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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

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Heft 6
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Weihnachtsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0074

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uns den Lindruck des Aneinxfundenen und Süßlichen. —
Line gut unterrichtende Linleitung von Ferd. Lotheissen ist dem
Idyllen-Romane vorgedruckt.

Altes und Oeues. Fünszehn Mriginalzeichnungsn von
Ludwig Richter. In Lichtdruck ausgesührt. Leixzig, Alphons
Dürr. M. ZO. — Ludwig Richter und nicht im lholzschnitt?
N?ir sind so gewohnt, seine Aunst aus dicser Technik zu uns
sprechen zu sehcn, aus dem Lholzschnitt, in dessen Gcschichte
sein Name als der eines mächtigen Fördcrers verzeichnet steht,
— daß wir diese Blätter mit verdoppelter Lrwartung in die
Lsand nehmen. Und wir müssen es uns bei ihrer Durchsicht
gestehen: es ist doch noch ein großer Unterschied selbst zwischen
dem besten Lsolzschnitt und einer Zeichnung; es geht immer
ein 5tück j)ersönlichkeit aus dem weg von dcr letzteren zur
ersteren verloren. bsolzschnitten gegenüber ist es uns gleichsam,
als läsen wir Richters werke, hier ist's, als spräche der
Uleister: so unmittelbar verkehrt sein liebenswürdiger Geist mit
uns. Dabei gehören einige dieser wenig bekannten Uomposi-
tionen zu Richters innigsten 5chöpsungen.

Mlder-CBclus zu Molkrum von Lscbendacbs Onr-
eivnl. Achtzehn Aomxositionen von Ldmund und August
von lVörndle. UUt Text von Ioses Leeber. Ulien,
Ges. s. verviels. Uunst. — vortreffliche kheliographieen — wie
alle des lviener militär-geograxhischen Instituts. Die Bilder
selbst, deren Uompositionen sich meist architektonisch ausbauen,
tragen jenen Lharakter des „Stilisierten", dcn wir selbst an
lVandgemälden bei jüngeren Schöpsungen nicht mehr gewohnt
sind. Ist die Anschauung der Lornelianischen Uunstzeit noch
in Vielem unverkennbar, so weist die Behandlung der Land-
schast aus andere Linflüsse hin. Im Ganzen lassen uns die
Gestaltungen doch ziemlich kühl, weil ihnen eine tiesere Lha-
rakteristik sehlt, und auch die j?ersönlichkeit der malenden
Aünstler nicht schars genug vor uns tritt, um uns sür jenen
Nlangel zu entschädigen. Zu viel Bild und zu wenig Leben. —
Leebers Text giebt in sehr geschickter lVeise zu jeder Uompo-
sition den Inhalt der entsprechenden Ltelle aus kVolsrams
parcival.

Durcbs Deutscbc Luud. Ukalerische Stätten aus
Deutschland, dem Llsaß und Gsterreich. 25 Griginal-Radier-
ungen von B. Mannfeld. Nebst begleitendem Tert von
Aemil Fendler u. A. 2. Aufl. Leipzig, lh. Barsdorf. M. l5.—
Utannseld's Radierungen genießen nicht umsonst ihres Ruses:
sie sind Zeugnisse einer vollständigen Beherrschung der Mittel,
eines bis ins Feinste durcharbeitenden Fleißes und eines Lin-
empsindensindasVorbildder lVirklichkeit, das demNachbild einen
gleichsam lyrischen Dust verleiht. Die vorliegenden Blätter
geben nicht etwa „berühmte Punkte", „Lehenswürdigkeiten"
oder sonst solche Dinge, wie sie die Illustrationen von Reise-
werken und leider auch die Prachtwerke, welche den Lharakter
,,beliebter Reiseländer" darstellen sollen, zu enthalten xslegen.
Iumeist bietet uns diese Blütenlese Blumen, die abseits blühen
von den Augen Bädekers, Blumen, die gesucht werden wollen
und die nur sinden wird, wer Augen sür malerische Lchönheit
im Aoxfe hat. Der Text (zu jedem Bilde ein Blatt) sagt
nicht nach der beliebten kVeise solcher ,,Lrläuterungen" dem
Leser: wolle gefälligst das nachschwärmen, was ich Dir hier-
mit vorschwärme. Lr giebt zumeist einige geschichtliche
Lrinnerungen und sonst Bemerkungen, an welche die webende
phantasie ihre Fäden ansxinnen kann.

Aqunrelle, Ditstellgemälde uird Dundzeicbuuitgen
der Dresdner Internationalen Ausstellung Z887.
29 Rartons, Lichtdruck-Rexroduktionen nach lverken dentscher,
italienischer, belgischer und holländischer Meister. Text von
Paul Lchumann. Dresden, Ltengel 6c Markert. M. 20. —
„Manche Blätter, deren Ausnahme in hohem Grade wünschens-
wert gewesen wäre, mußten leider sortbleiben, da entweder
Verlagsrechte oder technische Lchwierigkeiten oder Rücksichten
aus den Abnehmerkreis hindernd in den !Veg traten." Line
wirklich charakteristische Vertretung der Aquarellmalerei, von
der die höchst interessante Dresdner Ausstellung trotz ihrer
Lücken das beste Bild gab, das überhaupt je von ihr gegeben,

dürsen wir nach diesen lvorten der Vorrede nicht erwarten:
Menzel, kverner, Dücker, Achenbach und viele andere Meister
— und gerade deutsche — sehlen. Gut vertreten sind die
Italiener, deren Bilder hauptsächlich durch ihre vollendete
Technik so berechtigtes Aussehen erregten, die Niederländer
und von den Deutschen, wie das in der Natur der Lache lag,
die Dresdener. kVird der Band den Besuchern jener Ausstellung
immerhin als Lrinnerung an manches trefsliche kverk willkommen
sein und um so mehr, als die Illustrationen des Aatalogs
vollständig verunglückt waren, —- so ist sür weitere Areise sein
kvert einsach der einer guten Bildersammlung. Denn so ver-
schiedene Lchulen vertreten sind, es ist kein eigentlich schlechtes
Bild wiedergegeben (was sich bei derartigen kverken leider
nicht von selbst versteht), während an wirklich guten und selbst
bedeutenden und vortresilichen kein Mangel ist. Die Lichtdrucke
zeigen jene Schwierigkeiten, die Aquarell- und Pastellmalerei
der jdhotograxhie noch immer cntgegenstellen, nach Möglichkeit
übcrwältigt.

Mlberbücber Mr dle Augend. — viel weniger, als
sie es thun sollten, pslegen unsere Lrwachsenen die Ieichnungen
zu beachten, die sür ihre Ainder bestimmt sind. !Vas gehen
sie „Bilderbücher" an l bsöchstens gucken sie aus xädagogischen
Gründen hinein. Und doch blühen in diesem abgesonderten
Gärtlein der Aunst so wertvolle jdflanzen, wie im stolzen
Nachbargarten der „Prachtwerke". Den größten Platz nimmt
sreilich Rüchenkraut ein, das die bserren verleger zu ihrem
Nutzen gebaut. Daneben aber grünt manches Pflänzchen schön
genug, um, im Blumentoxs zur Ltube hereingetragen, hier
unsern Linn sürs Lchöne nachhaltig zu ersreuen.

Lammelxlatz der meisten dichtcnden und zeichnenden Rünstler,
die sür unsere Lprößlinge schaffen, war und ist noch heute
Lohmeyers „Deutsche Iugend". Als sie vor ein xaar
Iahren ihren verlag wechselte und gleichzeitig begann, „poly-
chrom zu werden", erging es wohl Manchem wie mir: es
beschlich ihn Besorgnis, daß der IVandel ein lvandel
zum Unsegen sei. Eine Mauserzeit hat damals die „Deutsche
Iugend" auch durchgemacht. Nun aber sitzen ihr die sarbigen
Federn höchst sauber und kleidsam am Leib. „Für unsere
Iugend ist das Beste gut genug" — die Zeitschrist sxrach
mehr, als eine jdhrase aus, da sie dies !Vort als ihren !vahl-
spruch verkündete.

Den Rünstlern der „Deutschen Iugend" und natürlich auch
vielen ihrer Bilder begegnen wir in manchen Büchern des
Dürr'schen verlages wieder. Am häufigsten Mskar Pletsch,
vielleicht dem beliebtesten, kcinessalls dem bedeutendsten unter
ihnen, desien zahlreiche Bilderwerke jetzt, scheint es, ein wenig
von andern in der Gunst des Publikums zurückgedrängt werden.
Dann dem ungleich bedeutcnderen Fedor Flinzer, über
dessen Leistungen Reiner reden dars, der nicht seine Bilder-
bücher kennt, denn bis jetzt ist er als Zeichner nnr hier recht
kennen zu lernen. Lturms „Neues Fabelbuch" bringt allein
Gaben seines Stists; von den Bildern zu Lohmeyers „Reim-
scherzen und Lcherzreimen: „Lachende Rinder" ist das
Meiste von ihm, Alimsch, Pletsch, Richter, Thumann und
andere Männer der „Deutschcn Ingend" teilen sich ins Ubrige.
Flinzers neuere Lachen sind sreilich nicht mehr von Dürr
verlegt. Lie zeigen den Rünstler noch in sortwährendem
wachstum. !Ver behauxtet, daß Flinzer nur Tiere zu
zeichnen verstehe, irrt; daran aber läßt sich nichts deuteln,
daß von seinen bisherigen Lchöpsungen die besten Tierbilder
sind. Rindergestalten, wie das Baby aus dem Blatt „Im !
Bade" (in „Glückliche Rinderzeit", Bremen, bseinsius),
oder wie eine ganze Anzahl kleiner Gesellen im ,,Iugend-
brunnen" (Berlin, Lipxerheide), sind gewiß sein gesehen
und gut wiedergegeben. Dennoch ist cs, als bcseelte ein neuer
Geist des Rünstlcrs bsand, zeichnet sie uns Tiere. Aus den
,,Rönig Nobel" und den ,, Tierstruww elx eter" (beide
mit guten Dichtungen Lohmeyers bei !Viskott in Breslau er-
schienen), darf sich unser Volk ein wenig zu gut thun. Besseres
in dieser Art habe ich nicht gesehen. Auch das „Runter-
bunt" (Glogau, Flemming), zu dem gleichsalls Lohmeyer den

— ss —
 
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