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Die Kunst-Halle — 8.1903

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Niessen, Johannes: Düsseldorfer Zukunftspläne
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https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0119

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Nr. 7

Die A u n st - L) a l l e.

99

und Residenzstädte beschränkt ist und bisher, abgesehen
von der gelegentlich der Düsseldorfer Gewerbeausstellung
von (880 stattgehabten nationalen Kunstausstellung, ihren
Weg in die Provinz nicht gesunden hatte. Das ist ein
bleibendes Verdienst der Veranstalter der Düsseldorfer
Ausstellung von (902; die Schaffung eines stehenden
Kunstpalastes in der Provinz, der genügenden Raum
für große Ausstellungen dauernd bietet. Die oben er-
wähnte in der Einladung gegebene Aussicht der Er-
schließung der reichsten (d. h. im Sinne der Künstler und
des Kunstmarktes, der kaufkräftigsten) Provinzen für das
deutsche Kunstwerk ist nicht in vollem Rkaaße in Er-
füllung gegangen, da die eben bekannt gewordenen
Schlußzahlen nur einen Gesammterlös von weniger als
550 000 Mk. für verkaufte Kunstwerke ergeben. Dieses
Ergebniß, welches nach Abzug der mit (0 pTt. zu
zahlenden Verkaufsprovision sich auf die ganze deutsche
Künstlerschaft vertheilt, ist ein glänzendes nicht zu
nennen; denn in dem Gesammtertrage sind die Summen
enthalten, welche gemäß dem in der Einladung ge-
gebenen Versprechen aus öffentlichen Fonds für den
Erwerb von Kunstwerken zur Verfügung standen und
deren Verausgabung für in Düsseldorf ausgestellte
Werke nicht als alleiniger Erfolg der Ausstellung an-
gesehen werden darf. Diese öffentlichen Mittel beliefen
sich nach einem zuverlässigen Gewährsmanns auf mehr
als 200 000 Mk., sodaß die Anschaffungen der private
350 000 Mk. nicht erreicht haben. Dieses Ergebniß
ist bei anderen Kunstausstellungen, die von bedeutend
weniger Personen als die Düsseldorfer besucht worden
sind, erreicht und vielfach überholt worden. Line ver-
gleichende Zusammenstellung der zur Verfügung stehenden
Zahlen möge dieses zeigen. Es wurden verkauft (die
eingeklammerten Zahlen bedeuten die Einnahmen aus
Eintrittsgeldern): (869 München, internationale Kunst-
ausstellung, für (5^000 Mk. ((20 000 Mk.); (879 die-
selbe Ausstellung ^55 286 Mk. (209 906 Mk.); (880
Düsseldorf, nationale Kunstausstellung, 285 000 Mk.
(Nicht bekannt.); (883 München, internationale Kunst-
ausstellung, 677 860 Mk. (208 250 Mk.); (888 dieselbe
Ausstellung ( 070 5^0 Mk. (302 326 Mk.); (889 München,
Iahresausstellung, ^79 250 Mk. (85 976 Mk.); (890 die-
selbe Ausstellung 389^ Mk. (97 562 Mk.); (89(
Berlin, internationale Kunstausstellung, 9so 905 Mk.
(Nicht bekannt.); (89( München, Iahresausstellung,
6(2 96O Mk. (95 8V Nkk.); (902 München, internationale
Kunstausstellung, 68 ( 87^ Mk. ((36 (78 Mk.) So er-
geben denn die bereits mitgetheilten Schlußzahlen des
Erlöses für auf den Ausstellungen verkaufte Kunstwerke
das Vorhandensein einer regeren Kauflust bei den
früheren Kunstausstellungen, als dies in Düsseldorf der
Fall war. Das Düsseldorfer Resultat bleibt dennoch
ein erfreuliches wegen des Umstandes, daß die Rheinstadt
nach mehr als 20jähriger Pause (902 zum ersten Male
wieder auf den großen Kunstmarkt getreten ist. Bei
diesem ersten Auftreten konnte sie nicht gleich die Be-
deutung und den Umsatz der regelmäßig stattsindenden

alten hauptstädtischen Märkte erzielen, aber sie hat be-
wiesen, daß hier im weiteren Ausbau des Ausstellungs-
wesens ein für die deutschen Künstler wirthschaftlich
höchst bedeutsamer Mittelpunkt geschaffen und dauernd
erhalten werden kann. Der Hauptgrund für das minder
hohe Ergebniß von (902 ist die allgemeine wirthschaft-
liche Krisis; sie drückt sich in der erzielten Verkaufssumme
sehr klar aus. Ls spricht aber auch mit die Betheiligung
der älteren dem Geschmack des großen kaufenden
Publikums vielleicht am meisten entgegenkommenden
Meister, deren Werke, aus Privat- oder Museumsbesitz
stammend, vielfach nicht verkäuflich waren. Und endlich
war wohl auch von Bedeutung der Umstand, daß man
in Düsseldorf manchen bewährten Kämpen vermißte,
der sich bei der Art, wie heutzutage die Jury gebildet
und gehandhabt wird, ferngehalten und lieber auf die
Vortheile der freien Konkurrenz der Ausstellung und
auf Käufer verzichten wollte, als sich der unliebsamen
Möglichkeit einer Zurückweisung auszusetzen. Damit
komme ich auf den wunden Punkt der Düsseldorfer
wie aller Kunstausstellungen, der in den letzten Nummern
der „Kunsthalle" so vielseitig beleuchtet worden ist, auf
die Iuryfrage, welche für die wirthschaftliche Lage
und manchmal die ganze Existenz des Künstlers von
entscheidener Bedeutung ist. Nun: der Traum einer
Einrichtung, welche auf Grundsätzen sich aufbaut, daß
nur das nicht zur Ausstellung kommt, was aus irgend
welchen Gründen gegenüber den Anforderungen des
geläuterten Geschmacks nicht die künstlerische (Qualität
besitzt, wird wohl nie in Erfüllung gehen. Möchten
wenigstens die bestehenden Einrichtungen ausgebaut
werden im Sinne der neuestens gemachten Vorschläge.
Rechne man es der Düsseldorfer Ausstellungsleitung
hoch an, daß sie mit der Unterstützung der Großindustrie
und der Bürgerschaft der Kunst ein bseim geschaffen hat,
welches, demnächst in Mitten der prächtigen Anlagen
des Kaiser Wilhelm-Parkes am Ufer des Rheinstromes,
einer der chauptweltstraßen des internationalen Reise-
verkehrs, in einein alten Kunstzentrum gelegen, dauernd
für Ausstellungszwecke verwerthbar ist und in diesen
Veranstaltungen bei einem richtigen Zusammenarbeiten
der maßgebenden Kräfte der deutschen Kunst, dein
deutschen Künstler zum bseile gereichen kann. Freuen
wir uns, daß auch in der Provinz endlich ein Mittel-
punkt geschaffen ist, der inmitten eines schönheitsfreudigen
Volkes als Lsüter künstlerischer Ideale und Verbreiter
künstlerischer Schöpfungen reichen Segen stiften kann.
Freuen wir uns des Erreichten und hoffen wir, daß die
demnächst zu besprechenden Absichten und Aussichten für
die Zukunft in jeder Beziehung und allenchalben Frieden
und Freude bringend sich gestalten.
 
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