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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Faulwasser, Julius: Einiges über moderne Treppen-Anlagen, [1]
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Zinn, Maria: Die Frau und die dekorative Auschmückung des Hauses
DOI Artikel:
Hornig, Fr.: Plastische Erzeugnisse als Schmuck, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0145

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Leite 82.

Zllustr. kun st ge werbt. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zuni-Heft.

und in seiner Höhenwirkung in Folge des Durchblicks nach oben selbst-
verständlich aus das Angenehmste gesteigert. Ls gehört indessen schon
ein großer Raum dazu, um solche Anlage zu schaffen und man erkennt
auch an der lichttragenden Statuette in
der Mitte welch bedeutende Größe die
hier in Anspruch genommene Fläche
besitzt. — Sicher gehört es zu den in-
teressantesten Aufgaben des Architekten,
einen schönen Treppenraum zu schaffen,
und wo die Nittel aufgewendet werden
dürfen, sollte man sich nicht bedenken,
hierbei eine gewisse Raumverschwendung
zu Tage treten zu lassen. Der Eindruck,
den solche Treppe auf den Eintretenden
macht, kommt sicherlich immer wieder
dem ganzen Hause zu Gute.

Abbildung Nr. 582 endlich, obwohl
nicht direkt in den Rahmen vorstehenden
Artikels gehörig, zeigt ein hübsches Bei-
spiel für die Lösung eines Hausein-
ganges, vor dem eine Kellertreppe und
eine stufenreiche Erdgeschoßtreppe unter-
gebracht werden müssen. Es ist das
Portal des Wohnhauses Fasanenstraße
Nr. 2-j in Berlin, entworfen von dem
Architekten Hans Griesebach. Die Erd-
geschoßtreppe befindet sich unter einer
offenen Vorhalle, die oben als Balkon
ausgebildet ist und die Hausthür liegt
links seitwärts in dem großen Bogen
dieser Halle, zwar völlig unsymmetrisch,
aber an so wohl erwogener Stelle, daß
ein äußerst malerisches Gesammtbild
entsteht, das wir für viele Fälle des
praktischen Bauens unseren Lesern em-
pfehlen möchten. Man beachte aber
auch die Feinheiten der Anlage, z. B.
das Podest innerhalb der Erdgeschoßtreppe und den kleinen vom
Treppengeländer umgebenen Balkon am oberen Austritt derselben. —

Abbildg. 582. Portal des Wohnhauses Fasanrnftr. 24 zu Berlin.

Entworfen von Architekt Griesebach.

plastische Erzeugnisse als ^Mchumck.

Die plastische Kunst findet schon im Allgemeinen weniger Berücksichtigung,

als die Malerei, insbesondere aber
kommt sie bei der Znnen-Dekoration
ziemlich stiefmütterlich weg. Zn den
breiten Schichten der besser situirten
Bürgerstände wird man sich zehnmal
eher ein Gemälde anschaffen, als daß
man sich entschließt, eine schöne Statuette
oder Büste zu erwerben. Freilich, wenn
die Preisfrage herangezogen wird, so
liegt ja schon allein im Material der
Bildhauerarbeit die Erklärung der ver-
hältnißmäßig hohen Preise, und der
Grundsatz gar Vieler ist eben: lieber
Vieles und nicht so theuer, statt: weniges,
aber wirklich Werthvolles!

Auf die fabrikmäßig hergestellten
Produkte aus Thon und thonartigen
Massen, der sogenannten Elfenbein-
masse, soll hier nicht eingegangen wer-
den; diese Art „Bildhauerarbeit" kann
wohl geringen Ansprüchen genügen,
vermag aber Den, der Verständniß für
die Kunst besitzt, nicht zu befriedigen.
Schablonenhafte Auffassung und breite
handwerksmäßige Ausführung sind die
beiden Hauptfehler, und der demnächst
größte ist die Unverfrorenheit, mit der
sich unfertiges Rönnen bis an die
vollendetsten klassischen Kunstwerke des
alten Hellas und Rom gewagt haben,
so z. B. an Apoll, an die beiden Rosse-
bändiger, an die Psyche u. dergl. mehr.
Von der Schönheit und Karakteristik
der Originale ist bei den Nachahmungen
nicht eine blasse Ahnung! wiederzufinden. Das Kunsthandwerk könnte
hier Besseres leisten! — Das Handwerk mag sich mit schablonenhafter,

und die dekorative,
Musfchrniickung des ^Hauses.

von Maria Zinn in Wiesbaden.

unserer heutigen Zeit, wo das Leben die weitgehendsten
Anforderungen stellt, ist obige Frage: „die Frau und die
dekorative Ausschmückung der Wohnung" eine nothwendige.
Nicht, daß alle Frauen Dekoratörinnen oder Künstlerinnen werden sollen,
die fortwährend im Modegeschmack die Wohnung umrangiren, nicht,
daß ein oberflächliches Haschen und Suchen prunkende und minder-
werthige waaren kauft, nicht, daß dilletantisch gemalt, gepunzt und
geätzt werde — nein, vorerst gilt es wohl den Geschmack der Frauen
zu bilden, die Fähigkeit: ein Ensemble zu überschauen, zu verstehen,
zu beurtheilen. — Hermann Hettner sagt, daß ohne einen reinen
Geschmack eine wahrhafte Bildung unmöglich sei. —

Unsere Frauen werden in Beziehung auf Toilette in frühester Zugend
auf alle Schönheitsfragen gedrillt; für ihre Umgebung, für ihr Heim,
haben sie keine Lehren erhalten. Die Resultate einer solchen Erziehung
kann man täglich erleben. Man komme nur nach vier Wochen in die
ehemals hübsche, stylvoll eingerichtete Wohnung eines jungen Ehepaares.
Da hat bereits die junge Frau ihren Geschmack geltend gemacht. Alle
möglichen Kinkerlitzchen, Andenken an Freundinnen hängen an den
Wänden, unmögliche Nippes des niedersten Geschmackes stehen überall
umher und beleidigen das Auge, das Rokokozimmer ist mit grellfarbenen,
japanischen Fächern und Schirmen besteckt. Zum Ueberfluß grinst
uns die lebensgroße Büste einer entsetzlichen Negerin entgegen, sie hatte
der jungen Frau so „gut" gefallen.

Der Frau etwas dekorativen Sinn beizubringen ist deshalb nicht
unwichtig. Zn Berlin hat man eine Dekorationsschule für Frauen
errichtet, ein guter Gedanke, der sich hoffentlich bewährt. Zm übrigen
wird der ernste Wille und ein wenig Liebe zur Sache die Selbstbilduna
übernehmen müssen. Gute Werke und Zeitschriften sind Leitfaden genug.

Fast in jeder Frau liegt Sinn für das Schöne, liebt sie doch
Blumen und Sonnenschein und diese sind schon zwei mächtige Faktoren
auf dem Gebiete der Dekoration. Man denke nur nicht, daß man,
um ein schönes Heim zu erhalten, mit dem Ueberlieferten aufräumen
müsse. Keineswegs! warum die Andenken von Eltern und Großeltern
verbannen? Es handelt sich meist nur um das richtige Arrangiren.

Die Raumeintheilung ist wohl das Erste, was die Frau berück-
sichtigen muß: daß nicht zu viel, nicht zu wenig Möbel im Zimmer
vorhanden, daß jedes Möbel in der richtigen Lichtwirkung steht.

Die zweite Frage betrifft die Portieren, Teppiche und Fenster-
vorhänge, daß die richtige Farbenwahl getroffen ist. Zufolge des regen
Zmportes haben wir Gelegenheit die schönsten orientalischen Teppiche
und Behänge zu kaufen und uns die Dekoration zu erleichtern.

Schlechte Gelbilder hänge man niemals auf, lieber einen guten
Stahl- oder Kupferstich. Dann vermeide man die Uebertreibung in
Anwendung der Makartsträuße. Wohl wirkt ein Palmwedel am
richtigen Platze schön, aber die Anwendung muß decent sein, nicht,
wie es so oft geschieht, daß uns aus allen Ecken wehende Gräser und
farbige, staubige Wedel entgegenwinken!

Die Fotografienfrage ist nicht minder wichtig. Ganze wandflächen
mit losen Kabinet- und Visitkart-Fotografien zu bestecken ist eine Geschmack-
losigkeit. Eine Fotografie in dieser Größe wirkt niemals dekorativ.
Alles, was einen Zug ins Kleinliche hat, muß von der Wandfläche
ferngehalten werden. And nicht nur von der wandfläche, auch aus
 
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