Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:
Wilhelm der Erste
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

12. Stück.

Lrscbeint

Derausgeber:

ZferdLnand Nvenarlus.

«cslellprcis:
vierteljährlich 2i'z Mark.

Zabrg. t.

Mtlbelm der Lrste.

var scblummernde Lsanpt auf den tinnen weiß,
Im schlichten Bett ein sterbender Greir.

Sie fühlen, wie schwach sein ^erzschlag geht,
Sie lauschen, wie sein Gdem verweht,
Lrkaltende Lsände küssen sie
Und sinken leise weinend aufr Unie.

Und leise wandelt'r von U'lund zu Ulund,
Und flüsternd von Zimmer zu Zimmer wird's kund,
Lin N)ort — und aus dem Sterbehaus
Gedämpft summt'r über die Nlenge hinaus,
Die draußen, Uopf an Uopf gezwängt,

Sich in harrendem Langen drängt . . .

U)ie trübe der Lsimmel — kein ^tückchen Blau.
Lhgestern noch Frühling — heut Alles grau.
Nässe, Nebel, Tropfenfall —

Nur Line wolke das ganze All.

Und Lin Gedanke in jedem Gehirn,

Und Line Trauer auf jeder Stirn,

Auf allen tippen <Lin Name nur,

Im Mannesauge selbst Thränenspur . . .

Da dröhnt dumpf hin durch den dumpfen Tag
plötzlich ein erster Glockenschlag,

Und schaurig auf heult droben das Lrz,

Als berste der Himmel selbst vor Schmerz:

Der Uaiser ist tot! — Die Stunden verwehn,
Tage schwinden, wochen gehn.

Uild der Frühling wird wieder erblühn,

Und die Sommersonne glühn.

!Nild in wehmut wird sich der ^chmerz
tösen auch in der Treuesten ^erz,

Aber vor Allen, die je es gesehn,
wird ein gütiger Antlitz stehn
Und eine Seele, die schlicht und klar,

Und eine Größe, die einfach war —

Linfach, wie alles Lchte ist,

Das die Gottheit segnend geküßt.

Und Geschlechter steigen ins Grab,

Und Zahrhunderte sinken hinab —

Da schimmert am Horizonte ein Bild
wie Abendsonne im wolkengefild.

Äe kennen ihn Alle, der vertraut
Seit der Rindheit für Zeden, herüberschaut:
Das Schwert bereit zum schützenden Streich,
Die Rrone blitzend, stolz wie das Neich,
von Sängen umflochten mit Rranz auf Rranz,
von^Wythen umgoldet mit ^agenglanz
So leuchtet in milder Lferrlichkeit
Lr ruhig hin über Raum und Zeit.

L. N.

Der Nachdruck von längeren wie kürzeren Beiträgen des „Runstwarts" ist voin verlage nur unter deutlicher Puellenangabe gestattet.

— 153 —
 
Annotationen