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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Schulze, Otto: Alte und neue Kunstschmiede-Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0200

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ZU beziehen nur durch den Buchhandel.

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reich-Ungarn und das gesammte Ausland Mk. 9.—.

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Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt. Leipzig.
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IV. Jahrgang.

Darrnstadt 1893. Zchn-

Nuguft-L

>est.

Mlt^ und neue »Mmisthl;irriede -Mrbeiten.

von Dtto Schn

s^Man muß schon ein arg vergrämter, nur
auf das Alte versessener Geschichtswurm
und Alterthümler geworden sein, um sich zu
erdreisten — bei vollster Unkenntniß der
Dinge — den Erzeugnissen der Neuzeit stets
nur tadelnd gegenüber zu treten. Lassen wir
dem Alten weitgehendste Würdigung, Werth-
schätzung, meinetwegen auch förmliche An-
betung zu Theil werden, aber — hüten wir
uns, nur in dem Alten unser Heil zu erblicken,
immer wieder auffrischend, reinigend dem
Lebendigen, Neuzeitlichen dagegen aus dem Weg
gehend, um es verkommen und untergehen zu
lassen! Doch Geduld ihr Herren, wir leben in
einer kraftstrotzenden Zeit, die das Neue nicht sinken
läßt; nach uns wird ein Geschlecht kommen, das
auch die Werke unserer Tage bucht, sie mit goldenen
Lettern einschreibt in die glanzvolle und ruhmreiche
Thronik des eisernen Jahrhunderts. — Die deutsche
Eisenindustrie hat ihren guten Ruf weit über die
Nkeere getragen, ihre Leistungen sind es — ehrlich
gestanden zuerst gewesen, die Reuleaux's über-
hartes Urtheil über deutsches Handwerk: „billig
aber schlecht", wieder wett gemacht haben. —
Heute ist es nicht nur die Großindustrie, die
deutsche Arbeit zu Ehren bringt; auch der
Kleinhandwerker, der Kunstgewerbetreibende ist
redlich bemüht, mit ernstem wollen und ganzer
Kraft in den friedlichen Wettstreit der Völker
einzutreten, um zu zeigen, daß neben den

lze, Köln a. Rh.

kyklopischen Leistungen der Maschinen und Kanonen auch die Hand-
arbeit noch stolz ihr Haupt erheben darf! was im vaterlande nichts
gilt, nimmt sich viel besser in der Fremde aus; geht über den (Ozean,
sichtet und richtet, was sich dort unter dem Schutze des Sternenbanners
den Blicken der Nationen preisgibt — Ihr werdet euch der Leistungen
eurer Landsleute nicht zu schämen brauchen. — Haben die Schöpfungen
der deutschen Kunstschmiede vor ihrer Neberfahrt schon berechtigtes

Aufsehen erregt und reiches Lob geerntet-im Dollarlande wird

es begeisternd wiederhallen, und die Schlappe von Philadelphia s876
wird nicht zuletzt deutsches „Eisen" mit allen Ehren unblutig ausgleichen!

Ich habe diese Einleitung gewählt, damit die Leser von vorn-
herein mit geläuterter Meinung an den vortrefflichen Inhalt dieses
Spezial-Heftes herantreten, und auch ihrerseits dazu beitragen, unseren
modernen Arbeiten das Feld zu gewinnen. Man kann trotzdem seine
Freude an alten Kunstschmiede-Arbeiten bewahren, sind diese es doch
gewesen, die uns den weg gewiesen haben, so vollendetes zu schaffen.

Kaum sieben Jahrhunderte brauchen wir zurück zu schauen, um
die ersten nennenswerthen Leistungen einer ausgebildeten Kunst in der
Eisensch,niederei zu registriren. Die allgemeine Verarbeitung des Eisens
ist Jahrtausende alt, vielleicht so alt wie die älteste Kultur; wird doch
schon im s. Buch Mose, Kapitel H unter Strophe 22: Thubalkain —
ein Urenkel Adams — als ein Meister in allerlei Erz und Eisenwerk
genannt. Darunter ist aber wohl nur die Geräthe-, Werkzeug- und
waffenschmiederei zu verstehen; in der Bibel wird noch an verschiedenen
Stellen der Eisenarbeit in solchen Gegenständen gedacht. — Die Edel-
metalle, einschließlich Bronze, standen im Alterthum in viel zu hoher
Werthschätzung, als daß man aus dem Eisen mehr gemacht haben
dürfte, als einen Sklaven der Arbeit.

Also die romanische Zeit hat uns die ersten künstlerischen, über
den Zweck hinausgehenden Eisenarbeiten vermacht. Die Bildung und
 
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