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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Zuli-Heft.

Illustr. kunstzewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

--Wir unseren --Dllustrationen.

Mit dem Mädchenköpfchen unserer heutigen Titel-Vignette führen wir
unsere Leser zurück in jene schöne Zeih wo der Großvater die Großmutter nahm,
voll Innigkeit blickt das junge Geschöxfchen nieder auf den Schmetterling, der sich
auf ihren Fächer gesetzt hat, und der ihr gewiß ein Sinnbild für das oft geträumte
große Glück bildet, dessen Erreichen wir ihr ebenso wie allen unseren schönen
Leserinnen von Herzen wünschen wollen.

Bezüglich der Abbildungen Nr. 599 bis 60 l und 602 verweisen wir auf
unseren Artikel über „Lin Hamburger Familienhaus".

Entwurf für ein Musik-, Bibliothek- und Arbeits-Zimmer von
Hermann Merle in Berlin (Beilage). Die verschiedenen Anforderungen, die hier
an die Einrichtung ein und desselben Zimmers gestellt werden, hätten sich wohl
in keiner Art besser vereinigen lassen, als in dieser mit glücklichstem Erfolg ver-
suchten gothischen Theilausfassung. Zwar hören hier die Mobilien sozusagen auf,
Mobilien zu sein, und sind vielmehr unverrückbar fest mit dem Raum verwachsen,
aber dafür erscheint auch das Ganze wiederum so völlig ans einem Guß, wie es
im Allgemeinen nur dem ausübenden Künstler beim Arrangement seiner eigenen
Wohnung herzustellen gelingt. Die mit dem Bücherschrank zusammenhängende
Erkerbekrönung der Klaviernische mit der oberhalb reizend eingefügten Statue der

Seite sss.

es scheint, für Kommersbücher bestimmt gedacht ist. Zwar liegt in der hier durch-
geführten Holzarbeit eine ganz namhafte Opulenz, wie dies besonders bei näherer
Betrachtung der Fensterwandung erkannt werden muß, aber die dekorative Wirkung
des vollendeten Raumes entspricht auch gewiß den aufgewandten Mitteln und zwar
glauben wir cs dem hier hausenden Gastgeber, daß er völlig Recht hat, wenn er
seine Wand mit dein Sinnspruch schmückt: „Bei gutem Bier, ist's lustig hier."

Büffet mit Kerb-Flachschnitt und Malerei von Architekt Georg
Zimmer (Abbildung Nr. 606). Zu den zahlreichen Stücken unserer Kunstgewerbe-
museen, die auffallender Meise noch immer nicht bezüglich ihres hohen werthes
für die Verarbeitung zu modernen Gebrauchszwecken erkannt zu sein scheinen, ge-
hören hauptsächlich auch bis jetzt noch immer dis vielfach sehr geschätzten früh-
gothischen Schränke mit Flachschnitzerei. Unser Künstler zeigt hier in trefflichster
weise, welch überaus reizvolle Wirkung mit diesen einfachen Motiven erreicht
werden kann, und wie sich dieselben in seinen gefälligen Aufbau so hineinschmiegen,
daß Zeder unmittelbar erkennt, daß solche Ausführnngsweise aus der eigentlichen
Natur des Holzes direkt hervorgegangen ist. wir sind überzeugt, daß mit dem
weiteren Studium gerade dieses Genres noch ein großer, bislang viel zu weniq
genutzter Schatz zu heben ist.

Kredenz.Schrank in Antik-Eichen (Abbildung Nr. 607). Dieser von
der Hof-Möbelfabrik Z. A. Lyßer in Nürnberg nach einem Original im germa-

Abbildung Nummer 6s-f. Schlsf-Zimmest in gothisrstvm Stil, von L. Z. Peter, Hof-Möbelfabrik, Mannheim.

heiligen Eäcilie, die Truhe, der Stuhl, der Fenstersitz mit dem Nähtischchen, jedes
Stück scheint durchgeistigt von der Zndividualität des Besitzers, bei dessen Haus
wir aber auch aus den starken Mauern, die die Herstellung von solch tiefen wand-
und Fensternischen gestatten, darauf schließen müssen, daß er ein Erbe für Kind
und Kindeskinder zu schaffen beabsichtigt haben muß.

Möbel in japanischem Stil von Architekt Wilhelm Wulff (Abbildung
Nr. 60-t). Unser Bild läßt deutlich die Vielgestaltigkeit dieser Formgebung erkennen,
die in der That mehr wie alle anderen Stilgebungen als unerschöpflich bezeichnet
werden darf. Der Fantasieschrank zeigt die Form einer japanischen Tragsänfte, an
der sich sogar die zum Aufheben nothwendigen Tragbalken künstlerisch verwerthet
wiederfinden. Der zierliche Stuhl weist das dankbare Motiv des zwanglos durch-
brochenen Gitterstabwerks auf und der als Hausaltar gestaltete kleine Wandschrank
dürfte nicht minder in hübscher Ausführung jedem Damensalon zur originellsten
Zierde gereichen.

Entwurf für ein Kneip-Zimmer in altdeutsche», Geschmack von Zoh.
Schmauck (Abbildung Nr. 605). )n virtuoser und geistvoller Art weiß der Künstler
die Formgebung des Holzes so glücklich zu beherrschen, daß uns i» diesem Bild
einer der durch ihre ungemein behagliche Anordnung poesievollsten Znnenräiiine
entgegentritt. Zn meisterhafter vertheilung finden wir auf dem Wandsims der
hohen Holztäfelung zahlreiche Gefäße aufgestellt und als bemerkenswerth dürfte
hier besonders auch auf den zierlichen kleinen Eckschrank hinzuweisen sei», der, wie

nischen Museum zu Nürnberg ausgeführte Schrank kann zu den alten Vorbildern
gerechnet werden, deren besonderes Studium erst soeben angelegentlich empfohlen
wurde. Das Schnitzwerk tritt hier allerdings in wesentlich reicherer Auffassung in
den Vordergrund und seine Wirkung wird ergänzt durch die prachtvollen Beschläge,
die den Schrank schmücken, im klebrigen aber sehen wir hier ebenso wie bei dem
Büffet des Architekten Zimmer die gesammte Fläche aller Füllungen mit Ornament
bedeckt, bei dessen Ausführungsweise man speziell hier allerdings über die Treue
staunen muß, mit der die Wirkung des alten Originals völlig erreicht zu sein
scheint. — Dieser Schrank ist mit verschiedenen anderen ähnlichen kunstvollen Stücken
nach Chicago zur Ausstellung geschickt.

Lehnstuhl mit Lederschnitt-Arbeit, ausgeführt von A. L G. F. Bühler
in Stuttgart (Abbildung Nr. 608). Zur silbernen Hochzeit und zum 25 jährigen
Zubiläum ist neuerdings keine Gabe so beliebt, wie der bequeme Großvaterstuhl,
dem für solche Gelegenheiten eine möglichst reiche künstlerische Ansbildung gegeben
zu werden pflegt, wie solche denn auch das hier vorgeführte Möbel in jeder Be-
ziehung aufweist. Tischler, Bildhauer und Lederschnitzer, alle haben sie gewetteifert,
ihr Bestes zu liefern, um einem würdigen Zubelgreis die Tage seines hohen
Alters stilvoll zu verschönern.

Lehne für einen Bauernstuhl, entworfen von Architekt H. Kirchmastr
(Abbildung Nr. 609). Zu den schon im April-Heft gegebenen beiden Entwürfen
zu Bauernstühlen fügen wir hier einen dritten, der in gleicher weise das Geschick
 
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