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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Braunmühl, Clementine von: Die Ausschmückung der Wohnräume durch Frauenhände
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Das Spannen von Velour- und Leder-Tapeten
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Entfernung von Flecken aus Marmor
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0121

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Mai-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

geistigen Gewinn hätten die Frauen durch das Studium der Kunst-
industrie! Nit welchen Lapalien, welchen unbefriedigenden Arbeiten
verbringt die Tochter der besser gestellten Familie ihre Zeit vom Aus-
tritt aus der Pension bis zu ihrer Verheirathung? Hätte diese Zeit
nicht einen ganz anderen Werth für sie, wenn sie sie zu ernsten Arbeiten,
zu eingehendem Studium verwenden würde, statt daß sie Alles, was
Gedankenarbeit an ihren Beschäftigungen ist, durch Andere ausführen
läßt? Und wenn sie dann eintritt in ihr eigenes Heim, mit welch
ganz anderem Gefühle betrachtet sie die Nobel und die Bilder und
die Tapeten und jeden Schmuck, wenn sie Alles selbst gewählt, wenn
es nach ihrem Geschmack, nach ihrer Angabe, nach ihrer Zeichnung
gefertigt ist! Der schönste Schmuck
des Hauses ist aber die künstlerisch
und ästhetisch gebildete Frau selbst,
durch ihren Sinn für alles Schöne
und Edle, durch ihre Theilnahme
an den Interessen des Mannes,
durch ihre geistige Belebung der
Geselligkeit, durch ihren Einfluß auf
die Bildung ihres höchsten Gutes
ihrer Kinder.

as Spannen von Velour-
und Leder-Tapeten.

Hierbei ist von besonderer Wich-
tigkeit die Herstellung des Unter-
grundes, und empfiehlt es sich, an-
statt Rollenpapier, Zeitungsbogen
als Makulatur zu verwenden und
die Bogen aneinander zu stoßen.

Bei Gipswänden genügt ein Be-
streichen der Wände mit dünnem
Leim ohne Makulatur. Ist die
Makulatur trocken und fest, so wird
dieselbe mit Bimsstein abgeschliffen
und dann abgestaubt, soll die Arbeit
besonders sorgfältig gemacht werden,
wird noch einmal makulirt und
abermals geschliffen.

Nun wird die Lintheilung und
Einfassung genau abgeschnürt und
jede Naht angezeichnet. Bei der
Behandlung der Nähte gibt es zwei
Methoden; man klebt entweder
5 crn. breite Papierstreifen unter,
oder man bestreicht die Naht mit
Farbe. Nun werden die Stücke
Tapete aufgerollt, die Schattirung
untersucht und sondirt und die ab-
stechenden Stücke für die Beklebung
der Fensterwand verwendet. Zum
Beschneiden der Tapete bedient man
sich eines scharfen Messers oder
eines Stechbetels. Der Stechbetel
hat den Vorzug, daß man ein höl-
zernes Lineal verwenden kann und
der Schnitt von selbst konisch wird. Nimmt man ein Messer, ist ein
eisernes oder Glaslineal unbedingt nothwendig. Zur Unterlage diene
eine Glas- oder Zinkplatte, oder eine solche aus Eschen- oder Pappel-
holz von höchstens s Meter Länge.

Nachdem die Bahnen beschnitten, werden dieselben glatt aufeinander
gelegt und die Kanten gefärbt mit passender Farbe oder Tinte, wozu
man ein kleines Stückchen Schwamm oder Watte nimmt. Zum Be-
streichen empfehlen wir einen guten Stärke-Kleister mit einein kleinen
Zusatz von Mehl-Kleister, die Bahnen weichen dadurch besser und der
Kleister spannt nicht so viel wie reine Stärke. Jetzt werden 2—3 Blatt
bestrichen und lose zusammengeklappt, darnach die erste Bahn wieder
auseinander genommen und noch einmal leicht überstrichen. Beim An-
legen ist darauf zu achten, daß das ganze Blatt von oben bis unten

Seite 6st.

genau angepaßt ist und selbstverständlich im Loth liegt. Bei langen
Wänden wird in der Mitte der Wand angefangen, die Bahn nur ganz
lose angezogen, damit eine Spannung und späteres Platzen der Nähte
verhindert werde. Ausgearbeitet darf Velour-Tapete unter keinen Um-
ständen werden, sie muß genau so angedrückt werden, wie dieselbe an-
gelegt ist; zum Andrücken nehme man ein seidenes Tuch oder Glanz-
Shirting. Was die Einfassung anbetrifft, so wird sich der Strich der
Abschnürung beim Anlegen der Bahn aus derselben abzeichnen und
schneidet man das etwa überflüssige Stück am besten feucht ab, dabei
die Scheere etwas schräg haltend, die Einfassung wird dann ebenfalls
angestoßen. Bei Spannung von Leder-Tapeten muß noch mehr auf

die Haltbarkeit der Makulatur ge-
sehen werden; ist die Wand nicht
ganz besonders gut und die Tapete
sehr stark, so empfehlen wir, das
Zimmer gut zu leimen und Band-
streifen zu legen, dann aber auf die
rohe Wand die Ledertapete mit
dickem Terpentin-Kleister sofort an-
zulegen. Selbverständlich muß die
Wand vor dem Leimen mit Bims-
stein abgeschliffen werden. s-ri. Taxez..Z.

Entfernung von Flecken
NUS Mnemoe. Fettflecken sollen
durch wiederholtes Behandeln mit
Salmiakgeist beseitigt werden können,
wenn dieselben nicht alt sind. Ferner
empfiehlt sich auch das folgende
Mittel: Eine ziemlich dicke Schicht
gepulverter französischer Kreide wird
auf die Flecken aufgetragen und
tüchtig mit Benzin befeuchtet. Um
das rasche Verdunsten des Benzins
zu verhüten, bedeckt man die Schicht.
Nach fünf bis sechs Stunden wird
die Schicht erneuert und damit fort-
gefahren, bis die Flecken verschwun-
den sind. Wirkt Benzin nicht, so
nehme man eine Mischung von
Ehloroform und Benzin oder Chloro-
form allein. Flecken aus Marmor
zu entfernen, ist eben ein schwieriges
Problem, über welches sich schon
so mancher Praktiker vergeblich ab-
gemüht haben mag. Nicht uner-
wähnt sei ein Mittel, welches speziell
zur Beseitigung von Rostflecken dient.
Es beruht auf Verwandeln der
verunreinigenden Metalle (Eisen,
Mangan, Silber rc.) in die Schwefel-
verbindungen und Lösen dieser letzte-
ren durch Eyankalium. Etwas Thon
wird mit Schwefelammon zu einem
dünnen Brei angerührt und dann
auf den Fleck aufgetragen, wobei
die Vorsicht gebraucht werden muß, daß der Teig nicht über den Fleck
hinaus gedeckt wird, weil der Marmor, hauptsächlich der weiße, durch
Schrvefelammon grün gefärbt wird. Der Teig wird sO Minuten liegen
gelassen, dann abgewaschen, und wenn die Stelle noch etwas roth schim-
mern sollte, noch einmal Schweselammon aufgetragen, welches nach
5 Minuten entfernt wird. Dann wird nochmals abgewaschen, getrocknet
und ein Teig von weißem Bolus und einer T^ankaliumlösung s : H
aufgetragen. Nach einer halben Stunde wird wieder abgewaschen und
falls noch eine grünlich schwarze Färbung bemerkbar sein sollte, neuer-
dings Bolus mit T'yankalium aufgetragen. Ein Apotheker, welcher
dieses Mittel zur Reinigung einer werthvollen Marmorbüste angewendet
hatte, schreibt in der „pharm. Eentralh.", daß die Rostflecken nach
zweieinhalb Stunden spurlos verschwunden waren. —

* Abbildung Nr. ssz. Dekoration«-Motiv für Jagd-Liebhaber.

wrigtnal-Entwurf von Aunstmaler Martin Wiegand.
 
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