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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Schliepmann, Hans: Das Eisen in der modernen Wohnung
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Görlich, Hans: Ueber die Pflege unserer Wand-Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0155

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Seite 90.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zuni-Hest.

fast lediglich Schmiedeeisen in Betracht) verwischt würde. Auch der Glanz paßt
nicht zu den harten Formen der Schmiedetechnik. — Und hier muß darauf hinge-
wiesen werden, daß diese Formen an sich leicht aus dem Aarakter eines Innen-
raumes herausfallen. Man wird jedesmal mit
sorgfältigstem Feingefühl erst zu erwägen
haben, ob die hakigen, kantigen, starren Formen
von Aunstschmiedearbeit überhaupt mit dem
Aarakter eines Zimmers harmoniren. Iu
einein mit duftigen Stoffen ausgeschlagenen
Damenschlafzimmer z. B. würde ich eine noch
so niedliche Butzenscheibenlaterne, wie sie jetzt
mit Vorliebe ans zarten schwarzen Eisen-
lamellen und -drahten hergestellt werden, für
eine>i Mißklang halten. Minder hart würde
schon eine blanke hellgraue stählerne Kamin-
garnitnr in solchem Zimmer wirken, ivie denn
überhaupt der polirte Stahl mehr, ich möchte
fast sagen „weltmännisch" erscheint und daher
eher in einen Salon gehört als das natur-
wüchsigere Schmiedeeisen. Das Beste bei Be-
obachtung solcher Unterschiede muß freilich dein
persönlichen Takte überlassen bleiben.

Haben wir im vorigen einige Ueber-
treibungen der modernen Lust am Eisenzeuge
in der Innenausstattung betrachtet, so läßt sich
an anderen Stellen unserer Wohnung immer
noch wahrnehmen, daß dem Eisen nicht die
gebührende Rolle zufällt. Dies ist namentlich
bei den Beschlägen der Thüren, Fenster nnd
Schränke der Fall, ganz abgesehen von der
geradezu kläglichen Rolle, die das Eisen bei
dem größten — Renommirmöbel, dem Geld'
schrank, noch spielt. Aehnlich aber, wie hier
meist eine Wirkung erstrebt wird, die doch
nicht zu erreichen ist, nämlich die Verkleidung
der Panzerplatten in harmloses, miserabel
polirtes und unwahrscheinlich aussehendes
Nnßbaumschrankwerk, so sucht man noch immer
das Wesentliche bei Thüren nnd Fenstern ans
einer übertriebenen Idealisirungssucht zu unter-
drücken. Man will so zu sagen ein zeichne-
risches Ideal, vor allem recht regelmäßig, ja
nicht schief oder handwerkmäßig entstanden,
einer Thür, eines Fensters schaffen. Und da
„genirt" denn die eiserne Armatur. Deßhalb hilft man sich einfach damit, daß
man sie „keusch" in das Holz versteckt, wenn man ihm damit auch gerade an den
wesentlichsten Stellen die Stärke nimmt (das sog. eingeschobene Schloß ist die größte

Freude für jeden sachverständigen Einbrecher!), oder beschmiert sie wenigstens mit
Gelsarbe, damit sie unsichtbar, wie's einem Dienstboten geziemt, ihre Funktionen
erfülle. — Man kann himmelweit vom Standpunkte eines fanatischen Gothikers

entfernt stehen und doch zugeben, daß die
Technik dieses Stiles auch für unsere Zeit viel
Beherzigenswerthes, Nachahmenswcrthestes
besitzt. Iodenfalls ist sie Meisterin darin ge-
wesen, „aus der Noth eine Tugend zu machen'",
das heißt in den zwecklichen Aünsten ans dem
technisch Nothwendigen ein Motiv für die
schöne Ausgestaltung herzuleiten. Zu diesem
gesunden Grundsatz muß das Aunsthandwerk
unter allen Umständen zurückkehren, wenn eine
Weiterentwickelung zum Besseren denkbar
sein soll. Für den vorliegenden Fall wird
man daher die „Fischbänder" (Haspen) und
„Scheinecken" (versteifungswinkel), die jetzt
fast überall noch gleich dem Holzwerk mit
Gelsarbe überschmiert werden — „überstrichen"
wäre zu höflich! — in ihrer konstruktiv be-
gründeten Gestalt zur Geltung kommen lassen
müssen, sie also vor allem auch als Metall
zeigen. Selbstverständlich würde hier außer
Eisen auch Bronze in Betracht kommen; jedes
Metall wird eine besondere Technik nnd deßhalb
auch eine besondere ästhetische Ausbildung
verlangen, Bronze als Gußmetall eine mehr
rundliche Formengebung mit Reliefdekoration;
Eisen, als geschmiedet, die karateristischen
Formen, welche Hammer und Punze erzeugen.
Es ist dabei eigentlich selbstverständlich, daß
die Beschlagtheile nicht in das Holzwerk ein-
gelassen werden, sondern auf demselben liegen
nnd so ein keineswegs unerwünschtes Relief
hergeben sollten, zumal die meisten Theile ja
eine Verstärkung des Holzgerüstes bilden, also
nicht erst ans absichtlich geschwächte Stellen
aufgesetzt werden können. Hiergegen sind nur
drei Linwände zu machen, von denen der erste
freilich nur von verknöcherten Aunstgreisen noch
ernstlich erhoben werden kann, nämlich, daß
der sichtbare Beschlag die Symmetrie und da-
mit den guten Eindruck störe. Allerdings

war dies in der Zeit nach dem Empire (das

ernpirö — verschlimmerte, könnte man rnit einem schlechten Witze sagen) der

Grund zum verbergen der Konstruktion, welches das Rokoko bereits aus mehr

berechtigten Aunstgruudsätzen (Erzeugung einer konsequenten Welt des mühelosen

Abbildg. sys. Treppenhaus im Palast Martine; in valenzia.

Erbaut von deni Architekten Antonio Martorell.

Meder die pflege unserer -Wilder.

von Hans Görlich.

s unterliegt keinem Zweifel, daß Bilder der schönste wand-
schmuck unserer Wohnräume sind. Wenige aber, die sich der
Bilder als IVandschmnck bedienen, denken auch daran, daß
die Büder mit Aufmerksamkeit gepflegt werden müssen, sollen sie nicht
in kürzerer oder längerer Zeit von ihrem Werthe einbüßen.

Hat ein Liebhaber ein werthvolles Bild glücklich erstanden, wird
der Platz, an den: es künftig prunken soll, bestimmt und nach Auf-
hängung das Werk dem Freundeskreise gezeigt und immer aufs Neue
gepriesen, oftmals das Bild sogar gegen Feuersgefahr versichert. Man
denkt nicht an andere Gefahren, die dem Kunstwerke drohen, nur,
könnte man sagen, an die geringste, denn eine Feuersbrunst, die überdies
noch gar selten uns heimsucht, bekämpft die Feuerwehr, den eventuellen
Schaden ersetzt die Feuerversicherungsgesellschaft; die Schäden anderer
Gefahren aber können nur durch sorgfältige Behandlung, gewissenhafte
Beobachtung und sachverständiges Eingreifen im Falle einer Nothlage
vermieden oder gutgemacht werden.

Die Wände unserer Wohnungen schmücken Gelbilder, Pastelle,
Aquarelle, Kupferstiche, in neuester Zeit auch Kodierungen. Die Gel-
bilder erscheinen Zedern, der sich nicht mit den internen Gebrechen befaßt,
am widerstandsfähigsten, wir können in Betracht ziehen Gelbilder auf
Holz, Leinwand und Pappe, von denen die auf Holz gemalten ohne
Zweifel die solidesten sind. Für jeden Fall muß aber die Holzplatte
so in den Rahmen gesetzt sein, daß eine durch Temperaturwechsel her-
vorgerufenen Bewegung ermöglicht ist, auch muß das Holz vor der
Bemalung temperatursicher gemacht worden sein. Gb der ersten An-
forderung genüge gethan, vermag der Augenschein zu konstatiren, ob

aber die richtige Behandlung durch Tränkung des Holzes erfolgt ist,
muß man dem Zutrauen zur Solidität der Malweise des Künstlers
überlassen. Sitzt die Platte nicht sorgsam im Rahmen oder gar ein-
geklemmt, so sind bei der stets in jeder Behausung wechselnden Tem-
peratur Sprünge zu befürchten und diese auszubessern, ist nur ein ge-
schickter Restaurator im Stande.

Aus Leinwand gemalte Bilder sind der Einwirkung der Temperatur
am meisten ausgesetzt. Die Leinwand ist aus einen Blendrahmen ge-
spannt, der an vier Seiten mit Keilen versehen ist. Lockert sich in Folge
der Lufteinwirkung die Leinwand, werden unverzagt die Keile eingetrieben
und die gewünschte Spannung erzeugt, aber — es wird nicht bedacht,
daß durch beständiges Nachkeilen die Spannung der Bildfläche erhöht
und die Gefahr des Springens der Farbe, des Reißens des Firnisses
herausbeschworen wird. Man bedenke, daß man niemals Veranlassung
nehmen wird, eine Lockerung der Keile vorzunehmen, weil dem unbe-
fangenen Auge die gespannte Fläche keine Beunruhigung bereitet, erst
dann, wenn die Risse sichtbar werden. Dem Uebelstande abzuhelsen,
ist die größte Kenntniß und Mühe erforderlich und glücklichen Falls
wird eine geschickte Verdeckung des Schadens erzielt, die nur allzu oft
dem Zahn der Zeit nicht zu trotzen vermag.

Bilder, die auf Pappscheiben gemalt sind, werden schon rnit ängst-
licherem Auge betrachtet. Zst die Pappe vor der Bemalung gegen
Einnistung von Thieren geschützt,, kann sie der Zeit trotzen, ist sie aber
vorher nicht sorgsam gepflegt, werden sich gar bald unheilbare Leiden
einstellen. Aus alle Fälle muß ein solches Bild gegen Feuchtigkeit ge-
schützt werden. Einmal in die Pappe gedrungene Nässe schlägt mit
der Zeit durch und wirkt nachtheilig auf die Farbe. Sowohl für Gel-
bilder auf Holz und Leinwand, sowie für die auf Pappe gilt es, die
sorgfältigste Behandlung in dem Falle zu beachten, wenn das Firnissen
 
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