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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Zanuar-kjeft.

5eite I.

Znseraten-Beilage zur „Zeitschrift für Znnen-Dekoration".

unseren -Hllujtratwnen.

(Schluß von Seite 1.6.)

,, gewisser Meise noch allgemein interessanter aber gestaltet sich das Atelier,
wenn der Künstler zugleich Sammler ist. Denn wer würde sich hier nicht
mit den Rronjuwelen seines Besitzthnms umgeben wollen! In dem vorliegenden
Lalle trifft beides zusammen, denn als Direktor der Kunstgewerbeschule und des
Kunstgewerbe-Muscnms in Karlsruhe muß Professor Götz zugleich beides, sowohl
sammeln wie schaffen, und der Einblick in seinen Arbeitsraum zeigt uns daher
neben der Pracht der Teppiche, den schönen, zum Theil alten Möbeln und den un-
zähligen reizenden Einzelkunstschätzen eine Lülle von Modellen und Reproduktionen
eigener Arbeiten, die sich hier so vollendet ausgestellt finden, als wären sie für gar
keinen anderen Ort geschaffen, als für das eigene Atelier des Künstlers. Man beachte
in diesem Sinne nur die beiden Wandnischen mit Lrontispiz und Statuen, zwischen
welche das hohe Sofa so gruxpirt ist, als sei das Ganze aus einem Guß, und
oberhalb dessen ist die große Reliefplatte wieder so vollendet eingefügt, wie für
diese Stelle gewachsen. Ein schwerer Stoffvorhang ziert die vielleicht noch nicht
nach Wunsch ausgefüllte Wand oberhalb des Sitzes, kann aber auch eine Landkarte
verbergen oder ein Gemälde verhüllen, das nicht immer und für den Blick jedes
Besuchers sichtbar sein soll. Noch weitere Schätze dürften versteckt sein in der Sitz-
bank selbst, die als Truhe ausgebildet ist und in dieser Form besonders auch für
Stoffe einen sicheren Aufbewahrungsort gewährt. Die eigentliche Arbeitsstätte, der
mächtige Schreibtisch mit seinen tausenderlei entzückenden Kostbarkeiten befindet sich
an der entgegengesetzten Seite des Zimmers nahe dein Lenster, und wenn wir er-
zäblen wollten, was alles an Arbeiten und Gedanken von hier aus hinaus gegangen
ist in die Welt, dann müßten wir jedes einzelne Stück der Sammlungen des Ge-
maches sprechen lassen und ein ganzes Buch voll schreiben.

Aus der Labrik von Hochstätter A Söhne in Darmstadt führen wir unfern
Lesern drei Muster neuerer Wandbekleidungen (Abbildungen Nr. —HY8) vor,
aus deren Reproduktion die Lormenfülle und die treffliche Raumvertheilung des
Ornaments zu entnehmen ist, wogegen die Larbenpracht allerdings hinzugedacht
werden muß, die bei der wirklichen in gfacher Größe zu denkenden Ausführung
durch reichste Variation diese Wandbekleidungen erst zu ganzer Vollendung bringt.

Die moderne Stossdekoration für eine Balkonthür von Lugen Iäck
(Abbildung Nr. -tyg) dient, um einer im verhältniß zum Zimmer niedrig erschei-
nenden Thür in wirksamer Art einen guten Abschluß zu geben. Eine ähnliche
Ausführung dürfte im Allgemeinen aber nur da angebracht sein, wo die betreffende
Wand durch Lenster von einer andern Seite wirklich so ausreichend beleuchtet ist,
daß das kostbare Arrangement wirklich entsprechend zur Geltung gelangt.

Drei Salon-Schränkchen von Architekt Hans Lreybcrger (Abbildungen
Nr. 500—502). Diese zart detailirten Schränkchen sind in Hellem Nußbaumholz
mit plastischen Lüllungen ansgeführt gedacht, und bieten treffliche Beispiele des
sogen. Iacobean-Stiles, den der Künstler in hervorragender weise beherrscht. Mit
Vergnügen wird man wahrnehmen, zu wie mannigfaltiger und wirkungsvoller
Aufstellung von Schmucksachen diese Schränkchen Gelegenheit geben und wie an-
sprechend die unsymmetrische Anordnung wirkt, der wir doch bei den meisten mo-
dernen Sachen so geflissentlich aus dem Wege gehen.

Das schmiedeeiserne Geländer einer Steintreppe von Robert GrLcms
(Abbildung Nr. 503) zeigt eine Ausführung von reichster Detailirung und mit best-
getroffener Raumvertheilung, deren Grnament besonders gefällig entwickelt ist,
sodaß mit demselben, außer für den vorliegenden Zweck gewiß auch reiche Motive
für manche andere Arbeitelt gegeben sein dürften.

Is^bwohl die von uns gebrachten Abbildungen mit geringen Ausnahmen schon für
sich selbst sprechen und einen erklärenden Text überflüssig machen, werden wir
doch, um verschiedenen uns aus dem Leserkreis zugegangenen wünschen gerecht zu
werden, auch in Zukunft, ähnlich wie im vorliegenden Heft, kurze sachgemäße Er-
läuterung zu den Illustrationen geben, soweit letztere nicht etwa schon zu größeren
Aufsätzen und Besprechungen gehören. Die

Trante Wohnrännre, Verlag von Ernst wasmuth in Berlin, 5 Liefe-
rungen von je zo Tafeln, Imx.-Lol. Preis jeder Lieferung Mk. Z8. — Liner der
großartigsten Lortschritte in der fotografischen Kunst besteht in der mittels Magne-
sium-Blitzlicht möglich gemachten, tadellosen Aufnahme von Innenräumen. Schon
legen manche Bilder von Kirchen und Lesträumen beredtes Zeugnis dafür ab, bis
zu welch hohem Grade von Vollkommenheit man es bei derartigen Aufnahmen
bereits gebracht hat. Zum ersten Mal aber versucht in dem vorliegenden Werk
„traute Wohnräume die durch ihre vorzüglichen Editionen in weiten Kreisen bestens
eingeführte Verlagsbuchhandlung von Ernst Wasmuth uns mittels dieser Kunst
einen Einblick in die Wohnräume unserer Mitbürger zu gewähren. Ist es im
Allgemeinen nur einem mehr oder weniger eng begrenzten Besucherkreis möglich,
Zutritt zu diesen Heimstätten des Lamilienlebens zu finden, so gewährt das vor-
liegende Werk außer dem Einblick in dieselben noch den weitern namhaften vortheil

eines unmittelbaren leichten Vergleichs der Ausstattung solcher, wenn auch beliebig
weit auseinander liegender Gemächer. Zugleich muß als ein wesentliches Moment
dieser Darstellungsart die absolute Naturtreue hervorgehoben werden, die vorher
gleichfalls durch keine noch so korrekte Zeichnung erreichbar, oder wenigstens nicht
zu verbürgen gewesen ist. In dieser Beziehung muß auch speziell der Zufällig-
keiten der Arrangements gedacht werden, die gerade bei der Ausstattung von Wohn-
räumen eine so hervorragende Rolle spielen, und die die Lotograste mit unnachahmlicher
Treue, ja zumeist auch mit unvergleichlicher Grazie wiedergiebt, und die den Reiz
dessen, was der Künstler gewollt hat, so wesentlich vervollständigen helfen.

verleihen alle diese Vorzüge dem Miternehmeu schon eine höhere Anziehungs-
kraft, als solche bei früheren Werken über Innen-Dekoration vorauszusetzen war,
so liegt in der Auswahl der dargestellten Räume ein weiteres Motiv für die An-
nahme, daß die „trauten Wohnräume" über den Kreis der einschlägigen Lachleute
hinaus auch unter den Bauliebhabern und Kunstfreunden eine weite Verbreitung
finden werden. Ausgestellt sind Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Speisesäle, Hallen
und Künstlerateliers. Die Mannigfaltigkeit dessen aber, was solche Räume entfalten
können, wird erhöht durch die gänzliche Zwanglosigkeit, die der Verleger in Bezug
auf den Stil der ausgewählten Gemächer obwalten läßt. Die Zeit sei vorüber,
heißt es in der Vorrede, in der Bankünstler und Kunstgelehrte einen Stil nach
dem ander», als allein unserer Zeit angemessen, gefeiert hätten, und wir seien heute
dahin gekommen, jedem ganz freie Hand zu lassen und ihm nun zu empfehlen,
seinem eigenen Geschmack bei der Wahl seiner Einrichtung zu folgen, und käme
hierbei auch etwas heraus, was ausschließlich dem zy. Jahrhundert angehöre und
sich mit keinem der geschichtlichen Stile unmittelbar decke. Eine erfahrene Leitung
wird bei Beschaffung und Anordnung freilich zweifellos niemals fehlen dürfen,
aber die vorliegenden Räume beweisen augenfällig, daß diese Leitung je nach Um-
ständen, sowohl vom Architekten oder Dekoratör, wie auch vom Besitzer selbst aus-
geübt werden kann. Mehr wie irgendwo sonst gilt hier indes das Bibelwort:
„An ihren Lrüchten sollt ihr sie erkennen." wer's versteht, dem gelingt die Zusammen-
sügung der verschiedenartigsten Sachen und er bringt aus Stücken alter Sammlungen,
sowohl wie aus modernen Arbeiten ein vollendetes künstlerisches Ganze zu Stande,
und wer's nicht versteht, aus dessen Hand wird auch mit Aufwand der reichsten
Mittel höchstens ein Bazar von Luxusgegenständen hervorgehen. Unter den bis
jetzt dargestellten Zimmern dürfen mehrere als im vollkommensten Maße Muster-
gültig bezeichnet werden, und auch wo uns dies etwas weniger der Lall zu sein
scheint, kann man sagen, daß der Grund vielleicht nur in der Geschmacksrichtung
liegt, denn das steht nun einmal fest, cke Zmstistrrs non est ckisxntLucknrri.
wir wollen daher nicht einzelne Blätter herausgreifen und wünschen unseren Lesern
nur, daß wenn ihnen diese Mappe zu Händen kommt, sie die Hingebung und Liebe
erkennen möchten, womit hier überall die Absicht des Künstlers bis ins kleinste Detail
durchgeführt ist. Zugleich glauben wir aber im Interesse der Mehrzahl derselben
zu handeln, wenn wir dem Verleger die Bitte nahe legen, in den folgenden Lie-
ferungen außer den mit allen erfindbaren Mitteln des Luxus ausgestatteten Prunk-
räumen auch dem trauten wohngemach des besseren Bürgerhauses eine recht weit-
gehende Berücksichtigung zu theil werden zu lassen. IKv.

,,, ^^"sgegeben von Professor Otto Lessing; Verlag von

w. Schultz-Engelhard, Berlin, komplet iu ,o Lieferungen n ;o Tafeln, zum
Preise von ;e Mk. ;o. Zu den besten uns aus dem vorigen Jahrhundert über-
kommenen Schlössern gehört auch das markgräfliche Schloß zu Ansbach, welches, im
Stil des frühesten Rokoko erbaut, eine Lolge von fürstlichen Prunkgemächern
enthält, die in meisterhafter weise ausgestattet sind, und über die bislang eine
ausführliche Publikation nirgend vorlag. Um so mehr ist es daher dem Heraus-
geber dieses Werkes zu danken, daß er die Blicke weiterer Kreise auf dieses von
den großen Reiserouten etwas abgelegene Schloß lenkt, weil dessen Dekoration und
Einrichtung, auch ganz abgesehen von der Stilfassung für jeden sich Interessirenden,
eine Lülle der edelsten Anregung und Motive enthält, die für alle Zeiten als
mustergültig hingestellt werden können. Die Aufnahmen stehen durchweg auf der
Höhe des Besten, was unsere Zeit zu bieten vermag, und das Werk wird vervoll-
ständigt durch einen klaren Grundriß der ganzen Schloßanlage, welcher eine um
so dankenswerthere Beigabe bildet, als gerade bei diesen detaillirteu Raumauf-
nahmen der Wunsch nahe liegt, sich deren Größenabmessungen jederzeit klar machen
zu können, den scheinbar hohen Preis wird man doch nur als der Ausstattung des
Werkes entsprechend bezeichnen können. Kxv.

Alkp und nruL Fächer aus der Wettbetverbung und Ausstellung
zu Karlsruhe 1891, Wien, Gerlach H Schenk—Groß eleg. gbd. Mk. 30.—.
Unter den derzeitigen regen Bestrebungen dem künstlerischen wie industriellen Schaffen
fördernde Anregung zu bieten und neue Erwerbsquellen zu schaffen, nehmen die
Ausstellungen einen ganz hervorragenden Platz ein und zwar weniger die großen,
alle Gebiete umfassenden Weltausstellungen, welche sich in ihrer erdrückenden Heber-
fülle kaum beherrschen lassen, als vielmehr besonders die Lach. bezw. Spezial-
Ausstellungen. Ihr Nutzen ist außer Zweifel und sie geben einen kräftigen Antrieb
zu gegenseitigem fruchtbringenden Wetteifer. Da dürfte auch die vorstehend er-
wähnte Lächer-Ausstellung in Karlsruhe, welcher das vorliegende Werk seine Ent-
stehung zu verdanken hat, ihre nachhaltige Wirkung auf die sie besucht habenden Lach-
leute und Laien nicht verfehlen und dauernde Anregungen zu Neuschöpfungen bilden

Die unter dem Protektorat Ihrer Kgl. Hoheit der Großherzogin Louise von
Baden und unter Leitung des verdienstvollen Direktors der Karlsruher Kunstgewerbe-
schule, Professor Hermann Götz, erstandene Ausstellung brachte einmal die Ergebnisse
eines von dem badischen Kunstgewerbe-Verein erlassenen Preisausschreibens zur
Erlangung künstlerisch ausgestatteter Lacher und Lächertheile und sodann die aus
fürstlichen Schatzkammern, privat- und Museums-Sammlungen bereitwilligst zur
Verfügung gestellten Löcher- und Lächertheile von den primitivsten Kühlungsspendern
aus ältester Zeit bis zu den kunstvoll geschnitzten und gemalten Erzeugnissen der
 
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