Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Uebt die Ausstattung der Wohnung einen Einfluss auf den Menschen aus?
DOI Artikel:
Mielke, Robert: Eine Wohnung im XX. Jahrhundert, [2]: Zukunftsphantasie
DOI Artikel:
Herstellung von imitirtem Nußbaumholz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0023

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Januar-Heft. Illustr. kunstgewerb l. Zeitschrift für Innen-Dekoration. Seite ff.

hinaus sind, auf Vieles Verzicht geleistet haben, daran hängt nicht der
größte Werth. Wir müssen für das Werdende, für die nächste Ge-
neration eintreten!

Verschwendung in der Wohnungs-Ausstattung ist ebenso verwerf-
lich als in Bleidung und Genüssen, man muß sich hier energisch nach
der Decke strecken. Rembrandt ist ein Opfer seiner Sammellust und
Wohnungspracht geworden, aber sonst
sind doch die Fälle selten, wo Fa-
milienglück durch übertriebenen Luxus
in der Wohnungseinrichtung zerstört
worden ist. Engherzige Beschränkung
darin führt noch weniger zu Glück
und Friede. Gerade das Geld, das
in der Grenze der verfügbaren Buttel
dem Heim und seiner wohnlich trauten
Ausstattung nutzbar gemacht wird,
ist ein zinstragend angelegtes Kapital,
aus dem Bindern und Bindes-Bindern
reicher Segen erblüht! Was wir ge-
lernt, uns zu eigen gemacht haben,
unfern Barakter, unser Gemüth wer-
den ließ: gehört uns, es kann uns
Niemand rauben.

Ich will nach diesen Zeilen nicht
krasse soziale Bilder aus den unteren
Schichten geben, aber es stände besser
um Sitte, Woral und Gesellschaft,

Glaube und Wenschenglück, Sozialis-
mus und Patriotismus, tausend Wal
besser, wenn auch dem Untersten die
Begriffe: „Heim und Familie" näher
gerückt würden, ihm auch die Pfleg-
stätte zu ermöglichen, in der er ein
auch ihm verkündetes Glück verwirk-
lichen und hegen kann, in der er seiner
doppelten Blühen und Sorgen vergessen könnte!
richten von Arbeiterhäusern und -Wohnungen, wie dies heute in so
hochherziger Weise geschieht — es müßte noch verzehnfacht werden —
beweist, wie sehr man in den interessirten Breisen von diesem Vorgehen

ein gutes Einwirken aus die moralische Besserung, Gesinnung und
Barakterbildung der Arbeiterbevölkerung erwartet!

Nichts gibt es, was uns ein Heim ersetzen könnte! Erst dadurch,
daß man für Andere lebt, lebt inan! Im „Heim" ruht Seele und
Leben, in ihm wächst der Barakter zu einem stimmungsvollen Ganzen,
in ihm liegt, wie schon gesagt, der Grundstock des Wohlgedeihens von

Staat, Familie und Religion. —

Herstellung von nniiirlem
NuWaumlzuH. Das neue, von
Paul Jäger in Eßlingen erfundene
Verfahren bezweckt, einen Ersatz für
das Nußbaumholz zu schaffen, welches
bekanntlich in Folge massenhaften Ver-
brauches und geringer Nachpflanzung
von Jahr zu Jahr seltener und theue-
rer wird. Das Holz wird in geschnit-
tenein Zustande in einem feuerfesten,
luftdicht zu verschließenden Raume un-
ter lagenweiser Zwischenschichtung von
frischer Nußbaumrinde aufgeschichtet
und je nach Bedarf fO—fq> Tage lang
der Einwirkung von Wasserdampf ohne
Druck ausgesetzt. Derselbe löst hierbei
die dunklen Farbstoffe der Nußbaum-
rinde auf und führt sie den Brettern
zu. Damit die Hölzer auch eine hellere
und dunklere Schattirung und Wafern
bekommen, bestreicht man vorher einige
schmale Streifen Nußbaumrinde mit
einer Wischung von Ebenholzbeize und
Eisenfeilspänen im Verhältnisse von
ungefähr 25 : s oder legt sie s—2
Tage im kalten Zustande in diese
Wischung ein und legt dann bei der
Aufschichtung des Holzes auf jedes einzelne Brett einen solchen präparirten
Rindenstreisen in der Richtung, in der die Wasern verlausen sollen. Durch
die Einwirkung des Dampfes zerfließen die färbenden Stoffe dieser Rinden-
streisen und ertheilen dem Holz Schattirungen u. Waserlinien. (Ackern,, w. G.-Z.)

Das Bauen und Ein-

„Wenn Dir's hier gefällt, dann kannst Du durch ein recht langes Hier-
bleiben uns von der Aufrichtigkeit Deiner Gesinnungen überzeugen." Er
schob ihn dabei in ein links vom Flur gelegenes Zimmer hinein, in
dem ihn zwei Damen schon zu erwarten schienen, wenigstens waren
sie nicht weiter überrascht, als sie den Besuch sahen. „Das ist Recht
von meinem Wann, daß er uns diesen seltenen Gast wieder einmal
mitbringt, nun lassen wir Sie aber sobald nicht wieder fort"; mit den
Worten reichte ihm die Aeltere die Hand zum Willkommen.

Nachdem der Besuch mit wenigen Worten seine Freude ausgedrückt,
alles so wohl und munter zu sehen, auch der jungen Dame die Hand
gereicht hatte, trat man zusammen in den großen Speisesaal, der sich
an das kleine Zimmer anschloß. Die Damen empfahlen sich bald mit
der Wotivirung noch für den Tisch sorgen zu müssen und überließen
beide Freunde ihrer zwanglosen Plauderei. Eigentlich führte Berner
die Unterhaltung ganz allein, denn der Antheil seines Freundes bestand
fast nur in Fragen über die reizende Einrichtung beider Zimmer,
^ ihm, wie er offen erklärte, bei seinem fast ununterbrochenen Aufent-
halte in einer kleinen Stadt Ostpreußens so ganz eigenartig erschien.

„Du irrst, lieber Eduard, wenn Du annimmst, daß nur unser Haus
eine besonders auffallende Einrichtung besitzt. Wenn wir, was ich hoffe,
später Besuche in der Nachbarschaft machen werden, wirst Du Dich
überzeugen, daß die drei Grundsaktoren Bequemlichkeit, Dauer-
haftigkeit und ein gewisser natürlicher Geschmack überall dieselben
Ergebnisse erzielt haben. Nur drinnen in der Willionenstadt mit ihren
Wiethsverhältniffen findet man, wie Dir ja auch bekannt ist, noch bis-
weilen alterthümliche und bunt zusammengewürfelte Ausstattungen."

„Wie Du weißt", erwiederte jener, „bin ich zu gern bereit, unseren
heimischen Waßstab bei der Beurtheilung anzulegen. Die sogenannten
„stilgemäßen Zimmer," für die unsere Großväter einst geschwärmt

haben sollen, sind ja in meinem Vaterhause noch fast unberührt erhalten;
vergleiche ich sie aber mit Deiner Einrichtung, dann begreife ich nicht,
wie die Wenschen einst so etwas Unbequemes und Unbehagliches haben
schaffen können, wie sie sich unter solchem Firlefanz wohl fühlen konnten."

„Sehr schmeichelhaft ist ja für mich das Lob, das Du durch diese
Bemerkung unseren: Heim spendest, trotzdem Du eigentlich nur erst wenig
von ihm gesehen hast. Ist Dir's recht, so machen wir zusammen eine
kleine Runde durch die Zimmer, wobei ich Dir meine Ideen über Innen-
Dekoration mittheilen werde. Da, steck' Dir eine frische Kameruner an
und dann los. Vorerst will ich aber ein wenig Feuer anmachen, damit
wir nachher eine recht behaglich warme Stube haben. Es wird doch
schon etwas kalt gegen Abend."

Nach diesen Worten ging Berner zum Bamin, rollte durch einen
Druck auf einen Bnops den jalousieartigen Vorhang von Wetallstäben
aus und drehte einen kleinen Hahn zurück, woraus sich das Innere des
Bamins mit einem Flammenmeer erfüllte.

„Wir haben uns hier das neue Gasseuer einrichten lassen, das Dir
ja bekannt ist." „Bekannt ist es mir wohl im Allgemeinen, aber ich
wäre Dir dankbar, wenn Du mir einige nähere Wittheilungen darüber
machen wolltest I"

„Herzlich gern! Ueber die Herstellung der Gase kann ich Dir aller-
dings nichts weiter mittheilen, da sie Fabrikgeheimniß der Gesellschaft
ist; man weiß zwar, daß Naphta eine größere Rolle dabei spielt,
aber das übrige ist nicht bekannt. Die Gesellschaft leitet das Gas in
die Häuser, wo es sich in die Banane, Herde und Oefen vertheilt.
Wie hier im Bamin sammelt es sich in dem halbkugelsörmigen Ballon,
aus dem es durch kleine Röhrchen mit der Luft in Verbindung tritt.
Drehe ich nun diesen Hahn auf, so öffnen sich die Röhrchen und ein
zugleich entfesselter elektrischer Strom entzündet die Gase." (Schluß folgt.)
 
Annotationen