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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Faulwasser, Julius: Zimmereinrichtungen ohne Polstermöbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0073

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März-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.j

Seite si.s.

Äinunereinrichtungen ohne

von Architekt Julius Fanlwasser.
s würde einen auffallenden Eindruck machen, wenn man in eine offene
Halle oder Veranda Polstermöbel stellen wollte. Dieselben Ursachen
aber, aus denen dies hier unthunlich ist, sind auch maßgebend bei
allerlei anderen Räumen, wo sdennoch oft Polsterungen angetrosfen
werden. Wir meinen hier die in bürgerlichen Landhäusern vielfach im Keller ein-
öerichteten Billardzimmer, die Empfangzimmer der Gäste in kleinen ssagdschlößchen
und andere derartige Räume, deren Temperatur entweder in Folge ihrer tiesen Lage,
oder in Folge ihrer seltenen Benutzung unmöglich immer auf gleichmäßiger Höhe
erhalten werden kann. Hier schlägt sich bei Wetterwechsel der starke Feuchtigkeits-
Sehalt der Lust in verderblicher Weise in den Polsterungen nieder, beschädigt die

Das erstere (Abb. Nr. 53H) zeigt ganz schlichte Decke und Wände, die aber in der
unteren Hälfte mit einer Holzvertäfelung versehen sind, vor welcher zum Theil
Banksitze herumlaufen. Zur Bequemlichkeit der letzteren wäre es allerdings von
vortheil, den Theil der Täfelung, welcher Lehne bilden soll, um einige Tentimeter
schräge zu neigen. Im Uebrigen läßt sich solche Bank für Sitz- oder Liegezwecke
durch lose Rissen so bequem machen, wie gewünscht wird. Gb es aber leicht zu
erreichen ist, auch die Thüren, Thürbeschläge und Schlösser in so stilvolle lieber-
einstimmung mit der Holzeinrichtung zu bringen, wie dies dem Zeichner gelungen
ist, muß bei sparsamen Mitteln bezweifelt werden; dagegen entspricht die ganze
übrige Ausschmückung mit schlicht eingerahmten Bildern, einigen Geweihen und
Krügen sicherlich dem durchaus Erreichbaren und bietet ein gutes Vorbild für ein-
fache und doch überall ansprechende Dekoration. — wesentlich reicher ist der andere
Raum (Abbildung Nummer 525) gestaltet, der sich schon in der Grundanlage


Abbildung Nummer 5ZH. Zimmer mit Bauern-Möbel in Tülzetz Manieiq. Entworfen v. Beruh, wenig,




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ozüge binnen kurzer Zeit und macht die Benutzung unbehaglich oder unmöglich,
^iaubt inan durch häufiges, etwa durch Einhüter zu besorgendes Lüsten dem llebel
ontgeg^ zu wirken, so können durch die geöffneten Fenster wieder Motten eintreten
""d ihr Zerstöruugswerk beginnt ganz ungeahnter weise, wenn im Frühjahr die
lungen Thwre ans den Eiern schlüpfen. Auch für Mäuse gewähren Polstermöbel
ie herrlich^,, Brutstätten, und man muß nach alle diesem wohl zugeben, daß
olsterrnöbel für alle diejenigen Räume unpraktisch find, welche nicht unter der
oglich vorsorgenden Dbhut einer klugen Hausfrau stehen.

Bei Erwägung all dieser Konsequenzen würden vermuthlich für solche Räume
^ch gar keine Polstersachen in Aussicht genommen. Es fehlt aber vielfach der
fck für die Erkenntniß der möglichen Folgen und die Vorstellung von der Art
zn einer etwa ganz abweichenden Einrichtung. Um unseren Lesern einmal

^ »eigen, wie mannigfaltig sich die Dekoration von Räumen auch unter gänzlicher
Und"^^""^ non Polsterungen gestalten läßt, führen wir denselben ein einfacheres
^ ein reicheres derartiges Zimmer im Bilde vor.

vor jenem ersten durch einen geräumigen Erkerausbau auszeichnet. Auch tritt
hier an die Stelle der schlichten Gipsdcckc eine gehobelte Holzdecke mit Zierleisten,
und die Wandvertäfelungen sind bis zu größerer Höhe hinaufgeführt. Die Sitz,
gelegenheiten für eine größere Anzahl von Personen und das stattliche Büffet
dokumentiren eine behäbige Wohlhabenheit des Besitzers, den wir uns, nach dem
Wappen im Fenster zu urtheilen, vielleicht sogar als Herrn von Rang und Titel
vorstellen dürfen. Durch feineres Holz, sowie durch die Kombinirung verschiedener
Hölzer, kann einem solchen Raum bei dieser Ausstattungsweise die reichste und leb-
Hafteste Wirkung gegeben werden, und auffallend ist es, wie leicht man ihm den
Stempel irgend einer Eigenthümlichkeit des Besitzers oder der Benutzungsart auf-
drücken und ihn als Zagdzimmer, Speisezimmer, Vorzimmer, Trinkstube, Atelier
oder täglichen wohnraum karakterisiren kann. Za, wir sind fest überzeugt, bei
zarterer Gliederung der Tragpfosten, bei leichteren Tischen, bei Verwendung einer
zierlichen Setzuhr auf Wandbrett, an Stelle der großen Pendeluhr, bei leichter Be-
malung der oberen wandflächen und bei Hinzufügung des vielerlei kleinen Zu-
 
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