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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Schulze, Otto: Alte und neue Kunstschmiede-Arbeiten
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Rostmalerei zur Verzierung von Möbeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0206

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Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

August-Heft.

Seite

Kontur der Schmuckform zu erhalten; immer mehr gestaltet sich die
Horm aus dem Rohen, Meißel und Hammer modelliren und schmieden.
Die einzelnen Ornamenttheile häufen sich; sie werden zusammenge-
schweißt, zu ganzen Ranken und Haupttheilen vereinigt; ausgeschärft,
Esgeklinkt und zusammengepaßt werden weitere Partien durch Ein-
ziehen von Nieten vereinigt. Bunde, Rosetten und Nietköpfe kommen
hinzu, das Gebilde naht seiner Vollendung; festere Gerüsttheile treten
hinzu, aus dem Volleisen geschmiedete Blumenzweige legen sich über
die Haupttheile und eingefügt in den massiven Rahmen sehen wir ein
geschlossenes, aus einem Guß erscheinendes Ganzes! wer ahnt die
tausend und aber tausend Hammerschläge und Meißelzüge, Nietungen
rind Schweißstellen an einem Rokoko-Thor, wie das von Franz Brechen-
vnacher uns hier vorgesührte, das für Thicago bestimmt ist! Hut ab,

— auch ihr Herren Ge-
lehrten, vor solcher Arbeit!

Die wechselnden Ab-
bildungen mögen mir ein
weiteres Eingehen auf ein-
zelne Stücke ersparen. —

Nicht nur im Dienst der
äußeren und inneren Archi-
tektur tritt uns der hohe
Werth der Kunstschmiede-
Arbeiten entgegen, auch die
praktisch dekorative Woh-
nungsausstattung hat eine
-vielfache Nutznießung an
sie gestellt, und was wir
NN schmiedeeisernen Be-
sch lagtheilen aus dem Heim
verbannt haben, wird hun-
dertfach durch das schmiede-
eiserne Geräth in seiner
unübertrefflichen Schönheit
LNifgewogen! Ich will mich
hierüber nicht weiter äußern;

Hans-Schliepmann hat im
Zuni-Heft dieser Zeitschrift
in bekannter kerniger weise
bereits seine trefflichen Aus-
führungen gegeben. Zch
bann nun zum Schluß mei-
ner Ausführungen zwei be-
deutende Erscheinungen nicht
übergehen, weil sie für die
kommende Zeit berufen sein
werden, umstürzend und
aufrichtend zugleich, dem
Eisenstil in der Zngenieur-
baukunst das Formale, die
Ornamentsprache zu geben:
ich meine die ornamentirten
Profileisen, schmiedbar, von
Marmstaedt är Eo. in

Kalk bei Köln a. Rh. und die schmiedbaren Mannesmann-Rohre. So-
bald die Verarbeitung dieser vielversprechenden Produkte eine allge-
meinere wird, werden einschneidende Umwälzungen unausbleiblich sein

— hoffen wir: zu Gunsten der edlen Eisenschmiedekunst!

Gesammtstimmungen von Kunstschmiedewerken, wie sie uns so
malerisch der an der Bergwand ruhende Friedhof St. Peter zu Salzburg
bietet, werden unsere Friedhöfe nicht aufkommen lassen, sie sind stein-
besäte Todtenfelder. UAe sinnig wirkt das entlastende schmiedeeiserne
Kreuz inmitten der nickenden Giabesblumen, denen es bescheiden den
Hauptplatz einräumt; mir graut vor den gespreizten, schwülstigen Stein-
blöcken — als ob die Todten vor dem wieder kommen bewahrt bleiben
sollen. — Das Eisen gehört dem hastenden Teben, den Aufgaben der
Kultur, die Menschengeift und Menschenkraft von niederem Arbeitsjoch
befreien soll: Geist und Gemüth, Auge und Hand zur Har,nonisirung
des Daseins schöpferisch bildend zu erhalten! Sicher gehört dem Eisen

in allen seinen Deutungen und Wandlungen die Zukunft, und unter
einer so wuchtigen Pulsation wird auch das Gewerk der Kunstschlosser
und Kunstschmiede noch herrlicher gedeihen! Mag das gierig-gefräßige,
vielköpfige Ungeheuer „Konkurrenz" auch ganze Stämme und Völker
wirthschaftlich niederwerfen, das Neuerstehende wird dem „eisernen
Zeitalter" nicht zur Unehre gereichen!

Abbildung Nummer 62Z. Schmiedeeisernes

Entworfen und ausgeführt von

Pvstmalerei zur/Merzirrung

Rostmalerei ist eine Technik, die jetzt in den industriellen Kreisen
von sich reden macht, zumal der Erfinder derselben, Erwin Nikolaus
in Ortrand (Sachsen), in verschiedenen Städten Vorträge über dieselbe
gehalten und auch Proben seiner neuen Technik ausgestellt hat, welche

den Arbeiten einen eigenen
Reiz verleiht, der dem an
und für sich bescheidenen
Material zu großem Vor-
theil gereicht und auch bei
der Ausstattung von Mö-
beln rc. benutzt werden kann,
so z. B. für Beschläge und
Verzierungen der verschie-
densten Art, für Füllungen
usw., und namentlich für
Bauarbeiten, Haus- und
Ladenthüren, Vorbauten,
Fenster usw. läßt sich diese
Rostmalerei mit Vortheil
verwenden.

Ohne Zweifel hat diese
Technik ein Anrecht auf
Beachtung in den verschie-
densten Kreisen des Kunst-
gewerbes, ist doch dies Ver-
fahren anwendbar für alle
Stahl- und Eisenforten, so-
wie für alle Ausführungen
in diesen Metallen. Aber
wie die Verwendung und
die Anforderungen an diese
Metalle verschieden sind und
sich auch nach den einzelnen
Zweigen und Berufsarten
richten, so sind auch die
Methoden, nach welchen die
Patina aus den Eisen- und
Stahlgegenständen erzeugt
wird, verschieden. So ist
z.B. verschieden, in welcher
weise die Gegenstände de n
Witterungseinflusse, dem
Verrosten ausgesetzt sind,
ferner, welchem Hitzegrad,
welchen Reibungen die Waa-

U-sivr-Gittep. preisgekrönt in Köln 1888.

E. Schlösser L Sohn, Köln.

reu ausgesetzt werden. Hiernach unterscheiden sich sowohl die Arbeits-
methoden, die Zeitdauer der Operation und auch der Stoffe, welche zur
Fertigstellung des Neberzuges angewendet werden. — Die Arbeit besteht
im Allgemeinen in der Darstellung einer Oxallegierung auf der Ober-
fläche des Eisens. Diese gibt die verschiedenen Färbungen der Patina,
je nach Mischung der zur Verwendung kommenden Salze, je nach der
mechanischen Arbeit selbst und der etwa aufgewendeten Hitzegrade. Ls
stehen folgende Farben zur Verfügung: hell- bis ganz dunkelbraun,
schwarz, violett, dunkelblau, bronze, sowie die verschiedenen Kupferfarben.

Die Verwendung dieser Patina kann stattfinden auf Kunst- und
kunstgewerblichen Gegenständen aller Art, in Guß- und Schmiedeeisen,
bezw. bei allen monumentalen und architektonischen Erzeugnissen, ganzen
oder einzelnen Theilen von Möbeln, Instrumenten, Thür- und Fenster-
beschlägen und Verzierungen aller Art, Gefen, Kaminen und einzelnen
Theilen derselben, da die Farbe eine hitzebeständige ist. v. llb-X.
 
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