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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Einige praktische Winke zur vortheilhaften Ausschmückung der Wohnräume
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5eite 7^.

NIcli-k)eft.

Vielem hält man Haus, mit Wenig' kommt man aus!" Dies Sprüch-
wort hat nicht sowohl Gültigkeit für Geld und Gut, als auch besonders
für die Einrichtung und Ausstattung unserer Wohnräume, sofern nur das Bedürfniß
einer behaglichen und dem Auge wohlthuenden Umgebung empfunden wird, eine
Neigung, die gewiß weit verbreitet ist. Weniger allgemein ist das
Bedürfniß und verständniß, derselben auch den richtigen Ausdruck zu
gebeu. Meistens entspringt dieser Mangel der irrigen Meinung, sich
die vermeintlichen Rosten zur Einrichtung einer be-
haglichen Wohnung nicht gestatten zu können, und
somit bleibt Alles beim Alten. — Da erblickt man oft,
besonders bei hohen Zimmern, manch kahle Fläche,
oder an einer Wand hängen auf der einen Seite ein
großer Stahlstich, auf der andern als Pendant einige
Rabinetbildchen, oder man sieht einen großen Teller
auf dem Büffet, der hoch über die Thür gehört, oder
in der Mitte eines Pfeilers langweilt sich einsam eine
Ronsole mit einem Figürchen, das etwa auf den Schreib-
tisch paßt, der seinerseits vor lauter Väschen, Foto-
grafien, Aschenbecher rc. kaum genügend Raum für
eine Schreibunterlage bietet. Also eine Fülle von
Gegenständen, die nur das Unglück haben, in Folge
ungeeigneter Verwendung nicht zur Geltung kommen zu können.

In einem solchen Zimmer heißt es nun aufräumen, sichten und
sortiren, das Kleine und Niedliche in dem unmittelbaren Bereich
des Auges, größere, dekorativ gehaltene Gegenstände in der
Höhe zu xlaziren. Linen bequemen Platz bietet das Gesims
der Thüre. Ist dasselbe nicht breit genug, so thut ein darüber
angebrachtes Bordbrett denselben Dienst. Auf eine solche Thür-
bekrönung gehören zinnerne Humpen, Majolika- und Steinkrüge,
mächtige Zierplatten und dekorative Büsten.

Porträt-Bnsten weist man einen Platz auf einer
starken Ronsole, oder einem Postamente an.

Bei reicherer Aus-
stattung bringt man
über der Thüre an
einer Stange einen
Ueberhang, sogen.

Lambrequin an und
hat dabei Gelegen-
heit, etwaige dis-
ponible Stoffe, eine Portiere in ein-
fachem Faltenwurf darüber zu schlagen,
um auf diese weise eine wirkungsvolle
Thürdekoration zu schaffen. — Kleinere
Möbel, wie Ziertische, Nähtische rc.,
dürfen nicht zu sehr mit Schmuckgegen-
ständen belastet werden. Nur was dem
Zweck entspricht, kommt zur Geltung,
alles Uebrige wirkt überladend und stört

die Ruhe. Ueberhauxt wiegt ein gediegener Gegenstand eine Menge Groschen-
waare auf, die von geringer Haltbarkeit gar bald ihren Rnnstwerth an allen Kanten
durchschimmern läßt. Also die Menge thut's nicht, sondern die Güte und die
ordnende Hand, die für Alles ein passendes Plätzchen zu fiuden weiß. — Eine be-
sondere Sorgfalt und hervorragende Dekoration verlangt der Haupt-
ruheplatz eines Zimmers: das Sofa oder die Sitztruhe, die sich von
ihren beweglichen Kameraden, dem Stuhl und dem Sessel, durch einen
bestimmten, festen Platz an der Wand besonders
unterscheiden. Dieser unverrückbare Stand zieht auch
die Nothwendigkeit einer besonderen Verzierung der
über ihm befindlichen Wandfläche nach sich. Die Idee,
den Sammelpunkt der Familie oder der Gäste hervor-
zuheben, in seiner Umgebung den schönsten Schmuck
zu vereinigen, finden wir in ihren Anfängen schon
auf dem Lande vertreten, wo sich in jedem guten
Bauernhause auf der wand über der Bank, oder dem
riesigen Sofa, meistens sämmtliche Fotografien von
verwandten und Bekannten, ein großes Deldruckbild,
irgend eine Landschaft, einen Fürsten oder Heiligen
darstellend, zusammendrängen, während die übrigen
wandflächen oft auffallend kahl aussehen. Das Sofa
ist der Ehrenplatz, der den Gästen gebührt, und den muß man
schmücken. Nun findet man freilich in unseren besseren woh-
nungen diesen Grundsatz nicht überall vertreten, obwohl, wie
uns ein kurzer Blick ringsum sofort zeigt, das Material in oft
überreichem Maße vorhanden ist. Aber die Anregung zur rich-
tigen vertheilung, die Kenntniß der Nothwendigkeit, den wich-
tigsten Platz im Zimmer auch dekorativ zu betonen, fehlt in
gar vielen Fällen. — Nirgends eine angenehme, wohlthuende
Ruhe, der Blick des Beschauers
weiß uicht, wohin er sich zu-
erst wenden soll. Nehmen
wir nun in einem derartigen
Raum von einer Konsole ein
in Gips gegossenes reizendes
Kinderköpfchen, das in seiner
dunklen Ecke Thränen der
Wehmuth vergießen möchte,
dann da und dort ein Väschen,
einen kleinen Teller, einige
Nippes, die hinter einer Säule, oder neben größeren
Rivalen ungesehen ihr Dasein vertrauern, weg
und setzen diese Dinge schön grupxirt auf ein
Bordbrett über dem Sofa. Lin Stück Möbel-
oder vorhangstoff, das der Tapezier übrig gelassen
stat, wird mit einem Bördchen und Fransen ver-
sehen und an zwei Haken unter dem Brett auf-
gehängt. Ferner, je nach Höhe des Zimmers,
ein Stich, ein Delbild oder was sonst Passendes

Einige praktische, zur vortheichasten Musschmückmig der
 
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