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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Das Licht im Salon und die Bedeutung der Lampenschirme: Plauderei unseres Pariser Spezial-Korrespondenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0055

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Seite 29.

Februar-kjeft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

resken aber natürlich gewollten Unregelmäßigkeiten auch eine nicht beabsichtigte
weniger bemerkbar ist. Man sollte immer Stoffe von guter Qualität wählen,
baumwollene Seide z. B. sieht nie klar oder schönfarbig aus und billige, ordinäre
Spitze oder Bänder können selbst unter den geschicktesten Händen nicht zierliche
Ausschmückungen abgeben. Rosa ist wohl die am meisten verwendete Farbe, doch
Üeht gelb nicht nur an für sich, wenn man es nicht gar zu dunkel wählt, schöner
aus, sondern hat auch den vortheil mit den Möbeln und Vorhängen im Allgemeinen
besser zu harmo- l
uiren. Hellgrün
ist für letzteren
Zweck noch besser,
aber das durch
solches strahlende
Licht zeigt sich
für den Teint!
nichts weniger
als vortheilhaft.

Ueberhaupt muß I
bei der Mahl oder I
Anfertigung der j
kampenschleier
gar mancherlei in
Betracht gezogen
werden, unter j
Anderem auch der
Effekt, den die- !
selben bei Tage
Hervorrufen.

Solche aus Gaze
und Spitzen sehen !
z.B. dann oft ge-
radezu häßlich
aus und wenn
irgend möglich, ^
sollten Lampen
nebst Schirme
überhaupt bei
Tage fortgestellt
werden, falls dies i
sich machen läßt. I
Häufig bilden die-
selben aber einen ^
nicht zu missen-
den Theil der
Ausschmückung
eines Zimmers,
sind auch oft zu
groß, um fort-
während hin und
her bewegt zu
werden und man
hat daher in letz-
ter Zeit seine Auf-
merksamkeit da-
rauf gerichtet,

Lampenschleierzu
produziren, die
am Tage ebenso
gut aussehen wie
bei Licht. Zn
Folge dessen sind
Spitzenvolants
häufig durchFran-
sen ersetzt wor-
den, die sowohl
am Abend als
am Tage sich
hübsch machen
und noch den
Vortheil besitzen,

-aß sie sich dem
Stil und der
Farbe der Aus-
siattung eines

* Abbildung Nr. 520. Entwurf fürs einen Pfafond in Stuck und Maleren von H. Zesora.

man diese Fransen befestigt, sind meist mit glatter Seide oder TrLpou bedeckt, und
zwar in Hellen Nuancen wie creme, vert <Z.'es.n rc. und mit bunten, schmalen
Borten, mit Goldschnuren, imitirten Juwelen oder kleinen, runden Perlen von ver-
schiedener Farbe besetzt. Letztere aber sowohl, als die Juwelen sollten nur in ge-
ringen Quantitäten verwendet werden, da die Schirme sonst leicht zu bunt erscheinen.
Bei den Fransen bringt mau oft noch dadurch eine Abwechslung hervor, daß man
von Zeit zu Zeit ein breiteres gesticktes Band an Stelle eines der schmalen treten

läßt und recht
hübsch macht es
sich auch, wenn
statt der perlen
oder Glasstück-
chen alte Münzen
oder Medaillen
unten befestigt
werden. — Neben
den bereis be-
schriebenen sind
auch riesige
Schirme aus Pa-
pier rund und
von konischer
Formvielzusehen
und zwar dienen
diesefürdie hohen
Stehlampen,
welche jetzt hier
so sehr eir voZue
sind, häufig von
kleinen Tischchen
zur Aufnahme
von Büchern und
I Tassen emxorra-
j gen oder zugleich
j Blumenständer
! bilden, indem an
Retten drei oder
vier Töpfe mit
zartenBlattpflan-
zen herabhängen.
Diese Lampen-
schirme werden
im Allgemeinen
dadurch kostspie-
lig, daß sie mit
künstlerisch schö-
nen Malereien be-
deckt sind und für
Damen, die in
der Blnmenma-
lerei Geschicklich-
keitbesitzen, bietet
sich hier ein will-
kommenes Feld.
Blumen sind
nämlich für diese
Schirme die hüb-
scheste und auch
fast ausschließlich
angewendete De-
korirung. Die
Blüthen müssen
breit hingeworfen
und von natür-
! licher Größe sein,
selbstverständlich
j ist die Arbeit auf
dem glatten pa-
^ xier auszuführen
' und erst dann das-
l selbe in die ge-
eignete Form zu
bringen. Große
Mohnblumen,

Zimmers leichter einfügen als solche aus Gaze und Spitzen. — Sehr beliebt sind
Fransen, welche aus schmalen Bandenden oder Schlingen bestehen, die unten in
einer Perle oder einem Glasstückchen ausgehen, damit sie gerade und steif herab-
häugen. Mit ein wenig Geduld und Mühe lassen sich dieselben zu Hause Herstellen.
Aie Farbenkombinationen können natürlich endlos sein und die Wahl derselben
hängt selbstverständlich gänzlich von der allgemeinen Einrichtung des Gemachs ab.
Zarte Pompadourfarben würden sich für eine Ausstattung im Stile Louis XV.,
moosgrün und hellblau für Empiredraperien eignen, in einem japanischen Boudoir
dagegen wären ausgesprochenere Farben mehr am Platze. Die Formen, an welchen

peonien, Lhrysanthemum eignen sich am besten als Vorwurf, doch sehen auch manch-
mal Zweige mit herabhängenden Blüthen sehr gut aus. Wenn dem Papier die
Fagon des Schirmes gegeben ist, so umrandet man denselben oben und unten mit
einer Rüsche aus kleinen Bandschlingen oder Seidengaze, von großer Wichtigkeit
ist es, daß die Farben dieser Rüsche mit denen der Malerei harmoniren, am hübschsten
macht es sich, wenn dieselben Nüancen in geschickter Mischung auch darin zur Be-

nutzung

kommen.

Natürlich werden aber die deutschen Hausfrauen, die einmal Gaskronen in
ihren Salons und Wohnräumen haben, diese nicht unbenutzt lassen wollen und so
 
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