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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Dankwardt, L.: Der Hausrath und seine Verzierung: Plauderei
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Zu unseren Illustrationen
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Mielke, Robert: Eine Wohnung im XX. Jahrhundert, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0082

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5eite H8.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

März-tfeft.

Geduld, mit welcher sie dieselbe erträgt. Diese Dinge, denkt sie, haben ihren geistigen
Werth. Die kleinen Kämpfe stählen für die großen. Das eben nenne ich „Liebe
zur Unbequemlichkeit".

Jeder Kampf erfordert Kraftaufwand. Jede Vermehrung der Arbeitsleistung,
und eine solche ist das Ertragen der Unbequemlichkeit, verkürzt die Arbeitskraft
und beeinträchtigt die Lebensfähigkeit. „Nervös" lautet die Entschuldigung später.
Nervös sein heißt aber an Zersplitterung geistiger und körperlicher Kräfte leiden.
Sorgliches vermeiden unnöthigen Kraftaufwandes ist Kräftesammlung. Der Kräfte-
sammlung arbeitet das gedankenlose Ertragen der Unbequemlichkeit entgegen.

Denkt beim Einkäufen des Hausrathes nicht nur an den Kostenpunkt. Jeder,
der dem gedankenlosen Treiben in der Herstellung unseres Hausrathes entgegen-
arbeitet, trägt „zur Hebung des Kunstgewerbes" bei.

Mehr noch als das kaufende Publikum hat es der kunstgewerbliche Zeichner
in seiner Gewalt, den gerügten Uebelständen und der Mißachtung der inneren Ge-
setze kunstgewerblichen Schaffens entgegen zu arbeiten. Er widersetze sich dem
beständigen sinnlosen verlangen nach Neuheiten, die nur „um der Neuheit
willen" geschaffen werden. Ls nimmt Wunder, daß gerade ein Berns wie der des
kunstgewerblichen Zeichners noch heute die ideale Seite seines Schaffens so sehr in
den Hintergrund stellen kann. Scheint es anch auf den ersten Blick, als vernach-
lässige er das Praktische, so ergibt sich doch bei aufmerksamer Betrachtung, daß ein
verkennen seiner Aufgabe von der idealen Seite vorliegt. Ls ist nicht das klare
Bewußtsein vorhanden, daß die Verzierung eines Hansgeräthes niemals zur Haupt-
sache am Geräthe erhoben werden darf, sondern daß sie sich den Erfordernissen
des Gebrauches unterordnen muß. Je mehr der Zeichner von diesem Ge-
danken erfüllt ist, desto mehr wird er sich des erhebenden Gefühls erfreuen können,
an dem Fortschreiten und der Veredelung des Kulturlebens mitzuarbeiten und
helfen, ein starkes edles Menschengeschlecht zu erziehen, das sich seiner Aufgabe,
über die Natur und ihre Kräfte zu gebieten, voll bewußt ist.

unseren

er Musik-Salon von Ed. Bernhardt, den wir unseren Lesern auf der
Illustrationsbeilage im ersten Bogen vorführen, zeigt als Karakteristikum
einen großen Raum mit wenig Möbeln und noch weniger Stoffen, sodaß sich der
Schall allseitig möglichst unbehindert verbreiten kann. Nichts desto weniger ist aber
der Eindruck der Behaglichkeit und des wohnlichen gewonnen durch die geschickt
angeordneten Wanddekorationen mit Malereien, deren Motive die Elemente der
Musik versinnbildlichen. Trefflich fügt sich auch die reiche Jardiniere dem Raum
ein und wird in ihrer Wirkung durch den dahinter befindlichen Spiegel verdoppelt.
Das zierliche Notenschränkchen erleichtert durch seine Facheintheilung die Ordnung
in dem vorhandenen Bestände, und besonders bequeme Sitzmöbel werden den Genuß
an den hier gebotenen Leistungen erhöhen.

Fenster-Vorhang von wilh. Toifel (Abbildung Nr. 527). Liegen auch den
Kompositionen für die zarten Tüllgewebe zu Fenstervorhängen ähnliche Prinzipien
zu Grunde, wie solche für Teppiche maßgebend sind, so kann doch der Künstler
seiner Fantasie hier weit freieren Lauf lassen wie dort, und unsere Abbildung zeigt,
wie trotz scheinbarer willkürlichkeit die Linienführungen hier doch ein äußerst ge-
fälliges Ensemble bilden können. Immerhin unterscheidet man indeß noch deutlich
am Rand die Naht, die weitere Umrahmung und endlich den Fond mit seinem
Bilde. In der klaren Auseinanderhaltung dieser Theile ist der Reiz der Zeichnung,
abgesehen natürlich von deren mustergültiger Einzeldurchführung, begründet. Als
bemerkenswerth muß aber besonders ferner noch auf den Unterschied hingewiesen
werden, den diese Komposition gegenüber der für einen Teppich bestimmten dadurch
aufweist, daß sie nicht nach allen vier Seiten symmetrisch ausgebildet ist, sondern
sich ihres durch das Hängen zur Geltung kommenden Endzwecks wegen oben und
unten verschieden ausprägt.

Fayence-Vfen von L. Bernhardt (Abbildung Nr. 5Zf). Das Rokoko ist
der eigentliche Stil der freien Modellirung. Auf das Zwangloseste folgen die Formen
des weichen Thonmaterials der Hand des Künstlers und der uns hier vorliegende
Ofen zeigt von Neuem, wie sich im gebrannten Thon die ganze Lebensfrische des
Werkes wiederspiegelt. Zwar ist schließlich nirgends mehr eine gerade Fläche vor-
handen, sodaß der zu seiner Gesammtheit in Zierwerk aufgelöste Körper als ein
Werk äußersten Luxus bezeichnet werden muß. Wo man sich diesen aber gestatten
kann, wird solcher Ofen um so sicherer einen herrlichen Schmuck bilden, als dort
gewiß auch bestimmt vorausgesetzt werden darf, daß die ganze weitere Zimmer.
Einrichtung auf gleicher künstlerischer Höhe durchgeführt wird.

Beleuchtungs-Krone für elektrisches Licht von Ernst Härring (Abbildung
Nr. 5Z2). Der ungeheure Vorzug, welchen die elektrischen Lichtträger der künstlerischen
Ausbildung gewähren, ist vor Allem der, daß die Lampen nicht mehr nach oben
gerichtet sein müssen, sondern ganz nach Wunsch gewendet werden können. Bei der
uns hier vorliegenden Krone war es die Hauptbedingung, daß sie auch zur Tages-
zeit als hübscher Zierkörxer erscheine. Wir glauben, daß es den: Künstler gelungen
ist, seinen Zweck zu erreichen, speziell wenn berücksichtigt wird, daß sich das Knäblein
mit dem Blumengewinde in sattfarbener Majolika aus dem Bronzewerk des Lüsters
hervorheben soll.

Lingangsthür in Schmiedeeisen von K. Statsma,in (Abbildung Nr. szz).
weit nobler als Holz wirkt Schmiedeeisen in Verbindung mit Spiegelglas, und
eiserne Thüren erfreuen sich neuerdings daher auch der zunehmenden Gunst des
Publikums, welches Sicherheit mit Eleganz zu verbinden wünscht. Soll die darge-
stellte Thür für ein Wohnhaus oder einen Kaufladen dienen, so möchten wir freilich
die Glasfläche noch wesentlich größer wünschen.

Gothisches Schränkchen, ausgenommen von Rob. BrLans (Abbildung
Nr. SIS). Gegenüber den heute in weiten Kreisen immer noch sehr prahlerisch

Uustrativnen.

auftrctendeu Renaissancemöbeln mit ihren mächtigen Säulcnarchitekturen, schweren
Bekrönungen und gefährlich ausladenden Ecken, ist es uns eine Freude, in diesem
Schränkchen auf die aumuthige Einfachheit früherer Epochen zurück verweisen zu
können, wo sich das Möbel noch aus dein ihm naturgemäß einzig zukommenden
Rahmenwerk und Füllungen zusammensetzte. In erster Linie wurden nur die
Füllungen dekorirt und gaben die geeignetste Gelegenheit zu mehr oder weniger
reichen Schnitzereien. Au besonders hervortretenden Stellen aber dekorirte man auch
das tragende Rahmenwerk, wobei aber absichtlich die Ausbildung desselben zu den
Formen der Säulenarchitektur des Steinbaues vermieden wurde. Unsere Abbildung
zeigt, welch reizvolle Wirkung sich trotz dieser Einschränkung erreichen läßt. Die
praktischen Engländer haben diese vortheile auch bereits wieder erkannt, und sind
in ihren neueren Möbelformen zu dem einfacheren Dekor zurückgekehrt.

In den Illustrationen Nr sz? und der Beilage im zweiten Bogen dieses
Heftes bringen wir die Abbildungen der Festgaben Ihrer Kgl. Hoheiten des
Großherzogs und der Großherzogiu von Baden zur Vermählung der Prinzessin
Margarethe von Preußen mit dem Prinzen Fr. Earl von Hessen. Jene für die fürstliche
Braut besteht aus einem prächtigen Fächer, einer Arbeit von Prof. Götz in Karls-
ruhe. Die lichten Fächerblätter sind zu beiden Seiten reich bemalt, während die
aus Schildpatt bestehende Fassung mit Goldverzierunge» und Edelsteinen, namentlich
Brillanten, reich ausgestattet ist. Die Hauptgruppen der Mitte des vorderen Fächer-
blattes (siehe Beilage) bildet das von Amoretten umgebene Allianze-Wappen des
Brautpaares mit dem Vermählungsdatum, während die nach den Seiten auslaufenden
Ornament- und Blumenranken dessen Geburtsschlösser umrahmen. Rechts befindet
sich das neue Palais zu Berlin, links das Schloß Komburg; statt skizzirte Arabesken
bilden den zart ausklingenden Abschluß der gemalten Fläche. Die einfacher gehal-
tene Rückseite des Fächers enthält inmitten von Kartouchen und Ranken das goldene
Monogramm der Braut nebst Krone, während nach den Seiten Margueritenblüthen
gemalt sind. Die Farbenwirkuug des Fächers, deren leider die Abbildung entbehrt,
ist äußerst nobel und zu der Fassung fein gestimmt. Die Festgabe für den Prinzen
Friedrich Earl besteht aus einer großen Standuhr, einem Lrzeugniß des badischen
Schwarzwaldes. Sie entstammt der bekannten Aktiengesellschaft zu Lenzkirch, der
größten Uhrenfabrik des badischen Schwarzwaldes. Der Entwurf wurde von der
Großh. Kunstgewerbeschule ausgeführt, wie auch die Malereien unter der Leitung
ihres Vorstandes ausgeführt wurden. Das aus gewichstem Nußbaumholz gefertigte
Gehäuse zeigt die auf die Vermählung bezüglichen Symbole, die Wappen und
^ Monogramme des Brautpaares, die Wappen von Preußen und Baden mit den
Wahlsprüchen „Gott mit uns" und „Fidelitas". Das Zifferblatt der Uhr ist emaillirt,
wie auch die vordere Glasstäche der Nittelfüllungen mit Untermalungen behandelt
ist. Möge die Uhr dem fürstlicken Paare nur glückliche Stunden schlagen.

Salon-Flügel von I. Zx P. Schiedmayer in Stuttgart (Abbildung Nr. 539).
Dieser für eine Einrichtung im Stil Louis XIV. komponirte Flügel ist aus amerik.
Nußbaumholz matt mit Goldliuien gefertigt, reich geschnitzt und Deckel und Klappe
mit Holzeinlagen verziert. In solcher Ausstattung bildet derselbe ein Prunkmöbel
ersten Ranges, dessen Ausführung der Einrichtung des ganzen Raumes, in dein er
steht, den Stempel aufdrückt. Daß aber auch das Werk auf gleicher Höhe geschätzt
werden kann wie seine äußere Hülle, dafür dürfte die Firma der oben genannten
Fabrik gewiß gern jede Zusicherung und Bürgschaft gewähren.

Salon-Teppich. Entworfen von Eugen Jäck. (Abbildung Nr. In

Verfolg unseres Artikels im Januar- und Februar-Heft bringen wir dieses Mal
einen Teppichentwurf vom Verfasser selbst und bestimmt für den Schmuck eines
Salons. Um einen reich, aber in meisterhafter Raumvertheilung mit Pflanzen-
ornament geschmückten, in tiefen, Roth, Ton in Ton gedachten Fond ordnet sich ein
breiter Rand in reizvollster Zeichnung an. Die einzelnen Borden, von innen nach
außen gerechnet, sind wie folgt gedacht: die erste in zwei Goldtönen, die nächste
^ Oliv-Grund mit dunkel LrSme, der dritte breitere Rand in sattem Lreme-Grund,
Ornamente in Goldtönen, Blumen altbunt, Blätter oliv. Die vierte Borde zeigt
mattrosa Grund, die fünfte dunkelcrLme, Ornament in Gold, während die letzte
in dnnkelroth abschließt.

ine im XX. Inlnünndert.

^ ' (Schluß.)

Witternd stützte sich die Angesprochene mit der einen Hand auf den Tisch, während

die andere den heftig wogenden Busen zur Ruhe zu pressen versuchte; daun
sah sie aber mit einem Blick zu dem vor ihr Stehenden auf, der eine ganze Welt
von Glück für diesen wicderstrahlte, eine Augensprache, die dieser mit ganz merk-
würdigen, verständniß begriff, denn er zog die jugendliche Tante mit einem Eifer
in seine Arme, als gelte es, sie nie und nimmer wieder los zu lassen und unter
einem feurigen Kusse erstarb das leis gestammelte „Lieber, lieber Eduard!"

In dem Eifer dieser stillen und doch so festigen Unterhaltung hatten beide
es gar nicht gehört, daß die Thür geöffnet wurde und die Eltern von der kleinen
Liebesvermittlerin eingetreten waren.

„Bravo, Kinder, da können wir wohl gratuliren? Na, habt Euch man nicht
j so, ich wußte es längst", mit diesen Worten unterbrach Berner das traute töte-ü-tete.
„Sagte ich es nicht, daß ein schüchterner Assessor uns unser Lieschen bald weg-
holeu würde?"

„Nein, lieber Freund, darin hast Du Unrecht, ich bleibe in der Nähe, das
heißt, wenn Lieschen will, und bauen unser Nest in Eurer Nachbarschaft. Wir
können Deinen Rath als vierix roritier bei dem Herrichten desselben nicht ent-
behren, und ich glaube, das kleine Manschen wird uns wohl auch gerne hier be-
halten wollen".

„Das ist ja noch herrlicher; aber nun gestattet auch einmal, daß wir die
Kochkunst meiner Frau und Deines Lieschens einmal bewundern und dann wollen
wir eine recht frohe Verlobung feiern." —
 
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