Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

DOI Artikel:
Volbehr, Theodor: Das Kunstgewerbe im Alltagsleben
DOI Artikel:
Schliepmann, Hans: Von der Welt-Ausstellung in Chicago, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leite s80.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dezember-Heft.

lichen Schranken, die ihm gesetzt sind, vergißt, da wird es der schlimmste
Feind des wahrhaft Schönen. Denn das wahrhaft Schöne ist seiner
Natur nach schlicht und einfach. Nur so vermag es auch das zu leisten,
was es leisten soll: einen verklärenden, wärmenden Schein über die
Häuslichkeit zu breiten, dem täglichen Leben die Nüchternheit zu nehmen,
die Prosa mit Poesie zu durchmischen.

Soll das Aunstgewerbe aber solches leisten, dann ist es nothwendig,

usstellung in Mhirago.

Von Hans Schliepmann. — V. —

Innen-Dekoration (Schluß aus dem Bktober-Heft). — Kleinkünste.*)

o sehr auch die mannigfachen Aojen die Besucher fesseln,
namentlich die Amerikaner, die also doch vielleicht die längste
Aeit ihre karakteristische Besonderheit gewahrt haben, so

daß es stark und leistungsfähig erhalten werde, daß Alle, die es können bildet doch den Hauptanziehungspunkt, geradezu die athemversetzende
und wollen, für das Aunstgewerbe thätig sind und das Aunstgewerbe Freude für alle Lintretenden der von Gabriel Seidl aeschaffene
für sich thätig sein lassen. Das Zeitalter der Renaissance kann es uns Pavillon mit den drei Prunkräumen, die das Münchener Aunst-
lehren, daß im- gewerbe

mer dann, wenn
das Aunstge-
werbe gesund
und stark ist,
auch das' ge-
sammte Leben
des Volkes ein
frohes und in-
nerlich reiches ist.

Reinigen
gemalter und
larlrirter Ge-
genstände. Bei
allen Abwasch-
ungen gestriche-
ner , bemalter
oder lackirter
Flächen ist es
rathsam, zuerst!
eine Waschung
mit Regenwasser
vorzunehmen,
um Alles das zu !
entfernen, was
z. B. als Staub
oder fliegender
Ruß sich darauf
angesammelt hat
und durchWasser!
sich entfernen
läßt; hierdurch
wird zugleich ein
besserer Ueber-
blick über die
noch weiter vor-
zunehmenden
Reinigungs - Ar- ^
beiten gewonnen
und die etwa!
noch weiter zu!

gebrauchenden !

Laugen werden!
nicht so vom
Staube ge-
schwärzt. Alle

Sodalaugen sind _ _

auszuschließen, weil sie die Gel- und Lackfarben ätzend angreifen und
deren Glanz zerstören, bei nassen Fetten oder fettigen Substanzen auch
nicht die reinigende Wirkung der Seife besitzen. Unter nassen Fetten
versteht man diejenigen Fette, welche nicht, wie das Lein- oder Mohnöl,
zu einer festen Substanz vertrocknen, sondern stets feucht bleiben. Beim
Aufträgen der Laugen ist von unten anzufangen, weil die herabfallenden
Laugen, vorzugsweise wenn sie noch warm sind, Helle Streifen bilden,
welche andeuten, daß die obere Farbenlage angegriffen wurde. Es ist
deshalb besser, die Laugen im kalten Zustande zu gebrauchen, um eine
gleichmäßige Wirkung hervorzubringen. Die Bürsten sind nicht zu abge-
nutzt zu gebrauchen, um vorzugsweise alle vorstehenden Theile zu schonen.

ge-
radezu blendend
zur Erscheinung
bringen. An
Kostbarkeit, die
doch nirgends ins
Protzige fällt,fin-
den diese Räume,
die bekanntlich in
engster Anleh-
nung an Zim-
mer-Ausstattun-
gen der Schlösser
Aönig Ludwigs
geschaffen wor-
den sind, nicht
ihres Gleichen.
Nur ein Be-
denken läßt sich
nicht zurückdrän-
gen: es fehlt
das eigentlich
DeutscheI Nur
die trefflichen
Skizzen Lenbachs
an den Wänden
verrathen in je-
dem Zuge deut-
schesWesen; den
Thronsaal mit
der goldgestickten
blauseidenen Ta-
pete könnte eben-
sowohl ein Ar-
chitekt Napo-
leons I., die
prachtvollen
Thür-Umrahm-
ungen aus Mar-
morintarsia ein
Meister aus dem
Florenz der Hoch-
renaissance, die
wundervolle,tief-
goldig schim-
mernde Mulden-
decke mit Stich-

--^-———-kappen über dem

Mittelsaale ein Dekoratör Ludwigs XIV. gemacht haben, wie ein
deutscher Architekt. Aber es bleibt doch immerhin die reiche Befrie-
digung: Wo jede Einzelheit vollendet wie aus einem Museum hervor-
gesucht erscheint, da ist die Gewähr gegeben, daß ein formal und technisch
so hochstehendes Aunstgewerbe nur noch der selbständigen künstlerischen
Empfindung, der nationalen Eigenart und Araft bedarf, um sich auch
in der Erfindung echt deutsch weiter zu entwickeln!

Daß nach dieser Richtung die Entwickelung bereits begonnen hat,

'") Durch Fortfall eines Wortes in Zeile sq des vorigen Berichtes ist der
Satz seines Sinnes beraubt worden. Ls muß heißen: „der wenigen wirklich
künstlerisch ausgestatteten deutschen Zimmer".

- Abbildungen Nr. 827 u. 828. Schränkchen und Stand-Uhr im Stil Louis XIV. Entwurf von L. Hansen.
 
Annotationen