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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Schliepmann, Hans: Das Eisen in der modernen Wohnung
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Eine neue Art, Möbelplatten, Pannele etc. zu dekoriren
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Das maurische Zimmer: im Hinblick auf die Farbe in demselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0157

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Seite 92.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zuni-Heft.

namentlich farbige, anzustreben. Außerdem aber befolgt man natürlich auch hier
den unglückseligen Imitationshang unseres erfindungsarmen Zeitalters und erblickt
z. B. eine „Leistung" darin, wenn man den Lisenofen durch Lmaillirung in einen
Ofen mit Reliefthonkacheln maskirt hat.

Nur dann aber darf man hoffen, das Eisen in weiterem Maße als bisher
salonfähig zu machen, wenn man es beweisen läßt, daß es an sich seinen Mann
steht. Für das Schmiedeeisen sind die vielversprechendsten Anfänge gemacht. Schon
dringt es als Umrahmung von Erkern, als Ballustrade, Kaminvorsetzer, Krön-
leuchter siegreich in die Innenräume; das Gußeisen indeß muß erst sein glänzendes
Uleid von Nickel, Email u. dergl. nach seiner Natur umzugestalten lernen. Dies
geschieht, indem man zunächst Einfachheit anstrebt. So entwickelt sich aus dem
Gesunden dann auch schließlich das Reiche.

Eine neue Art, Möbelplatten, Panneele ete. ;u drlwrirrn.

In England dekoriren die Damen augenblicklich Tisch- und andere Platten
von Möbelstücken, Holzpanneele u. s. w. dadurch ganz neuartig, indem dieselben
beispielsweise aus den Blättern der dort sehr beliebten Farrengewächse irgend eine

leeren Stellen nur eine leichte Farbenschicht empfangen. — Diese Dekoration ist sehr
hübsch, interessant-, inacht dem schönen Geschlecht geringe Mühe und kostet nur
wenig, lauter Vorzüge, welche schnell dazu beigetragen haben, dieser Ausschmückung
der Möbel, welche augenblicklich sehr sashonable ist, Eingang zu verschaffen. L.

5^- "Mas maurische -Hirmner

im Einblick auf die Farbe in demselben.

^lAie Frage über die Einrichtung unserer wohnräume wird heutzutage sehr
häufig mit der Gegenfrage beantwortet: In welchem Stil? Man liebt es,
seine Wohnung möglichst abwechslungsreich zu gestalten, wobei man fast jedem
Zimmer den Uarakter eines andern Stils verleiht, und so ist es auch kein Wunder,
wenn dem Fachmann häufiger als in früheren Zeiten der Auftrag zukommt, ein
Zimmer im „maurischen Stil" einzurichten.

Die Verschiedenheit des Renaissance- und Rokoko-Stils von der arabischen
Bauweise in Beziehung auf die Farbe zeigt sich am deutlichsten darin, daß bei den
ersteren eine dunkle, resp. Helle Farbeneinseitigkeit vorherrschend ist, während es bei

Abbildung Nr. 5YZ. Snlvn im Schlosse Krryrtchorss bei Bremen.

Anordnung bilden und jene entweder ganz leicht mit Gummi sestkleben, oder auch
sehr seine Nadeln dazu verwenden. Die Blätter brauchen nur eben ganz wenig
befestigt zu sein, gerade so viel, daß sie bei einem Luftzüge nicht sortfliegen können.
Nachdem das Muster auf der Tischplatte fertig arrangirt ist, bereitet man eine sehr
flüssige Wasserfarbe, meistentheils Sepia, und taucht eine recht harte Nagel- oder
Zahnbürste in die Flüssigkeit, worauf man erstere um eine äußerst feine Zerstäubung
hervorzubringen, gegen eine trockene Bürste gleicher Art heftig reibt. Man fährt
damit so lange fort, bis die ganze Platte mit dem Sprühregen der Farbe bedeckt
ist, z. B. die Oberfläche des Tisches bei Anwendung von Sepia in einem dunklen
Braun erscheint, worauf man die Farbe antrocknen läßt. Jede nur mögliche Farbe
kann bei diesem Dekorationswerk angewendet werden, doch ist braun am hübschesten,
und um eine dunklere Abtönung zu erhalten, kann man der Sepia gebrannten
Bernstein hinzusetzen. Außerordentliche Sorgfalt muß darauf verwendet werden,
einen sehr feinen Sprühregen zu erzeugen, da jeder größere Tropfen die Gleich-
mäßigkeit des Hintergrundes des Musters vernichten würde, weßhalb es gut sein
wird, sich vorher etwas auf einem Stück Pappe in dieser Manipulation einzuüben.

Allerliebste Effekte können dadurch erreicht werden, indem man den Farren-
blättern verschiedene Schattirungen gibt. Dies erreicht man einfach durch bas
Fortnehmen einiger Blätter, ehe der Hintergrund ganz verdunkelt ist, und somit die

der letzteren fast unerläßlich ist, jene lebhaften Farben anznwenden, welche von der
orientalischen Uunst unzertrennlich sind, ohne sich jedoch in dem Abwege der Bunt-
scheckigkeit zu verirren, und was hier einigen als Monotonie erscheint, ist doch wohl
nur Folge der Herrschaft, welche die arabische Logik selbst über die gewagtesten
Farbenzusammenstellungen auszuüben vermag.

Suchen wir uns nun die Einrichtung eines Zimmers im maurischen Stil
vorzustellen. Die Wände des Wohngemaches sind öfters mit einem Holzgetäfel
bedeckt, dessen Rahmen abwechselnd Spiegel umschließen oder geschnitzte und ver-
goldete Verzierungen, die sich von lebhaft gefärbtem Grunde abheben, doch zeigen
die unteren Theile der wände auch oft eine Bekleidung mit bunten Fliesen, über
diesen erhebt sich ein netzartiges Gewebe von vergoldeten, flacherhabenen Ver-
zierungen auf farbigem Grunde, bis unter einen ebenso reichen Fries, der den
oberen Rahmen bildet. Für einfachere Wandbekleidung ist am ehesten eine quer-
gestreifte Tapete am Platz. Auch eine Sammlung von chinesischen und japanischen
Gefäßen, welche auf stark vortretenden Tafeln, von geschnitzten Trägern gestützt,
über Thürenhöhe aufgestellt sind, bilden eine beliebte Ausschmückung der arabischen
Wohnung. Ein Gesimse mit Konsolen unterstützt die Decke, in welcher verschieden-
artig gestaltete Täfelungsfelder sich um kleine Kuppeln reihen, welche mit reichen
Verzierungen in glänzenden Farben dekorirt sind.
 
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