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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Von der skulpturellen Ausstattung des Reichstagsgebäudes in Berlin
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Aluminiumhäuser
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Gips-Plafonds und Ornamente
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0072

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Seite HO.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

März-Lfeft.

Von dep flrulpturellen Ausstattung des Neichskagsgeüäudes in
Berlin. Die vom Architekten wallot gewählte Dekoration ist sehr ausdrucksvoll.
Fast jedes (Ornament dieses kolossalen Bauwerkes erzählt irgend etwas von Kaiser
und Reich, von der Einigung der deutschen Stämme, von ihren Strömen und Land-
gebieten, ihrem Schaffen auf allen Gebieten menschlicher Thätigkeit und ihrer Pflege
idealer Güter. Ein bezeich-
nendes Beispiel bilden die
für die großen Feufterarchi-
vollen in den Hauptgeschoß,
fenstern am Königsplatz von
Prof. Wi ed emann model-
lirten Schlußsteine, welche
demnächst in den Sandstein
eingemeißelt werden. Die
zehn mächtigen Schlußsteine
der Hauptgeschoßfenster alle-
gorifiren in prächtigen
Masken zehn Ströme und
Flüsse Deutschlands, wer
den mit der Mauerkrone
und mit Hopfenblüthen
geschmückten idealschöuen
Frauenkopf sieht, versteht
sofort, daß er der Isar ge-
genübersteht. Und ebenso
verständlich sind der Main,
dieser als feuriger, von
Trauben und Weinlaub
umkränzter Männerkopf,
oder der mit Aehren und
(Obst geschmückte jugend-
schöne Neckar, oder die Spree,
ein freundliches, von Schilf
umgebenes und mit der
Wasserrose geschmücktes
Nädchenantlitz, ferner Ha-
vel, Elbe, Weser, Gder und
Mosel zur Darstellung ge-
bracht. In den Schluß-
steinen der Archivolten der
Eckthürme sind in trefflicher
Weise dieMotive, Weinbau,

Ackerbau, Bergbau und
Forstwesen verkörpert wor-
den. Die Reichstagsbau-
kommission hat sich in ihrer
letzten Sitzung damit be-
schäftigt, die voraussicht-
lichen Kosten für den inneren
Ausbau und die Einrichtung
festzustellen. Die Kosten für
Mobiliar, Beleuchtungs-
körper, Gardinen und Vor-
hänge, Teppiche usw. sind
auf ^,275,000 Mk. veran-
schlagt, während der ge-
sammte innere Ausbau,

Decken, Fußböden, Treppen,

Wandgetäfel, Malereien,

Bildwerke, Statuen usw.
voraussichtlich einen Kosten-
aufwand von s,-150,ooo Mk.
erfordern wird. Die Kosten
des Reichstagsbaues werden
ohne Berücksichtigung des
Grunderwerbes 2l,ooo,ooo
Mark betragen.

Abbildung Nummer 535. EiNMNgsthttp in Schmiedeeisen. Skizze v. Arch. K. Statsmann.

AluminiumhLul'er.

Die Besucher der Ausstel-
lung in Chicago werden
Gelegenheit haben, ein
sechzehn Stock hohes Haus
aus Aluminium zu sehen,
das dort an der Ecke der
State- und Madisonstraße

errichtet wird. Das Gebäude >_ _

wird in jeder Hinsicht ein Kunstbau. Eiserne, bis zum Gipfel reichende Säulen,
die mit reich geschmückten, künstlerisch geformten Alumininmverkleidungen versehen
sind, bilden das Gerippe für das Bauwerk. Etwas ganz Neues sind die Fenster,
von denen einige die Höhe von S,SO ru überschreiten und bis auf einen kleinen
Theil die volle Stockwerkhöhe einnehmen. Der Zwischenraum zwischen den Säulen
wird durch Aluminiumplatten von 80 am Länge und 50 am Breite ausgefüllt,

welche durch Aluminium-Vuerstreben vou 15 am Breite versteift werden. In den
dahinter befindlichen leeren Raum wird unverbrennliches Material gebracht und
nach innen zu mit einer Portland-Lementschicht vermauert. Nach einer Verordnung
des Gemeinderathes von Lhicago sollen zwar die Häuser dieser Stadt nicht mehr
als zwölf Etagen haben; aber einestheils ist die Grenze für die Höhe in Meterzahl

nicht vorgeschrieben, dann
aber war die Bauerlaubniß
den kühnen Neuerern vor
dem Insiebentreten der Ver-
ordnung, »in die es sich hier
handelt, ertheilt worden.

Gips-Plafonds und
Ornamente. Man soll
sich eine möglichst neutrale
Seife aus Stearinsäure und
Natronlauge Herstellen, die-
selbe dann in etwa dem
Zehnfachen ihres Gewichtes
heißen Wassers auflösen und
mit dieser noch heißen Lö-
sung das (Objekt durch Be-
gießen oder Eintauchen trän-
ken. Ein solcher Ueberzug
ist farblos und stößt das
Wasser ab, duldet ein Ab-
waschen selbst mit lauwar.
mein Scifenwasser und hält
keinen Staub fest. Die
Waschbarkeit desUeberzuges
beruht darauf, daß das
stearinsaure Natron in kal-
tem Wasser unlöslich und
erst in heißem Wasser lös-
lich ist. Zum Reinigen so
präparirter Gipsabgüsse ist
lauwarmes Wasser ausrei-
chend. Nicht präparirte
Gipsabgüsse werden ge-
wöhnlich von Staub durch
Abwaschen mit Seifenwasser
gereinigt; nach versuchen
kann man annehmen, daß
hierbei zwar im Augen-
blick der größte Theil des
Schmutzes fortgenommen
wird, dafür aber eine dünne
Seifenschichtzurückbleibt, die
später um so schneller den
Staub aufnimmt und zurück-
hält. versuche, den Gips
zuerst mit Alaun und dann
mit Seifenlösung zu behan-
deln und so den Gips mit
einer wasserunlöslichen^
Thonerde-Seife zu imxräg-
niren, gaben einen zwar
wasserfesten, aber den Staub
begierig ausnehmenden
Ueberzug. Ebenso verhielt
sich ein Ueberzug mit einer
Lösung von stearinsaurer

Thonerde inBenzol gemacht.

Man kann den Gips auch
dadurch abwaschbar machen,
daß man ihn mit einer Lö-
sung von möglichst Heller,
wenig oxydirter Velsäure
in Petroleumäther tränkt.
Diese Lösung wird kalt auf
den Gipsgegenstand so oft
aufgetragen, als der Gips
davon noch absorbirt; der
Ueberschuß ist abzuwischen.
Nachträglichesverseifen des
Ueberzuges von (velsäure,

_ _z. B. durch Bestreichen mit

Kalkwasser ist nicht rathsam, da die entstandene Kalkseise zwar energisch das Wasser
abstößt, dafür aber um so leichter und hartnäckiger später Staub aufnimmt und
zurückhält. Der mit (velsäure imprägnirte Gips darf nicht mit Seifeuwasser ge-
waschen werden, weil dieser die Velsäure aufnehmen würde, sondern ist vom Staub
durch Abreiben mit Velsäure leicht zu reinigen, wenn man keine zu dunkle Säure ver-
wendet, ist der gelbliche Ton, den der Gips durch diese Präparation erhält, nicht störend.
 
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