Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 1.1887-1888

DOI issue:
Heft 10
DOI article:
Vom Tage
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11723#0136

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Lin Nusikfest großen 5tils findet in Stuttgart statt,
wahrscheinlich vom ^9. bis 2^. Iuni. In den drei Konzerten
sollen u. A. aufgesührt werden: thändels „Iosuah", Schumanns
„Paradies und sderi", Beethovens ,,Lroioa", tvagners s)ar-
sisalvorspiel. Brahms, Ioachim, d'Albert, bsermine 5pieß
wirken mit. Musikalische Leitung: jdrosessor Faißt und Nusik-
direktor Rlengel.

* Lin nordisches Musiksest soll zur Mitte Nai in
Aopenhagen geplant wcrden. Man will ausschließlich Aom-
positionen dänischer und skandinavischer Meister aussühren.

» Der „Deutsche Vuartettverein" in Paris seierte
sein Stistungssest. T>ie ,,Frks. Z." erzählt davon: ,,Berr
L. Nicot hatte gestern in der ,France< geschrieben: Die
Deutschen in jdaris versammeln sich heute im bsütel Lontinental,
um die ,N)acht am Rhein' zu singen. U)ie hat er sich doch
geirrt! Man tanzte die Vuadrille nach sranzösischer Manier,
man vermied jede patriotische Aundgebung, aus dem Aonzert-
programm figurierten Vieuxtemps, Massenet und Bourgeois,
das Grchester spielte sogar zu einer s)olka die Boulanger-
hz>mne: ,Rn vevennont äs ln rsvne°. Nein, die Deutschen in
j)aris sind keine Lhauvinisten!"

Das drcihundertjährige Iubiläum der Geburt Iose
de Riberas (j2. Ianuar) ward besonders in Zpanien ge-
seiert. Nicht nur, weil der spanische Nationalstolz überhauxt
den „Spagnoletto" krästig sür sich in Anspruch nimmt, sondern
auch, weil die jüngere spanische Malerschule der Gegenwart
Zielen nachstrebt, die sie kaum in einem ihrer ,,alten Meister"
mehr verwirklicht stndet, als eben in Ribera.

-x- Die neuen Freskengemälde im Natikan, die
Ludwig 5eitz dort unter besonderem Einsluß des j)apstes
gemalt, sind nun den Blicken des j)ublikums zugänglich ge-
macht. Nach der „Frs.-Z." soll es dem Mnstler in solchem
Grade gelungen sein, einen spröden scholastischen Stoss aus der
Ideenwelt des h. Thomas von Aquino zu beleben, daß die
Bilder als die bedeutendsten bezeichnet werden dürften, die
nnter Leo XIII. im Vatikan entstanden.

-x- Das neue Rathaus in München besitzt jetzt ein großes
Monumentalgemälde Lindenschmits, darstellend Münchens
Ausblühen in Aunst und IVissenschast unter Ludwig I. Der
Aönig krönt die knieende Munichia, „läßt sie durch die Aunst
mit herrlichenr Gewande schmücken nnd sührt ihr die IDissen-
schast zu." Also wieder eine verstandesgemäß zurechtgelegte
Allegorie.

» Der englische Maler D). B. Richmond, dessen Bildnisse
aus der Berliner Iubiläums-Ausstellung den Zieg der englischen
j)orträtmalerei über die deutsche mit entschieden, malt gegen-
wärtig in Berlin. Aber die dortige Rritik äußert sich über
seine neuen Schöpfungen enttäuscht.

Ä- Das wieder häustger und häustger gexstegte Be-
malen der khäuser begrüßt Lsans Schliexmanu (T. R. 5i)
in einer Besxrechung von sarbigen Neubauten in Berlin.
Und er gelangt zu diesen Thesen: „Der ausgesprochene Indi-
vidualismus, dem der moderne lhäuserbau einmal huldigt,
kann jedenfalls nur dadurch schließlich zu malerisch wirksamen
Straßenbildern gelangen, daß die Loslösung der Linzelhäuser
durch deu Farb enunterschied vollständig ausgesprochen wird.
Die halbe Trennung durch wechsel in den Gesimshöhen und
Gliederungen bringt nur Buntheit hervor, Liniengewirre.
,Bunte Ljäuser' werden ruhiger nebeneinander aussehen, als
gleichfarbige in entgegengesetzter 5tilsassung. Ts erscheint
dann als gewollt, was bisher nur leidiger Zusall war."

» Zur Restaurierung der NürnbergerSebalduskirche
hatte der Magistrat die Mittel verweigert, weil städtische
Gelder zu einseitig religiösen Zwecken grundsätzlich nicht zu

verwenden seien (!). Das Gemeindekollegium saßt glücklicher-
weise die Frage entschieden anders aus, so daß dem Nereine
zur Wiederherstellung dcs herrlichen Aunstdenkmals die städtische
Unterstützung zu Teil werden dürste.

-x- Einen 5aal der Belbstbildnisse berühmter Maler
legt nach dem Vorbild der Usfizien nun auch das Louvre an.

* Dem National-Museum zu Madrid sollen sechszehn —
Ztatuen gestohlen sein. Und wie geschah das?

-x- In Aöln ist ein neuer Runstgewerbeverein mit
vielversxrechendem j)rogramm begründet worden. Zur Lr-
richtung seines Museums gab die Stadt das Gebäude der
srüheren Taubstummenschule her und übernahm die Umbau-
und Verwaltungskosten. Ium Direktor ward vr. j)abst vom
Berliner Runstgewerbemuseum berusen.

-x- Zur Lrbauung einer „staatlichen" Bildhauer-U)erk-
statt zur Aussührung von Aolossalwerken sind 38 000 Mark
im preußischen Ltat angesetzt.

* NusstLllungen: Die N)iener IubilLumsaus-
stellung wird weder von den sranzösischen, noch von den
russischen Aünstlern beschickt werden. Nach dem kühlen ver-
halten Gsterreichs gegenüber der j)ariser Ausstellung des
nächsten Iahres stnde man an der Leine eine sranzösische Be-
teiligung an der lViener nicht recht xassend. lDie sranzösisch-
russischen Zuneigungen haben sich übrigens aus dem Gebiet
der Aunst auch durch Gründung einer „XbsociÄtion Lrtisiigns
et littevLire IrLnco-russe" bethätigt, die durch Aonzerte, Runst-
ausstellungen, Bühnenaussührungen, Übersetzungen in ihrem
Zinne wirken will.) In München werden die sranzösischen
Rünstler vertreten sein.

X Dreisuusscbrelben: Die Gesellschaft sür die Lrricht-
ung eines Grant-Denkmals sordert aus, j)läne sür ein
Denkmal oder Gebäude bis zum i. November einzuliesern.
Die süns besten erhalten j)reise von 800 bis 6000 Mark.
Die Aosten des Denkmals dürfen bis aus zwei Millionen Mark
(500000 Dollars) steigen. Näheres vom Sekretär der Gesell-
schast: ZHß, Broadway, New-Tsork.

Denstmäler: Für Iohanna v. Ghilany soll ein wert-
volles Grabdenkmal errichtet werden, dessen Aosten die Ber-
liner „Gesellschast" „unter sich" aufbringt. —- Das Denkmal
sür Ludwig II. an der Ilnglücksstelle am 5tarnberger 5ee
wird im 5ommer in Angriff genonrmen. — Der Ausrus um
Beiträge sür das Denkmal walthers von der Vogel-
weide in Bozen wird versandt. Bisher sind 26 000 Gulden
gezeichnet, noch wenigstens joooo weitere ersorderlich. Schatz-
meister des Ausschusses ist Albert wachtler, Aausmann in
Bozen.

* Gestorben: Albert Lindner, der Dichter des mit
dem Schillerxreis gekrönten „Brutus und Lollatinus", der
„Bluthochzeit", die ein Zugstück der Meininger geworden, und
anderer von hoher Begabung und hohem 5treben zeugender
Dramen, ist im Zrrenhause von Dalldorf, 57 Iahre alt, zu
Ansang dieses Monats gestorben. Lin Mann, an dessen
Namen sich eine Zcitlang die glänzendsten kfoffnungest knüpsten,
bereicherte er, wie sich ein Berliner Blatt ausdrückt, die Ge-
schichte der deutschen Litteratnr nun abermals mit einer N)irk-
lichkeitstragödie. „Iu den düstern Bchatten der Lenz, Aleist,
Grabbe, Büchner hat sich der Albert Lindners gesellt." N)a-
rum konnte er auch nicht j)ossen oder Gxeretten schreiben, wie
wir als das Volk der Dichter und Denker sie xstegen? —-
bscinrich kseger, Architekturmaler, gest. q. Februar zu
München. — Ant 0 nMauve, Landschastsmaler, gest. 50 Iahre
alt zu Amsterdam. — Axel Nordgrcen, Landschastsmaler
(bes. Mondschein- nnd Aüstenbilder), gest. 60 Iahre alt in
Düsseldors. — Ldward Lnar, bekannter Dichter von Rinder-

— 130 —
 
Annotationen