wie bei
dem erstgenannten Beispiel nach den Farben der Füllung und wird meistens schwarz
oder dunkelblau gewählt werden. Auch hier läßt sich aber durch theilweise Ver-
goldung oder durch Herstellung einzelner Theile aus blankem Kupfer je nach Wunsch
eine beliebig reichere Wirkung erzielen. — Ganz anders ist der (Ofenschirm Abbil-
dung Nr. 668, der von H. Iacobsen entworfen ist, und eine reich gepunzte Leder-
füllung zeigt, die in ein Gestell von schlichtem Bambusrohr gefaßt ist. Der Grund
unter dem (Ornament ist vergoldet gedacht, sodaß die edel durchgebildete Zeichnung
um so vornehmer zur Geltung gelangt, als er einen trefflichen Gegensatz zu dem
schönen Naturglanz der aufgetriebenen Ledertheile bildet. — Noch eine weitere

Technik zeigt unser Entwurf von Professor Rud. Rößler (aus dem prächtigen in
der Bücherschau des vorliegenden Heftes besonders gewürdigten Werke: „Figurale
Kompositionen", Verlag von Antou Schroll L Eo., Wien), der gleichfalls minderen
Werth auf den Rahmen legt, der daher in verhältnismäßig nur schlichter Weise
ausgebildet ist, dafür aber eine Spiegelscheibe aufnimmt, die mit einem entzückenden
Amoretten-Gemälde geschmückt ist. Aus dem unteren Rand ragen nach japanischer
Manier einige Blüthenzweige hervor, die sich von einem leichtbewölktem Hinter-
grund abheben, der oben in den durchsichtigen Glasgrund übergeht. Im Fond des
Bildes gruppiren sich drei mit Blumenkränzen spielende Amoretten, in denen sich
die ganze Meisterschaft des Künstlers wiederspiegelt, der in der Behandlung von
Kindergruppen ganz unübertrefflich ist, eine Behauptung, die freilich sicher ebenso-
wohl durch Reproduktion jedes anderen Blattes aus seinem schönen Werk bewiesen
worden wäre.

Motiv für eine Fenster-Dekoration, (Vriginal-Lntwurf von K. Spaeth
(zweite Bildbeilage). In diesem Entwurf ist die ganze Fensternische durch eine
reich ausgebildetete Lichenholzumbauung so weit in das Zimmer hinein vertieft,
daß darin ein kleiner Sitzplatz entsteht und daß sich seitlich kleine Wandschränkchen
ergeben, oberhalb welcher größere Iierstücke als Statuetten oder Vasen Platz finden
können. Die Stoffgardinen schließen sich hiernach ganz in den Vorbau ein, nnd
werden von einer reich gestickten (Obergardine umschlossen, über die sich die Be-
krönung des Einbaues legt, dessen Umgebung durch dekorative Malerei noch bedeu.

—-ff tender betont ist, sodaß ein ungemein reiches

Ensemble entsteht, das besonders für Empfangs-,
Rauch-, Spiel- oder Herren-Iimmer zu empfehlen
sein dürfte.

Schlafzimmer-Einrichtung, entwor-
fen und ausgeführt von der Firma F. A. Schütz
in Leipzig (Abbildung Nr. 67 (X 2» diesem
Bilde führen wir unseren Lesern eine gut
bürgerliche Schlafzimmer-Linrichtung vor, die
für einen Raum von mäßigen Abmessungen
gedacht ist. Die Bettstellen und der Doppel-
waschtisch füllen die eine Langwand, während
an der chuerwand ein größerer Schrank Platz
findet und der Durchgang, der an der anderen
Langwandseite verbleiben muß, durch eine
Lhaise-longue begrenzt wird. Fenster- und
Bettvorhänge sind in hübscher Uebereinstimmung
gehalten. Die Formgebung der Mobilien ist
im Renaissancestil gehalten, wobei aber Schnitze-
reien gänzlich vermieden sind, sodaß das schöne
amerikanische Nußholz mit Eichenholz-Einlagen
in großen Flächen auf das Ansprechendste zur
Geltung kommt.

Friesmalerei für ein Jagd- oder
Speisezimmer. Entworfen von Martin
Wiegand (Abbildungen Nr. 672 und 675). In
humorvollster weise ist in diesen beiden Bil-
dern durch Kindergruppen die Heimkehr von
der Iugd und der Empfang einer durch Gott
Amor bei einem jungen Ehepaar eingeführten
Sängerin geschildert. Frisch und lebensvoll tönt
uns das Halali aus dem einen Bild entgegen,
wo jeder der kleinen Bengel sich herzlich seiner
Beute freut, indem sich der Zug stolz und sieges-
ewußt zum häuslichen Herd zurückbewegt.
Im an ern Bild ist das junge Paar bacchanten-
artig aufgefaßt, ja, eZ könnte sogar für ein
römisches Kaiserpaar gehalten werden, das der
Sangeskunst huldvollst den Eintritt gewähren
will, die mit Gott Amor im Bunde schon

Amoretten - Wandschirm.

Rößler, „Amoretten"; Verlag von A, Schroll L Lo„ Wien
Abbildung Nr. 674-

draußen am Wege die Herzen zusammeugeführt hat und dessen schöne Vertreterin
nun angefeuert noch durch den perlenden Wein, der übermüthig frohen jungen
Hausfrau das Schönste zu bieten im Begriffe steht, dessen ihre Kunst fähig ist.

werden wir

An unsere geehrten Alwimeiiteil

Mehrfach an uns ergangenen wünschen entsprechend
mit dem nächsten Iahrgang den

viertvljrrlirlicl» —

erheben lassen. Derselbe beträgt

(sioll hoffen, daß diese kleine Preisdifferenz von

Vierteljahr im Hinblick auf die überaus lrost-
t ttEung in Folge der zahlreichen Illustrationen und
' x^itschui^d ^ 'iets reicheren und schöneren Ausstattung der
" „es., K . Innen-Dekoration" von unseren Lesern als berechtigt
anerkannt werden wird.

^ll'n um fernere Erkaltung Ihres geschätzten lvoklwollcns
uuo gullge Weiterempfehlung unseres Unternehmens in Freundeskreisen!

KL

Mit vorzüglicher Hochachtung

Iltultr- kunstgew- „Zeitschrift für Innen-Dekoration.^

-K

^ SP -r-ft- PS PS'P^S P?P^ P s Pi X r 4 2 A
 
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