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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Die keramische Industrie in Baden
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Berger, Hugo: Hundertjähriges Jubiläum der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Magdeburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0305

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November-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

5eite f75.

Kermilisch^ -DndMrih in ^Waden.

as in Bezug auf kunstgewerbliche Industrie so mannigfach und großartig
entwickelte Großherzogthum Baden leistet auf den, Gebiete der Keramik
Achtunggebietendes. So zeigt unsere untenstehende Illustration eine Anzahl
von Majoliken aus Baden und zwar von villingen, Zell a. H. und Kandern. I»
dem letzteren Orte besteht eine Hausindustrie, die etwa zo Töpfer beschäftigt, welche
sich hauptsächlich mit Anfertigung von Marktgeschirr befassen, nebenbei aber auch
einfache Majoliken und Defen ausführen. I" der Gfenfabrikation besitzt Baden
in Karlsruhe. Nosbach, Baden und Lahr bedeutende Geschäfte, die sehr Tüchtiges
leisten. Line Anzahl prächtiger Oefen im Großherzoglichen Residenzschlosse, den,
Palais Douglas und der Villa Bürkliu, welche durch die Fabriken von Mayer in
Karlsruhe und Nerbel in Mosbach ausgeführt wurden, bieten hierfür die besten
Belege. Auch die Porzellanfabriken von Schaaf in Zell a. H. und Baumgarten
in Weingarten sind mit ihren meist einfacheren aber geschmackvollen Servicen,
die sich in die weitesten Kreise Absatzgebiete errungen haben, bekannt. Nicht minder
die Steingutfabriken von Keller in Hornberg und Hager <L Hörth in Zell a.H.,
welch' letztere neuerdings mit der Anfertigung origineller Fliesen sehr erfreuliche
Fortschritte zu verzeichnen hat. Beliebt sind ferner die bekannten Schwarzwälder
Majoliken von I- «Slatz in villingen. zu deren Einführung Professor F. Keller-
Leuzinger die erste Anregung gab und für deren Weiterentwickelung insbesondere
die Karlsruher Kunstgewerbeschule erfolgreich mitwirkte, indem sie zahlreiche und

höchst

undertjähriges

ubiläum

dev KunNgoworbv- und Haudwerkrrlchulkf zu Magdeburg.

'E^ne in den Museen aufgespeicherten zahlreichen Schätze deutschen Gewerbefleißes
beweisen deutlich, in welch' hoher Blüthe das deutsche Handwerk in ver-
gangenen Uhrhunderten gestanden. Leider erhielt sich dasselbe nicht immer auf
dieser Höhe und gar böse stand es an, Ende des vorigen Iahrhunderts um deutsches
Kunstgemcrbe und Handwerk. I» jener trüben Zeit fehlte es jedoch nicht an
Männern, die auf das Eifrigste bestrebt waren, diese wichtigsten Lrwerbszweige des
Bürgerfleißes wieder zur Blüthe zu bringen. I« der richtigen Erkeuntniß, daß
auch im Hmndwerk die Praxis der Theorie nicht entbehren könne, ging ihr Bestreben
darauf hin, den Handwerkern außer dem Werkstattsunterricht zweckentsprechenden
Schulunterricht zu Theil werden zu lasse». Zu diesen Männern gehört auch der
ehemalige Geheime Iustizrath Wilhelm Gottlieb v. vangerow, nachmaliger Prä-
sident der Regierung zu Magdeburg (geb. zu Stettin z?H5, gest. zu Magdeburg
s. Vkt. zszs). vangerow trat mit den Handwerkerschuleu, die zu jener Zeit bereits
in Halle, Breslau. Braunschweig. Hamburg bestanden, in schriftlichen Verkehr und
nach vieler Mühe und selbstlosester Thätigkeit gelang es ihm, am S. Oktober zrZZ
in Magdeburg eine ähnliche Schule mit zunächst -z Stunden wöchentlichen Unterricht
zu eröffnen; sowit legte er den Grund zu der jetzigen in bester Blüthe stehenden
Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschulc.

Stadt und Schule haben nicht versäumt. den hundertjährigen Gedächtnißtaa

Kollektion 7go—8;o. Badischo Majolika - Erzeugnisse aus Villingen, Zell a. H. und Landern. Original-Ausnahmen.

höchst originelle Entwürfe lieferte. Neuerdings ist Meister Glatz mit der An-
fertigung eines reichen, ebenfalls in der Kunstgewerbeschule gezeichneten Prunkofens
beschäftigt, der für den Saal des alten villinger Rathhauses bestimmt ist und den
wir in einer späteren Illustration in der „Innen - Dekoration" vorfiihren werden.
Dieser Ofen wird eine Reihe figürlich-ornamentaler Darstellungen und Bilder ans
der Geschichte von villingen, sowie portraits der zu dieser ehemaligen alten Reichs-
stadt in Beziehung stehenden Fürsten enthalten. Derselbe soll als Ersatz jenes
Ofens dienen, welcher Ende des z6. Iahrhunderts durch den bekannten villinger
Meister Hans Kraut für das Rathhaus angefertigt wurde und der jetzt eine Zierde
-cs South Kensington-Nuseums in London bildet. Eine noch schönere Arbeit
-es gleichen Meisters mit wundervollen Reliefs ist der aus dem Kloster St. Peter
stammende Ofen, welcher sich seit drei Iahren im Karlsruher Kunstgewerbe-Museum
befindet. — Die Hausindustrie der Töpfer in Kandern hat neuerdings durch die
Karlsruher Kunstgewerbeschi,le eine neue Anregung dahin erhalten, daß sie ihr eine
Anzahl geschmackvoller Modelle lieferte, deren Nachbildungen theilweise in unseren
Illustrationen Nr. 7stO—8f0 enthalten sind. Die Arbeiten von Kandern haben in
Material und Ausstattung viel verwandtes mit den bekannten Schweizer Majoliken
ans Thun und Heimberg. Ihr Absatzgebiet ist vorwiegend Badenweiler, die Um-
gebung von Freibnrg i. B. und das nahe gelegene Basel. Mit der Erweiterung
der Karlsruher Kunstgewerbeschule wird zugleich auch die Einführung einer
keramischen Fachklasse angestrebt, und diese wird dann einen wesentlichen Faktor
bilden, der für die gedeihliche Weiterentwickelung der badischen Keramik von größter
Bedeutung sein wird. — Nebenbei sei noch bemerkt, daß zum Zweck der eben
beregten Erweiterung der Kunstgewerbeschule vom badischen Staat eine Silber-
Lotterie genehmigt wurde._

dieser für das Magdeburger Kunstgewerbe und Handwerk so hochwichtigen Gründung
in würdigster Weise festlich zu begehen. Am Vorabende des )ubeltages wurden
22 Schüler durch Ueberreichung von Diplomen ausgezeichnet, die nach einem Ent-
würfe des jetzigen Direktors der Schule. F. Moser, ausgeführt sind, vom Lehrer-
kollegium waren soo Mk. gestiftet zur Unterstützung eines talentvollen Schülers
und die Stadt spendete als Grundstock zu einem Stipendienfond ZOOO Mk., welche
Summe durch den Konimerzienrath Wolf um zooo Mk. erhöht wurde.

Am 6. Oktober vormittags wurde in feierlicher weise die „Iubiläums-Aus-
stellung eröffnet. I"> Vestibül prangte inmitten herrlichen Blattgrüns die vom
Bildhauer Wegener vortrefflich modellirte Büste des Gründers der Schule v. vangerow.
Ganz besonderes Interesse erregte der historische Theil der Ausstellung, welcher
Zeichnungen aus allen Perioden der Schule, soweit sie sich noch in, Besitz derselben
befinden, enthielt. Die ältesten Zeichnungen stammen aus dem Inhre zsz2; unter
diesen Arbeiten befinden sich ganz vorzügliche; sind doch auch eine stattliche Anzahl
seiner Zeit von der Berliner Akademie mit Medaillen bedacht worden. Die aus-
gestellten Schülerarbeiten umfassen einen Zeitraum von p 2 Jahren und gebe»
einen deutlichen Beweis dafür, daß die Schule auf dem gesa,muten Gebiete des
freihändigen, technischen und fachlichen Zeichnens, sowie im Malen und Modelliren
durchaus Tüchtiges leistet. Die Arbeiten auf dem Gebiete des Freihandzeichnens
(Lehrer Skoiual) erfreuten sämmtlich durch peinlichste Akkuratesse in der Ausführung.
Weit über dem Niveau des Gewöhnlichen standen einige Arbeiten, theilweise selbst-
ständige Entwürfe, der Tischler und Kunstschlosser (Lehrer Dorschfeldt). Erfreulich
war es auch, bei diesen Arbeiten zu beobachten, bis zu welcher bedeutenden Fertigkeit
es die Schüler im Zeichnen der Details gebracht haben. Die ausgestellten Maler-
arbeiten (Lehrer Rettelbusch und Bernadelli), welche Dekorationen, Wand- und
 
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