Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

DOI Artikel:
Jäck, Eugen: Der Teppich und seine Wahl für die verschiedenen Zimmer, [2]
DOI Artikel:
Mielke, Robert: Eine Wohnung im XX. Jahrhundert, [4]: Zukunftsphantasie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leite 26.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Februar-Heft.

und übertönt, sind die Ursache des Unbehagens, das der Beschauer
empfindet. Rein Bedürfniß ist aber so stark, als das des Kontrastes
und andererseits das seiner glücklichen Vermittlung. Die Grundfarbe
einer Fußbodendecke muß daher von derjenigen der Möbel und Portieren
verschieden sein, weil diese sonst vollständig in derselben untertauchen
würden. Demselben entspringt auch
die Regel, von der Wand bis zur
Teppichkante rings herum einen
etwa 70 Liri breiten Raum frei zu
lassen, um durch das Braun des
Parketts einen wohlthuenden ruhigen
Abschluß zu gewinnen.

Dem Salonteppich fällt die Auf-
gabe zu, weniger dem praktischen
Bedürfniß, als dem Prunk und dem
Luxus zu dienen und Alles, was
sich auf ihm befindet, zu einem fer-
tigen, harmonischen Ganzen zu ver-
einigen. Bei aller Pracht seines
Musters und Gediegenheit seines
Materials soll er aber immer die
Folie sein, auf der sich Losa, Tische,

Sessel und nicht zuletzt die Bewohner
selbst möglichst vortheilhaft abheben.

Die Abwägung seiner Verhältnisse
muß deshalb vorsichtig vorgenom-
men werden, obgleich etwaige reine
Farben noch lange nicht daraus ver-
bannt zu werden brauchen. Das
durch die Gardinen gedämpfte Licht,
die Schatten der auf ihm stehenden
Sitzmöbel mildern schon bedeutend
und die unmittelbare Nähe einer
Menge anderer Farben thut oft das
Uebrige. Die Verhältnisse der ein-
zelnen Farben in ihrer Ausdehnung und die Art ihrer Anwendung sind
die Punkte, die richtig getroffen werden müssen, um die koloristische
Wirkung im Raum nicht zu zerstören, sondern zu einem wohlthuenden
Einklang zu bringen. Dem sich überhastenden, veränderlichen Geschmack

der Möbelindustrie mußte der Teppich konsequenter Weise folgen und
der Salonteppich konnte am Meisten die allzeit launenhaften Mode-
sormen spüren. — Mit den Fortschritten des Komforts sind aber nicht
immer auch künstlerische verbunden. Vor etwa drei Zähren wurden
z. B. von verschiedenen Leiten Anstrengungen gemacht, das Grau als

die feinste Modefarbe wieder zur
alten, glücklich überwundenen Herr-
schaft zu bringen. Ich hatte Ge-
legenheit, Lalonteppiche in fünf bis
sechs taubengrauen Tönen, nach un-
abänderlicher Vorschrift des betr.
Bestellers ausführen zu dürfen, oder
bester gesagt, „zu müssen", die dann
als der Inbegriff des feinen Ge-
schmacks und des „Modernsten" ge-
priesen wurden. Denkt man sicb
ein solches Erzeugniß im Halbdunkel
des Zimmers, noch beschattet von
Tisch und Sesseln, die natürlich auch
„elegant modern", also grau über-
zogen waren, so mag dem glück-
lichen Besitzer allerdings beim An-
blick dieser gräulichen Nüchternheit
und Reizlosigkeit der letzte Rest von
Farbensinn abhanden gekommen sein.
„Grau" ist bei unserer modernen
Dekorationsweise gewiß eine kaum
zu entbehrende Farbe, aber nur da,
wo es gilt, grelle Effekte zu mil-
dern, oder einen Ton in den andern
überzuleiten. Auch die Natur zeigt
bei ihren reinsten Farben niemals
eine rohe Wirkung, da durch Licht,
Schatten und die umgebende Luft
die Töne gebrochen und in zartester
Weise gemildert und abschattirt werden. Folgen wir also unserer allzeit
größten Lehrmeisterin, so gelangen wir zu einem satten, farbenfrohen
Kolorit, das nur durch Verbindung mit einem lichten, transparenten
Grau seinen zarten, duftigen Hauch erhält.

* Abbildung Nr. s;s. Kindep-Motiv für Möbelsülluug.

mhrmng im XX. -xHahrhundert.

zustecken.

Zuknnftsphantasie von Robert Mielke. (Fortsetzung.)

jreten wir zunächst in mein Tuskulum. So, nun nimm Platz.
Während die Frauen unten für einen Imbiß sorgen, haben
wir noch genügend Zeit, uns eine zweite „Kameruner" an-
Gder rauchst Du lieber Tabak?"

„Ich danke, gib mir nur lieber eine Tigarre.-So!--

Also das ist Dein diaeQ-retäro? Hier plaudert's sich übrigens ganz
ausgezeichnet. Je mehr ich mich umsehe, desto bekannter kommt mir
hier manches vor. Du scheinst hier Deine ganzen Iunggesellenerinnerungen
aufgestapelt zu haben."

„Ganz recht. Gibt es wohl für uns Menschen eine bessere Um-
gebung als eine solche, mit der wir alt geworden sind? Entschuldige
mich einen Augenblick, ich will uns eine Flasche Hattenheimer holen,
dann wollen wir uns von vorangegangenen Tagen erzählen und auf
frohe Zukunft anstoßen."

Unser Freund hatte nun Muße, sich Alles genau anzusehen. Es
machte das ziemlich große Zimmer zuerst einen etwas unruhigen Ein-
druck, namentlich wenn man die beiden Schmalseiten ansah. Gemildert,
wenn nicht gar aufgehoben, wurde aber dieser Eindruck durch das
gleichmäßige, ruhige Arrangement an den Langseiten. Zwei große,
dreiflügelige Fenster, von denen die mittleren höher als die Seitenflügel
waren, erhellten den Raum, zwischen denen ein großer, in die wand
eingelassener Spiegel angebracht war. Der größere Theil der gegenüber-
liegenden Wand war von einem Büchergestell eingenommen, das, unten
breit vortretend, Mappen und Foliowerke, oben Bücher kleineren For-
mats enthielt, die alle übereinstimmend in Schweinsleder gebunden und
mit goldenen Schriften versehen waren. Fayencen, Krüge und ein

offenbar altes, kupfernes Taufbecken standen auf ihn:. Die Wände,
soweit sie nicht unter den Mobilien verborgen waren, waren mit einein
einsarbenen, silbergrauen Stoffgewebe bekleidet. Breite Brettersriese aus
naturfarbigem Eichenholz, mit farbig gemalten, naturalistischen Blumen
verziert, schlossen die Wände oben und unten, gleich ausgesührte Pilaster
an den Seiten ab. Ein messingener Rundstab lief unmittelbar unter
dem oberen Fries um das Zimmer herum; er diente zum Befestigen
der Bilder und Dekorationen, unter denen ein prachtvoller Daghestaner
Teppich auffiel. Die Decke bestand aus eichener Täfelung, deren Fül-
lungen durch Messingleisten und Messingstiste sestgehalten waren. Die
Farbenzusammenstellung sowohl als die verschiedenen Gegenstände an
der Wand und auf den Tischen und Schränken verriethen den aus-
erlesenen Geschmack des Besitzers. Ein großer an den Ecken abge-
rundeter Tisch, ein Fauteuil und mehrere gepolsterte Stühle mit niedriger
Rücklehne standen inmitten des Zimmers; sie, die vorher erwähnten
Möbel sowohl, wie auch die an den freien Theilen der Wände an
Stelle eines Paneels angebrachten etwa s '/>- na hohen Schränke waren
in Art der Holzbrandmöbel hergestellt. Von den mancherlei Gegen-
ständen, die aus Tischen, an den Wänden oder auf den erwähnten
paneelschränken standen oder hingen, lenkte besonders eine Dekoration
Aufmerksamkeit auf sich, die aus einem japanischen Holzgemälde, einer
antiken Vase, mehreren Fotografien, Palmen- und Schilsblättern bestand;
verschiedene Degen und Schwerter, ein Zündnadelgewehr und ein suda-
nesischer Bogen und Pfeile, alte schmiedeeiserne prunkgeräthe, mehrere
Berliner und Meißener Porzellane, selbst ein breitrandiger Tropenhut,
eine alte bemalte Holzfigur von irgend einem Altar und viele an-
dere Gegenstände, diej für den Fremden vielleicht ohne Interesse, für
den Besitzer aber von persönlichem Werthe waren, vereinten sich mit
Pinien- und Buchenreisern, mit Schilfblättern und anderen getrockneten
 
Annotationen