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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Befestigung von Linoleum auf Zementbeton
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5eite 80.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Mai-Lfeft.

wänden und um den mächtigen Sxeisetisch gruppiren sich 2H Stühle, die mit ge-
punztem und bemaltem Leder überzogen sind, und theils vergoldete Monogramme,
theils Symbole der (2 Monate aufweisen. Die Stoffe, wie Decken, Teppich usw.,
find in rostbraunen und mattgrünen Farben gewählt und mit altgoldener Passe-
menterie geschmückt, so daß sich hier Alles bis zum kleinsten Theil zu trefflich
harmonischer Wirkung vereinigt.

Dekorations-Motive von Kunstmaler Martin Wiegand (Abbildung Nr. 565
und 565). In zwei Studien geben wir Entwürfe des Künstlers, wie für ein Musik-
ziminer und für ein Jagdzimmer aus beliebigen vorhandenen und zu einer hübschen
Gruppe aufgebauten Gegenständen ein beziehungsreicher Schmuck geschaffen werden
kann. Solches Arrangement läßt sich sowohl zur Feier einer einzelnen Feststunde,
wie auch für bleibenden Zweck aufbauen. In letzterem Fall muß freilich stets die
Anforderung gestellt werden, daß alle verwendeten Theile auch einen gewissen Werth
repräsentiren, und solchergestalt dauernd unser Auge angenehm zu fesseln vermögen.
In ersterem Fall dagegen kommt es vorwiegend auf den momentanen, so zu sagen
theatralischen Effekt der Gruxpirung an. Speziell diesem Zweck dienend, soll das
Musikzimmermotiv etwa nur zum Geburtstag eines Lieblings-Tonkünstlers — im
vorliegenden Fall Richard Wagner — oder sonst für einen einzelnen Weihemoment
zusammengestellt gedacht sein, wogegen die Jagdzimmergruxpe das Gepräge dauern-
deren Bestandes in sich trägt.

Entwurf zu einem Kunstschrein von Professor Hermann Götz (Beilage
im ersten Bogen). Unter den Festgaben zu dem Regierungs-Jubiläum Sr. König!.
Hoheit des Großherzogs von Baden darf wohl an erster Stelle die von sämmtlichen
Gemeinden des Landes, fast ^soo an der Zahl, gewidmete Huldigungs-Adresse ge-
nannt werden, deren zum Theil äußerst reich verzierte einzelne Blätter zu sechs
Prachtbänden vereinigt sind, die in einem mit reicher Intarsiaarbeit ausgestattetem
Kasten ruhen, den seinerseits wiederuni aufzunehmen der hier dargestellte Kunst-
schrcin bestimmt ist, in dessen bereits begonnene Ausführung sich namhafte Künstler
theilen, sodaß eine vortreffliche Gesammtarbeit erwartet werden darf. — Für die
Grundformen des Schreins ist Ebenholz in Aussicht genommen, während die dekora-
tiven Theile aus Silber, theilweise vergoldet und cmaillirt, bestehen werden. Die
weitere Ausstattung des Schreins deutet in sinniger weise auf die fruchtbare Lut-
Wickelung des Landes unter der Regierungszeit des Großherzogs und auf die Haupt-
Momente aus dem Leben Höchstdesselben in allegorischen Figuren hin. Die Be-
krönung des Schreins wird durch eine Badenia in huldigender Pose, mit goldenem
Lorbeerkranz und umgeben von Kindergestalten, welche die drei Stände darstellen,
gebildet. Unter dieser Figurengruppe befinden sich zwei von Lorbeerzweigen einge-
rahmte Kartuschen mit den Jahreszahlen des Regierungsantritts und des Jubiläums
Seiner Königlichen Hoheit, während sich nach den Ecken Füllhörner mit Blumen
und Früchten, die Segnungen der vierzigjährigen Regierungszeit bezeichnend, aus-
breiten, von der bedeutendsten Wirkung sind aber vier größere allegorische Figuren,
die vor den Nischen der vier Ecken aus ausladenden Voluten sitzen und die Weisheit,
Gerechtigkeit, Volksliebe und Reichstreue darstellen. Die reich ausgebildetcn Thür-
und Seitenfüllnngen schildern in figürlichen Reliefs wichtige Momente aus dem
Leben des Großherzogs mit entsprechenden Emblemen und Daten. Den Sockel des
Schreins zieren wiederinn Kartuschen mit Krcne und Monogramm des Großherzogs,
wogegen aus den Tafeln der reich ausgebildeten Füße die Widmung angebracht ist.
Der Schrein wird eine Höhe von ( m, eine fast gleiche Breite (95 cur) und eine
Tiefe von so cm erhalten. Die Idee und der Entwurf dieses hervorragend schönen
Huldigungsgeschenkes sprechen für die künstlerische Fantasie und den feinen Formen-
sinn des Herrn Direktor Götz.

Maurisches Zelt unter der Treppe der großen Halle im Schlosse Hügel
(Abbildungen Nr. 566 und 567). Den Inhalt dieses Zeltes bilden Kunstschätze, die
der Geh. Kommerzienrath Krupp in Essen aus dem Grient heimgeführt hat. und
die durch die Hof-Möbelfabrik von A. Bembä in Mainz zu einem künstlerischen
Ganzen zusammengestellt sind. Die Gegenstände bestehen in Tempelschätzen, kost-
baren Kabinets, Möbeln, Teppichen, Stoffbehängen und Waffen aller Art. Mit
Vergnügen schweift der Blick hier von einem Theil zum andern, von dem Altar,
der in der Mitte als Thronsessel aufgebaut ist, zu den zierlichen Rauchtischchen, den
schwellenden Polstern verlockender Sitze und zu den kostbaren Schätzen an den wänden
und auf dem Boden. Daß das Arrangement statt in einem sestumrandeten Raum
in einem scheinbaren Zelt hergestellt ist, läßt das Ganze noch um so echter erscheinen,
so daß wir uns geradezu in das Gemach eines reichen orientalischen Fürsten versetzt
glauben, dessen Dasein etwa in die Zeit von Tausend und eine Nacht zurückdatirt,
und der nun plötzlich wieder ZINN Leben erwacht, jeden Augenblick durch irgend
eine verborgene Thür eintreten kann.

Amor-Imperator von Martin Wiegand (Abbildung Nr. ssg). In diesem für
einen Hochzeitsgesellschastssaal bestimmt gedachten Wandbild hat unser Künstler
seiner Laune einmal ganz die Zügel schießen lassen. Siegesbewußt, Muth in der
Brust, rückt der ewig junge Gott heran, getragen von einer übermüthigen Bacchantin,
bei der es zweifelhaft bleibt, ob er sie, oder sie ihn völlig lenkt. Gleichviel, sein
„beherzter Pfeil" wird sicher sein Ziel erreichen und immer neue Menschenherzen
in Glück und Seligkeit zum Zusammenschlagen bringen, so lange die Sonne leuchtet
und der Mond den weg der Liebenden umglänzt.

Wandschirm von Pedro Muth (Abbildung Nr. 56I). In zierlicher Rokoko-
Umrahmung mit der, den idyllischen Frieden eines südländische,, Landhauses dar-
stellenden leichten und flotten Malerei, dürfte dieser Wandschirm einen prächtigen
Schmuck für ein mit üppigem Luxus ausgestattetes Damenboudoir bilden und seine
schöne Besitzerin im Geist in die fröhliche Zeit harmloser Schäferspiele zurückzu-
sühren wohl geeignet sein.

Atelier von Professor Hermann Götz in Karlsruhe (Abbildung Nr. 576).
Au dem Einblick in diesen Atelierraum, den wir unseren Lesern aus der Beilage
zu dem Januar-Heft des lausenden Jahrganges geboten haben, lassen wir hier eine

Theil-Ansicht der einen Längswand folgen, zu der wir unter Bezugnahme auf die
damals gegebene Erläuterung nur wiederholt auf den unerschöpflichen Reichthum
an kostbaren Sammlungs-Gegenständen Hinweisen wollen, die in dem jetzt vorlie-
genden größeren Bilde noch wesentlich deutlicher hervortreten.

Nische eines Damen-Boudoirs von Architekt Rich. Dorschfeldt (Doppel-
Beilage des zweiten Bogens). In seiner unseren Lesern schon durch vielfache Proben
wohlbekannten virtuosen Auffassung führt uns der Künstler dieses Mal eine Sofa-
Nische aus einem im Stil Louis XV. reich ausgestatteten Damen > Boudoir vor.
Hinter kostbaren, trefflich arrangirten und oben durch einen herrlich kontourirten
und geschmückten Lambrequin abgeschlossenen Stoffvorhängen hebt sich an dem leicht-
geblümten Seidenstoffbehang des Wandgrundes das zierliche Sofa ab, dessen stark
vergoldete und reich geschnitzte Ahornholzrahmen einen prachtvollen Seidenbezug
umschließen. In entsprechend stilvollendeter Formgebung sehen wir auch den Tisch,
den Stuhl und das Postament durchgebildet. Mit Vergnügen wird das Auge bei
jedem Stück, auf jedem einzelnen Detail verweilen und wir müssen es unseren Lesern
selbst überlassen, zu entscheiden, was hierbei höher zu schätzen ist, die unerschöpfliche
Erfindungsgabe, oder die meisterhafte Darstellungsweise, die den gefaßten Gedanken
auch ohne Juhülfenahme farbiger Ausführung so vollendet auszusprechen vermag.

Beispiele für Fest-Arrangements von Martin Wiegand (Abbildung
Nr. 578). Mit dem zunehmenden Sinn für geschmackvolle dekorative Ausschmückung
bricht sich auch in weiteren Kreisen mehr und mehr die Ueberzeugung Bahn, dast
man sich auch Zwecks Herstellung provisorischer Fest-Arrangements berufener Künstler
bedienen müsse, unter deren geschickten Händen sich Alles weit bestimmter und wir-
kungsvoller gestalten läßt, wie sich's sonst erreichen ließe. In der vorliegenden Repro-
duktion zeigt das Mittelbild ein Fest-Arrangement für eine patriotische Feier. Ls
ist gedacht, daß das Mittelbild als Gobelin-Imitation in Kreide- oder Kohlen-
zeichnung hergestellt sei. Lorbeerzweige, theils vergoldet, krönen das Bild und
nehmen das Wappenschild auf, über dem sich die Kaiserkrone zeigt, die für die in
Frage stehenden Zwecke nur aus Pappe hergestellt zu sein braucht. Ueber die in
leichtem Holzwerk oder aus in Gips getränkter und übermalter Leinwand herzu-
stellende Brüstungs-Balustrade legen sich grüne Lorbeergewinde. Die untere Mitto
schmückt ein vergoldeter Kranz. Die Vasen und Amoretten, als links- und rechts-
seitige Abschlüsse der Balustrade sind ebenfalls plastisch, aus leichtem Gipswerk
gefertigt, gedacht. — In den kleinen Wappen-Arrangements rechts und links sind
ferner noch Motive für Wand-Dekorationen bei Hochzeitsfeiern gegeben (vergl. auch
S. 72), deren humorvolle Auffassung gewiß viele Liebhaber finden wird, und be-
weisen dürfte, daß unser Künstler seinen Schmuck allen möglichen verschiedenen
Gelegenheitsfällen trefflich anzupassen weiß.

Fenster-Dekoration von Georg Kutzleb (Abbildung Nr. 579). Der Wechsel
in deni Arrangement der Fensterstoffbehänge und deren Faltenwurf läßt ein Zimmer
auch mit den altbekannten Vorhängen immer wieder anders und neu erscheinen,
und eine kluge Hausfrau trachtet sicher danach, sich den Reiz solchen Wechsels zu
Nutze zu machen. Die hier vorliegende Anordnung dürfte sich im Allgemeinen ohne
Schwierigkeit und ohne Zerschneiden des Stoffs durchführen lassen, und sie erfordert
nur die Zugabe einer kräftigen Litze, die der Dekoration dafür aber auch wesentlich
zum Schmuck gereicht.

Damen-Zimmer, entworfen und ausgeführt von I. A. Eyßer in Nürnberg
(Abbildung Nr. 580). Dieses Bild mit seiner Amoretten-gekrönten und Seiden ge-
polsterten Ruhebank hinter einem künstlich gewundenen vergoldeten Gitter scheint
uns fast in einen Feenpalast blicken zu lassen, dennoch aber haben wir die Auf.
nähme eines wirklich ausgeführten Zimmers vor uns. Der Raum erhält sein Licht
von oben durch einen Kuppelaufbau, wodurch die ganze Ausstattung in einen un-
definirbaren Lüster getaucht zu sein scheint. Erst wenn wir uns mit diesem unge-
wohnten Licht vertraut gemacht haben, erkennen wir im Einzelnen, wie Säulen und
Pfeiler in Stukkoleisten gebildet und die wände mit rothem Seidenstoff bespannt
sind, der einzelne Felder für Gobelins offen läßt. Erfrischend wirkt im Hintergrund
der Blick in den Palmengarten, nach dem hin sich eine große Glasschiebethür öffnet.
Auch von dem Schreibtisch aus genießt die glückliche Besitzerin diesen Blick noch
und wir freuen uns, in diesem aus Mahagoniholz gefertigten Möbel selbst noch
der reizend geschnitzten Karyatiden, die sich in bescheidener Vergoldung hervorheben.
Auch der Rahmen des mit blaßrosa Atlas bezogenen Ruhebettes ist vergoldet und
hebt sich hierdurch trefflich von dem zart mit grün und Silber bezogenen Kissen und
der seegrüneu Rücklehne ab, über die sich der Himmel in Altgold lila schimmernder
Seide spannt, welcher Stoff sich im tiefsten Faltenwurf zeigt, indem er von einem
reich ziselirten Speer hoch gehalten wird. Schalkhaft blickt auf alle diese Pracht
der alte Faun hernieder, als wollte er jedem Eintretenden Muth Zulächeln, wenn
er beim Ueberschreiten der Schwelle im ersten Augenblick wie gebannt stehen bleibt.

Befestigung von Linoleum auf Zementbeton. Um der Zerstörung
des Linoleums durch Feuchtigkeit da, wo unterhalb des Linoleumsbelages etwa
noch Feuchtigkeit vorhanden ist oder sich bilden kann, also namentlich auf ebenen
Gipsdielen und Betondecken, zu vermeiden, wird nach dem „Deutschen Dachdecker"
zweckmäßig zunächst ein Anstrich mit Teer auf dem Fußboden gemacht. Ist der
Fußboden aber nicht sehr eben hergestellt, so ist dies nachtheilig für die Erhaltung
des Linoleums; auch klebt es sich auf dem Teer nicht gut, weshalb es sich empfiehlt,
namentlich bei dem auf der Erde ruhenden Beton eine Asphaltschichte, so dünn als^
es eben geht, auf den Beton zu legen und darauf das Linoleum kleben zu lassen,
welches sehr gut haftet. Bei Gips- oder Zementstrich ist es nöthig, als Klebestoff
ausschließlich Schellackkitt zu verwenden, der allerdings um 20 bis zo Pfg. für das
(Quadratmeter theurer ist, als der gewöhnlich angcwendete Klebstoff, aber nicht wie
der Stärkekleister leicht in Gährnng übergeht und dabei zur Entwickelung von
Pilzen Gelegenheit gibt, die nicht allein das Linoleum zerstören, sondern auch einen,
sehr üblen Geruch verbreiten, also gesundheitsschädlich sind.
 
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