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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Mielke, Robert: Volkstümliche Wohnungen
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Vielfarbige Lithografien
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Ein neues Verfahren zum Lackiren von Holzgegenständen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0184

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Juli-Heft.

Seite s07.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

von denen namentlich das elftere eine fast unverwüstliche Dauer besitzt, die treibende Kraft ist.

Don dem aus dem vorigen Jahrhundert stammenden eichenen Schreib-

schrank, an dem ich diese Worte schreibe, weiß ich z. B., daß er fast
fO Jahre lang nicht restaurirt wurde und doch ist seine Wachsschicht
noch unverändert. Theuer werden unsere Möbel erst durch das Be-
kleben mit geschnitzten, gestochenen und nach allen Richtungen zusammen-
geleimten Stücken. Für eine billige und volksthümliche Wohnung muß
also von dieser komplizirten Bearbeitung wieder abgesehen werden und
dafür Einfacheres, das wir glücklicher Weise in dem Kerbschnitt und
dem Holzbrand besitzen, eintreten. Allerdings sind diese Techniken
ebenfalls zeitraubend, aber abgesehen davon, daß sie für die Kunst des
häuslichen Fleißes ein
fast unbeschränktes Ge-
biet offen lassen, ver-
ringert sich die Arbeit
dadurch, daß sie nur
in wenig kräftigen Zü-
gen ausgeführt, schon
einen ästhetischen
Schwerpunkt für die
Dekoration des Einzel-
stückes abgeben. Kopf-
schüttelnd denkt viel-
leicht dabei der eine
oder der andere meiner
freundlichen Leser an
jenen Kerbschnitt, der
in letzter Zeit als Di-
lettantenarbeit sehr in
Ausnahme gekommen
ist, und der wie ein
Netz große Flächen be-
deckt. Diesen meine
ich nun allerdings nicht,
sondern denke mehr an
die großen geometri-
schen Ornamente,
welchem dieser Technik
besonders ausgebildet
an älteren Möbeln
pommerischer oder frie-
sischer Herkunft sich
finden. Tine durchaus
prächtigeWirkung wird
bei diesen dadurch er-
zielt, daß die einzelnen
Kerbschnitte durch far-
biges Wachs ausge-
süllt werden. Auch
eine mäßige Bemalung
der durch ihre Tiefen
geschützten Rinnen
dürfte sich empfehlen,
ebenso wie die Behand-
lung größerer Flächen
mit Holzbrandmalerei.

Nicht zu vergessen sind
auch bei den angezogenen Möbeln die Verwendung von Werken der
Dreherei, die heute viel zu wenig geschätzt werden, obgleich sie durch
ihre Rundung so recht für den Möbelstil geschaffen, oder umgekehrt
von diesem erst erzeugt worden sind.

Die Anzeichen, daß wir uns in einer Geschmacksumbildung, welche
nach Möbeln vorstehend gezeichneten Karakters drängen, befinden, liegen
mehrfach vor. Die Bevorzugung des englischen Geschmacks, der mit
seiner rationellen Bedürfnißstrukturen jeden engen geschichtlichen Stil-
begriff über den Haufen wirft, die Werthschätzung alter und neuerer
Bauernmöbel und die Aufnahme der malerischen Holzbrandmöbel in
Nürnberg, München, Konstanz und Innsbruck find deutliche Fingerzeige.
Zu bedauern wäre es, wenn nur die Sucht nach dem Neueren dabei

Hoffentlich wird die Industrie, welche den Be-
dürfnissen der großen Menge dient, hier die Anregungen finden, die
ihr schon lange gefehlt haben, dann wird auch die Einfachheit, die
stets die Mutter der Kunst war, auch bei dem verderbten Geschmack
der großen Menge läuternd wirken, und dann wird auch ein nationaler
deutscher Stil sich entwickeln können, der aus eigenem Empfinden heraus
geboren, berechtigter und schöner ist, als alle eklektischen Stile. And
wenn dann auch der Fleiß der Familienangehörigen verschönernd und
veredeln im Hause waltet, wenn Hausherr und Hausfrau zielbewußt
mit dem Kunsthandwerker ihre eigenen, auf Grund einer geläuterten
Anschauung gebildeten Ideen und Wünsche bei Einrichtung der Wohn-
stätte zur Erörterung
bringen können, dann
haben wir mehr als
eine Wohnung, dann
haben wir ein liebes,
trautes Heim, das dem
deutschen Karakter
inehr entsprechen wird,
als alle mit Stoffen,
Verzierungen und son-
stigem Ucberfluß über-
ladenen Einrichtungs-
stücke der gegenwär-
tigen Geschmacksrich-
tung und Dekorations-
kunst.

Vielfarbige Litho-
grafien. Eine gänz-
liche Umwälzung auf
dem Gebiete der Er-
zeugung mehrfarbiger
lithografischer Bilder
und Zeichnungen soll
ein vom Amerikaner
Grignard, Ottawa, er-
fundenes System bedeu-
ten, nach welchem der-
selbe Buntdrucke mit
beliebiger Zahl von
Farbentönen auf ein
und demselben Bilde,
in den feinsten Nüancen
und Uebergängen her-
zustellen im Stande sein
soll, die von Aquarellen
und Oelgemälden nicht
zu unterscheiden sind,
und wobei die Farben-
töne nicht einzeln nach
einander aufgedruckt zu
werden brauchen, son-
dern selbst bei den bun-
testen und nuancirtesten
Arbeiten nur höchstens
drei Drucke erforderlich
sind, wie das Patent- und technische Bureau von Richard Lüders in

Görlitz mittheilt. —--

Lin neues Verfahren zum Lackiren Volt Holzgkgrnftättdril
empfiehlt L. L. Andes in den „N. L. u. L.": Die zu lackirenden Holz-
gegenstände werden, um das Aufsaugen der ersten Lackschichte und damit
ein Rauhwerden der Oberfläche zu vermeiden und somit das Schleifen
der lackirten Körper nach dem ersten Lacküberzug überflüssig zu machen,
zuerst mit einer Schicht von Pyroxylin, resp. einer Auslösung desselben
in Alkohol, dem auch etwas Harzlack zugesetzt werden kann, überzogen.
— Die auf diese erste Schicht aufzutragende Harzlacklösung kann wieder
durch eine Hchroxylinschjcht zum Schutz überdeckt werden, welcher wieder
etwas Harzlack beigefügt werden kann. —
 
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