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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Krüger, Paul: Thür- und Möbel-Beschläge, [2]
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Seite s28.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

August-^eft.

Entwurf durch gute Verkeilung und Anordnung der dekorativen Theile am Stab-
werk — siehe Abbildung Nr. 623 — kundgibt.

Auch der in Abbildung Nr. 626 miedergegebene dreitheilige Kandelaber
von K. Schwickert in Pforzheim, ausgeführt für das Großherzogliche Residenz,
schloß in Karlsruhe, ist in seinem fein abgewogenen Aufbau so gut als in der
Gesammtdurchführung ein Glanzstück der Schmiedeeisenkunst. Sein Urheber zählt
mit in der Triade der badischen Meister: Hammer-Karlsruh, Bühler-Vffenburg
und Schwickert.Pforzheim.

"sn Abbildung Nr. 62? bringt Friedr. Schauppmeyer ein Brüstuugs-Gitter,
das in seiner malerischen Auffassung lebhaft an die berühmten Brühler Schloß,
gitter erinnert.

Joly's patentirte Treppe im Rokoko-Stil (Abbildung Nr. 62g) läßt den
Kunsteisenguß wieder zu Ehren kommen. Oer Anlauf, die Stützen und die Versatz-
stücke der Wange sind immerhin geschickte Lösungen, die bei ihrer praktischen ver<
einignng eine achtbare Gesammtanlage ergeben.

Abbildung Nr. 6Z4 zeigt uns vier sehr dekorative Eisenarbeiten für die
Wohnungsausstattung. Bei diesen Stücken hat auch Bronze-Ornament theilweise
Verwendung gesunden. Wir können uns hier schon eine nähere Beschreibung der
so überaus reizenden, so beweglich erscheinenden Stücke erlassen, ist doch das kunst.
gewerbliche Atelier von R. Kirsch-
München weit über Bayerns Grenzen
hinaus bekannt geworden durch seine
Vorführungen aus den größeren Aus-
stellungen. Die mustergültigen Erzeug-
nisse von Kirsch sind fast in jeder größeren
deutschen Stadt käuflich.

Die Reihe der modernen Erzeugnisse
wollen wir mit der Entwurfzeichnung
eines Hand-Leuchters in Schmiede-
eisen p'e der natürl. Größe) von unserem
unermüdlichen, zeichnenden und schrift-
stellernden Prof. Franz Sales Meyer
schließen, welch' köstlicher Reiz liegt
in diesen unschuldigen Motiven, in dieser
Einfachheit der Darstellung!

von alten Kunstschmiede. Arbeiten
in Spanien übermachte uns Architekt
Otto Rammelmeyer, Köln, zwei
Original-Aufnahmen aus des Zeit seiuer
größeren Studienreise in Spanien. Ab-
bildung Nr. 62H gibt ein Fenstergitter
in Sevilla wieder, das in seiner getrie-
benen, geschnittenen und geschmiedeten
Arbeit besonders für Spanien sehr ka-
rakteristisch ist. Die vornehme Gestaltung
und die peinlich durchgeführten Einzel-
heiten gehören der besten Zeit der Re-
naissance an. Nur die klimatischen ver-
hältnisse Spaniens rechtfertigen derartig
wunderbare Meißelarbeiten in Eisen für
die Außenwelt. Das gothische Thür-
schloß (Abbildung Nr. 628) in der
Kathedrale zu Granada mit seinem
architektonischen Drnamentprinzip der
Maßwerk- und Fialenbildung ist den
französischen Arbeiten der gleichen Zeit
sehr verwandt, doch ein kleines Meister-
stück der durchbrochen geschnittenen und
geplatteten Arbeiten. Beide Aufnahmen
verrathen eine feine Beobachtungsgabe
und eminente Darstellungsfähigkeit. —

Ganz aus der Rolle des Gewohnten
fallend, zeigt uns Abbildung Nr. 625 eine spezifisch sächsische Schmiedearbeit: Thor-
gitter ans dem Kreuzkirchhos zu Zittau, ausgenommen nach dein Original
von W. Sputh. Die breite Bandflächen-Verzierung erinnert stark an die Pressungen
der sächsischen und polnischen Bucheinbände, wieder ein Beweis, wie günstig sich
einzelne Motive für verschiedene Techniken übersetzen lassen.

wir enden damit die Besprechung unseres reichen vorbildlichen Materials,
das ja im Text eine wohl erschöpfende Beleuchtung gesunden hat, und geben uns
der Hoffnung hin, daß auch dieses Sonderheft für Auftraggeber und Aussührende
reichen Nutzen stiften und allseitige Beachtung finden möchte! —

Ein Auslösungsmittel füll Noll. Es ist oft sehr schwer und manchmal
ganz und gar unmöglich, Rost von Artikeln zu entfernen, welche aus Eisen gemacht
sind. Man reinigt dieselben am besten, wenn man sie in eine nahezu gesättigte
Lösung von Lhlorzinn legt. Die Zeit, wie lange sie in diesem Bade liegen sollen,
richtet sich nach der Dicke der Rostlage. Gewöhnlich reichen l2 bis 24 Stunden
Zeit dazu aus. Die Lösung darf aber keinen großen Ueberschuß von Säure ent-
halten, damit das Eisen nicht selber angegriffen werde. Nach dem Bade werden
die Gegenstände in Wasser, dann in Ammoniak abgespült und schnell getrocknet,
wonach das Eisen das Aussehen von mattem Silber erhält. Aber ein einfaches
Abpoliren gibt ihm seine natürliche Farbe wieder. Dieses ohne große Kosten ver-
bundene Verfahren ist in vielen Fällen anwendbar und nützlich. —

Abbildung Nr. 6ZS. Hand-

zlnir- und

(Schluß von Seite 1,20.)

'"H^ie pariser Ausstellung Z88Y hat ihre größten Triumphe zum Theil mit darin
gefeiert, daß sie uns Möbel vorführte, deren Beschläge bis zur höchsten
Vollendung ausgesührt waren. Kopirten die Verfertiger auch vielfach alte Formen,
so geschah dies doch in außerordentlich seiner weise. Die Bronzetheile waren im
Modell, in der Liselirung, in der Ausmontirung so vorzüglich gearbeitet, daß sie
kaum noch schöner herzustellen sein dürften, und daß sie die aus dem vorigen
Jahrhundert weit übertrafen. Dabei brachten die Stücke den Ausstellern Verkaufs-
preise ein, die bei uns nie erreicht waren, noch vielleicht je erreicht werden können.

Es sind bei uns, wie uns die letzte Berliner Möbel-Ausstellung zeigte, ver-
suche gemacht worden, in dieselben Fnßtapfen z» treten. Man mag dies mit mehr
oder weniger Geschick thun, das gute Rokoko- und Barock-Möbel mag geradezu
einen anderen Ausweg nicht zulassen — zu bedenken ist dabei aber immer, daß
wir jene Pariser Arbeiten doch nicht zu übertreffen im Stande sein werden.

Zweifellos größere Erfolge sind für nns in schmiedeeisernen und in getriebenen
Beschlägen zu erzielen, ein Gebiet, das wir vernachlässigen, auf dem unsere vor-

fahren anderen Ländern immer voraus
waren und dessen reichhaltige Ueberlie-
ferungen uns ein so werthvolles Material
an die Hand geben.

Wohl sind bei uns einzelne gute
versuche gemacht,zuweilen Bauschreinerei-
und Möbel-Arbeiten mit formenschönen
und technisch gut durchgeführten Be-
schlägen herzustellen, wer hätte nicht
mit Wohlgefallen darauf geschaut, wenn
ein Trink- oder Herrenzimmer einheit-
lich mit gut geschmiedeten Beschlägen
geschmückt, wenn ein Büffet Bänder und
Griffe in schönster Lisenarbeit zeigt, die
sich passend und gut in die Verhältnisse
einstigen und z. B. in blankem Eisen
oder in dem durch Verzinnung erzielten
Silberton sich so herrlich vom dunkel
gebeizten Eichenholz abheben. Hat man
auch die Fenster mit in diese Ausschmück-
ung hineingezogen, so wird das die
Schönheit des Raumes noch erhöhen,
wie es ja auch immer von gutem Ge-
schmack eines Besitzers zeugt, wenn man
schon beim Eintritt in ein Haus einen
gut gearbeiteten Klingelzug, oder einen
Thürkloxfer in die Hand nimmt. Letzteres
wird ja leider nur beim Ligenhaus der
Fall sein können, denn das Miethsge-
bäude wird sich schwerlich von der ge-
wöhnlichen Beschlag. Fabrikwaare frei
machen können. Gute Leistungen sind
jedoch, wie gesagt, sehr vereinzelt und
ganz und gar fehlen die versuche, auf
diesem Gebiet zu Lösungen sich empor
zu schwingen, welche die unserer Vor-
fahren übertreffen könnten.

Es wäre mit Freuden zu begrüßen,
wenn öfter wie bisher bei Herstellung
von Renaissance- oder gothischen Prunk-
möbeln dem Beschlag wieder die größte
Beachtung geschenkt und darin Hervor-
ragendes geleistet würde, wir brauchen
nicht jene Ueberschwänglichkeit mitzumache», die zu damaliger Zeit auch ein Schloß
mit seinem komplizirten Mechanismus sichtbar auf die Thür setzte und zugleich
deren Riegel und Fallen in verzierter Form sammt seinem verhältnißmäßig großen,
wenn auch kunstreichen Schlüssel mit als werthvolle Dekoration betrachteten. Das
Schloß möge immerhin wie jetzt, versteckt bleiben und lieber der größeren Sicher-
heit als der Schönheit dienen. Aber wir können die Griffe kunstvoll in Eisen
schneiden, prächtige Schlüssel Herstellen, können Bronze- und Treibsormen vereinen,
denn auch in Messing und Kupfer laßt sich, ganz so wie in Eisen Hervorragendes
erreichen. An tüchtigen Kräften, die diesen Ausgaben gewachsen sind, die in der
Herstellung solcher Beschläge dem Tischler thatkräftig zur Hand gehen, wird es
sicherlich nicht fehlen, und ihre Arbeit wird auch eine lohnende sein. —

Km Mvl IinggegenHsinde zu reinigen, sollte man keine Säure anwenden,
da dieselben bei dieser Behandlung nach kurzer Zeit wieder blind werden. Lin
Abreiben mit Olivenöl und englisch Roth, hierauf noch Nachwaschen mit Seifen-
wasser ist ohne schwierige Manipulationen das beste Mittel zur Erzielung einer
schnellen und gründlichen Reinigung und Erhaltung eines schönen dauerhaften Glanzes.
Um Messingwaaren ein gemustertes, dekorirtes Ansehen zu geben, werden dieselben
zunächst in Pottaschenlösung abgesotten, mit Wasser abgespült, daraus in Scheide-
wasser getaucht, nochmals in Wasser abgewaschen, in heißen Sägespähnen getrocknet
und noch warm mit einem durchsichtigen Lack überstrichen. —

Lcurhlrh in Schmiedeeisen.

r jranz Sales Meyer.
 
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