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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Zur Besrpechung eingegangene kunstgewerbliche Erzeugnisse
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Juli-Heft.

Seite XXXXI.

Iuseraten-Beilage zur „Zeitschrift für Iuneu-Dekoratiou".

W cr cb V rr f.

Die Trauerkunde ist zu melden, daß Fräulein Mativ Zinn am
lf. Juni in Wiesbaden zur Ruhe bestattet wurde. Alle Fachfreunde
beklagen das frühe Scheiden einer so bedeutenden künstlerischen und
literarischen Kraft. Mit reinster Hingebung widmete sie sich ihrer
Spezialkunst der feinsten Handstickerei und erreichte wirklich Vollendetes.
In der „Zeitschrift für Innen-Dekoration" erregte vor nicht langer Zeit
die Abbildung eines naturalistisch gestickten (Ofenschirmes großen Beifall.
Als Lehrerin und als begeisternde Schriftstellerin suchte Fräulein Zinn
überall die Kunst in der weiblichen Handarbeit zu fördern, zumal sie
selbst es sich zur Aufgabe stellte, die schwierigsten Vorbilder der besten
Epochen zu erreichen. — Ein kurzer Lebensfrühling war ihr beschieden.
In der Rosenzeit starb sie als glückliche Braut des Herrn Vr. Stolley.
Alle, welche Fräulein Marie Zinn näher kennen lernten und ihre
Feuilletons sin der Kölnischen Zeitung rc.) gelesen haben, werden sie
im treuen Angedenken behalten. Ar- A-

eingegangeiiH kunstgewerbliche
Erzeug« iste.

Nebenstehend abgebildeter
Barock - I'ruchter wird
von der Sächsischen Bronze-
waaren-Fabrik vorm. K. A.
Seifert. A.-G. in Wurzen j
in bekannter technisch vollen-
deter Ausführung in den j
Handel gebracht und ist der-
selbe für kleinere Salons
und Boudoirs bestimmt.
Dieser Beleuchtungskörper ^
besteht aus einem ca. 0,5 m
hohem und o,3 w breitem
elegant geschwungenein
Glastheil, opal gestreift,
welches mit Bronze in zier-
lichster weise gefaßt ist und
iusich eine Glühlampe birgt,
die mit Hülfe der äußeren
Lampen den klaren Aufbau
des Stückes ungemein stim-
mungsvoll erglänzen läßt.
Das prächtige, in seiner
soliden Einfachheit überaus
anmnthig wirkende Erzeug-
niß wird in jedem Salon
sicher nicht nur seinen Berus
als Beleuchtungskörper in
zweckentsprechendster weise
erfüllen, sondern auch als
äußerst dekoratives Ausstattungsstück zur Geltung kommen! Ebenso geeignet ist
es aber auch zur Erleuchtung eines lauschigen Erkerabschlusses, oder eines soge-
nannten „Loszt-Lorvers", dem es mit seinen gedämpften magischen Lichteffekten
einen ungemein traulichen Anstrich geben muß. — Dabei ist der Preis ein mäßiger.

- V bürgerliche Wohnung. Skizzen und Entwürfe voll-

z"""2beinrichtungen in verschiedenen Stilarten. Interieurs und einzelne
Möbel nebst einen, Anhänge: Moderne Sitzmöbel, von Edwin Hausknecht 30 Tafeln
(0,36 : 0,53). A,en bei Thiel und Schkerl t8I3. Preis Mk. 25.—.

Im Großen un anzen haben mir hier zwei Arten von sogenannten bürger-
lichen wohnungsenlrn stungen vor uns. Die eine für den vermögenderen in
„modernem Rokoko" Spalten, die andere für bescheidenere Verhältnisse und Mittel,
mit weniger molligen Sitzmobeln, mit reduzirteren Möbel- und Schmuckformen und
nicht so kostbaren Holzsorten und Herstellungen. Letztere Art dürfte, wenn mehr
mit Grazie und seiner, wenn auch einfacher Dekoration ausgebildet, am ent-
sprechendsten sein für unsere „moderne bürgerliche Wohnungseinrichtung". Daß
sich diese im letzten Jahrzehnt nun oft des Rokoko als Kleid bedient, mag ja die
Mode und auch der Zeitgeist verantworten. Hier deckt sich nur nicht Kleid und
Stand in den meisten Allen. Und nach den hohen Decken strecken sich auch ach so
viele „Bürger" vergeblich, wenn sie's dem Nachbar gleich thun wollen. Es gibt
bloß eine Stätte für das Rokoko, das sind die Erholungs- und Asträume und der

Salon, den sich die Bürgerlichen allerdings auch angeschafst haben; aber in diesen
Räumen muß das Rokoko festlich wirken und prächtig oder von hoher Feinheit der
Motive und Formen sein und den Luxus oder die Noblesse vergegenwärtigen. Ein
„billiges, einfaches, brauchbares" in den Formen ausgeschlachtetes Rokoko wirkt
daher stets ernüchternd statt ergötzend. Da lieber den seinen „Zopf", wenn's doch
„echter Stil" sein soll! In der vorliegenden Mustersammlung wird übrigens ein
Jeder der in modernem Rokoko seiner Art einzurichten hat, besonders der Dekorateur,
brauchbare Motive aller Art finden. Farbige Tafeln würden den Vorzug des
Werkes wesentlich erhöhen! K. 3t.

8elovt-k'urilitiirv i» nll stxles. LoiuxiteL d/ llllmrris aoct Webd,
Kouckor». — Kommissions-Verlag für Deutschland, Besterreich-Ungaru, Holland,
Belgien und die Schweiz: Alexander Koch in Darmstadt. Preis 25 Mk.
--- Frc. 30. — ö. fl. zq.70.

wenn man für sein Geld auch was haben und viel und Gutes haben will,
so kaufe man das Werk Select-Buioitore. Das sei nicht allein vom Standpunkte
des Verkäufers aus marktschreierisch gesagt. Die Vorzüge dieses Vorlage - Werkes
über Zinimer. Einrichtungen beruhen nicht blos in seiner gZuantitas, sondern in
gleichem Maße in seiner chualitas. Und da gehört allerdings das Goethe'sche:
„wer vieles bringt, wird Jedem Etwas bringen", her. Das viel bezieht sich auch
auf Stoff und Darstellung, wir verdanken es der künstlerischen Flottheit und
Schärfe der Wiedergabe, daß uns die Verfasser das „Ausgewählte" gefällig erscheinen
lassen, und man möchte sagen, populär machen. Perspektivisch gezeichnete Zimmer-
Einrichtungen und Gegenstände treten dem Beschauer leibhaftiger vor Augen als
geometrisch ablinirte, zumal wenn sie in der bestimmten virtuosen weise dargestellt
sind, wie in „5e1eot-Br»ir»it»iie". So wird also sowohl Fachmann wie Laie das
Werk mit Genuß und vortheil durchblättern und verwenden, wenn dasselbe zwar
iin großen Ganzen Einrichtungen nach englischem Geschmacks vorsührt, so bietet
es doch auch unter den über HOO Abbildungen Vorbilder genug in anderen Stil-
arten und Anregung für reichere sowohl als einfachere, bescheidene Ge-
brauchs- und Luxusmöbelbildungen und Ausstattungen. Mit Geschick
werden auch Motive für Stoff-Dekoration (Portieren, Vorhänge, Polsterungen rc.)
eingeführt, in denen derselbe Adel gemäßigter Eleganz sich zeigt, wie in allen besten
Sachen englischer Erfindung. — Im Einzelnen finden wir in vorliegendem Werke
alle Arten von Möbel und eine Reihe von Einrichtungen für wohn-,
Schlaf-, Rauch-, Speise-, Repräsentations-Zimmer, Vorplätze, Dielen,
Eck-, Kaminplätze (Plauder-Lcken) rc. in englischem Sheradon-, Lhippeu-
dale-, Jacobean-, Adam-, Elizabethen-, Vueen-Anne-, in französi-
schein, deutschem, italischem Renaissance-, in maurischem und japa-
uischen» Stile. Unter den französischen Stilen scheinen das Louis XVI. und
Linpire dein englischen Geschmacke am Meisten sympathisch. In unserer Zeit ist
das Werk eine willkommene, nothwendige Erscheinung. Es lehrt anschaulicher,
als jedes andere Werk, »vic der englische Geschmack auf dein Wege voraus ist, den
wir erst mühsam zu suchen uns anschicken, auf dem Wege zu größerer Einfachheit
bei Noblesse der Erscheinung kunstgewerblicher Produkte sür's Haus. Nicht die
Form sei in erster Linie Hauptsache, sondern die Anpassung des Möbels an den
Gebrauch, und da können wir unter den Abbildungen des „3a1ect-Br»ir»itr»re"
vielfach anregende Muster finden. Lernen wir was von ihnen, dann werden unsere
Kastenmöbel den Eindruck und Ausdruck einer säulenüberladenen Tempelkarrikatur
verlieren. Freunde der Federzeichenkunst finden im besprochenen Werke treffliche
Vorbilder. So wird das Ganze Jedem Etwas bringen, und last not least: für
all das Gebotene ist der Preis des Werkes erstaunlich billig. K. 3t.

Lüdolff, Kunst-Stickereien für Innen-Dekoration für den prak-
tischen Gebrauch ansgrführt und zufammengestellt. — I. Serie. Groß-Folio
Mk. zo. — Verlag von A. Lüdolff, Leipzig. — In dankenswertster Berücksichtigung
des sich immer weiter ausbreitenden künstlerischen Hausfleißes bietet die Ver-
fasserin aus 2-k Groß-Folioblättern eiue Fülle von Motiven in reizendster Formen-
gebung. Ein Hauptvortheil dieser Vorlagen ist wohl besonders darin zu erblicken,
daß dieselben durchweg bereits praktisch ausgeführt wurden, also keine gekünstelten
Phantasiegebilde sind, welche sich nur zu oft der wirklichen Brauchbarkeit entziehen.
— Wir glauben das Werk in jeder Beziehung sowohl Kunststickerinnen von
Beruf, als auch allen denjenigen Damen empfehlen zu können, welche es in einer
der schönsten und abwochselungsreichsten weiblichen Handarbeiten bereits zu künst-
lerischen Fertigkeit gebracht haben oder sich dieselbe aneignen wollen.

PHzighelli, Anleitung zur Fotografie. 5. Aufl. Verlag von wilh.
Knapp, Halle, Preis in dauerhaft gebundenem Taschenformat Mk. 3. — Dem von
Jahr zu Jahr steigenden Heer der Amateur-Fotografen kann das vorliegende kleine
werkchen nicht genug empfohlen werden. — Es ist erstaunlich was der Verfasser
auf den verhältnißmäßig kleinen Raum von ca. 280 Seiten an Wissenswertstem
zusammengedrängt hat. Das Buch läßt, unterstützt durch x-k? äußerst scharf aus-
gesührte Illustrationen in der That an tlebcrsichtlichkcit, Gründlichkeit und Ver-
ständlichkeit nichts zu wünschen übrig. — welch' allgemeinen Ruf sich das werkchen
übrigens binnen wenigen Jahren er,vorbei» hat, beweist an» deutlichsten, daß von
demselben augenblicklich bereits die 5. Auflage nothwendig geworden ist.

Tafel der Deutschen Reichs- und Staatswappen, gezeichnet von
Professor Ad. M. Hildebrandt, nebst kurzer Beschreibung dazu. Verlag von Peter
Hobbing, Leipzig. Für Kunst- und Kunstgewerbe-Schulen und ähnliche Lehr-
anstalten für Architekten, Maler, Heraldiker und Freunde dieser Wissenschaft dürfte
dieses nach Form und Farbe der Wappen gewissenhaft ausgeführte Tableau bei
den so oft falsch berathenen Fragen über Heraldik von manchem Nutzen sein.

Der lithografische Druck »st ein äußerst scharfer und ansprechender.

„Briefkasten" stehH auf der folgenden Sritq.
 
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