Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

DOI Artikel:
Andés, Louis Edgar: Ueber in Farben bemalte Möbel
DOI Artikel:
Das japanische Haus
DOI Artikel:
Hornig, Fr.: Das Büffet und seine Ausstattung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
öeite

April-k)eft

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Hafter, weil er weniger Sauberkeit als bei einem Hellen Anstrich aufwenden kann,
und weil er mehr dafür bezahlt erhält, als für einen ganz glatten Anstrich; der
farbigen Dekoration ist er oft nicht einmal gewachsen und ist gewiß nicht erfreut,
wenn ihm die Ausführung einer solchen zugemuthet wird.

Ls ist daher in erster Linie auch Aufgabe unserer Fachschulen, die Frage der
Behandlung und Ausschmückung derartiger Linrichtungsgegenstäude im Auge zu
behalten und immer wieder darauf aufmerksam zu machen, daß die beliebten Verände-
rungen des Rarakters des ursprünglichen Materials nicht mehr der Jetztzeit ent-
sprechen, aber auch das Publikum sollte daran festhalten, nicht alle Gegenstände
so hinzunehmen, wie sie der Handwerker abzuliefern gerade für gut befindet. —

^as japanische, Haus.

Wenn der Europäer nicht schon wüßte,
daß der japanische volksstamm im Allgemeinen
klein von Statur sei, so müßte demselben dieser
Umstand beim Bewohnen eines japanischen
Hauses, dessen Ronstruktion nach unseren Be-
griffen sehr eigenthiimlich ist, bald zu Gemiith
geführt werden. Die Räumlichkeiten sind in
Japan nämlich nicht durch feststehende Wände,
sondern durch verschiebbare Wandschirme ge-
schieden, welche vollständig aus den Zimmern
herausgenommen werden können, so daß aus
zwei oder mehreren nur ein Raum gebildet
wird. Diese Wandschirme nennt man „sclaoji".
Die Decken der Zimmer sind gewöhnlich von
ziemlicher Höhe, aber die Balken, an denen die
(Oberkanten der vorerwähnten Wandschirme Hin-
rollen, sind meistentheils nur 5 Fuß, höchstens
5^ s Fuß vom Erdboden entfernt und als eine
natürliche Folge davon müssen hochgewachsene
Europäer oftmals sehr unliebsame Bekanntschaft
mit diesen Balken machen oder sich an ein
demuthvolles Bücken gewöhnen. Die „Schoji"
dienen dazu, den Wohnräumen einen Hellen

kiffet und seine Ausstattung.

von F. Hornig.

as Büffet, ein bis vor noch nicht allzulanger Zeit rein praktisches Möbel,
dem man seinen Platz zumeist in Rüchen und wirthschaftsräumen an-
wies, hat sich seit dem Regierungsantritt des Renaissance-Stils zu
ungeahnter Bedeutung anfgeschwungen. Die einst schmucklose, ja plumpe Bauart
ist feiner künstlerischer Ausführung gewichen, und heute stellt, eben dieser letzteren
zufolge, das Büffet beinahe ein Luxus-Möbel dar. In der jetzigen Ausführung ist

das Büffet allerdings auch nicht mehr für die
Rüche oder den Wirthschaftsraum gedacht, son-
dern für das Eßzimmer oder den Speisesaal.
Dort ist es, das Angenehme mit dem Nützlichen,
oder richtiger, das Praktische mit dem Schönen
verbindend, am rechten Platze; dagegen wirkt
es ungemein lächerlich, wenn das Büffet, als
Prunkstück betrachtet, in» Salon oder Empfangs-
zimmer, überhaupt in einem Repräsentations-
raum paradirt! Womöglich mit Vasen und
Nippsachen auf gehäkelter Decke geschmückt und
mit einer znm Bewundern dastehenden Lampe
bekrönt, verkörpert solch ein Salon-Büffet die
ganze Gedankenlosigkeit und künstlerischen Un-
verstand ihres Ligenthümers. Was in aller
Welt soll ein Büffet im Salon? Blos zeigen,
daß man das Geld gehabt, sich eins anzu-
schaffen? Jedenfalls, denn darum wird es auch
respektirt und uni keinen Preis der Welt etwa
gar in Gebrauch genommen, und wehe dem
Dienstboten, der etwa eine Gebrauchs-Tasse oder
ein Glas darauf absetzen wollte! Der Zweck
des Büffets liegt aber doch so ungemein klar
zu Tage, daß es schier unverständlich ist, wenn
inan anscheinend in breiten Rreisen nicht weiß,
daß es zur Aufnahme aller der Gegenstände

§-! >-- > > -ß —s- > > i lh -

"Abbildung Nummer sqs. Fantast«-Srlrränkchen und Stulzt im Stil Louis XV. Lntw. v. Arch. R. vorschfeldt.

und luftigen Rarakter zu geben, ein Umstand, welcher im warmen Rlima gewiß
seine Vorzüge hat, während es aber wünschenswerth wäre, daß in den nördlichen
oder hoch gelegenen (Ortschaften Japans die Zwischenwände etwas substantieller
gebaut würden. Und dennoch könnten sich unsere enropäischen Architekten doch wohl
einmal etwas näher mit der Idee beschäftigen, solche Wandschirme oder z. B. leicht
gezimmerte Holzverschläge, welche einen großen Raum in kleinere und umgekehrt,
wenn es gewünscht wird, abtheilen, auch bei der Hauskonstruktion in Europa anzu-
wenden. Unmöglich oder unpraktisch wäre dieses durchaus nicht, und um sich mit
dem angeführten Gedanken vertraut zu machen, denke man nur, welche große An-
nehmlichkeiten es hätte, Sominervillen schnell in große Räume zu Festlichkeiten und
in kleine zur Unterkunft von Gästen umzuwandeln, wenn solche unerwartet eintreffen.
Probire ein kühn voranschreitender Architekt die Sache, welche richtig, das will
heißen mit praktischem verständniß angegriffen, gewiß Erfolg haben dürfte. —3.—

dient, deren man bei den Mahlzeiten jeder Zeit bedarf, und die man rasch zu«
Hand haben will. Allenfalls darf das Büffet im Wohnzimmer stehen, für den
Fall, daß dieses zur Einnahme der Mahlzeiten mit benutzt wird, also zu gleiche«
Zeit auch Speisezimmer ist. Als Schoner für die Tischplatte ist die wohl roth unb
blau bestickte sogen. Altdeutsche-Leinen-Decke am richtigsten; diese paßt zur Renais-
sance wie keine zweite weibliche Handarbeit , und sieht z. B. mit dem beliebten
Greifenmuster stets ungemein vornehm aus. Als Dekoration des Büffets ist eine-
gefüllte Fruchtschale, eine Wasserkaraffe nebst Glas, irgend ein gediegener Prunk-
teller u. dgl. zu empfehlen; die Bekrönung kann eine Standuhr, die Statuette eines
Bacchus am Faß oder eine Hebe bilden; auch ein schönes Trinkhorn verfehlt hiev
seine Wirkung nicht. (Ob in den Nischen, die sich zu beiden Seiten durch den
mittelsten schrankartigen Aufbau ergeben, je eine Vase stehen kann, ist eine Frage,
die nicht gerade unumstößlich zu verneinen ist, doch müssen derartige Vasen dann
 
Annotationen