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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Dankwardt, L.: Der englische Geschmack in Deutschland, [2]
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Teile 79.

2Nai-L)eft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

er englische Weschrrrack in Deutschland.

-Hu unserer: Dllustratinnen.

Don L. Dank war dt. (Schluß von Seite ?z.)

Sessel und Tischchen sind eigentlich nur dazu da, den Winkel zwischen wand
und Fußboden zu verhüllen. Man schasst einen möglichst weiten Raum, in dem
man frei athmen, sich frei bewegen und sich ausgiebig erholen kann. Selbst wenn
wir in Deutschland unsere Vefen kaminartig verkleiden oder einen amerikanischen
Füllofen anwenden, wird es uns nicht gelingen, eine vollständig englische Einrich-
tung herzustellen. Eine Gesellschaft wird sich nie um einen eisernen Vfen mit
Mikafenstern oder uni einen Kachelofen mit befranztem Sims grnppiren. Um einen
Sammelpunkt zu behalten, müssen wir nach wie vor unseren soliden Sofatisch ver-
verwenden. — Schon diese
Zwei Gründe genügen, nm
ein gedankenloses Ueber-
nehmen des englischen Stils
ins deutsche Wohnhaus zu
einem Unding zu machen.

Wer englische Wohnungs-
einrichtungen und Landes-
sitte kennt, könnte noch hun-
dert andere anführen.

Das Gute und Tüch-
tige, was wir von den
Engländern übernehmen
können, sind einmal die ge-
sunden Grundformen für
die Gebrauchsmöbel und
dann das Bestreben, in der
Einrichtung eines Raumes
seine Bestimmung deutlich
zum Ausdruck zu bringen.

Die Stätte der Erholung
kann als solche karakterisirt
werden, wenn sie es aus-
schließlich ist. Im deutschen
wohnraume wird der reiche
Schmuck allzuleicht zur Last.

Da verzichte man lieber
darauf und wähle statt des
Prunkes das Behagen. Di e-
ser Rücksicht sollten vor-
nehmlich die niedrigen
Tischchen geopfert werden,
die so leicht umkippen; weil
sie zwischen unseren großen
deutschen Möbelstücken kei-
nen Platz haben. Ls muß
auch jedem einigermaßen
geschulten Auge auffallen,
daß diese Zwerge neben
den Riesen keineswegs einen
schönen Eindruck machen.

Sie sinken zum Tand und
Spielzeug herab.

Man hat den bestän-
digen Wechsel der Mode
mit der Liebe der Natur
zur Mannigfaltigkeit der
Form, zur Spielart in Ein-
klang zu bringen gesucht.

Gewiß liegt in des Menschen
Liebe zum Wechsel ein Zug,
der jenem Triebe der Natur
verwandt ist. Ein anderer
Grund für die Deränder-
lichkeit der menschlichen Ein-
richtungen liegt in der Un-
Vollkommenheit der besten
menschlichen Leistungen.

Tin stetes Streben nach
Besserem läßt das Neue auf-

kommen. Doch gibt es eine Zagd nach Neuem um des Neuen willen, die der
Feind des Guten ist. Bei den englischen Einrichtungsformen wird der Keim ihrer
Unhaltbarkeit sofort mit herüber genommen, wenn wir sie unverändert bei uns
einbürgern wollten.

Möchten die deutschen Kunsthandwerker zielbewußt Hand in Hand gehen, um aus
der Bewegung für das Englische nicht ein ihres Dolkes würdiges Eigenes zu schaffen.

VerMubth Oelgemäldv reinigt man am sichersten mit einem kalt gewor-
denen Absud von Seifenwurzel in Wasser, den man mit einem sehr weichen Schwamm
aufträgt. Da ältere Bilder meist dick mit Firniß überzogen sind, genügt es, ihnen
den alten Glanz durch einige Tropfen Mohnöl wieder zu geben, die mit dem Ballen
der Hand so dünn wie möglich auf der Bildfläche verrieben werden. —

Abbildung Nummer 580. Daincn - Zimmers im Renaissance. Stil.

L„.w°rf-N und au-g-fül,rt von g. A. Lvßcr. l?°f-M°b°Ifabrik, Nürnberg.

Titel-Vignette. Ans unserer Ansangsseite haben wir unseren Lesern ein
Bildchen vorgeführt, in welchem versucht ist, die Aufnahme eines im Salzburger
Museum erstellten trauten wohnraumes in Derbindung mit den Ausführungen des
ersten Aufsatzes im vorliegenden Heft zu bringen bezw. die Ausschmückung der wohn-
räume durch Frauenhände zu sfmibolisiren. Rechts öffnet sich der Blick in ein mittel-
alterliches wohngemach mit lauschigem Lrkerxlah, wo an dem mit hausmachen
Leinen bedeckten Tisch soeben noch die thätige Frau auf bequemem Sessel gearbeitet
hat, und links zeigt sich eine Zierleiste mit ornamentalem Schmuck modernster Art,
bereichert durch Zweige natürlicher Pflanzen, die in Derbindnng mit japanischen

Fächern rc. den freudigen
Lebensgenuß der schnelllebi-
gen Gegenwart andeuten,
zu deren Derschönerung wie-
derum zarte Frauenhände
ihre Kunst aufgewendet
haben mögen.

Speise-Zimmer in
deutscher Renaissance (Ab-
bildung Nr. ssp. Dieser
trefflich gelungene Raum
ist in einem von Architekt
Poppe erbauten, reichen,
bremischen Bürgerhause von
der Hof-Möbelfabrik Ed.
Wellhausen in Hannover
ausgestattet. Die wände
sind bis zu beträchtlicher
Höhe mit mittelbraun ge-
wachsten Holzverkleidungen
getäfelt, deren Füllungen an
einzelnen Stellen zugleich
die Ansströmungsöffnungen
für die Luftheizung bilden.
Die oberhalb verbleibenden
Flächen sind mit Wachs-
farbe gemalt und mit Wand-
bildern geschmückt, deren
Sujets auf die Benutzungs-
art des Raumes und auf
seine Bewohner hindeuten.
Darüber schließt sich eine
Holzdecke, deren reiche und
besonders gelungene Thei-
lung unsere Aufnahme lei-
der nur in geringem Maße
wiederzugeben vermag. Die
an den Wänden stehenden
Schrankmöbel sind der Tä-
felung fest eingesügt und
solcherart mit ihrem Stand-
ort gewissermaßen ver-
wachsen. Die Stühle zeigen
die mittelst unten wieder-
holterDerbindung der Beine
besonders haltbar gemachte
Konstruktion und haben,
wie gleicher weise auch der
Tisch, die für Speisezimmer
erwünschten bequemen Ab-
messungen.

Speise-Saal in flan-
drischen Motiven (Abbil-
dung Nr. 5K2). Don der-
selben soeben genannten
großen Möbelfabrik von
Ed. Wellhausen in Hanno-
ver führen wir auch diesen
größeren Speise-Saal einer
Dilla bei Alt-Rahlstedt in

Holstein vor, dessen stattliche Abmessungen gegen das vorher beschriebene Speise-Zimmer
eine weitergehendere Entwickelung des Ausstattungsgedankenganges ermöglichte. Auch
hier sind Wände und Decke ans dunkelbraun gebeiztem und gewachstem Eichenholz; in
die verbleibenden Flächen aber sind Wandbilder voll hinein komponirt, deren Motive
Ainoretten bilden, die als Zager, Fischer rc. aufgefaßt sind. Für die Größe des
Raumes gibt es einen Maßstab, wenn wir sagen, daß das Büffet die außergewöhn-
liche Breite von 2 rn. besitzt. Dasselbe enthält unten Schränke, ist aber oben vor-
wiegend als Ziermöbel zur Aufstellung von Kunstschätzen eingerichtet. Die beiden
großen Kuppeln sind, ebenso wie auch die Beschläge desselben, aus Schmiedeeisen
hergestellt, und geben in Folge des hierdurch erzielten Farben- und Stoff-Gegensatzes
eine auffallend gelungene Wirkung. 2ie bieten in ihrer Art eine gewisse Ueber-
einstimmung mit den gleichfalls aus Schmiedeeisen gearbeiteten Lüstres. An den
 
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