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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Metzger, Max: Ueber das Entwerfen von Gitterwerken
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Krüger, Paul: Thür- und Möbelbeschläge, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0209

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5eite s20.

August-k)eft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

so rasch abgibt; aus gleichem Grund und des eleganteren Aussehens wegen umhüllt
man die Handleiste auch wohl mit Sammt, Plüsch rc. Im Freien wendet man
Handleisten aus Messing an.

Damit wären wir in der Hauptsache zum Schluffe gelangt. Der Verfasser
kann es sich jedoch nicht versagen, einige Bemerkungen, die ganz allgemeine Be-
deutung haben, hier noch anzusügen. Lin
verstoß gegen das angeführte oberste Gesetz,
der, ohne daß es weiter bedacht wird, noch
recht häufig begangen wird, ist es, wenn
überall da, wo jeder Laie eine Niete ver-
muthen muß, der Nietkopf nicht zu sehen ist,
sondern die Verbindung durch versenkte Niet-
ungen hergestellt wurde. Der eiserne Gegen-
stand gewinnt das Aussehen des Zusammen-
geklebten; er widerspricht den Bedingungen
der durch das Material vorgeschriebenen
Technik. Ls wird von vielen Meistern da
und dort an Nieten und Bändern gespart,
weil dieselben eine etwas erhöhte Arbeit mit
sich bringen würden. Diese Meister vergessen
dabei aber zu bedenken, daß ihr Arbeitsprodukt
dadurch um über die Hälfte seines Kunst-
werthes gesunken ist. Ebenso verwerflich ist
es aber auch, Nietköpfe und Bänder da an-
zubringen, wo sie absolut nichts zu suchen
haben, also als pure Verzierung.

Nichts wäre ferner verkehrter, als einem
Material mehr abringen zu wollen, als es
seinem Karakter nach geben kann. Vom
Schmiedeeisen seine, zierliche Vrnamentirung
zu verlangen, ist widersinnig. Linen Schmuck-
gegenständ z. B. aus Lisen zierlich herzustellen,
ist nicht unmöglich; derselbe macht aber kei-
nerlei großartigen Lindruck. Line forsch mit
Zange, Meißel und Hammer hergestellte Rose
aus Schmiedeeisen wird mit Recht als ein
Meisterstück bewundert, eine keck mit dem
Meißel aufgehauene Vrnamentirung wirkt
besser als die kunstvollste Gravirung. In

der richtigen Behandlung des Materials liegt

die Kunst eines jeden Gewerbes. Semper
drückt diesen Gedanken so wunderschön und
lebhaft in folgenden Worten aus:

„Line Arbeit des Kunstschmiedes soll
der Nachhülfe des Liseleurs nicht bedürfen,
sie soll gleichsam noch Funken sprühen, soll
den klingenden Ambos nachtönen, die Feile
darf nicht laut dazwischen kreischen."

Mit diesen Worten des unübertrefflichen
Mannes sei diese Arbeit abgeschlossen.

hür- und

von Paul Krüger, Berlin.

n dem allseitigen und lobensrverthen Be-
streben , unsere Räume künstlerisch und
wohnlich angenehm zu gestalten, wird dem
„Beschlag" selten große, zumeist gar keine
Aufmerksamkeit zugewendet. Und doch sollte
gerade diesem erhöhter Werth beigelegt werden,
denn der Beschlag gibt den Möbeln und
Thüren erst ihre völlige Gebrauchsfähigkeit,
dient ihnen aber gleichzeitig als Schmuck und
trägt, in verständiger weise sichtbar ange-
bracht, ganz wesentlich dazu bei, den Werth
einer Einrichtung zu erhöhen. Aber auch in
der Entwickelung unseres Kunstgewerbes spielt
der Beschlag eine ganz wesentliche Rolle.

Der Besuch irgend einer kunstgewerblichen
Sammlung zeigt uns sofort, daß wir an den
Beschlägen, die theils für sich, theils an
den Möbeln in recht ergiebiger Auswahl sich
vorfinden, die Kennzeichen aller Stil-Arten in
außerordentlich klar verständlicher Meise stn-
diren können. Hervorgegangen aus der Noth-
wendigkeit, Fächer und Räume zu verschließen
und das Veffnen und Aufziehen der Thüren und Gefache durch Griffe, Knöpfe und
Handhaben leicht bewerkstelligen zu können, werden die Beschläge schon in der
romanischen und gothischen Zeit zu reich gestalteten Zierrathen, wir begegnen in
der Gothik besonders Bändern und Griffen, die außerordentlich reich dekorirend
hervortreten, und durch Zuhülfenahme von farbigem Tuch oder Leder oder bemaltem
Untergrund in der Wirkung noch erhöht werden und angenehme Effekte Hervorbringen.

Mit der vollen Entfaltung der Renaissance gewinnt auch der Beschlag, we-
nigstens der schmiedeeiserne, seine höchste Entwickelung. Bleiben auch in der
Uebergangsperiode lange Zeit die Beschläge noch an den überlieferten strengeren
Formen der Gothik haften, wo die Holz- und Schnitzarbeiten schon lustig im Fahr-
waffer der sormenfreudigen Renaissance segeln, so treten doch auch im Beschlag bald

eigenartige Muster aus. Das geschnittene
Lisen wird an Griffen, Klinken, Thürklopfern
hoch geschätzt, verwandte Techniken, wie Aetz-,
Tauschir-, Gravier-Arbeiten kommen hinzu
und verleihen den Beschlägen einen uner-
reichten Reiz. — In der Barock- und Rokoko-
Zeit verliert der schmiedeeiserne Beschlag seine
Geltung, er wird auf Kosten der Formen-
schöuheit auf nebenwerthige Stücke wie Truhen
u. dgl. gedrängt, die Bronze löst ihn ab. Mir
sehen, mitgehend mit den geschweiften und
geschwungenen Möbelformen, die Bronze in
üppigster weise als Beschlag dem Stil folgen.
Gleichsam auf jedes Stück ausmodellirt, be-
decken — scheinbar zu einem struktiven Ge-
spinust werdend — die Bronzetheile fast die
ganzen Holzflächen, bilden die Füße, werden
als Gallerien, als Endigungen angefügt und
drücken dadurch den Möbeln den Stempek
ihrer Zeit auf. Auch im Stile Louis XVI.
und im Empire macht der Beschlag alle Wand-
lungen der Formen mit durch, bis er sich im
Anfänge und zu Mitte unseres Jahrhunderts
ganz verliert, wo z.B. das den Einschnitt für
den Schlüssel verdeckende zugleich schützende
Schlüsselschild durch eine schmucklose Holz-
oder gar Lederrosette ersetzt wird.

In unserer modernen Zeit sollte man
eigentlich aus all den vorhandenen Ueberlie-
ferungen sich eine Lehre gezogen, von Allem
das Beste gewählt und sich zu Nutze gemacht
haben. Dem ist aber durchaus nicht so. wir
finden heute, daß die Beschläge meistens oft
ohne alles verständniß angebracht, oft zu
groß und oft zu klein, oft im Stil nicht über-
j einstimmend verwendet, oft der Gebrauchs-
i fähigkeit geradezu hinderlich gewählt sind, und
dem Möbel eher zum Nachtheil als zur Zierde
gereichen. — Der Billigkeit wegen herrscht
das Euivre xoli fast allein vor. Man könnte
sich das schon gefallen lassen, wären die Formen
in der Herstellung nicht oft gar zu sehr ver-
nachlässigt, der Guß verschwommen, das Grna-
ment durch verschleifen unansehnlich gemacht;
das Ganze mit Goldbronze übertüncht, be-
leidigen die Beschläge das Auge, statt es zu
erfreuen, will man einen Beschlag, vielleicht
an einem Gebrauchsmöbel einfach halten, so
verzichte man lieber auf alle Nebendinge.
Lin glatt in Messing ausgeschnittenes in dem
Kontur sauber gefeiltes Schild, ein gedrehter
Knopf, ein Griff, der einen hängenden Bügel
darstellt, vielleicht mitten durch eine Kugel
beschwert, die sich bequem in die Finger nehmen
und leicht handhaben läßt, sind praktisch und
machen weiter keinen Anspruch als den der
Nützlichkeit. Aber mau soll auch hierbei nicht
ausschließlich der Billigkeit, sondern mehr der
soliden Arbeit die Ehre geben. Selbst der
einfachste Beschlag kann in korrekter Ausfüh-
rung den Werth eines Möbels sebr erhöhen,
wie wir dies an den Ausstattungen von Schiffs
! Einrichtungen und besonders auch in England
so mustergültig vorfinden.

verwendet man Bronze oder Guß, so
sollen die Formen wenigstens scharf, noch
besser vom Liseleur etwas nachgearbeitet sein.
Dahingegen vermeide man, Vrnamente auf
Beschläge graviren zu lassen, die aus flachem
Material hergestellt sind. Ls passirt dabei
nur zu oft, daß die gestochenen Linien, die in
f Verbindung mit den Holzstächen viel zu fein
ganz verfehlen. — In der Herstellung reicherer Bronze-Beschläge
ist bei uns eher ein Rückschritt als ein Fortschritt zu verzeichnen. Bei Herstellung
eines Möbels find weder der Besteller, noch der Tischler geneigt, viel für den Be-
schlag auszugeben. Dem Bronzewaaren - Fabrikanten sind keine neuen Aufgaben
gestellt worden, erstere können die vorhandenen guten Bronze-Muster nicht ver-
kaufen und lassen Ninderwerthiges an ihre Stelle treten. (Schluß im zw-iien Bogen.)

WklbkIHliige.

Abbildung Nr. 626. Dreitljeiligest Kkurdelallest von K. Schwickert.

Ausgeführt für das Großherzogliche Residenzschloß in Karlsruhe.

sind, ihre Wirkung
 
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