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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

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Heft 8
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Aus der Bücherei
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0106

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einander reihen von der Wiege zmn Grab. Der anhängliche
Sohn seiner kseimat, der, nicht nur virtnos sondern auch
Aünstler, voll von Lserzensgiite und ein wenig eitel, als ein
glückliches Atnd des Lichts über diese Erdc wandelte, ist uns
nnt dcr einzigen Art von sdarteilichkeit geschildert, die wir
vertragen können: der, welche die Liebe erzeugt. Eiu sehr
anmutendes Bildnis schinllckt den Band.

<Dpcrn--Dllndbuci). Repertoriuin der dramatisch-musi-
kalischen Litteratnr. b)on Or. Lsugo Riemann. Leixzig,
L. A. Aochs Verlagsbuchhandlung. — Dieses „notwendige
Bupplement zu jedem Musiklexikon", zu dem übrigens wiedernm
ein 5upplement bereits vorliegt, bezeichnet Riemann selbst im
Vorwort als ,,das Resultat langjähriger mühseliger Arbeit."
Ls ist in der That das Lrzeugnis eines staunenswürdigen
Fleißes. Bon den sicherlich Tausenden der hier ausgeführten
,,Mpern, Gperetten, Ballette, Melodramen, Pantomimen,
Gratorien, dramatischen Aantaten u. s. w." hat eine jede
wenigstens einige zuverlässige Daten erhalten, während von
den bedeutenderen sogar eine Inhaltsangabe beigesügt ist.
Mr glauben dem verdienteu Versasser aufs wort, wenn er
uns versichert: ,,Daß das Buch eine empsundene Lücke ausfüllt,
hat sich während dcs lieserungsweisen Trscheinens heraus-
gestellt."

Aulius Tbueter. Das Lebensbild eincs deutschen Rupfer-
stechers, zusammengestellt aus handschriftlichem Nachlaß von
Anna Thaeter. Franksurt a. M., Iohannes Alt. -- A)er
dieses Buch unbosangen genießen will, muß vorurteilslos
genug sein, sich in den Geist einer Zeit zurückzuversetzen, die in
gar vielen 5tücken ihrer Nachsolgerin, der unsern, sehr un-
ähnlich war. Ts ist geradezu ein Seitenstück zu Ludwig
Richters 5elbstbiographie. Zur Aenntnis des Rünstlerkreises,
den jene darstellt, bietet auch diese wertvolle Beiträge in
Fülle, und doch wird auch sie, wie jenes andere N)erk, die
allerdankbarsten Leser noch unter eincm andern Publikum
finden, als dem der Aunsthistoriker. Denn das nie wankende
Gottvertrauen des Mannes, der hier im Mittelpunkte steht,
wie das jenes anderen; die religiöse Innerlichkeit, die Thaeter

wie Richter überall bcglcitete, und die hier wie dort nicht ge- !
schildert wird, sondern zu uns unmittelbar selber spricht,
wird das Buch über Thaeter zu einer Art von Tr-
bauungsbuch sür denjenigen Teil unseres Volkes machen, der
noch bibelgläubig und christlich im kirchlichen Geist gesonnen
ist. Freilich, Ludwig Richter ist der ohne vergleich Größere
der Beiden — nicht bloß als Mensch, ja, nicht bloß als
Aünstler, sondern sogar ganz im engen Sinne als Schrist-
steller. Ls ist nicht allcin der viel mehr umsassende Geist,
auch nicht allein der wahrhaft sonnig erwärmende Lsumor,
der seiner Selbstbiographie so höheren Reiz verleiht, als dem
vorliegenden Buch, nein, auch ein ganz eigenes Lrzähler-
talent. Line überaus anziehende Persönlichkeit aber ist doch
auch Thaeter, dieser dcmütige, treue Arbeiter, der niinmer
rastend und nimmer hastend steißig nnd voll heiliger Scheu
vor seiner verehrten Annst wie an einem Temxel baut. —
Der zweite Teil des Buchs enthält einen Brieswechsel, in
dem wenige bedeutende Rünstler unter Thaeters Zeitgenossen
nicht vertreten sind. Am häustgsten begegnen wir darin
Rietschel, mit dem Thaeter in einer Freundschast verbunden
war, die an Schwärmerei grenzt nnd uns Aindern der Gegen-
wart dann und wann ein Lächeln, aber ein Lächeln der
Rührung, abnötigt.

Die Glassammlung des D. D. Gstcrreicl). /Ildu-

seums. Geschichtliche Übersicht und Ratalog von Bruno
Bucher. N)ien, Larl Gerolds Sohn. — Liner jener Muster-
kataloge, welche die wissenschaftliche Verwertung unserer
Sammlungen erstrechtmöglichmachen,niedergeschriebenvoneinem
der Verständnisvollen, doxpelt brauchbar — und besonders
auch sür den fern von NAen Weilenden — durch den xracht-
vollen Bilderschmuck scharfer Lheliogravüren. Den Band er-
öffnet eine „Übersicht der Geschichte des Glases", die in saß-
licher und anschaulicher N)eise ihren Gegenstand darlegt. Den
zweiten Teil bildet dann das eigentliche Verzeichnis. Ls sührt
die Glasschätze des österreichischen Museums in trefflicher Grd-
nung vor und giebt von jedem Stücke eine kurze Beschreibung,
sowie die Angabe der Größe.

Lose Klätter.

Äber Wücber.

wmn widerstünde es nicht, von Büchernzusprechen
in Gegenwart von Leuten, die das Verlangen nach
Büchern nicht tzerzlich empfinden? (§s ist der nämliche
Widerrvillen, der uns abhält, denen von einem ge-
liebten bVesen zu sprechen, die nie mit leisester Ahnung
erfahren, was Liebe ist.

-X-

waruin ihn schelten, den fleißigen Leser? Ist
denn nicht unser Aopf der Nlingelbeutel, den wir
ausstrecken, um Gaben zu sannneln — Gaben zum
Bau unserer Rirche? Unserer jstrivatkirche? s)ener
nnsichtbaren Gemeinde fronnner Gedanken, der ein
großer Baumeister den Grundriß ihres Doms auf
das jlllanum der Seele geritzt, und die nun ausspäht,
wo sie die Gaben hernähme zum endlichen Ausbau
ihres Tempels.

-X-

Ich höre gern von guten Büchern, ob ich sie
gleich nicht immer lesen mag. Irgend wo in der
Melt wurde wieder ein Denkmal aufgerichtet, und
mein N)eg könnte mich einmal daran vorüberführen!

Dichtungen sind welten, in die, wie in die wirk-
liche, wir erst hineingeboren werden müssen. Sind
wirds, so leben wir in ihnen — in ewiger Iugend
bei einigen, alternd aus Aindern zu Greisen bei
anderen. ^

Ls geht die Sage, daß sich alle Iahrhunderte
einmal unter den Dutzendmasken das Ahasverusgs-
sicht zeige, das Gesicht des unendlichen, unsterblichen
Nwnschen, der vor Iahrtausenden genau so aussah,
wie bei seiner letzten Sichtbarwerdung. N)ie ragt
nicht oft auch in das Lchattendasein der Buchgeister
eine Gestalt mit den Nttenen jenes unendlichen Geistes,
der sich im Lauf der j)uhrhunderte als ein üjomer,
Dante, Shakespeare, Goethe manifestierte! Geräusch-
los tritt sie ein, nur von Nstenigen gesehen — das
Ahasverusgesicht ist immer nur vou kVeuigen gesehen
worden. Lrst, wenn es entschwunden ist, dann -—
ja dann! „Sie haben ihn gesehen? Lrzählen Sie
mir! wie sah er aus? welche Farbe trug er?"

-X-

Lin paar Nlomentaufnahmen.

Aeller. Gulliver in Liliput. Lin Biese, der
gutmütig die Nllelt belächelt.

-X-
 
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