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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Seite s6.

Zllustr. kun st ge werbt. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zanuar-l)eft.

unseren Mllustraiwnen.

"^ndem wir uns anschicken, ein Wort über unsere Illustrationen zu sagen, möchten
wir diesesmal die Blicke unserer Leser zunächst auf die Außenseite unserer
Zeitschrift lenken, wo mir, den Wünschen zahlreicher Freunde entsprechend, einige
Aendernngen haben bewirken lassen. Wir theilten hier natürlich seit langem die
Ansicht all Derer, denen wir für den Ausspruch ihres offenen Artheils Dank wissen,
aber es ist ein schwerwiegender Entschluß für den Verleger in dieser Beziehung
Aendernngen zu treffen, denn es kommt der großen Nasse des Publikums gegenüber
weit inehr darauf an, das Gewohnte zu zeigen, als etwas noch so schönes Benes
zu bringen. Wir hoffen nun aber dennoch die hauptsächlichen Parten des früheren
Außentitels unserer pefte beseitigt zu haben. — Etwas freier aber als dem Außen-
titel könnten wir uns einem neuen Innentitel unserer Zeitschrift gegenüber stellen,
wir glauben, daß der Künstler, perr Architekt Gagel in Karlsruhe, sich der ihm
zugefallenen Aufgabe rühmlichst entledigt hat und hoffen, daß unsere Leser der
ernsten Knabenfigur, die I
für die zeichnenden
Künste symbolisirt, nicht
weniger vertrauen ent-
gegenbringen werden,
als ehedem der Jung-
frau, die den Schleier
vor dein Rokoko-Zimmer
hinweghob. Des Wei-
teren möchten wir noch
mit besonderer Freude
auf den Zusatz am neuen
Titelkopf Hinweisen, wo-
nach sich perr Professor
Götz, Direktor der Kunst-
gewerbeschule Karls-
ruhe, bereitfinden ließ,
seine Nitwirkung an der
Perausgabe unsererZeit-
schrift für die nächste
Zukunft freundlichst zu-
zusichern. —

Die vier Tages-
zeiten (Abbildung Nr.

482, 484, 492 und 493)
sowohl als Decken- wie
auch als Wandgemälde
zu denken, führt uns der
Maler Martin Wiegand
in allerliebsten neuen
Auffassungen vor. So
sehr man es realistisch
nennen kann, wenn Je-
mand ausspricht, daß
„wir Damen" uns Mor-
gens stets sogleich die
Paare machen, so wenig
dürfte dennoch das erste
Bild, das diesen Vor-
gang zum karakteristi-
schen Ausgangspunkt
nimmt, darüber an
ideeller Auffassung ein-
gebüßt haben. Die Kunst
vermag eben, wie mau
hier deutlich sieht, Alles.

Ebenso vollendet durch-
geistigt sind die drei an-
deren Bilder. Der Mit-
tag läßt den Kampf um die Ehre des Tages noch unentschieden, der Abend stellt
den Frieden nach der Arbeit und die Nacht die Ruhe unter dem Schutze Gott Amors dar.

In dem Schloß Sr. poheit des perzogs von S.-Meiningen, Ab-
bildungen Nr. 485, 487 und Beilage, hat Professor p. Neumeister im Jahr (88S
einige Räume geschaffen, die durch Beseitigung der Theilwände ehemaliger kleinerer
Gemächer entstanden sind, und deren Ausstattung mit höchster Entfaltung eines
gediegenen Luxus beschafft wurde, da diese Zimmer für die persönlichen Zwecke
Sr. poheit des perzogs selbst und dessen intimsten Umgang dienen sollten, wir
haben hier zunächst des Bibliothek-Zimmers zu gedenken, in das wir unsere Leser
vorweg schon im November-Peft des vorigen Jahrgangs einen Einblick haben thun
lassen. Die stimmungsvolle Ruhe, die über diesen Raum ausgebreitet ist, dürste
nicht weniger wohlthuend das vertiefen in ein Studium fördern, als die sinnvoll
vertheilten Büsten und Kunstschätze die Fantasie bei eigenen Arbeiten anzuregen
vermögen. Die polzdecke ist in einfacher Art getheilt und zeigt eine Mischung von
Frührenaissance und gothischen Formen. Die Bücherstände sind dem Raum gewisser-
maßen als ein Architekturtheil eingefügt und vom Künstler in ähnlicher Weise
entsprechend einfach gestaltet. — Wesentlich reichere Ausbildung zeigt das in der
gleichen Flucht von Gemächern liegende Wohnzimmer, das wir unfern Lesern in


^Abbildung Nr. 50Z. — Entworfen und gezeichnet von Rob. Grenns

zwei Ansichten vorführen und von welchem wir außerdem noch einen Einblick in
die Erkernische mittheilen, die im Kleinen schon auf dem zweiten Bilde zu erkennen
ist. Die Architckturformen der wände und der Decke sind nach Tratzberger Mo-
tiven entworfen. Die polztheile sind Eichenholz mit Friesen ans ungarischem Eschen-
Holz, dessen reizvolle Maserung sich ringsum in dem Zimmer lebhaft geltend macht.
In der Decke sind ferner auch Intarsien aus verschiedenfarbigen und zum Theil
gebrannten pölzern verarbeitet. Bis zur Thürhöhe ist der ganze untere Theil der
Wände mit einem Stoffbehang bekleidet, für den in Seidensammt ein altitalienisches
Muster nachgebildet ist. Das Arrangement ladet im Ganzen zu geselligstem Froh-
sinn bei Musik und Spiel ein. Dennoch aber fehlt es auch hier nicht an den Stätten
für ruhige Thätigkeit und wir möchten die Stellung des trefflich beleuchteten Ar-
beitstisches auf dem Pauptbilde um so mehr hervorheben, als sich hierin in vor-
theilhaftester weise ein bemerkenswerther Gegensatz zu so manchen unwohnlichen
besten Stuben unserer reicheren bürgerlichen Wohnungseinrichtungen ausspricht.
Das neben dem Wohnzimmer gelegene Nischenzimmer zeigt in seinen Formen
Motive aus Schloß velfhurn in Südtyrol, die hier in glücklichster weise verarbeitet

sind und dem Gemach
! im Gegensatz zum
Pauptraum einen ge-
wissen alterthümlichen
Zng verleihen. Auch
^ hier ist alles aus Lichen-
Holz gefertigt, nur ist
der Schmuck an Intar-
sien und gebrannten
pölzern reicher und er-
streckt sich wesentlicher
Weise auch mit auf die
Wandbekleidung. Auf
den reichen Schmuck an
Bildern und Einzelkunst-
schätzen wollen wir nur
kurz verweisen, es unfern
Lesern selbst überlassend,
sich hier die künstlerischen
Feinheiten der Anord-
nung und Aufstellung
heraus zu suchen.

Fayence - Gfen
von Architekt E. pärring
in Dresden, Abbildung
Nr. 49 (. Lange Zeit
haben wir unter dem
Banne der weißen Ka-
chelöfen init Medaillon
und^Bekrönung gestan-
den, bis vor nunmehr
etwa 25 Jahren die
ersten schüchternen Ver-
suche einer Wiederauf-
nahme der herrlichen
alten Fayencetechnik her-
vortraten, die gegen-
wärtig zur reichsten Aus-
bildung gediehen sind.
Ein Beispiel dafür, wie
völlig wir in dieser Be-
Ziehung die Kunst der
Alten wieder beherr-
schen, zeigt der hier vor-
gefllhrte Gfen, der sich
den besten Vorbildern
aus der Frühreuaissance
getrost an die Seite
stellen darf.

Paravent von Maria Zinn in Rom. (Abbildung Nr. 494.) Eines der
schönsten Gebiete weiblicher pandarbeit ist die Applikationsstickerei, wie sie hier in
Verbindung mit Seiden-Plattstich in hervorragend geglückter Weise zur Ausübung
gebracht ist. Die wesentliche Schwierigkeit liegt dabei zunächst in der Zeichnung,
für die vor Allem der passende große Maßstab der Konzeption richtig gegriffen sein,
bei der des weiteren aber auch die Detailausführung naturwahr und fleißig durch-
geführt werden muß. Dann folgt die Stickerei selbst mit ihrer mannigfaltigen
Farbenbestimmung, bei der sich dem feinen Sinn unserer Damen ein unbegrenztes
Feld immer neuer Komposition eröffnet. Jeder passende Stoffrest kann Verwendung
finden zu Blumenblättern und Blüthenkelchen, auch kann, wie iin vorliegenden Falle,
zu diesem Zweck reine Seide gebraucht werden, und wenn aus dem Allen endlich ein
Ensemble von so einheitlichein Reiz entsteht wie das vorliegende, dann ist damit gewiß
ebenso ein Kunstwerk geschaffen, wie in einem schönen Gemälde oder einer Bronzestatue.

Atelier von Professor Permann Götz. (Beilage im 2. Bogen.) Die
Ausstattung von Atelier-Räumen pflegt eine ganz besondere Anziehungskraft auf
jedes kunstsinnige Geinüth zu üben, denn was Alles ist hier nicht immer zusammenge-
tragen und künstlerisch geordnet. Aus dem Atelier eines Künstlers ließe sich oft die
ganze Entwicklungsgeschichte seiner Laufbahn herauslesen. (Schluß i.d.gnscr»tenbeilag°s.i.>
 
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