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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Abel, Lothar: Bemerkungen über Wintergärten
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Dekorative metallische Zimmer-Decken
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0019

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Seite 7.

Januar-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

alles dies sind die entscheidenden Momente für die innere Ausbildung.
Sobald ein Wintergarten eine direkte Erweiterung des Salons bildet,
so muß er unbedingt hohe stehende Heilster und Oberlichter haben.
Die einzelnen Pflanzen müssen dann in Vasen oder Porzellantöpse
gestellt werden, die Pflanzengruppen aber durch entsprechende Ein-
fassungen aus Rohr- oder Eisengeflecht geschützt erscheinen, und die
Wände und etwaigen Hensterpfeiler durch ein sogenanntes „<qiaa.tre L
für Schlingpflanzen bekleidet sein; auch kann in diesem Halle
der Wintergarten eine Erker-Nische formiren, wie es z. B. der Winter-
garten eines pariserprivat Hauses aus dem Jahre s 867 (siehe
Abbildung Nr. H88) zeigt. Die Schlingpflanzen sollen sich an dem
schön geformten Gitterwerk der Decke zu Guirlanden vereinigen und
an den Heilster» zu lebenden Hestons verschlingen können. Die Anfor-
derung zur Ausstellung eines bequemen Sitz-Etablissement wird in jeden
Wintergarten, der als zeitweiliger Aufenthaltsort dient, gewiß gerecht-
fertigt erscheinen. Auch Volieren, Statuen, Vasen, kleine Hontainen
finden hier eine angemessene Verwendung, und ein Wintergarten kann
gerade dadurch reich aber auch harmonisch ausgeschmückt werden. Die
Anordnung der
Pflanzen selbst er-
fordert aber einen
guten Geschmack
und eine besondere
Ueberlegung, da-
mit jedes Gewächs
einen ihm zuträg-
lichen Platz findet
und das Gedeihen
derselben ermög-
licht. In einem
Wintergarten wer-
den aber sehr oft
Pflanzen von ganz
verschiedenerNatur
vereinigt und als
reine Dekorations-
gegenständebenutzt.

Einestheils sind es
Pflanzen mit trocke-
nen , lederartigen
Blättern und har-
tem , nicht sehr
markigem Holze,
wie z.B. Myrthen,

Lorbeer, Ilex und
die meisten Neu-
holländer Pflan-
zen; anderntheils * Abbildung Nr. 18Y. Fürstlich Meklrrnich'schep

sind es wieder Ge-
wächse mit weichen, wässerigen Blättern und markigen, zarten Stämmen,
wie alle kräuterartigen Blumen oder Aroideen und Musaarten, ferner
treten noch Palmen, Harnkräuter und Nadelhölzer hinzu, so daß es
bei dem Unterschiede der Natur aller dieser Arten ganz klar erscheint,
wenn sie eigentlich so verschiedene Bedingungen an ihren Aufbewah-
rungsort stellen. Schon oft mußten wir hören, weil sich die eine oder
andere Art in dem Wintergarten, welcher mit einer Wohnung in Ver-
bindung stand, nicht im besten Stande erhielt, daß der Architekt von
dem Gärtner, der die Pflanzen lieferte, beschuldigt wird, einen ganz
anpraktischen Raum als Wintergarten geliefert zu haben. Nach dem
eben Dargelegten dürfte es aber schwerlich auch einem Gärtner ge-
lingen, vorausgesetzt, daß ihm selbst alle wissenschaftlichen und tech-
nischen Ulittel dabei zu Gebote stünden, einen Rauin zu schaffen, welcher
so verschiedenen Anforderungen der zahlreichen Pflanzenfamilien gleich-
zeitig entspricht. Die Dekoration eines Wintergartens, sobald sich der-
selbe in direkter Verbindung mit den Wohnräumen befindet, erfordert
daher eigene Gewächs- und Treibhäuser. Eigentlich sollten aber alle
Wintergärten durch Vorhallen, Gallerten rc. von den speziellen Wohn-
räumen getrennt werden. Die Heuchtigkeit, die Temperaturdifferenzen,
selbst die Ausdünstung der Pflanzen, haben genug Unannehmlichkeiten im

Gefolge, als daß eine direkte Verbindung unbedingt wünschenswerth
erscheinen könnte, obgleich der Anblick des Grüns und der Blumen
überhaupt — besonders in der Zeit des Winterschlafes der Natur —
gewiß sehr erfreut. Man sollte aber nie aus den Augen verlieren, daß
ein Wintergarten nicht für die spezielle Aultur von Pflanzen bestimmt
ist, sondern er vielmehr nur als passender Ausstellungsort für blühende
und schön gezogene Exemplare aus den eigentlichen Gewächshäusern
dienen kann, und nur solche Pflanzen werden an dieser Stelle die wirk-
samste Dekoration des Raumes bilden. Betrachten wir aber die Winter-
gärten als rein dekorative Objekte, so geben sie einem Architekten
sicher Gelegenheit genug, alle Eleganz und allen Reichthum seiner
Runst daran zu entwickeln.

^Mekorakivq metallisch^

'nsn Amerika ist in der Neuzeit ein neues Verfahren in Ausnahme
gekommen, die Decken von Räumen aller Art mit Metallbelag zu
dekoriren. Schon vor einigen Jahren wurde von Hachmännern darauf

hingewiesen, wie
vortheilhast unter
verschiedenen Ge-
sichtspunkten es sein
würde, die Decken
von Wohn- oder
Versammlungs-
räumen mit Blech
zu belegen, aber erst
jetzt hat die Hirma
LylesL Mills, 25 l
William-Street in
New-Pork U.S.A.,
es unternommen,
diese gute Idee in
die Praxis zu über-
tragen, die noth-
wendigen Maschi-
nen konstruiren zu
lassen, um das
Blech mit erhabe-
nen Verzierungen
zu bedecken, deren
Modelle von vol-
lendetem Ge-
schmack von Spe-
zialzeichnern ange-
fertigt sind. Hier-
durch wurden na-

Wintergartrn vom Jastre 1814. Nach einer Skizze. türlich alle die Erst-
lingsarbeiten in die-
sem Genre, welche sämmtlich ziemlich roh und kunstlos ausgeführt
waren, aus dem Helde geschlagen und dauerhafte stylvolle Metallbeläge
hergestellt. Holgendes sind die Vortheile der Mctalldecken: das Material
ist leicht, substanziell, wasser- und feuerdicht, ferner wird dasselbe nicht
zusammenschrumpfen, sich nicht biegen, nicht aufplatzen, wenn das Gebäude
sich setzt oder senkt und durch Alter sich nicht loslösen, mit einem Wort:
So lange das Gebäude dauert, wird auch die Metalldecke in dem gleichen
guten Zustande währen. Mit solchen in die Augen stechenden Vortheilen
vor den alten Stuckdecken fehlte eben nur ein Unternehmen, uni durch
Maschinenarbeit dem Metallblech ein kunstreiches Gepräge zu geben,
welcher demselben bis jetzt mangelte.

Als Decke für Airchen und andere große Versammlungsorte, Theater,
Restaurants, feinere Verkaufsräume, Schulstuben, Museen usw., steht
der Metallbelag unerreicht da und wird mit der Zeit den schweren, sowie
durch das Abfallen gefährlichen Stuck ersetzen. Außerdem können mit
keinem anderen Material so schöne künstlerische Wirkungen, und dabei
mit relativ so wenig Rosten verbunden, hergestellt werden. Natürlich
wird nicht nur die eigentliche Decke, sondern auch das Gesims mit dem
neuartigen Belag dekorirt, auf dem jede nur mögliche Zeichnung iix
erhabener Arbeit angebracht werden kann.
 
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