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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Luthmer, Ferdinand: Keramik
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Ein Verfahren zur Verzierung und Verstärkung von Thonwaaren
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0291

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November-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite f65.

Uollekticni Nr. 698—726. Erzeugnisse der Steingutfabrik Villeroy Sr Boch, Mettlach, Reg.-Bez. Trier.

Grund berührt, so ist er auch schon trocken. Da muß denn jeder Strich
sitzen; Korrigiren und Uebermalen ist fast ausgeschlossen; diese unge-
wöhnliche Schwierigkeit des Farbenauftrags hat den ganz eigenthüm-
fichen Stil geschaffen, der die Malerei auf Majolika auszeichnet.

Dient in den angeführten Hallen unsere Kenntniß der keramischen
Handgriffe dazu, um uns gewisse Gruppen ganz besonders werth zu
machen, so gebietet die Keramik über einen Vorzug, der auch dem
Laien ihre Gebilde interessant macht: das ist die Leuchtkraft ihrer
Farben. Es ist nicht möglich, einer Farbe, die kalt mit irgend einem
Bindemittel ausgetragen wird, diejenige Schönheit und Kraft zu geben,
welche die in der Töpferei angewendeten Farben nach dem Brennen
annehmen. Vor Allem gilt dies von denjenigen Farbstoffen, die unter
der Glasur aufgetragen werden und die im Brand mit dieser zusammen-
schmelzend, jene glatte Oberfläche erhalten, welche kein kalt ausge-
strichener Firniß geben kann. Allerdings ist die Anzahl der Farben,
welche die für den genannten Prozeß erforderliche Hitze aushalten, be-
schränkt. Aber eben aus dieser Beschränkung erwächst den hierbei
-möglichen Farbenzusammenstellungen eine Harmonie, die wieder als

der Lhrenselder Hütte schlürfen können. Und wie die Kunst der Keramik
diejenige ist, die am intimsten in unser Alltagsleben eindringt, um das-
selbe zu verschönern und zu veredeln, so darf auch diese Plauderei
wohl auf ein freundliches Interesse der Leser dieser Zeitschrift rechnen.

in Uerfahrrn zur Uersirrung und Urrstärknng von Thonivaarrn

ist in England patentirt worden. Die zu verstärkenden Theile, z. B.
Ausgüsse und Henkel, oder die zu verzierenden Oberflächen werden,
wie die „Ehem.-Ztg." schreibt, mit einem Gemisch überzogen, das
man durch Verreiben von j20 Gewichts-Theilen Silbernitrat, 20 Theilen
Ammoniumquecksilberchlorid, 30 Theilen Bromnatrium und so Theilen
Wismuthoxyd mit Wasser und Pflanzenschleim erhält. Der Gegen-
stand wird im unglasirten Zustand überzogen und hierauf in einem
Ofen gebrannt. Dann kommt er in ein elektrolytisches Bad, in
welchem man auf den überdeckten Theilen eine dicke Schicht Kupfer
niederschlägt. Aus diesen Kupferüberzug wird dann noch ein solcher
von Bilder gegeben. _

Gefäß aufgetropft und schnell vor dem Erhärten mit dem Pinsel und
Modellirholz zu Blumenstücken und Aehnlichem verarbeitet wird. Auch
hier ist es die Schnelligkeit und Sicherheit der Hand, die durch die Be-
nutzung aller Zufälligkeiten reizende Effekte hervorbringt und uns
Interesse und Bewunderung abnöthigt.

Endlich werden wir auch die Majolika-Malerei in dieses Gebiet
rechnen dürfen. Es ist nicht Willkür und Liebhaber-Laune, was den
oft unfertig und flüchtig erscheinenden Ornamenten und Figurengruppen
auf der italienischen Majolika einen so überlegenen Kunstwerth gegen-
über den miniaturartig-fein ausgeführten Porzellangemälden beimißt.
Der Porzellanmaler arbeitet wie der Staffeleimaler mit seinen in Oel
angeriebenen Farben langsam und bedächtig aus dem glasirten Porzellan-
grund; gefällt ihm ein Stück seiner Arbeit nicht, so wäscht er es mit
Terpentin ab und inacht es besser. Der Majolikamaler hat den un-
glasirten Scherben vor sich, der wie ein Schwamm das Wasser schluckt,
in welchen: seine Farben aufgelöst sind: kaum hat der Pinsel den

spezieller Vorzug der Keramik gerühmt werden darf. — Wir sind mit
Staunen Zeuge, wie auf den Kunst-Auktionen für eine Majolikaschale,
eine Henri II.-Fayence Preise gezahlt werden, für welche man ein
kleines Haus kaufen kann, wie das Sammeln von Alt-Meißener und
Höchster Porzellanfiguren zu einem Sport wird, der an Kostspieligkeit
einem Rennstall kaum nachsteht. Aber wenn wir auch hierzu den Kopf
schütteln, so können wir uns doch selbst dem Reiz keramischer Kunst-
gebilde nicht entziehen. Wir sind wählerisch beim Kauf des dekorirten
Tafelservices, das wir mit Stolz aus den Tisch setzen, wenn wir liebe
Freunde bewirthen; wir lassen unser Bier uns in Krügen vorsetzen, die
Villeroy L Boch mit hübschen farbigen Thon-Einlagen geschmückt
haben. Selbst der Bauersfrau, die das Wort „Kunstgewerbe" nie
gehört hat, ist es recht, wenn die Milchtöpfe, die sie aus dem Pfosten
ihres Gartenzaunes trocknet, dem Nachbar eine aufgemalte Blume und
einen sinnigen Spruch weisen. Lin guter Tropfen aus dem Rheingau
schmeckt uns edler, wenn wir ihn aus einem schöngeformten Glaskelch
 
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