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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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5eite s92-

Zllustr. kunstqewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dezember-Lfeft.

unseren qHllustrationen.

s„ unserer als Titel-Vignette gegebenen Abbildung bieten wir unseren Lesern
^ zwei Entwürfe zu vörlege-Messern, die kleine Schmuckstücke der Gold-
bezw. Silberschmiedekunst genannt werden dürfen. Der Komponist hat dieselben als
Torten-Vorlegemesser bezeichnet, während der erste der beiden Entwürfe wohl besser
als Fisch-Vorlegemesser gedacht wird. Sein handlicher Griff ist mit kleinen Fischen sinnig
verziert und mit Muscheln umwunden, wie letztere denn gleichfalls auch das knopfartige
obere Ende des Griffes schmücken, während in das Blatt ein Grnament aus See-
gewächseu ziselirt ist. Der zweite Entwurf zeigt ein Torten-Messer, das die Tafelfreuden
des Dessertganges durch einen fröhlichen kleinen Genius zum Ausdruck bringt, der auf
einem dampfenden Perzen hockt und gleichsam eine Illustration zu dem beliebten Rund-
gesang bildet: „Lebe, liebe, trinke, schwärme und bekränze dich mit mir". Im klebrigen
verwerthet der Griff in künstlerischer Meise die üblichen Zuckergußformen von Torten
und in das elegant geformte Blatt ist auch hier ein zierliches Grnament tauschirt.

Geschnitzte Wandspiegel von L. pärring, Abbildungen Nr. 825 u. 826.
Diese beiden in der reichen Formgebung des Rokoko geschnitzten Spiegel bieten
zugleich Träger für je zwei Kerzen. Ihre Ausführung kann sowohl in völliger
Uebergoldung, wie auch in Weiß mit dezenter Goldverwendung gedacht werden.
Auch eignen sich die Entwürfe mit geringen Modifikationen ebensowohl auch zur
Ausführung in Porzellan, wonach ihnen dann eine farbige Bemalung ein außer-
ordentlich feines Ansehen zu geben im Stande ist.

Schränkchen und Stand-Uhr im Stil LouisXIV. Entwurf von E. Pansen,
Abbildungen Nr. 827 und 828. Diese beiden
Barock-Möbel entwickeln sich in einem ringe-
mein zierlichein Aufbau und geben Gelegen-
heit zu reichster Ausführung aus verschiedenen
Fouruieren und Intarsien, sowie zur Einlage
von Brouzeleisten und Verwendung von
Bronzebeschläge«. Besonders an der Uhr
kann die Wirkung der Metalltheile durch
künstlerische Ausbildung von Zifferblatt und
Pendel bis zu herrlichster Wirkung gesteigert
werden; doch fordert eine solche Ausführung
der Möbel dieses Stils eine ziemlich weit-
gehende Uneingeschränktheit der zur Verfügung
stehenden Mittel, denn es ist sicher, daß ein
solches Stück heutzutage keineswegs billiger
hergestellt werden kann, als sich die gut er-
haltenen alten Stücke für Sammlungen er-
werben lassen.

Reichgeschnitzter Dfenschirm. Ent-
wurf von Earl Neßmer. Illustrations-Bei-
lage. Kein Einrichtungsstück unserer Salons
ist geeigneter zur Entfaltung eines reichen
Luxus als der zumeist eben nur dieses Zweckes
wegen vorhandene Dfenschirm. Aus Nuß-
oder Eichenholz mit theilweise als Pochrelief
frei heraustretenden Einzelheiten geschnitzt
und an seinen Umrissen mit Goldlinien geziert,
ist der eigentliche Fond dieses Schirmes aus
gepunztem Leder hergestellt gedacht, auf das
wiederum Goldgrund und Farben aufgesetzt
werden sollen. Umgeben von einer starken
golddurchwirkten Seidenlitze wird sich diese
Füllung in dem schöngeschnitzten Rahmen in
ungemein eleganter Wirkung abheben und
gewiß dauernd das Auge des Besitzers immer von Neuem wieder erfreuen.

Speisezimmer im Renaissancestil, ausgeführt von F. A. Schütz, königl.
Hoflieferant in Leipzig. Abbildung Nr. 850. Mit dem Einblick in dieses Speise-
zimmer geben wir unseren Lesern eine gewiß vielfach willkommene Ergänzung zn den
im September-Peft vom Architekten Earl Panke geschilderten Erker-Ausbildungen,
und zwar ist hier in gefälliger Weise ein Eckerker dadurch gebildet, daß ein Theil
des Gemaches durch ein Podium erhöht, durch zwei kleine Gallerien begrenzt und
durch eine hohe Wandvertäfelung hervorgehoben ist, die durch einen Bort bekrönt
wird, der Iiergefäße und Blumen aufnimmt. Die seitwärts frei hängende Stoff-
Gardine gibt diesem Erker einen noch eleganteren Abschluß und kommt in der ihr
zu Theil werdenden Beleuchtung auf das Schönste zur Geltung. Dieser Erker,
dessen Formen die übrige Einrichtung des Zimmers bestens angepaßt ist, gibt dem
ganzen Raum einen ungemein wohnlichen Karakter und wird es seinem Besitzer
gewiß ebensosehr auch als Rauch- und Spielzimmer lieb und angenehm machen.

Zwei Lehnstühle mit Lederschnitt-Arbeit von A. <L G. Fr. Bühler
in Stuttgart, Abbildung Nr. 825 und 826. Diese Stühle dürften sich in besonderer
weise zur Iubiläumsgabe für betagte perren eignen, die trotz vorgeschrittenen
Alters noch rüstig im Amte fortwalten wollen, und denen die Kollegenschaft einen
möglichst bequemen Arbeitssitz zu schaffen wünscht. Eine feste Konstruktion gibt
den Stühlen den sichersten palt; breite, gerade Armlehnen gewähren dem ganzen
Unterarm die angenehmste Ruhestätte, und die hohe Lehne gestattet auch den Kopf
anzulegen. Für solchen Altmeister ist die hier gewählte Formgebung des gothischen
bezw. des Renaissance-Stils gewiß gerade die geeignetste und das in gleichem Sinne
entwickelte Grnament der Lederpunzarbeit ist statt und gefällig gezeichnet.

Entwurf zu einer Wandmalerei von Direktor Karl pammer, Kunst-


Abbildg. Nr. 8H2. Stuhl in ostfries. Baurrnstil. Gez. v. I. Nissen.

Beilage. Die herrliche Komposition, die wir unseren Lesern in diesem Entwurf
vorführen, ist für den Festsaal eines Künstlerhauses gedacht. Zwei Pilasterstellungen
theilen die Langwand des Raumes in zwei kleinere Seiten- und ein großes Mittel-
feld. Den unteren Theil der Wand schmückt eine Stukkoluster-Brüstung und ober-
halb derselben ist die genannte Theilung der Wand benutzt, um einen Einblick in
die Flügelbauten eines großartigen Palastes zu eröffnen, in denen jederseits Treppen
auf Altane hinaufführen, die von festlich geschmückten Menschen belebt sind. Die
Mitte ist freigehalten und hier erblickt man durch ein schönes Bronze-Portal den
Mosaikboden des fürstlichen pofes und darüber hinaus den Schloßgarten. Die ver-
schwenderische Ausstattung der Architektur legt von der ungemeinen Farben-
beherrschung des Künstlers sprechendes Jeugniß ab, wie denn andererseits die Ge-
sammtauffassung des Bildes für die hohe malerische Begabung desselben so unver-
kennbar redet, daß wir nur lebhaft wünschen möchten, daß es ihm vergönnt fein
möge, einen solchen Gedanken recht bald an geeigneter Stelle in monumentalem
Maßstab verwirklichen zu können.

Der in vorstehendem Text nicht erwähnten Illustrationen ist bereits in dem
Artikel von Robert Melke, „Die verwerthung der Volkskunst in der Innen-
Dekoration" beschreibend gedacht worden.

Leichte Vergoldung Von Metallgegrnltänden. Die Fälle, daß statt
der verlangten leichten Vergoldung nur ein lieberstreichen von goldfarbigem Lack
stattfindet, sind häufiger, als man glaubt. Die Prüfungen auf dem probirstein
oder mittelst salpetersauerem Guecksilber lassen nichts mit Sicherheit erkennen, wenn
die Vergoldung nur sehr dünn ist. Man kann nur in der Weise verfahren, daß

man ein Stück des zu prüfenden Gegenstandes
in Salpetersäure auflöst, nachdem man zuvor
den Gegenstand gehörig gereinigt und mit
Alkohol und Aether gewaschen hat. vielfach
ist auch eine Behandlung mit Lhloroform
nöthig, da die Entfernung etwaiger Firniß.
Überzüge mittelst Weingeist und Aether nicht
immer erreicht wird, in welchen Fällen die
von der Säure nicht angegriffene Firnißschicht
leicht Veranlassung zu Irrthümern geben kann,
wendet man nach Weingeist und Aether noch
Lhloroform zum Reinigen der Gegenstände
an, so gibt es keinen Firniß, der hierdurch
nicht entfernt wird. Die sichere Feststellung
des Vorhandenseins von Gold bewirkt man
dann weiter am zweckmäßigsten in folgender
Weise: Nach völliger Lösung des Gegen-
standes in Salpetersäure filtrirt man nach dem
verdünnen mit Wasser durch ein kleines Filter,
wäscht aus, trocknet und glüht. Den Glüh-
rückstand behandelt man in der Wärme mit
etwas Königswasser, gießt ab, oder filtrirt,
wenn nöthig, und verdunstet das Filtrat bei
mäßiger Wärme zu Trockene. Bei Vorhanden-
sein von Gold wird man oft schon eine
schwache, glänzende Goldausscheidung an den
Wandungen des Verdunstgefäßes beobachten.
Den Verdunstrückstand nimmt man mit wenig
Wasser, etwa 2 bis 2 Eubikcentimeter, auf und
theilt die Lösung in drei Theile, welche man
zu den folgenden Prüfungen verwendet: Zusatz
von einem Tropfen konzentrirter Lösung von
Ainnchlorür; ein Goldgehalt gibt eine dunkle,

_braune Ausscheidung. Zusatz von einem

Tropfen Eisenvitriol bewirkt eine bläuliche oder bräunliche Ausscheidung. Zusatz
von Wasserstoffsuperoxyd bewirkt eine blaue Ausscheidung. Auf diese Weise gelingt
es, äußerst geringe Mengen von Gold leicht und sicher nachzuweisen.

Pnhpnlver zu Spiegeln und Glasscheiben. so Gramm kölnische
Kreide, 30 Gramm Trippel und ;5 Gramm Bolus werden zu Pulver gestoßen
und miteinander vermischt. Beim Gebrauche wird das Glas ein wenig feucht
gemacht, ein leinenes Tüchlein in das Pulver getaucht und das Glas so lange

damit gerieben, bis es rein ist. -

Glas, welches das Durchdringen der Wärme Verhindert, ist durch
Verschmelzung von ?c> Th. Sand, 25 Th. Kaolin und zq Th. Soda hergestellt worden.
Line Platte von 8 mra Dicke, unter welcher unmittelbar eine Gasflamme angebracht
war, ließ nur U°/o der Wärme durch. Für Kranken- und Wohnzimmer usw. ist
dies eine Erfindung von großer Wichtigkeit.

von der internationalen Jury der Welt-Ausstellung in Lhicago wurden der
Firma Ernst Kirchnrp Co., Leipzig - Sellerhausen 7 Lhren-Dixlome
und 2 Preis-Medaillen für hervorragendste Leistungen in der Fabrikation von
„polzbearbeitungs - Maschinen aller Art" zuerkannt. Ein Resultat, auf das wohl
die gesammte deutsche Industrie stolz sein kann, wenn man bedenkt, daß die Ehren-
Dixlome, als höchste Auszeichnungen, nur für wirklich gediegen und leistungsfähig
ausgeführte Maschinen ertheilt wurden. Dabei hatte die Firma Kirchner ck Eo.
eine scharfe Konkurrenz seitens amerikanischer und englischer Fabriken über sich
ergehen zu lassen, wir zweifeln nicht, daß dieser neue Sieg der bestrenommirten
Firma ein Sporn zu weiterem Streben sein und Anlaß zu neuen geschäftlichen
Erweiterungen geben wird. —
 
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