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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Otto, Heinrich: Benutzung kunstgewerbl. Bibliotheken
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Herstellung galvanischer Ueberzüge auf Aluminium
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0075

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März-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

5eite q-z.

Benutzung kunstgewerbl. ^Dibliotheken.

von Architekt Heinr. Otto.

?it der Errichtung der Kunstgewerbe-Museen erstanden auch fast gleich-
zeitig neben denselben zur Ergänzung die kunstgewerblichen Biblio-
theken als wichtiges Hülssmittel für die Erziehung und Fortbildung
der Kunstgewerbetreibenden, Architekten und Zeichner, und auch des
großen Publikums, das durch die vielfachen Anregungen aus Zeitschriften veranlaßt
wird,- der Spur weiter zu folgen. — Sind die Kunstgewerbe-Nuseen in Sonderheit
berufen, die alten Schätze der handwerklichen Künste, vornehmlich aus der Zeit von
rtwa ;ooo bis ;800, zu sammeln, zu erhalten und zu sichten, nm einen Ueberblirk
dieser beredten Zeugen der Kulturgeschichte vorbildlich zu ermöglichen, haben die
kunstgewerblichen Bibliotheken die Auf-
gabe, die auf demselben Gebiet inzwischen
Erschienene und fluthartig angewachsene
kiteratur, die besonders in unseren Tagen
Nach Herzenslust grünt, blüht und Früchte
^ägt, zu sammeln, zu ordnen und in ein-
fachster Form durch liberalstes Entgegen-
kommen den dafür interessirtcn Kreisen
nutzbar zu machen.

Ein Kunstgewerbe-Museum ohne
Bibliothek ist heute kaum zu denken, und
wo beide zusammen bestehen, sind merk-
kiche Umwälzungen in der Geschmacks-
richtung des Publikums, der entwerfenden
und zeichnenden Künstler und der aus-
führenden Kunsthandwerker bemerkbar ge-
worden. Die kunstgewerblichen Biblio-
theken haben hieran den Löwenantheil.

Erstens ist das Vorbildermaterial umsang-
und inhaltsreicher, vielseitiger und auch
Zeitgemäßer, durch das Handinhandgehen
von Bild und Wort für den Handwerker
belehrender, zweitens ist die Benutzung
ber Vorbilderblätter und Bücher viel be-
quemer, ausbeutungssähiger als das vielen
nicht geläufige Skizziren nach den Mu-
seumsgegenständen. — Die kunstgewerb-
lichen Bibliotheken haben in der Mehrzahl
zwei Hauxtabtheilungen: u) die gebun-
denen Bücher und selbständigen Tasel-
werke mit Abbildungen, und d) die aus
losen Einzelblättern — Fotografien, Licht-
drucke, Schwarz- und Farbdrucke rc. —
bestehende Vorbilder - Sammlung. Bei
größeren Bibliotheken ist auch noch eine
Brnamentstich-Sammlung vorhanden: je-
nes in der Zeit vom Beginn des ;s. bis
gegen Ende des (8. Jahrhunderts meistens
Ni Kupferstich publizirte Vorbildermaterial,
von Goldschmieden, Architekten, Malern,

Zeichner,, und Kupferstechern herausge-
geben. Die Aufstellung und (Ordnung der /

°ben genannten beiden Abtheilungen ist )
berart erfolgt, daß entweder die einzelnen
Handwerke die Theilung ergaben, also
für Tischler (Schreiner), Schlosser, Bild-
hauer und Modelleure, Goldschmiede,
kkialer usw., oder nach Materialbe-
llriffen als: Holz, Eisen, Stein, Edel-
metall u. am., danach wieder nach
Gegenständen: Schränke, Tische,

Stühle; Gitter, Thore und Thiiren,

^Eschiggx, Grabkreuze; Steinorna-
Mente, Grabmäler; Pokale, Becher,

^-ofelgeräth, Schmuck usw. und wiederum scheidet sich als große Einzelgruppe das
Mr>fa„greiche Gebiet der kirchlichen Kunst von demjenigen der profanen.

Die sehr eingehend und übersichtlich bearbeiteten Kataloge ermöglichen auch
br>n „fit der betreffenden Fachliteratur nicht vertrauten, für seine Bedürfnisse etwas
Ersprießliches zu finden; dann ist cs aber der aufsichtführende Beamte der Bibliothek,
m durch persönlichen Verkehr mit den Besuchern und Benutzern dem Einzelnen in
weitgehendster Weise zur Hand gehen kann, was in der Regel jeden Wunsch ans
wwl bringt. — Um nun eine große und ergiebige Ausbeute aus den Materialien
Ul holen, ist es nothwendig, nicht, nur das gerade Gesuchte durchzusehen, abzuzeichnen
w'd u,„zumodeln, sondern auch aus verwandten Gebieten Umschau zu halten und
ÖE? Rath z„ holen. Es läßt sich von kundiger Hand sehr leicht ein plastisches
^ lnameut in ein Flachinnster übersetzen und umqekehrt. Der Holzschnitzer wird bei
^ ^vdelleuren Anregung und Anlehnung finden, der Glaskünstler bei den Pokalen
Gesäßen der Goldschmiede und Silberarbeiter seine Motive entlehnen können.

El Maler (Dekorationsmaler), wird aus Teppich,nnsteru, Gewebe», Stickereien,
^vtarsia. und Mosaikornamcntcn reiche Auswahl in Farbenkombiuationen, Flächen-

" Abbildung Rr. 526.

verthcilung, Bordüren, Eck- nnd Mittelstücken für seine Zwecke gewinnen, und ebenso
vielversprechend ist umgekehrt für die Stickerei und dekorativen Handarbeiten eine
Durchsicht der Vorbilder für dekorative Malerei, Glasmalerei, gravirte und geätzte
Netallarbeiten. Man wird sogar einen Gartenbeetentwurf von Daniel Marot zu
einer trefflichen Aufnäharbeit umarbeiten, und aus einem alten Leuchter- oder
Kruzifixfuß einen brauchbaren modernen Lampenfuß gestalten können. Auch die
herrlichen geätzten, gravirten und tauschirten (Ornamente auf Waffen nnd Rüstungen
bieten dem Goldschmied und Graveur nicht hoch genug zu schätzende Motive und
Gedanken für Schmucksachen, Buntpapiere und Pressungen.

Das Suchen und vergleichen in der angedeuteten Richtung regt zu neuem
Denken an nnd führt zu neuen Bildungen in Form und (Ornament. Entwürfe zu
Springbrunnen-Anlagen geben Vorbilder für Tafelaufsätze her, und auch umgekehrte
Umbildung führt zu gutem Wechsel. Und daneben sind ja die großen Gruppen

des pflanzlichen, stilisirten, figürlichen, sym-
bolischen rc. rc. (Ornaments, die für alle
Gebiete der dekorativen Kunst anregend
und einwirkend sein können.

Diese Zeilen sollen lediglich auf diese
Art der Benutzung und des Durchsuchen?
der Bücher und Vorbilderschätze der kunst-
gewerblichen Bibliotheken Hinweisen. —
Haben auch Bibliotheken dieser Richtung
als Allgemeingut das Absatzgebiet der
Verlags-Anstalten kunstgewerblicher Lite-
ratur beschränkt, so sind doch die Zeichner
und in Stellung befindlichen Architekten,
Klein-Handwerker, Gesellen und Lehrlinge,
denen nicht immer kostspielige Anschaf,
fungen ermöglicht werden, in ihren Aus-
gaben entlastet; es ist denselben vergönnt,
auch so für gediegene Bildung ihrer Fähig-
keiten ausreichende Gelegenheit zu haben.
— Seitdem auch der Laie in den kunst-
gewerblichen Bibliotheken seine Kenntnisse
erweitert und seine Freude am Kunst-
gewerbe bekundet, ist ihm auch die Klar-
legung seiner Wünsche dem Handwerker
gegenüber erleichtert. Die segensreiche
Einrichtung dieser Institute ist handgreif,
lich geworden I

Vorstellung galvanischer: Rrber-
zügv auf Ulmniniuiu. Die zu galva-
nifirenden, aus Aluminium hergestellten
Gegenstände werden zunächst in bekannter
weise mittelst Pottasche, Aetzalkali rc. von
allen Fetttheilen befreit und alsdann nach
vorhergegangenem Abspülcn in reinem
Wasser ein bis zwei Minuten lang in ein
unter Siedehitze stehendes cyansilber- nnd
cyanquecksilberhaltiges Bad eingetaucht.
Bei diesem Vorgang schlägt sich auf dem
Aluminium amalgamirtes Silber nieder
nnd bedeckt es mit einem dünnen fest-
anhaftenden Ueberzug. Der vorbeschriebene
Prozeß ist nothwendig, um das Aluminium,
welches bekanntlich ein schlechter Leiter ist,
beim späteren Galvanischen leitnngsfähiger
zu machen. Hierauf legt man das amal-
gamirte Aluminium in ein zweites
Bad, in welchem Ehlorzink und
schweselsaures Natron aufgelöst sind,
lmii-. verbindet Anode und Kathode in ge-
bräuchlicher weise mit einer galva-
nischen Batterie von geringer Span-
nung und läßt letztere so lange ge-
schlossen, bis sich ans dem Aluminium

Gothisches Schränkchen, ausgen. v. Rob. VrSans.

MnginM in, Besitz des Runstgewerbe-Museums Aar,-ruhe.

beziehungsweise dem Amalgam ein Zinküberzug von gewünschter Stärke gebildet
hat. Rach dieser zweiten Behandlung ist das Aluminium genügend vorbereitet,
um in bekannter weise, wie dies mit anderen Metallen geschieht, verkupfert, ver-
silbert oder vergoldet usw. werden zu können, wobei, durch Verwendung legirter
Metalle, jede gewünschte Färbung des Aluminiums möglich ist. Alle bisher ange-
stellten versuche zur direkten Galvanisirung von Aluminium haben stets negative
Resultate geliefert, weil die zur Anwendung gelangten jod-, silber- oder cyankali-
haltigen Bäder, welche beim Galvanisiren anderer Metalle gebräuchlich sind, das
Aluminium chemisch angriffen; durch den Zinküberzug wird das Aluminium den
zerstörenden Einwirkungen der Säuren entzogen und kann wie jedes andere Metall
dem Galvanisirungsprozesse unterworfen werden. — Georg Wegner in Berlin
erhielt auf obiges Verfahren ein deutsches Reichspatent.

Kitt stlir Glas und Metalle. Metallene Buchstaben und ähnliche Gegen-
stände können dauerhaft auf Glas befestigt werden durch eine Mischung aus 2 Theilen
Bleiglatt, l Theil weißblei und 2 Theilen gekochtem Leinsamen; vor dem Ge-
brauche muß der Mischung ein Theil Eopalgummi beigegeben werden. —
 
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