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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Das Licht im Salon und die Bedeutung der Lampenschirme: Plauderei unseres Pariser Spezial-Korrespondenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0052

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Leite 28.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

^ebruar-Lsest.

icht in:

alvn und

diq

edeutung der,

Plauderei unseres Pariser Spezial-Korrespondenten.

ampelU'chirule.

angenehmste Zeit des Tages, jetzt, wo der Winter es nun wirklich ernst
mit uns meint und mit Frost und kalten winden seinen Einzug gehalten,
ist wohl die, wenn die Dämmerung hereinbricht, langsam die Schatten sich über
die trauten Gegenstände legen, welche die Stube wohnlich machen und man sich
um das lodernde Kaminfeuer schart, das nur in einem geringen Umkreis etwas
Helligkeit verbreitet. Aber nicht lange wird der thätige Geist müßig Genügen
daran finden, den tanzenden Flammen zuzuschauen, die Vorhänge werden zuge-
zogen und die
Lampe ent-
zündet. Da
kommt es nun
vor Allem da-
rauf an, daß
dashelleLicht,
welches sich
nun plötzlich
verbreitet, das
wohlige Ge-
fühl, das uns
umfangen,
nicht zerstört
und deshalb
sollte eine
sorgliche
Hausfrau die-
sem Gegen-
stand der Ein-
richtung im
Winter eine
besondereAuf-
merksamkeit
widmen.—Zu
oft wird in
einem deut-
schenHeim,die
sonst harmo-
nische und
künstlerische
Einrichtung
durch grelles
Gaslicht be-
einträchtigten
Paris ist das-
selbe im
Wohnzimmer
fast nie zu
finden und je-
denfalls nicht
in regulären
Gaskronen,
sondern höch-
stens in Lam-
pen, welche
gleich solchen
für Gel oder
Petroleum er-
scheinen , in
denendieGas-
röhre verbor-
gen und der
Brenner durch
Glocke oder
Schirm bedeckt
ist. Lei Ge-
sellschaften,
wennvielLicht
nöthig, um

jede Ecke zu erhellen und die eleganten Toiletten in die rechte Beleuchtung zn
stellen, versehen Kerzen den Dienst, es sei denn, daß Elektrizität dazu herangezogen
wurde, was prächtiger wirkt, aber kaum so schön und — so kleidsam erscheint.
Es soll hier jedoch nicht von diesen doch immerhin nur seltner eintrctendcu Ge-
legenheiten die Rede sein, sondern von der alltäglichen Anwendung der Beleuchtung,
die, wie bemerkt, von großer Bedeutung ist, da der ganze Eindruck, welchen die
Einrichtung eines Salons hervorruft, durch allzuscharfes oder mißfarbiges Licht
zerstört werden kann.

Lampen, und zwar vorzugsweise Gellampen, finden in der französischen Haupt-
stadt ausschließlich im Salon oder Wohnzimmer Verwendung und jede ist mit einem
Schirm oder Schleier versehen, die einzige Glocke, welche die Mode jetzt duldet, ist
die in Tulpenform aus farbigem oder geädertem Glas. Große Summen werden

* Abbildung Nr. sz8. Entwurf zu einem Plafond in Malerei, von Heim. Wetzei.

allwinterlich für Lampenschirme verausgabt, die hier ein enormer Handelsartikel
geworden sind, und wenn man die großen Magazine wie Korrvre, Bon MaroNL,
vrirrteroxs rc. durchwandert, so wird man erstaunt sein über die Unmenge von
oft riesigen Lampenschirmen, die dort zur Ansicht gelangen, viele derselben sind
jedoch sehr theuer — so, 70, zoo Mark ist für einen von nur mäßigem Umfange
sogar kein außergewöhnlicher Preis — und die praktische und geschickte Pariserin
fertigt sich dieselben daher selber. Es gelingt ihr auch schließlich, sie fast so schon

herzustellen,
als sie sie im
Allgemeinen
kaufen kann,
aber mau darf
nicht denken,
daß dies ohne
Mühe und Ge-
duld sich er-
reichen läßt.
Trotzdem wer-
dewauch viele
deutsche Da-
men, die ja in
Bezug aufGe-
schicklichkeitin
Handarbeiten
keiner Aus-
länderin nach-
stehen, es je-
denfalls auch
in der Geduld
mit der Fran-
zösin aufneh-
men können,
und so wird
es ihnen viel-
leicht ange-
nehm sein,
einige Finger-
zeige über die
Herstellung
künstlerisch
schöner Lam-
penschirme zu
erhalten.

Woraus vor
AllemGewicht
zu legen, ist die
vollständigste
Sorgfalt und
Sauberkeit bei
der Arbeit, da
die kleinsteUn-
regelmäßig-
keit, die ge-
ringste Nach-
lässigkeit so-
fort bei einem
Lampen-
schleier be-
merkbar wird,
wenn von un-
tcn Licht da-
'auf fällt.
Durchaus nö-
thig ist es
auch, daß je-
der Theil der
Arbeit voll-
ständig beendet wird, ehe mau mit dem andern beginnt, Auerst ist die Drahtform
mit dünner Seide zu bedecken und zwar sind, wenn man die Seide gefaltet aus-
legen will, diese Falten vorher zu heften. Beim Aufnähen achte man darauf,
möglichst kleine Stiche zu machen und so wenig Stoff als möglich umzulegen.
Krausen und Rüschen müssen ganz fertig sein, ehe inan sie anfügt, und falls man
den Schirm mit Schleifen oder Rosetten schmücken will, so ist die nöthige Anzahl
ebenfalls vorher bereit zn halten und genau darauf zu achten, daß sie alle aus
gleich viel Schlingen oder Enden bestehen und einander überhaupt ähnlicher seien,
als ein Ei dem andern, da diese ja oft in der Größe variiren.

Die Form, welche in Paris augenblicklich am ineisten in Gunst steht, ist die,
welche dem Dach einer Pagode gleicht, und zwar ist diese leichter herznstellen als
ein flacher, runder Schirm oder solcher in Domfagon es wäre, da in Folge der xitto-
 
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