oder das geschwärzte oft für das f)nterieur nicht eignet, eine
Vberfläche zu geben, die freiere verwendung iin wohnrauin
zuläßt. Die vernickelung zunächst fei nicht sehr glücklich
in den Mrkungen, die Behandlung mit Lackfarben zeigt
nur in einem Beispiele einigen Lrfolg, besser ständ' es init
der geschlichteten Arbeit. Line reizvolle polychroine
NArkung habe Frey in Bürnberg init einer Thüre nach Tnt-
wurf von Lssenwein geliesert. ,,Rote und blaue Lederunter-
lage, einsache Abfeilung odcr leichte Schwärzung und Brünir-
ung sind die einsache palette."
Lprecbsaal.
Lserr Aunstwart-Leiter F. Avenarius!
Sauer koinint's Linem ja an, Iemand zausen zu müssen,
sür den man eine klcine, wohlwollende Schwäche hegt, wie
ich, der Annstwart-Leser F. Avenarius, sür Sie. Da ich aber
mit gutem Gewissen behaupten darf, daß Aeiner Ihr Blatt
mit größerer Teilnahme, daß Aeiner es eher liest, als eben ich,
so dars ich auch reden, jückt's mich. N)ie konnten Sie Tarl
Spittelers Aussatz „Aunstsrohn und Runstgenuß" drucken?
khaben 5ie nicht bedacht, daß 5ie gar vielen Ihrer Leser
damit einen 5tein des Anstoßes nicht nur in den lVeg legten,
nein, geradezu entgegenwarfen?
Ich weiß schon, was 5ie sagen wollen. 5ie werden zu-
geben, daß auch 5ie in Lpittelers Aufsatz viel Ansechtbares
erkennen. 5ie werden nnr zngeben, daß zwar, wie Iener be-
hauptet, das Wissen in der That mit dem Genuß des
Lchönen nicht viel zu thun hat, daß aber — was er, scheint es,
vergißt — auch jene „einzigen Vorbedingungen des Aunstge-
nusses", wie er sie nennt, daß auch Gemüt und jlhantasie
recht wohl erzogen werden können, nnd solglich alle Bildung
zum Aunstgenuß wahrhastig nicht überflüssig sei. Sie werden
serner zugeben, kherr Redakteur, daß jenem Aetzer zum Trotz
auch „philologische" Aunstkcnntnisse gar wohl ihrcn lVert be-
halten als Bausteine einer hochwichtigen NAssenschast von
der Bethätigung der jlhantasie. Und weiter: diesem entsetz-
lichen Manne zu Leid werden Sie eingestehen, daß doch auch
beim Aunstgenuß die Gclcgenheit mitunter an dcr berühmten
Stirnlocke gefaßt werden dars — „denn", werden 5ie aus-
sühren, ,,denn auch die Anfangs sehlende Stimmung zum
Genuß stellt sich angesichts des Aunstwerkes selber doch cben
gar häusig ein. wie", sügen Sie hinzu „wie man in ge-
wissem 2inne sogar von einem Aommandieren der jdoesie durch
die Poeten sprechen darf."
Nun aber sahren Sie sort: „Beweist denn dies Alles,
daß der ,Aunstwart' jenen Aussatz nicht bringen
sollte? Zunächst: Tarl Tpitteler ist so wenig, wie Einer
sonst, der ganze ,Runstwart'; er ist ein Teil dieser viel-
einigkeit, der sich auch durch seine Unterschrist gleichsam aus-
drücklich als solcher bekannte. Dann: halten 5ie etwa uns
Aunst- und Litteratnrsorscher sür kurzsichtig genug, daß wir
eineni Zeitungsherausgeber unter uns zutrauten, er schnitte
sich selber so tief in's Fleisch? 2o ties, wie ich es thäte,
nähm' ich eincn Aussatz aus, der nicht nur der Runstwissen-
schast, der vor Allem dem ,Aunstwart' selber unwider-
leglich die Daseinsberechtigung bestritte? Ferner: vergeßt
Ihr cherren Leser denn über dem, was Luch ärgert, ganz und
gar das, was Tuch ersreuen sollte? Und ist es nicht schon
ein Gewinn, daß Ihr laut sagen hört, was Tausende leise
denken — laut sagen, damit Ihr's laut widerlegen könnt,
könnt Ihr es ebcn widerlegen? IVie lernen wir mehr: wenn
wir nur unsere eigene werte Meinung wie von einer Schall-
wand wiederhallen hören, oder wenn wir sehen, wie sich in
einem mit anderm chumore gefüllten Aopf die Sonne spiegelt,
— rinnt nur auch ihm die Begeisterung sürs Schöne seurig
durch krästige Adcrn? U?as will denn der,Uunstwart' ? An-
regen will er, anregen und noch einmal: anregen! ksat
diesem Zwccke nicht Spittelers Aufsatz vortresflich ge-
dient?"
Daraus war ich gesaßt, Lferr Redakteur! Aber Lie haben
Tines vergessen. 5ie hätten sich wenigstens durch eine sittige
Anmerkung höflichst gegen die Annahme wehren müssen, daß
Spittelers Ansichten überall auch die Ihren seien. Es ist ja
wahr: dadurch hätten Tie das unmöglich gemacht, was nach
einiger altmodischer Leute Ansicht zum Tone der guten Ge-
sellschast gehört: daß man den Andern aussprechen und seine
lVorte wirken läßt, ohne durch eine „captLtio mLlevolentiue"
von vornherein gegen sie einzunehmen. Aber, mein kserr:
sind denn wir Leser altmodische Leute?
^nimLin M6LM sulvLvi. lVomit ich verbleibe
Ihr Tie ausrichtig bedauernder Leser
Dresden, 28./tO. 87. F. Avenarius.
Lose Klätter.
ikZöckttn.
/Zhr steht verwundert vor manch krausem Bild,
Das zu erläutern nimmer ich gewillt.
IVeiß ich es selbst, wess' IVesens rings das All?
was Blume ist? was Weer? was Sonnenstrahl?
Ich warf ein Fleckchen Aleer auf's Linnentuch:
Ia war's denn dies, was ich im Sinne trug?
was voller Lrömme und mit Lleiß gemalt,
Lag grün und gläsern, eine Ungestalt!
war denn das Meer das grüne Schimmern bloß,
Das unabsehbar durch die Lernen floß?
Nein, nein, nicht dies nur rauschte zu mir her:
Das Nleer der Schiffer — nimmer war's das Meer!
Auf fernster Llut durch Nebel sah ich's sprüh'n,
<Lin Tönen hört' ich, Larben sah ich glüh'n —
Und fasst' es nicht und spähte unverwandt,
Bis deutlich sich's aus ^chaum und Schleiern wand:
Gestalten! . . . was ich sah, das stellt' ich hin
wie Blumen. Geht und gebet ihnen Sinn!
IlNricb Iklcin.
Mlerden uild Mllrlmng.
Aus sieben Larben mischt ihr Licht die ^onne,
Du aber fühlst nur, daß Dich Licht entzückt;
Des Rünstlers werk entspringt aus Leid und wonne,
Du fühlst die Schönheit nur, die Dich beglückt.
Du magst zergliedernd Teil zuni Teile finden —
wirkung ist wunder, läßt sich nicht ergründen.
Lrnst v. MUldenbrucb.
Vom DLebten.
wer mit dem worte nie gerungen,
wie hätte der die welt durchdrungen,
wie hätte ihn die welt durchwittert
Und in der Seele nachgezittert?!
^m wort erobr' ich mir die welt,
Daß sie im Geist zusammenhält,
^sm wort entdeck' ich mir das Leben
Und seh' sein heimliches Begeben,
Und ich durchblättre seine Blütenfülle
In ihrer farbenreichsten Samenhülle.
Mloltg. Ikircbbacb.
T
— 33 —
Vberfläche zu geben, die freiere verwendung iin wohnrauin
zuläßt. Die vernickelung zunächst fei nicht sehr glücklich
in den Mrkungen, die Behandlung mit Lackfarben zeigt
nur in einem Beispiele einigen Lrfolg, besser ständ' es init
der geschlichteten Arbeit. Line reizvolle polychroine
NArkung habe Frey in Bürnberg init einer Thüre nach Tnt-
wurf von Lssenwein geliesert. ,,Rote und blaue Lederunter-
lage, einsache Abfeilung odcr leichte Schwärzung und Brünir-
ung sind die einsache palette."
Lprecbsaal.
Lserr Aunstwart-Leiter F. Avenarius!
Sauer koinint's Linem ja an, Iemand zausen zu müssen,
sür den man eine klcine, wohlwollende Schwäche hegt, wie
ich, der Annstwart-Leser F. Avenarius, sür Sie. Da ich aber
mit gutem Gewissen behaupten darf, daß Aeiner Ihr Blatt
mit größerer Teilnahme, daß Aeiner es eher liest, als eben ich,
so dars ich auch reden, jückt's mich. N)ie konnten Sie Tarl
Spittelers Aussatz „Aunstsrohn und Runstgenuß" drucken?
khaben 5ie nicht bedacht, daß 5ie gar vielen Ihrer Leser
damit einen 5tein des Anstoßes nicht nur in den lVeg legten,
nein, geradezu entgegenwarfen?
Ich weiß schon, was 5ie sagen wollen. 5ie werden zu-
geben, daß auch 5ie in Lpittelers Aufsatz viel Ansechtbares
erkennen. 5ie werden nnr zngeben, daß zwar, wie Iener be-
hauptet, das Wissen in der That mit dem Genuß des
Lchönen nicht viel zu thun hat, daß aber — was er, scheint es,
vergißt — auch jene „einzigen Vorbedingungen des Aunstge-
nusses", wie er sie nennt, daß auch Gemüt und jlhantasie
recht wohl erzogen werden können, nnd solglich alle Bildung
zum Aunstgenuß wahrhastig nicht überflüssig sei. Sie werden
serner zugeben, kherr Redakteur, daß jenem Aetzer zum Trotz
auch „philologische" Aunstkcnntnisse gar wohl ihrcn lVert be-
halten als Bausteine einer hochwichtigen NAssenschast von
der Bethätigung der jlhantasie. Und weiter: diesem entsetz-
lichen Manne zu Leid werden Sie eingestehen, daß doch auch
beim Aunstgenuß die Gclcgenheit mitunter an dcr berühmten
Stirnlocke gefaßt werden dars — „denn", werden 5ie aus-
sühren, ,,denn auch die Anfangs sehlende Stimmung zum
Genuß stellt sich angesichts des Aunstwerkes selber doch cben
gar häusig ein. wie", sügen Sie hinzu „wie man in ge-
wissem 2inne sogar von einem Aommandieren der jdoesie durch
die Poeten sprechen darf."
Nun aber sahren Sie sort: „Beweist denn dies Alles,
daß der ,Aunstwart' jenen Aussatz nicht bringen
sollte? Zunächst: Tarl Tpitteler ist so wenig, wie Einer
sonst, der ganze ,Runstwart'; er ist ein Teil dieser viel-
einigkeit, der sich auch durch seine Unterschrist gleichsam aus-
drücklich als solcher bekannte. Dann: halten 5ie etwa uns
Aunst- und Litteratnrsorscher sür kurzsichtig genug, daß wir
eineni Zeitungsherausgeber unter uns zutrauten, er schnitte
sich selber so tief in's Fleisch? 2o ties, wie ich es thäte,
nähm' ich eincn Aussatz aus, der nicht nur der Runstwissen-
schast, der vor Allem dem ,Aunstwart' selber unwider-
leglich die Daseinsberechtigung bestritte? Ferner: vergeßt
Ihr cherren Leser denn über dem, was Luch ärgert, ganz und
gar das, was Tuch ersreuen sollte? Und ist es nicht schon
ein Gewinn, daß Ihr laut sagen hört, was Tausende leise
denken — laut sagen, damit Ihr's laut widerlegen könnt,
könnt Ihr es ebcn widerlegen? IVie lernen wir mehr: wenn
wir nur unsere eigene werte Meinung wie von einer Schall-
wand wiederhallen hören, oder wenn wir sehen, wie sich in
einem mit anderm chumore gefüllten Aopf die Sonne spiegelt,
— rinnt nur auch ihm die Begeisterung sürs Schöne seurig
durch krästige Adcrn? U?as will denn der,Uunstwart' ? An-
regen will er, anregen und noch einmal: anregen! ksat
diesem Zwccke nicht Spittelers Aufsatz vortresflich ge-
dient?"
Daraus war ich gesaßt, Lferr Redakteur! Aber Lie haben
Tines vergessen. 5ie hätten sich wenigstens durch eine sittige
Anmerkung höflichst gegen die Annahme wehren müssen, daß
Spittelers Ansichten überall auch die Ihren seien. Es ist ja
wahr: dadurch hätten Tie das unmöglich gemacht, was nach
einiger altmodischer Leute Ansicht zum Tone der guten Ge-
sellschast gehört: daß man den Andern aussprechen und seine
lVorte wirken läßt, ohne durch eine „captLtio mLlevolentiue"
von vornherein gegen sie einzunehmen. Aber, mein kserr:
sind denn wir Leser altmodische Leute?
^nimLin M6LM sulvLvi. lVomit ich verbleibe
Ihr Tie ausrichtig bedauernder Leser
Dresden, 28./tO. 87. F. Avenarius.
Lose Klätter.
ikZöckttn.
/Zhr steht verwundert vor manch krausem Bild,
Das zu erläutern nimmer ich gewillt.
IVeiß ich es selbst, wess' IVesens rings das All?
was Blume ist? was Weer? was Sonnenstrahl?
Ich warf ein Fleckchen Aleer auf's Linnentuch:
Ia war's denn dies, was ich im Sinne trug?
was voller Lrömme und mit Lleiß gemalt,
Lag grün und gläsern, eine Ungestalt!
war denn das Meer das grüne Schimmern bloß,
Das unabsehbar durch die Lernen floß?
Nein, nein, nicht dies nur rauschte zu mir her:
Das Nleer der Schiffer — nimmer war's das Meer!
Auf fernster Llut durch Nebel sah ich's sprüh'n,
<Lin Tönen hört' ich, Larben sah ich glüh'n —
Und fasst' es nicht und spähte unverwandt,
Bis deutlich sich's aus ^chaum und Schleiern wand:
Gestalten! . . . was ich sah, das stellt' ich hin
wie Blumen. Geht und gebet ihnen Sinn!
IlNricb Iklcin.
Mlerden uild Mllrlmng.
Aus sieben Larben mischt ihr Licht die ^onne,
Du aber fühlst nur, daß Dich Licht entzückt;
Des Rünstlers werk entspringt aus Leid und wonne,
Du fühlst die Schönheit nur, die Dich beglückt.
Du magst zergliedernd Teil zuni Teile finden —
wirkung ist wunder, läßt sich nicht ergründen.
Lrnst v. MUldenbrucb.
Vom DLebten.
wer mit dem worte nie gerungen,
wie hätte der die welt durchdrungen,
wie hätte ihn die welt durchwittert
Und in der Seele nachgezittert?!
^m wort erobr' ich mir die welt,
Daß sie im Geist zusammenhält,
^sm wort entdeck' ich mir das Leben
Und seh' sein heimliches Begeben,
Und ich durchblättre seine Blütenfülle
In ihrer farbenreichsten Samenhülle.
Mloltg. Ikircbbacb.
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