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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Faulwasser, Julius: Die Leiste als Dekorationsmittel bei Wandbekleidungen
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Schliepmann, Hans: Luxus und - Luxus, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0029

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Seite H5.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Ianuar-Lfeft.

Aunst, Papierleisten um nntergenageltc hölzerne Rundstäbe herum zu kleben. Lieber
verwende man doch in solchem Fall, wo man gezwungen ist, mit dem Mäßigsten
Zufrieden zu sein, hohle Papierstuckleisten, obgleich sich im Grunde auch gegen
diese mancherlei einwenden läßt und für einen Renner stets die kleinste Holzleiste
freundlicher ziert als eine breitspurige Papierstucklciste.

Ls erübrigt nun noch der Wandleisten aus sonstigem Material Erwähnung
zu thun, deren es weiter noch eine ganze Fülle gibt. Als wohl der ältesten Leisten
muß hier der Leisten aus echtem Leder gedacht werden, die wieder für Einfassung
und Befestigung von gepunzten Ledertapeten ein unbedingtes Erforderniß bilden.
Seitdem neuerdings Ledertapcten auch in billigerer Art mittelst Maschinenpressung
hergestellt werden, gibt es gepreßte Lederleisten selbstverständlich in größter Mannig-
faltigkeit. von den schmalen nur z anr deckenden Bordüren bis zu solchen von 6
bis 7 ara Breite werden sie mit den verschiedensten kleinen Mustern, Sternchen,
Mäandern, verschlungenen Bändern rc. ausgeführt und bei größerem Aufwand oft
als starke Lederriemen mit großen dekorativen Bronzeknöpfen gewählt, durch welch
letztere dann die Befestigungsart dieser nicht geklebten, sondern nur gespannten
Wandbekleidungen versinnbildlicht werden soll. — Eine in die Augen fallendere
Ausbildung, als in gepreßtem Leder möglich ist, kann man den Leisten bei Ver-
wendung von dessen Imitation, dem sogenannten Linkrusta Walton, geben. Das

MUXUS und — AWUXUS.

von Hans Schliepmann. (Schluß von Seite s.)

s ist eines der schlimmsten Zeichen der Zeit, daß auch der gemeine Mann nach
Luxus strebt und sich mit verschmierten und verhunzten Nachbildungen aus
der Umgebung des Reichen aufputzt, statt daß die Luxuskunst die verfeinerten Gebilde
einer naturkräftigen Volkskunst aufweist.

Wollen wir uns Deutsche als ein innerlich gesundes Volk behaupten, so ist
es durchaus erforderlich, daß wir jene beiden Triebe, nach sybaritischem und nach
Schein-Luxus, zu vernichten suchen. Ls sind Triebe, die nur etwas haben wollen,
heischen, weil sie nur dadurch ihre Persönlichkeit bethätigen können; Triebe, die
mehr als Andere und wieder das, was die Beneideten besitzen, haben wollen,
ohne zu fragen, welchen Werth dann das Ersehnte besitzt. Deßhalb muß in erster
Linie der Geschmack bei Hoch und Niedrig gehoben werden, damit der Einsichts-
volle nach geistig Befriedigendem strebt. In zweiter Linie aber muß unsere Luxus-
industrie lernen, Kunstgewerbe zu werden. Namentlich auf dem Gebiete aller
Innendekoration ist hier der Boden, sich abzukehren von alledem, was nur den
verwöhnten Geschmack kitzelt, was nur theuer und selten ist, was nur prahlt und

* Abbildungen Nr. 500—502. Salou-Srlzränstrlzon mit plastischer Holzschnitzerei im engl. Iaeobean-Stil. Entw. v. Hans Freyberger.

Nelief prägt sich hier deutlicher aus und in der Farbengebung läßt sich ein erstaun-
licher Glanz erzielen. Speziell ist es ein beachtenswerthes Dekorationsmotiv, die
^inkrustaborden als Leisten zwischen Papiertapeten oder als Fries zwischen Holz-
leisten einzulegen. Auch kann man mit letzteren kleinere oder größere Füllungen
bilden, die mit abgepaßten Linkrustamustern ausgelegt, der ganzen Dekoration einen
äußerst vornehmen Stempel auförücken, ohne sich zu erheblichen Kosten vorsteigen
äu müssen und dennoch gewissermaßen ohne irgendwie unwahr zu sein, so zu sagen
von entgegengesetzter, aber darum von nicht minder dekorativer Wirkung sind Leisten
ous gepreßtem Filz, deren Anwendungsart durchaus dieselben Variationen zuläßt,
*v>e solche soeben vom Linkrusta besprochen wurden und die dort vorzuziehen sind,
es auf matte Farben statt auf glänzende ankommt. Endlich seien die Wund-
esten in Vestibülen, die in Stuckmörtel gezogen oder in Stuckmarmor ausgeführt
Werden, nur noch erwähnt, um darzuthun, ein wie großes Gebiet der fortschreitenden
^-ochnik zur Theilung und Belebung der Wandflächen zur Verfügung steht, wie
'"unnichfaltige und wechscloolle Wirkungen sich mit diesen Mitteln erreichen lassen
vud i„ weitgehender weise der Dekoratör dieselben immer beherrschen muß,
^enn er überall das unter den gegebenen Verhältnissen Richtige treffen und zur
uwendung vorschlagen und ausführen will, um den vielen, oft den wunderbarsten
lunen seiner Kunden entsprungenen wünschen gerecht zu werden und die ihm
^ tgebenen Arbeiten auch so fertig zu stellen, daß dieselben harmonisch wirken und
.Anforderungen, welche an seine fachmännische Ehre gestellt werden, entsprechen.

nicht erbaut. Das bedeutet eine Loslösung des kunstgewerblichen Erfinders von
der Tyrannei des protzigen Geldes, bedeutet die Nothwendigkeit, sich von der
Sklaverei einer Mode loszumachen, die mehr und mehr das Erzeugniß einer über-
sättigten, an Hirnschwund und krankhafter Sinnlichkeit leidenden, verrotteten
Minderheit wird. Besinnt sich das Kunstgewerbe wieder auf die Kunst, auf das
Schaffen von Innen heraus, aus innerem Herzensberufe, so mag es die kostbarsten
Stoffe, Geräthe, Schmuckstücke erzeugen: diese „luxuriösen" Erzeugnisse werden dann
doch kein verwerflicher „Luxus" sein — und sie werden ganz anders aussehen als
die Fabrikate unserer jetzigen Luxusindustrie, die weder Individualität, noch Ratio,
nalität, noch irgend sonst etwas wahrhaft menschlich Erhebendes besitzen. Noch
scheint es, als ob die deutsche Industrie sich diesen — Luxus nicht leisten könnte.

Fgr-lngif Folpgrasten auf Serdengewrbst stellt A. Vxhoven in pader-
born auf folgende weise her: von dem Negativ wird statt auf das übliche Albumin-
papier auf lichtempfindliche Seide übertragen und nach Fixirung des Bildes die
Rückseite der Seide mit Pastellstiften bemalt. Das Seidengewebe bietet eine starke
Körnung dar, auf welcher sich der pastellstift zerreibt. Die feinsten zerriebenen
Theilchrn dringen in das Gewebe ein und auch die mehr nach Außen liegenden
gröberen Theile schimmern in sehr gefälliger Weise hindurch, besonders sobald man
das Gewebe auf einem weißen Karton befestigt. Die gegen Berührung so empfind-
lichen Pastellfarben liegen bei diesem Verfahren vollkommen geschützt.
 
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