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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

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Heft 13
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Rundschau
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Vom Tage
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https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0182

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Albrecht Dürer haben sie geübt — es handelt sich
also hier nur um die w ied ereinsührung eines jDrinzips.
Trotzdem: „wohl niemals hat man das vibrierende
tzleben der Larbe mit so seinem Auge verfolgt, wohl
niemals die Schwingungen des Lichtes mit so wissen-
schastlicher Genauigkeit studiert rc." Ueberschreitungen
kämen freilich vor, besonders bei den Figuren. „wenn
man z. B. im Gegensatz zu den dunklen, warmen Tönen,
den braunen Schattenmassen und der vorderbeleuchtung
der Pilochschule die kalten, hellen, grauen Töne und
die Beleuchtung rückwärts in einseitiger IVeise bevor-
zugt und Alles, was Schatten heißt, durch weißliche
Reflexe aufhebt, so ist das ein Manierismus, der nicht
zu billigen ist." Mehr Anfechtung, als die Freie-Luft-
U'lalerei hat der letzte Punkt des neuen Malerpro-
gramms gesunden: der, die Dinge möglichst in natür-
licher Größe zu malen. Daß dieser Grundsatz „zu
bedenklichen Attßbräuchen gesührt" habe, gibt Muther
auch zu. „Zunächst treten sofort Maler aus, denen
das große Format nur vorwand war, die nichtsnutzigsten
Geschichten von der welt breit zu treten, um aufzu-
fallen." Muther rät unsern Malern, „den intimen
Reiz, den ein kleineres Bild bietet, nicht in einseitiger
sdrinzipienreiterei aus den Lfänden zu lassen," sindet
aber eigentlich gegen die gerittenen Prinzipien an und
sür sich nichts einzuwenden. „Verdienen die Begeben-

heiten des modernen Lebens nicht mit demselben Recht
in großen Bildern verherrlicht zu werden, wie das
srüher mit den Haupt- und Staatsaktionen der ver-
gangenheit geschah?" wir sollten uns vor dem Lr-
starren in Formalismus hüten, das die Folge des Ab-
lehnens solcher neuen Versuche wäre! Technische
Gründe sprächen zudem laut sür das große Format.
So erprobe man die neue Malweise in notwendiger
Vorarbeit zur Lösuug größerer, edlerer Ausgaben —
eignet sich doch der Aünstler aus diese weise viel
leichter die Lierrschast über das bsandwerk an. „Auf
dem gleichen wege hat sich bekanntlich einst die
italienische Runst des 16. und 16. Zahrhunderts zur
vollen Blüte entfaltet. Trst auf die florentinischen
Naturalisten der Frührenaissance, die sich unbefangen
und einfach damit beschäftigten, gesunde Gestalten
anatonüsch richtig darzustellen, rnit Tlementarübungen
vor der gemeinen Natur anfingen, um die völlige
kserrschaft über die große Form zu gewinnen, sind die
Rünstler der Hochrenaissauce gefolgt, die das waterial
übernahmen und von der gemeinen zufälligen wirk-
lichkeit zum Zdeal empordrangen. Zn ähnlicher weise
wird vielleicht, wenn wir überhaupt jemals wieder zu
einer monumentalen Aunstblüte gelangen, auch der
Naturalismus des 19. Zahrhunderts seine Früchte
tragen!"

Vom

-x- Der Gedanke eines N a ti on a l d enkm a ls für N)il-
helm den Ersten beschäftigt bereits lebendig unser Volk.
Sogleich nach der Beisetzung des Raisers tauchte eine überaus
große Arrzahl von Plänen und vorschlägen auf, die sich nach
dem einstiimnigen Beschluß des Reichstags noch vermehrten.
wir verzeichnen nur einige der interessantesten. Die Bilder
von fünf Denkmälern scheinen den Männern, die das lVort
ergriffen, vorzugsweise vors innere Auge getreten zu sein.
Zunächst das des Niederwald-Denkmals — aber gerade der
Gedanke an eine ähnliche Anlage, wie sie hier vorliegt, hat
dem Anschein nach am wenigsten Anklang gefunden. Dann
die des xergamenischen Altars, des römischen ^dantheons, des
ttutherdenkinals zu worms, des Viktor-Lmanuel-Denkmals zu
Rom. Über zwei Pnnkte jedoch scheinen die Meinungen schon
jetzt sich zu einigen, darüber: daß es sich hier nicht um das
lverk nur einer Runst handeln dürfe, daß vielmehr alle
bildenden Rünste zusammen wirken müsfen, um der gewaltigen
Aufgabe zu genügen, und darüber, daß der Raiser nicht als
einzelne Gestalt, sondern umgeben von seinen ,,j)aladinen"
gleichsam als die Verkörxerung des Reichs gefeiert werden
soll. Uber die jdlatzfrage sind selbstoerständlich die Meinungen
geteilt. Der Lustgarten, die Schloßfreiheit, der Platz zwischen
Gpernhaus und Raiserxalais, der jdariser jdlatz mit dem
Brandenburger Thor, der Rönigsxlatz mit der 5iegessäule
als ksintergrund des Monuments, auch die Museumsinsel
werden auf die Gunst und Ungunst ihrer Verhältnisse geprüft,
während sich (besonders durch die Rriegervereine begünstigt),
eine Ströinung im Volke bemerkbar macht, die das National-
Denkmal für den Raiser gar nicht in der Reichshauptstadt
errichtct, die vielmehr den Barbablanka auf der Stätte des
Barbarossa, auf dem Ryffhäuser, verherrlicht sehen will. wir
ziehen es vor, eine größere Rlärung der Meinungen und eine
schärfere 5cheidung dessen abzuwarten, was unter Berücksich-
tigung aller Verhältnisse überhaupt inöglich und was nicht

Tage.

möglich ist, ehe wir des Näheren auf die Frage eingehen.
warnen aber möchten auch wir vor jeder Überhastung der
Frage. Nicht um Schnelligkeit der Ausführung, sondern um
höchste Gediegenheit handelt sichs hier, damit ein werk ent-
stehe, das aere peremüus von Geschlecht zu Geschlecht leuchte.

-x-Lope deVegas „Rönig und Bauer" hat bei seiner
Aufführung im Berliner „Deutschen Theater" so viel Glück
gemacht, wie in Dresden und München. Die „T. R." stellt
das lVerk als das lichtere Gegenbild zu Lalderons „Richter
von Zalamea" hin, welch letzteres freilich das lVerk eines
Genies sei, während Lope doch nur ein Talent gewesen sei.
Lfier bleibt alles heiteres Spiel, behagliches Ausmalen des
Zuständlichen, meint die „Frf. Z.", „aber der Lustigkeit ist so
viel spanischer Tiefsinn beigesellt, und der Lharakter im Mittel-
punkte der kleinen Fabel, der Bauer, der auf seinem Gute
Rönig ist, und dann den Anblick des Rönigs von Frankreich
nicht sucht, ist mit so viel anschaulicher lVahrheit geschildert,
daß man in einer fröhlichen und angeregten Stimmung dem
Gange der Dinge folgt bis zuletzt". Denken wir daran, daß
Lope durchschnittlich alle lVochen ein Lustspiel „lieferte" und
ungefähr anderthalb Tausend Stücke hinterlassen haben soll
(,,soll" allerdings) und vergleichen wir mit dieser Thatsache
die „Dauerhaftigkeit" seiner IVerke, so begreifen wir des
Lervantes Ausspruch vom „wunder der Natur" in diesem
jdoeten. Die Bearbeitung bespricht Zabel in der ,,Nat.-Z."
ungünstig. Schon die Umänderung des treuherzigen ,,Der
Bauer in seinem winkel" zu „Rönig und Bauer" iin Titel
läßt er Lsalm und dem jetzigen Bearbeiter, Förster, nicht un- !

gerügt hingehen.

-x- Über das inoderne indische Theater teilt die
„Frf. Z." Einiges mit. „!Vie in Indien überhaupt, so haben
sich auch im indischen Theater die verschiedensten Etufen der
Lntwickelung erhalten. Ini Drama kann man etwa fünf
verschiedene Arten unterscheiden, die älteste ist die der hiera-

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