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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Neuartige Deckendekoration
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Ein für Wärmestrahlen undurchlässiges Glas
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0106

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5eite 6H.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-kfeft.

bein hergestellt werden sollten. Die Beschläge sind nicht gezeigt, müßten aber na-
türlich auch zur Vervollständigung des Schmuckes herangezogen werden. In überein-
stimmender Ausführung sind die Stühle gedacht, die den modernen Ansprüchen an
Bequemlichkeit entsprechend abweichend von den Vorbildern aus der Zeit Louis XV.
breit und tief gestaltet sind, wodurch ihrem zierlichen Aussehen dennoch aber kein
Eintrag geschehen ist. Das ganze Mobiliar sollte, um ihm einen vornehmen und
ruhigen Eindruck zu verleihen, nach der Fertigstellung leicht gewachst werden. Nur
die Füllungen können im Gegensatz zu den übrigen^ dann matten Flächen blank
polirt werden.

Regulator-Gehäuse (Abbildung Nr. SSO) für reiche Holzschnitzerei im
Rokokostil, entworfen von Architekt Ernst Härring. Dieser Entwurf zeigt so recht
den Reichthum, der im Rokokostil entwickelt werden kann, indem sich hier auch das
eigentliche architektonische Gerüst des Gegenstandes völlig mit Zierwerk bedecken
läßt, nur das untere Börtchen und die von den Lngelköxfen getragene Gesimsleiste
treten noch in wirklichen Linien hervor. Man sieht hieraus, wie dieser Stil durch-
aus der Stil des Luxus ist und wie ungemein der darin arbeitende Künstler seine
Sache schon beherrschen muß, wenn er über die üppigen Linzelformen nicht die
Verhältnisse des Ganzen aus dem Auge verlieren will. Der vorliegende Entwurf
zwar wahrt dieselben durchaus, denn die Uhr macht einen edlen und ruhigen Ein-
druck trotz der Fülle ihres Ornaments.

Sogenannter Lutherstuhl (Abbildung Nr. SHy), entworfen an der Kuust-
gewerbeschule Karlsruhe. Mit Recht ist diese gute alte Stuhlform neuerdings wieder
vielfach in Aufnahme gekommen und erfreut sich besonderer Beliebtheit als eleganter
Schreibstuhl in unseren Herrenzimmern. Man sieht es solchem
Stuhl aber auch ohne weiteres an, mit welcher Behäbigkeit
sein Besitzer sich darin wohlfühlt, wie er hier, gestützt auf
die unvergleichlichen Armlehnen, sein Rheuma gänzlich
vergißt und sich ganz ungestört dem großen Gedanken an
feine Kapitalanlage hingibt. Dieses sozusagen ehrwürdige
Aussehen hat den Stuhl auch besonders zu einer Jubiläums-
gabe, die allemal bester Aufnahme gewiß sein darf, gemacht.

Möbel-Füllungen für Holz- oder Metall-Intarsien.

Unsere Bildbeilage bringt den Entwurf zu einer Füllung
von Architekt R. Dorschfeldt und Abbildung Nr. 55 t Zeigt
eine weitere von Architekt H. Hotzfeldt. Beide sind im Re-
naissancestil gehalten und zeigen treffliche Raumvertheilnng
und liebenswürdige Linienführungen. Beide dürften auch
für Bucheinbände geeignete Motive bieten, wie denn anderer-
seits dieses Genre des Ornamentes auch für Aetz-Arbeiten
unmittelbar als Vorwurf dienen kann, wie solche neuerdings
besonders in Damenkreisen sehr beliebt sind und mit gutem
Recht wohl gepflegt werden.

Zier-Schränkchen (Abbildung Nr. 552) von Architekt
Karl Statsmann, Lehrer an der Gewerbeschule zu Lübeck.

Dieses Salon - Schränkchen soll Gelegenheit zur .Aufstellung
von kleinen Kostbarkeiten bieten, die durch seine graziösen
Formen gewiß auch überall lebhaft gehoben zur Geltung
kommen werden. Die Profile rc. sind aus dunklerem ameri-
kanischem Nußbaumholz und polirt, die übrigen aus dem
helleren italienischen Nußbaumholz und matt gedacht. Die
Intarsien sollen braun auf gelblichem Untergrund stehen,
welch letzterer eventuell auch durch Metalleinlagen gebildet
werden kann. Auch läßt sich das Ornament in Basrelief
schnitzen, wonach, wenn der Grund mit echtem Blattgold
ausgedeckt wird, gleichfalls ein sehr ansprechender Eindruck
hervorzubringen ist. In Abweichung hiervon aber wäre das
Ornament der oberen Hohlkehle des mittleren Aufbaues
gelblich und dunkelbraun auf dem braunen Holze zu behan-
deln, um hiermit einen Gegensatz zu schassen, der dem Ge- _

sammteindruck zu Gute kommt. So läßt sich diesem Schränkchen mit leichten Mitteln
ein sehr reiches Ansehen geben, die Konstruktion ist überall eine gediegene und gut
ausführbare, und das Möbel hat den wesentlichen Vorzug, daß es sich sür einen
verhältnißmäßig geringen Preis Herstellen läßt und in allen Theilen nur Formen
zeigt, die der Struktur des Holzes durchaus angemessen sind.

Zier-Schrank mit Wasch-Apparat (Abb. 55-P nebst dazu gehörigem Stuhl
(Abb. ssy), entworfen von Architekt Rich. Dorschfeldt. Hier zeigt sich die sichere Hand
des Künstlers ebensosehr im Renaissancestil, wie dieselbe sich im ersten Bogen unseres
Blattes dem Louis XV. gewachsen erwies. Lin Wasch-Apparat ist ein Luxusmöbel
in des Wortes zutreffendster Bedeutung, denn wo immer ein solches Stück für ein
Billardzimmer oder eine Halle gewünscht werden mag, da wird es sich gewiß auch
stets nur um die Ausstattung reicher Räume handeln. Es ist daher gewiß berechtigt,
den Entwurf zu solchem Zier-Schrank in würdiger Eleganz zu gestalten und mit
ornamentalem Schnitzwerk zu schmücken. Beides ist hier im besten verhältniß zu
einander gelungen. Die Ausführung ist in Hellem Eichenholz gedacht, wogegen die
Spiegelquadern aus Ebenholz aufgelegt werden sollten. Der künstlerisch ausgebildete
Wasserbehälter ist aus Kupfer getrieben, wie denn auch die waschschale einen Einsatz
aus blankem Kupfer erhalten müßte, wonach in dem Gegensatz zwischen diesen
Metalltheilen und dem Holz ein neues wirkungsvolles Moment gewonnen wird.

Die Abbildung Nr. 55S zeigt den Entwurf einer Platte, welche für den reichen
Rokokotisch bestimmt war, welchen Se. Kgl. Hoheit der Großherzog Friedrich von
Baden zuin diesjährigen Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers spendete. Der Tisch
ist in röthlich xolirtem Nußbaumholz gehalten, in reicher Einlegearbeit und ver-
goldetem Bronzebeschläge. Die l,so m lange Tischplatte ist in prächtiger Lmail-

arbeit behandelt und zwar in sehr zarten Farben, die ganz die reiche Wirkung des
Porzellans erzielten. Die mittlere Kartouche enthält den Namenszug von Friedrich
dem Großen mit der Krone. Der Tisch wurde nach einer Skizze von Direktor Götz
in dem Zeichenbureau der Großh. Kunstgewerbeschule unter Leitung von Assistent
K. Gagel gezeichnet und in der Möbelfabrik von L. Distelhorst in Karlsruhe aus-
geführt. Die Emaillirung der Tischplatte ist eine sehr tüchtige Leistung des Eisen-
werkes Gaggenau, welches in dieser Technik große Fortschritte aufzuweisen hat und
dadurch auch bedeutende Aufträge für dekorative Zwecke erzielt. Vor Allem aber
ist es dankbar anzuerkennen, in welch fördernder weise Badens Landesfürst der
heimischen Kunstindustric fortgesetzt werthvolle Aufträge zuwendet, die für die ge-
deihliche Entwickelung dieses Gebietes schon so schöne Resultate erzielten. Unser
Kaiser soll sich gerade über diese Arbeit sehr anerkennend geäußert haben.

Schrank mit Intarsia-Füllungen (Beilage) im österreichischen Kunst-
gewerbe-Museum in Wien, ausgenommen von Adolf Kreiczik. Dieser Schrank gehört
zu den besten Stücken süddeutscher Kunsttischlerei des z?. Jahrhunderts und ist aus
dunklem Eichenholz gefertigt. Die Intarsien bestehen aus Nußholz auf Ahorngrund
und zeigen eine gute Raumvertheiluug und Linienführung. Als ein gewisser Uebel-
stand dieser Schränke muß es bezeichnet werden, daß an den Seiten hinter den
breiten Lasinen wesentliche Raumtheile für die innere Ausnutzung mehr oder weniger
unzugänglich werden und speziell auch neben den unteren Schiebladen als gänzlich
verloren bezeichnet werden müssen.

Damen-Schreibtisch (Abbildung Nr. 557), entworfen von P. Wiese. Dieses
in japanischem Geschmack durchgeführte Möbel wird sicher originell wirken, sobald
es in die richtige Umgebung gestellt wird, und wir sind fest
überzeugt, daß es nicht weniger wie unsere anderen Vorlagen
auch seine Liebhaber findet, denn in der Ausführung kann
Vieles daran eigenartig und elegant genug wirken. Das
Ganze ist aus Hellem gelblichem Holz hergestellt gedacht, die
Füllungen der unteren Schrankthüren können in farbiger
Seidenstickerei verwirklicht werden. Die unsymmetrische Aus-
bildung des oberen Aufsatzes gibt Gelegenheit zu reizvollen
Variationen in der Dekoration und dem Hausgötzen in der
Bekrönung können unsere schönen Leserinnen je nach Um-
ständen ja leicht eine gewisse japanisirte Ähnlichkeit mit
lieben Bildern geben lassen, wodurch er gewiß stets nur ge-
winnen würde.

Salon-Schränkchen im Stil Louis XVI. (Abbildung
Nr. 558), entworfen von w. Zaiser. Dieses Schränkchen ist
in lackirtem Holz mit Vergoldung und Malerei ausgeführk
gedacht. Den Hintergrund der Mittelnische kann vielleicht
auch ein Spiegel bilden, gegen den sich kleine Schmuckstücke,
zu deren Aufstellung der ungemein zierliche Aufbau des
Schrankes verlockt, bestens abheben würden. Obgleich dir
Zeichnung das Detailwerk der Dekoration mehr ahnen als
erkennen läßt, so wirkt doch die ganze Anordnung und ver-
theilung des Schmuckes so zierlich und freundlich, als sähe
man das vollendete Möbel wirklich vor sich stehen.


"Abbildung 559. Stuhl im Renaissancestil

zu Abbildung Nr. 55H.

^MeuartiM ^deckendekvration.

^Ireskomaler bedienen sich in England zu ihrer Ärmst
seit einiger Zeit einer neuen Methode bei der Aus-
schmückung von Zimmerdecken, welche eine sehr lobenswerthr
Verbesserung darstellt. Das Verfahren wird „ZlaxinZ"
— glasiren, lackiren — genannt und besteht darin, die Grund-
färbe, wie solche auf den Gips oder eine andere Oberfläche
aufgetragen ist, zu lackiren, während Aluminium jetzt sehr
gewöhnlich angewandt wird, um die Grundfarbe zu empfangen.
Das Hauptresultat davon ist, daß das Licht stark reflektirt und gebrochen wird,
während der Glanz der Fläche für ungemein lange Zeit erhalten bleibt. Die ge-
wöhnliche wasserfarbenmalerei absorbirt das Licht, verliert manchmal schon nach
einem Jahre ihre Frische, wird leicht schmutzig und zeigt die innere werthlosigkeit
eines Nothbehelfs, denn es ist ein unvollständiger Prozeß und nur wenig besser
als Anstreicherarbeit. Nehmen wir z. B. an, eine Zimmerdecke wäre antikroth
glasirt und man hätte die Malerei elfenbeinfarbig ausgeführt, so würde letztere sich
sehr schön von dem matten Ton des Grundes abheben, wenn die Zeichnung relief-
artig hervortreten soll, während sich bei Flachmalereien die Konturen sehr deutlich
auf der Glasur herausheben, Effekte, welche die alte Methode nicht gut erreichen
konnte. Hauptsächlich wegen der dadurch zu erreichenden polychromen Wirkung,
scheint diese neue Art der Freskodekoration besonders gut passend für Plafonds,
welche mit Malereien bedeckt sind, die nackte Figuren repräsentiren und auch füv
solche, die viel zartes Relief zeigen. —8.—-

Ein füix Wärmestrahlen undurchlässiges Glas, lieber eine außer-
ordentlich wichtige Erfindung, ein Glas, das für Wärmestrahlen fast undurchlässig
ist, bringen die beiden letzten Nummern von Dingler's „Polyt. Journal" sehr
interessante Mittheilungen. Es ist mit diesem neuen Glase möglich, in geschlossenen
Räumen die Lichtstrahlen voll einzulassen, ohne daß die Wärmestrahlen erheblich
durchdringen. Die Bedeutung dieses Glases für Oberlichts, Halleneindeckungen
und Schaufenster ist wohl außer Frage, lieber die Kosten und Herstellungspreise
fehlen noch die näheren Daten, doch steht zu erwarten, daß sich die Preise für der-
artige Einrichtungen nicht wesentlich höher stellen als bei den bisherigen Glassorten-
 
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