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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Metall-Dekorationen
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Zu unseren Illustrationen
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Hornig, Fr.: Plastische Erzeugnisse als Schmuck, [2]
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Leite 96.

Iuni-Yeft.

Ilnjstr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

in einer glasirten Pfanne geschmolzen und allmählich wachs zugesetzt und init
einem Glasstab umgerührt; hieraus wird unter fortwährendem Rühren das Pech
zugesetzt und das Gel zwei- oder dreimal aufkochen gelassen. Hierauf wird die
Pfanne vom Feuer genommen und so viel Terpentin zugesetzt, bis die Masse einer
Velfarbe gleicht. _

m unseren -Dllustrationen.

Nachdem die im vorliegenden Heft zur Abbildung gebrachten Trexxenanlagen
bereits in einem eigenen Artikel ihre Besprechung gefunden haben, beginnen wir
unfern heutigen Illustrationstext zunächst mit der Rokoko-wand-Dekoration.
Vriginalzeichnung von Heinz Muth (Beilage). Die hier dargestelltc Dekoration soll
die Mittelgruppe der Langwand eines Festsaales bilden. Dieselbe ist in Stuck und
reicher Malerei ausgeführt gedacht, welch letztere sich indeß nur in ganz Hellen Tönen
hält, die durch zum Theil reiche Vergoldung gehoben werden, lieber dem in fleisch-
sarbigem Marmor durchgebildeten Kamin erhebt sich ein großer Spiegel in Gold-
rahmen und zu beiden Seiten desselben befinden sich unter vergoldetem Stabwerk
weitere kleine Zierspiegel. In der Bekrönung gipfelt sich der plastische Schmuck
zu kleinen Amoretten, die ein Bild umrahmen, dessen Farbentiefe den malerischen
Reiz des Ganzen um vieles erhöht. Den iiebergang zwischen wand und Decke
bildet eine sriesartig behandelte Hohlkehle, die oberhalb der Pilaster jedesmal durch
Löwenköpse unterbrochen wird.

Schlafzimmer (Abbildung Nr. S8S), ausgeführt von der Möbelfabrik
Ed. Wellhausen in Hannover für die Villa Simmonds bei Alt-Rahlstadt. Aus der
großartigen Einrichtung des Herrenhauses von Höltigbaum, dessen Speisezimmer
unfern Lesern vom Mai-Hest her in Erinnerung sein wird, bringen wir jetzt auch
eine Aufnahme des Schlafzimmers, dessen Einrichtung in jeder weise Meisterstücke,
sowohl der Tischlerei wie der Bildhauerkunst, enthält, so daß das Ensemble der
genannten Fabrik von Wellhausen zur besonderen Ehre gereicht. Die Formgebung
ist im Stil der deutschen Renaissance gehalten. Das Doppelbett steht aus einer von
bogenförmigen Balluftraden eingefaßten Empore. Alles Holz ist Helles Eichenholz,
geschliffen und mit echter Vergoldung geziert. Schieferblau gestreifte Velourtapeten
bespannen die Wände. Der Betthimmel ist aus Plüsch mit Heller Seide gefüttert
und in ähnlicher Art sind auch die Fauteuils und poufs ausgeführt. Das ganze
Zimmer macht mit seiner reich ornamentirt gemalten Decke, seinen herrlichen
Teppichen und schweren Thürvorhängen einen hervorragend distinguirten Eindruck.

Treppenaufgang im Vestibül desselben Herrenhauses (Abbildung Nr. L8S).
Dieses gleichfalls von Wellhausen in Hannover entworfene und ausgeführte Treppen-
haus läßt die mächtigen Abmessungen der Räume in dieser großartigen Villa erst
voll erkennen. Dasselbe erhält sein Licht durch ein circa 6 in hohes Glasfenster,
dessen Bildschmuck die Landwirthschaft symbolisirt. Alles Holzwerk, die Thüren und
die 2 rn hohen Wandtäfelungen, sowie die Treppe ist von naturfarbener, geölter
und gefirnißter Eiche und hebt sich wirkungsvoll von dem stumpfen Reseda der
Stofftapete des oberen Theiles der wände ab. Die Treppengeländer werden von
schmiedeeisernen vergoldeten Gittern getragen und die Anfangsposten derselben sind
von fackelhaltenden in Bronzeguß ausgeführten Pagen bekrönt. Den Plafond
bedeckt ein figurenreiches Velgemälde von Jordan in Hannover und bemerkenswerth
dürsten noch die zwei Zierschränke sein, deren einer nach dem Vorbild des berühmten
Schmuckes im Nürnberger Nationalmuseum gefertigt ist.

Kegelbahnstube im Schlosse Hügel des Geheimen Kommerzienraths Krupp
in Essen (Abbildung Nr. 587). Dieses in reizvollster Holzarchitektur durchgebiloete
Zimmer ist in der bekannten Hof-Möbelfabrik von A. BembL in Mainz entworfen
und ausgeführt und gibt ein treffliches Beispiel von der Frische des Eindrucks und
von der augenscheinlichen Behaglichkeit, mit der uns auch ein Raum ohne Polster-
möbel umfangen kann. Blanke Metallbeschläge treten an allen gegebenen Stellen
sichtbar vor's Auge, die wände schmücken Geweihe und Iagdtrophäen und das
Schiff, das von der Decke herabhängt, mag die großen Reisen symbolischen, von
denen der Besitzer den größten Theil seiner Kunstschätze persönlich von den Fund-
orten mit heimgebracht hat.

Wand-Architektur und Dekoration für ein Vestibül (Abbildung Nr. 58g),
entworfen von Architekt Anton van de Sandt. In virtuosester Beherrschung des
Formenreichthums der Renaissance führt uns der Künstler hier in den Vorflur eines
Ateliers, dessen Thür in schwerer, kräftiger Umrahnrung und Ausführung den
Kunstsinn des Besitzers errathen läßt, wunderschön ist die Architektur mit dem
plastischen Schmuck vereinigt und letzterer ergänzt dieselbe, ohne sie dabei auch nur
im Geringsten zu erdrücken, und jedes Motiv hat seinen besonderen Zweck und
seine bestimmte Bedeutung.

Portal eines alten Patrizierhauses zu Lübeck (Abbildung Nr. 590).
Der Architekt Karl Statsmann, dessen sich unsere Leser aus seinen vielfachen künst-
lerischen und textlichen Beiträgen gewiß mit Freude erinnern werden, gibt uns hier
aus einem Blatt aus seinem Skizzenbuche: die Ansicht eines schönes Portalschmucks,
wie solcher an alten Häusern oft die einzige Zierde der im Uebrigen ganz schlichten
Mauerstächen bildet und in Folge dessen um so stimmungsvoller zur Geltung kommt.
Gewiß wird sich uns nach Durchschreitung dieses Portals eine jener freundlichen
großen Kaufmannsdielen öffnen, deren in Lübeck noch viele erhalten sind und für
deren gelegentliche Wiedergabe unsere Leser dem Künstler gewiß lebhaften Dank
wissen würden.

Salon im Schlosse Kreyenhorst bei Bremen (Beilage und Abbildung
Nr. 59z), entworfen und ausgeführt von der Hofmöbelfabrik A. Bembä in Mainz.
Zn diesem herrlichen wohngemach konnten die reichsten Mittel der Dekoration ent-
faltet werden. Höhe und Größe desselben gestatteten eine mannigfaltige und ab-
wechselungsvolle Gruppirung der Möbel und bei der Ausführung der letzteren ist
kein Luxus zu weitgehend gewesen. Schwere Brokatstoffe bilden die Bezüge und

kostbare Passementeries lassen dieselben, den Glanz der Muster verdoppelt zur Geltung
kommen. Alle Einrichtungs-Stücke haben ungewöhnlich große Abmessungen und
dürften einer wahrhaft raffinirten Bequemlichkeit genügen. Die wände sind mit
Seidenstoffen bespannt und am Boden läßt uns ein Teppich in seine wollüstigen
Tiefen versinken, dessen sich die Frau, die ihn in einer einzigen ungetheilten Größe
beschafft hat, mit besonderem Stolze rühmen darf. Die Farbengebung ist harmonisch
und edel und überall trägt stets nur ein Theil dazu bei die andern zur Geltung
zu bringen, ohne selbst herausfallend vorherrschen zu wollen. Herrliche Kunstschätze
sehen wir in den Vitrinen, auf den Tischen und an den Wänden und wo überall
das Auge hinblickt dürfte es nur immer von neuein angeregt werden und wohl
kann man sich vorstellen, daß in anmuthig geselligem Kreise die zwanglose Plauderei
in solchem Raume immer von neuem unerschöpfliche Anregung findet.

Wand-Dekoration eines Musiksaales (Abbildung Nr. 595). Die vor-
liegende Täfelung nach dem Entwurf der Architekten Kayser und von Großheim
in Berlin, ausgeführt in München von der Hofmöbelfabrik von Gtto Fritzsche,
bedeckt die wände bis über die Höhe der einflügeligen Thüren hinaus, sodaß diese
noch ganz in derselben ausgehen, nur die Flügelthüren heben sich darüber hinaus
und bilden mit ihren Verdachungen und Supraporten eine Unterbrechung der im
Uebrigen gerade durchgeführten Bekrönungsgesimse. Schnitzwerk und Gliederung
im Stil der zarten italienischen Hochrenaissance verlangten eine besonders minutuöse
Ausführung für die sich Eichenholz nicht mehr geeignet hätte. Es konnte vielmehr
nur Hellow und Buchenholz verwendet werden, deren edel gleichmäßige Färbung
durch eingelegte Füllungen von ungarischem Lschenholz freundlich belebt wird.

Wand-Dekoration mit Heizkörper (Abbildung Nr. S96). I" meister-
hafter Darstellungsweise führt uns Professor Ferdinand Luthmer in dieser Studie
ein Dekorationsmotiv für einen reichen Festsaal vor. Die wände sind mit Stukko-
lüster bekleidet gedacht, der wechselnd in ganz tiefen und Hellen Farben auftritt
und von dem sich der mit Fayenceplatten nach dem neuen System Weib ausgelegte
Heizkörper zierlich und schön abhebt. Bemerkenswerth dürfte der Uebergang zwischen
Wand und Decke auffallen, der nur durch einen schlichten Architrav gebildet ist,
sodaß fast die gesammte Höhe der Wand für den Bilderschmuck disponibel bleibt
und das ganze Gemach in Folge dessen einen höheren Eindruck macht.

Empfangs-Salon in Rokokostil (Abbildung Nr. 597). Dieser Salon ist
nach den Entwürfen des Architekten LH. welb in Frankfurt a. M. in der Villa
des Konsul Wessel in Bonn ausgeführt. Die Stuckdecke enthält Einlagen aus
Spiegelglas und ist mit elektrischen Glühlampen verziert, die einen überraschend
prächtigen Eindruck Hervorbringen. Die wände sind mit Seidenstoff bespannt, auf
dessen Hellem Fond sich das Ornament in rokokogrüner Farbe abzeichnet. Ein
Meisterwerk der Poppelsdorfer Porzellan- und Steingutfabrik Ludwig Wessel,
Aktien-Gesellschaft ist der in Fayence ausgeführte Kamin. Möbel, Teppich und die
sonstigen Ausstattungsstücke zeigen den gleichen Luxus in Zeichnung, Farbe und
Material und dokumentiren bis in's Kleinste die liebevolle Durchbildung, die der
Architekt dieser seiner Schöpfung hat zu Theil werden lassen.

Mstische Mrzeugnisse als -Wchmuck.

/1(^rößere Figuren oder Ziergefäße auf Konsole zu stellen, ist nicht statthaft;

letztere sind nur für kleine Gegenstände verwendbar, und dürfen sich in einem
Zimmer nicht wiederholen, da sie sonst aufdringlich in's Auge fallen und eine un-
ruhige Wirkung Hervorrufen, wie ja überhaupt bei Anbringung plastischer Dekoration
die rühmlichen Größe-Verhältnisse in Betracht zu ziehen sind.

Das Letztgesagte gilt auch bei der Verwendung von Stuck-Arbeit, von Holz-
getäfelten Decken (Plafonds) und von geschnitzten Holzverschaalungen an den
wänden altdeutsch eingerichteter oder im nordischen Stile gehaltener Zimmer, denn
wie schon überreiche Malerei einen erdrückenden Eindruck macht, so noch um vieles
mehr die Ueberladung in der Plastik. Glücklicherweise wird in dieser Beziehung
verhältnißmäßig wenig gefehlt, denn das große Publikum verhält sich eben der
Bildhauer-Kunst mit all ihren Ab- und Nebenarten gegenüber ziemlich negativ,
und selbst in Kreisen, wo man sich getrost einen derartigen Zimmerschmuck von
berufener Meisterhand schaffen lassen könnte, begnügt man sich mit den landläufigen
Erzeugnissen, ja die Kunst-Welt wird sich sogar glücklich schätzen, wenn sie überhaupt
für das bereits Geschaffene Absatz findet. Zeiten, wie die des römischen Patrizier-
thums, da man die plastische Kunst in reichem Maße für Zwecke der Innen-
Dekoration beschäftigte, haben in deutschen Landen den Künstlern nie geblüht, und
wenn seit Langem von dem Darniederliegen der Kunst im Allgemeinen gesprochen
und darob geklagt wurde und theilweise jetzt noch wird, so ist eine gewisse Be-
rechtigung dazu leider nicht abzustreiten, aber im großen Ganzen kann man wohl,
sagen, daß diese Klagen der Vergangenheit angehören, daß vielmehr seit etlichen
Iahren ein frischer Zug durch die Kunst und das Kunstgewerbe gebt, daß das
Publikum mehr Interesse und Kauflust zeigt, sodaß die Hoffnung wohl berechtigt
erscheint, es werde allen Zweigen der Kunst und des Kunstgewerbes ein erfolgreiches
stetes Auf- und Fortblühen beschieden sein! Und daß dieses dann auch der Plastik
zu Gute kommen wird, ist voraussichtlich ebenso sicher, als andererseits auch dringend
wmffcheuswerth!__L. Dornig.

Berichtigung. Zu dein auf Seite 79 im Mai-Heft abgebildeten Interieur

eines „Damen-Zimmers in Renaissance" haben wir berichtigend zu bemerken,
daß nur dre Ausführung von der Hof-Möbelfabrik I. A. Lyßer in Nürnberg,
gefertigt wurde, während der Entwurf von Herrn Architekt L. Hammer,
Direktor der Kunstgewerbeschule Nürnberg herrührt.

Ruzrigrn von kunstgewerblicheil Erzeugnissen aller Art, sowohl behufs Ab-

satzes an Grossisten, als andererseits zum Weiterverkauf durch dieselben an
private finden in der ^,Iunen-Dekoration" weiteste Verbreitung und Beachtung.
 
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