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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Panke, Carl: Einiges über das Arrangement von Erker-Ausbildungen
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Barber, Ida: Einrichtung der Kinderzimmer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0230

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Illustr. kunstgewerbl. peitsch r ist für Innen-Dekoration.

September-Heft.

Seite s30.

eine bequeine Sitzgelegenheit für eine oder mehrere Personen anzuordnen
sein, die sich entweder durch einen Schreibtisch, ein Rredenztischchen oder
durch ein Postament und sonstige kleinere Dekorationsstücke vervollkommnet.

"zn ganz anderer Art ist ein Erker auszufassen, wenn er zur
Theilung eines besonders tiefen aber nur schmalen Zimmers dienen
soll. Unter Umständen freilich können!
hierzu ohne weiteres die Balustraden
oder checken der vorbeschriebenen
Erker-Einrichtungen verwendet wer-
den. Da sie aber nur niedrig sind,
würden sie den Eindruck des in Rede
stehenden zu tiefen Zimmers nicht
mildern, indem dieser Zweck erst
durch einen höheren Einbau, der
mehr oder weniger bis zur Decke
des Gemaches reicht, erzielt werden
kann. Abbildung Nr. 637 gibt
ein solches Beispiel. Eine bis zur
Thürhöhe reichende zierliche Thei-
lungswand bildet hier den Abschluß
für den gleichfalls mittelst eines
Podiums um eine Stufe erhöhten
Erker, innerhalb dessen ein Ranapee
nebst Tischchen Aufstellung gefunden
hat, kommt es nicht in Betracht,
wenn der übrig bleibende Theil des
Zimmers etwas verdunkelt wird, so
kann man die Theilwand auch, wie
unser Bild rechts zeigt, mehr oder
weniger schließen, wonach dann rück-
seitig zugleich noch ein Schrank in
dem Erker Platz finden kann, sodaß
derselbe sich zu einem vollständigen
Wohnzimmer für eine einzelne Person ^

gestalten läßt, während der verbleibende Zimmertheil dann etwa als
Vorraum oder auch als Trinkstube auszustatten wäre. Lassen die Ab-
messungen dies zu, und dürfen etwas mehr Rosten aufgewendet werden,
so kann man die Theilungswand auch wesentlich reicher gestalten und
gliedern, und für die hier möglichen Ausführungsarten geben wir

»Abbildung Nr. 627. Erker-Bildung für ein langes Zimmer.

Gezeichnet von Paul wiese. (Siehe hierzu Grundriß v Seite -(-(2.)

unseren Lesern in Abbildung Nr. 6H6 noch ein Beispiel, bei dem
eine besonders malerische Wirkung gesichert sein dürste. Die wand
versetzt sich aus etwa ein Dritttheil ihrer Länge um so viel, daß die
Aufgangsstufen in der ^Verrichtung Platz finden. Der Erker hat dann
eine tiefe und eine engere Seite. An der ersteren kann ein Sofa und

! an der letzteren ein Schreibtisch ge-
stellt werden. Das Licht wird den:
Zimmer nichts desto weniger noch
voll zugesührt und die Gesammt-
gruppe macht einen äußerst reichen
malerischen Eindruck. Die Rosten
solcher Arrangements werden durch
!die erforderlichen zahlreichen kleinen
Einzelheiten wesentlich beeinflußt und
können daher nur für die zugehörigen
haupttheile in Zahlen ausgedrückt
werden. Es sei nur bemerkt, daß für
j die Theilwand nach Abbild. Nr. 637,
in schlichter weise, aber gutem Holz
hergestellt, etwa 200—300 Mk., und
für diejenige nach Abbild. Nr. 6H6
etwa 500 Mark aufgewendet werden
müßten, während das Podium in
beiden Fällen mit etwa 50—60 Mk.
zu veranschlagen sein dürfte.

Scheinen unseren verehrten Le-
serinnen diese Rosten vielleicht schon
recht beträchtlich, so können wir da-
gegen nur sagen, daß stets das
Arrangement eines Erkers in einem
gegebenen Raum unter allen Um-
ständen einen gewissen Aufwand un-
erläßlich macht, ja, man darf sich
nicht einmal der Annahme hingeben,

daß diese Rosten in dem Hall ganz vermieden werden, wenn sich der
Erker bereits als wirklicher Ausbau eines Zimmers in der Wohnung
vorfindet. Wir geben in den Abbildungen Nr. 6H7 und Nr. 652
je ein Beispiel von dem Arrangement solcher Erker-Ausbauten, und
diese Bilder lassen erkennen, daß, sofern der Boden des Ausbaues um

Minrichtmig der sMinderpmmer.

von Ida Barbe r.

man ein Urtheil über die pflichttreue, Verständigkeit,
Sorgsamkeit einer Frau, die das Glück hat, eigene oder
fremde Rinder erziehen zu können, fällen, so lasse man sich
weder ihr Boudoir, noch ihren Salon, sondern das Rinderzimmer zeigen.
Lin Blick genügt da oft die Frau in ihren, wirken und Schaffen, in
ihrer wirklichen Rarakterbildung ZU erkennen.

Ls gibt sehr elegante, auf bov ton haltende Damen, die ihre
Rinder in Zimmern wohnen lassen, die man nicht einmal einem guten
Dienstboten anbieten möchte. Selbstverständlich thun sie dies nicht aus
Lchlechtheit, sondern aus Achtlosigkeit und Ignoranz. „Für die Rleinen",
so meinen Biele, seien die halblichten, nach dem Pos gelegenen,
von Dämpfen erfüllten Zimmer, die an die Rüche anstoßen, noch gut
genug. Weit gefehlt! Nur das Beste ist gut genug für Rinder! —
Geben wir den Rindern hohe, luftige, thunlichst nach dem Garten ge-
legene Zimmer, so werden sie sich wohl befinden, frisch und blühend
aussehen, Lust an Spiel und Arbeit haben; in den halbhellen, dumpfen
hofzimmern aber, die namentlich in den Häusern der Reichen den
Rindern angewiesen werden, verkümmert Rärper und Geist, wo man
nicht in der Lage ist, den Rindern ein eigenes, gut ventilirtes, Helles,
geräumiges Zimmer einzuräumen, da gestatte man ihnen, sich im best-
größten Wohnraum aufzuhalten. Die Besorgniß, daß sie die Teppiche
und Möbel beschädigen, kommt lange nicht der sich event. geltend
machenden Besorgniß gleich, daß sie täglich so und so viele Stunden
in schlechter Luft athmen. Leider sind aber viele Mütter um ihre
Möbel mehr besorgt, als um ihre Rinder. Die Polstergarnituren rc.
wollen erhalten werden; die Rinder nicht minder. Den Polstermöbeln

zu lieb die geräumigsten, lichtesten Zimmer absperren, ist, falls man
kein gleich lichtes, großes Rinderzimmer hat, einfach ein Blödsinn.
Line verständige Mutter wird sich sagen, daß der Besuch, für den sie
ihren Salon mit dem Aufgebote aller Acuratesse und Runst in Stand
hält, sich vielleicht eben so gut bei ihr im Familienzimmer das sie mit
ihren Rindern bewohnt, unterhalten wird; schließlich sind ja doch wohl
geweckte, rosige Rinder ebenso interessant, wie die nach der letzten Mode
decorirten Möbel; die Hand der Mutter aber verweist die Rinder in
die Rinderstube; es heißt einmal, die Rleinen müssen ihren Raum für
sich haben, sie dürfen, wenn Besuch kommt, nicht stören, es schicke sich
nicht, Jemand da zu empfangen, wo Spielsachen auf Tischen und Stühlen
herumliegen, Turngeräthe zwischen den Thürpfosten hängen, ganz ab-
gesehen davon, daß die meisten Mütter nervös zu werden fürchten,
wenn sie mit den Rindern gemeinsam in einer Stube verkehren.

Nun wohl, die Nothwendigkeit eines Extra-Raumes für die kleinen
Robolde zugegeben, fragen wir uns, wie soll dieser Raum ausge-
stattet sein?

Ueber den ersten Punkt, bezüglich der Größe, gehen die Meinungen
weit auseinander. In der kleinsten Hütte ist wohl Raum für ein
glücklich liebend paar, aber nicht im kleinsten Zimmer für eine muth-
willige Rinderschaar. Die Rinder wollen sich, wie es im Volksmund
heißt: „austollen . Man gebe ihnen Raum, sich frei zu bewegen,
schütze sie davor an Ecken und Rästen anzustoßen; je geräumiger das
Rinderzimmer fit, desto weniger werden Gegenstände beschädigt, die
(Ecken abgestoßen, Beulen geschlagen. Man ist durchaus keine Ver-
schwenderin, wenn man das größte Zimmer zum Rinderzimmer bestimmt.
Auch Luft und Licht muß es zur Genüge haben, wo irgend möglich
die Aussicht auf einen Garten, im Fenster einen Blech-Ventilator, der
Tag und Nacht frische Luft einströmen läßt, vor dem Fenster ein Gitter,
 
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