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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Silvani, E.: Plauderei über Fußböden
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0245

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5eptember-l)eft.

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Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Plauderei über ^MuUwden.

von L. Silvani.

interessire mich lebhaft für Wohnungen und namentlich für deren
innere Einrichtung und Ausschmückung, deshalb trachte ich auch, in
möglichst viele derselben Eingang zu finden — mögen sie nun Reichen
oder weniger Bemittelten angehören. Line jede Behausung kann ja
kn ihrer weise mustergültig eingerichtet sein, in jeder findet man Gelegenheit, etwas
lNeues kennen zu lernen. Ich richte dabei mein Augenmerk auch aus die scheinbar
unbedeutendsten Rleinigkeiten, denn gerade diese sind oft im Stande, unserem Heim
«inen ganz besonderen Reiz zu verleihen. Besonders ist mir immer ein Gegenstand
ausgefallen, auf den im vergleich zu Anderem gewöhnlich sehr wenig Gewicht gelegt
wird, und der den drei Hauptforderungen, die man an eine gute Wohnung stellen
muß, „gesund, praktisch und schön", in den seltensten Fällen entspricht. Ich meine
hier den Fußboden. Nachdem dies aber ein Hauptbestandthcil nicht nur der inneren
Einrichtung, sondern auch der Ausschmückung unseres Heimes ist, oder wenigstens

Standpunkte aus beleuchten. Dies dürfte wohl auch die Hauptfrage bleiben, denn
daß ein Dielenfußboden oder Linoleum-Belag in vornehmer ausgestatteten Räumen
zu den Schönheiten einer Wohnung gehören, wird wohl Niemand behaupten.

Auch von den praktischen vortheilen eines parquettfußbodens wird Jeder,
der vergleiche angestellt hat, überzeugt sein. Das oftmalige Streichen des Dielen-
bodens — und wenn dieser nur halbwegs anständig aussehen soll, so muß er sehr
oft gestrichen werden — vertheuert diesen Boden ganz ungemein und trägt gewiß
nicht zu den Annehmlichkeiten unseres häuslichen Lebens bei. Man braucht hierüber
nur unsere Hausfrauen zu befragen! Aber die Hauptsache bleibt doch, daß ein
guter Riemen- und Parquettsußboden bei weitem gesünder und billiger als ein
Dielenfußboden ist. Um ersteres zu beweisen, brauche ich nur aus die unvermeid-
lichen Fugen zwischen den einzelnen Brettern der Dielen-Boden hinzuweisen, in denen
sich eine Menge Staub und Schmutz, d. h. eine Menge Rrankheitsstoffe ansammeln,
und die trotz größter Reinhaltung des Bodens nicht zu entfernen sind. Dies fällt
bei einem wirklich guten Riemen- oder Parquettboden weg. Allerdings gibt es auch
genug Parquett-Fußböden, bei denen ebenfalls Fugen entstehen, die Rrankheitsstoffen
hinlänglich Gelegenheit bieten, sich anzusammeln, dies rührt aber daher, daß man

sich nicht stets an wirklich leistungs-
fähige, solide Fabriken wendet,
sondern bei Demjenigen bestellt, der
die Arbeit am billigsten auszufüh-
ren verspricht. Ls ist dies über-
Haupt ein Fehler unserer Zeit, der
sich jedoch immer rächt, da die
Billigkeit gewöhnlich auf Rosten
der Güte hergestellt wird, deshalb
soll man bei Bestellungen in erster
Reihe auf die Güte des Materials
bedacht sein, und in zweiter erst
auf dessen Billigkeit. Nirgends ist
aber falsche Sparsamkeit schlechter
am Platze als hier; bei einem
Gegenstände, der so viel zur Schön-
heit und Zweckmäßigkeit unseres
Heimes beiträgt wie ein wirklich
guter Parquettsußboden. Hierbei
darf man aus einige Pfennige per
(Quadratmeter wahrlich nicht sehen,
um so weniger, als — und dies
ist keine Uebertreibung — ein solid
ausgeführter Parquettboden, ohne
daß derselbe bedeutender Repara-
turen bedarf, wenn er halbwegs
gut gehalten wird, noch von un-
seren Rindern und Rindeskindern
benützt werden und dieselben er-
freuen kann. Darin liegen eben
auch die größten vortheile und die
verhältnißmäßig große Billigkeit
dieses Bodens im vergleich zum
Dielenfußboden und Linoleum. Der
beste Beweis hierfür ist, daß jetzt
in den meisten öffentlichen Gebäu-
den, die doch der allergrößten Ab-
nutzung unterworfen sind, Riemen-
fußboden Zurverwendung komme».

Lin sorgfältig hergestellter
und gut gepflegter parquettfuß-
bodeu gehört stets zu den Annehm-
lichkeiten einer Wohnung, wie er
auch zu deren vornehmsten Zierden
gehört. Um dies aber in beiden
Hinsichten voll und ganz zu sein,
muß auch die Auswahl desselben
für die einzelnen Räume mit
verständniß und Geschmack vorgenommen werden. Man wird z. B. für die wirth-
schaftsräume, wie Rüche, Speisekammer, Badezimmer re., einen Buchen-Riemenboden
wählen, der jedoch nach einer bewährten Art imprägnirt sein muß (was bei Buche von
größter Wichtigkeit ist), dagegen für das Treppenhaus, Vorsäle, sowie alle Räume,
die einer besonders großen Abnutzung unterworfen sind, auf deren schmuckes Aussehen
man jedoch auch Werth legen muß, einen guten Lichen-Riemenboden oder massive
parquetten. Für die besseren Räume nehme man stets surnirte parquetten, wegen
des unvergleichlich schöneren Aussehens; auch lassen sich dieselben in allen möglichen
Zeichnungen und Hölzern, passend zu den Räumen und deren innerer Einrichtung und
Stilart, Herstellen, und sind gleichfalls, vorausgesetzt, daß die Furniere nicht zu schwach
sind — dieselben sollen mindestens S^/z—7 rnrv stark sein — von großer Dauerhaftig-
keit. Die Wahl der passenden Muster überlasse man — falls man nicht selber Sach-
verständiger ist — dem betreffenden Herrn Architekten, oder man wende sich direkt an
eine wirklich leistungsfähige Parquettfabrik. — Befolgt man das oben Gesagte und
läßt man dem Fußboden eine halbwegs gute Pflege angedeihen — der Lieferant wird
hierüber gern Auskunft ertheilen — so wird man gar bald zu der Ueberzeugung
kommen, daß der Riemen- oder parquettsußboden der schönste, praktischste und ge-
sündeste, und mit der Zeit auch, daß er der billigste sämmtlicher Fußböden ist. —

Abbildung Nr. SSO. Erker-Ausbildung in maurischem Stil aus „Zeleat Rnrnitnre".

Verlag der Firma Timms L wcbb (Tbe pllrmtais Press), London.

sein sollte, so dürfte es von einigem Interesse sein, auf dieses Thema etwas näher
einzngehen.

Hunderte von Wohnungen sah ich schon, auf deren Ausschmückung viel Mühe
und lKeld verwendet worden war; es war an Stuck, Malerei, schönen Tapeten
und Portieren,, Teppichei,, Möbeln und all den sonstigen Gegenständen, mit denen
wir unser Heim zu lchmückcn pflegen, nicht gespart worden; die betreffenden Woh-
nungen waren mit einem Worte recht hübsch und geschmackvoll ausgestattet, aber,
sobald ich meine Blicke auf den Boden richtete, was mußte ich da bemerken! In
den meisten dieser sonst so hübsch eingerichteten Räumen fand ich einen gewöhnlichen
Zeichen Dielenboden vor, mit irgend einer geschmacklosen Farbe angestrichen, oder
mit dem mehr oder weniger geschmacklosen Linoleum belegt; im besten Falle einen
möglichst billigen, d. h. schlecht gearbeiteten Riemenbodcn l <x°c klingt wohl unglaub-
lich, ist aber thatsächlich so. )ch i>äbe fast immer gefunden, daß der Fußboden sehr
stiefmütterlich behandelt wird. Auf alles Mögliche wird eine Menge Geld und
Alühe verwendet, aber der Fußboden soll meist möglichst wenig Gold kosten; und
^t>ch gehört dieser ebenso zu einem gut ausgestatteten Heim, mie ein schöner
Plafond, Teppich usw. Doch will ich von der Schönheit des ersteren weiter unten
spreche,, nnd vorerst die Zweckmäßigkeit eines guten Fußbodens vom praktischen
 
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