rennen nnd Rarrikaturzeichner, gest. zu San Remo. — william ^ Mal den „Freischütz" ans die Londoner Bühne brachte), gest.
west, Dichter und Romponist (der vor 50 Iahren znm ersten j 92 Iahre alt zn Tondon.
Äprecksaal.
(Antcr sacklicber tlcrantwsrtung dcr Dcrrcn Linscndcr.)
Die volksbühne.
Der Aussatz Dr. ^einrich Bulthaupts „Theatralische
Festspiele" macht es mir wünscheuswert, demselbeu einige
U)orte folgeu zu lasseu, um meiue eigeue chtelluug
zur Sache klar zu legeu, zumal feuer Aussatz iu der
„Leipz. Ztg." bereits eineu IViderhall gefuudeu hat.
Zch habe dies zwar schou iu meiuer kleiuen Schrift
„Luxustheater uud volksbühue" versucht uud über-
schreibe deshalb auch diese 2lusführuugeu mit „Volks-
bühue", gegeu die Bezeichuuug Festspiel habe ich iu-
dessen uichts; der Gegeusatz müßte dauu allerdiugs
„Alltagstheater" seiu, womit ich iudessen uicht eiueu
Tade! aussprecheu will, ebeusowenig wie mit „Luxus-
theater", souderu einfach die Sache selbst bezeichnen.
wis es mit dieser deutscheu „Alltagsbühue" steht, hat
Bulthaupt selber erst eben iu eiuem leseuswerteu
Schriftcheu: „Die Lrauzoseuherrschaft auf der deutscheu
Bühue" auseiuauder gesetzt. Neben Frauzoseu uud
deutscheu Nachäffungeu oder Plattheiteu herrscheu in
uuseru Theatern die „Alassiker". Diese siud deu Zu-
schaueru längst litterarisch vermittelt: selber zu deukeu
und mit eigeuer Nraft zu empfaugeu (auch zum Lm-
pfaugeu gehört Araft), habeu sie uicht nötig. Was
wuuder, daß sich allmählich eiue Uulust eiustellt, auf
ueue Gedauken eiuzugeheu, dem Dichter zu folgeu.
Alau verlaugt vou ihm, daß er bedieutenhaft dem
s)ublikum nachläuft uud für alle seiue chchwächeu zur
bsaud ist. Die Theaterdirektoreu, welche auf das
sDublikum augewieseu siud, müsseu sich iu diesen Zu-
staud fiudeu uud habeu es gethau. Tiue Verbesseruug
der Bühue ist uur möglich, wenn mau eiu auderes
publikum schafft.
Dies war der Zweck waguers, als er die Bay-
reuther Festspiele grüudete. Daß Ähuliches für das
Schauspiel möglich sei, hatte ich t883 iu IVorms erlebt.
Daß aber solche Festspiele, weuu sie uuserm steheu-
deu Theater widersprecheu, auch in eiuem Gegeusatze
zum „Drama" als solchem steheu, muß ich bestreiteu.
Zedeusalls würde dies ein Alaugel des Verfassers,
uicht der Zdeeu sein. Vou der gerade augeublicklich
moderueu chchabloue (die Niode wechselt uud damit
das dllioderue) werden sie zwar abweichen, alleiu das
dürfte keiu Uuglück seiu. Auch das griechische Drama
bestaud uur aus „Festspieleu"; als die Zeit der Fest-
spiele vorüber war, war es auch die jlleriode des
Aeschylus, chophokles, Aristophaues; au Btelle der Tra-
gödie uud Aomödie trateu die Lustspiele des Nieuauder
uud seiuer Nachahmer.
Die „Feslspiele" der Volksbühue siud also iu meiueu
Augeu uur eiue ueue Form. Diese Form wird schwer-
lich eiu Versuchsfeld für die „halbeu uud Viertels-
taleute" darbieteu, um so weuiger, als diese Form sich
erst eutwickelu muß. wie weit ich selber dazu bei-
trageu kauu, muß ich abwarten: jedeufalls würde
Bulthaupt irreu, weuu er meiute, daß ich meiueu
„Luther" oder irgeud eiueu auderu „Luther" als die
bequeme ^chabloue betrachte, nach welcher jeder „große
Mann verherrlicht werdeu soll".
Allerdiugs wird die „Geuußfähigkeit" des j?ubli-
kums der Volksbühue gegenüber größer seiu, als im
steheudeu Theater uud der Dichter braucht uicht gar
so äugstlich Nücksicht zu uehmeu. Das Ausstattungs-
weseu unsrer Theater zerstreut uicht nur, es streugt
die Augeu au uud wirkt, wie das Durchwauderu einer
Bildergallerie, ermüdeud. Falleu die Dekoratioueu
fort, so hört mau uicht uur besser, souderu auch leich-
ter. Dazu eutspricht die Volksbühue uusrer Art zu
seiu. Niau hat uuser Zeitalter „realistisch" geuauut:
was uuu ist mehr uurealistisch, als unsre theatralischeu
jDhautasmagorieu? Auf der Volksbühue sieht man
uur die realeu Ateuscheu. Auch bleibt der Zuschauer
lebeudiger, weil er sich eius mit deu chchauspieleru
fühlt, ja uuter Umstäudeu im Gesauge am Drama
teiluimmt. Zu uuseru „Luxustheateru" hat mau deu
Liudruck eiuer Gper ohue Musik. Die Zuschauer der
volksbühue stelleu gleichsam eiue „Volksoersammluug"
vor, die irgeud eiuem historischeu Vorgauge beiwohut.
Diese Bühue kauu mit der moderuen „Zeituugsöffent-
lichkeit" wieder iu Wettbewerb treteu. Wau denke
sich uur deu moderuen Nkeuschen, der mittels der
Zeituugeu täglich die weltgeschichte miterlebt uud dem
uuu im Thealer uur eiu Gegenspiel des Zeituugs-
romaues, der Liokaluachrichteu oder des „Vermischteu"
dargeboten wird.
Diese Teiluahme der Zuschauer gewiuut ihren
Ausdruck im chäugerchor, der die ideale Volksstimme
im Gesauge zu worte kommeu läßt. Daß auf der
Bühne Leute aus dem Volk alleiu oder uebeu Berufs-
chchauspieleru stehu, macht für die chache selbst uichts
aus. weuu ich Liufluß hatte, habe ich stets die
Nameu der Aütwirkendeu verschweigeu lasseu, um
uicht auf jenes persöuliche Zuteresse, vou welchem
Bulthaupt redet, zu spekuliereu. Die Niitwirkeudeu
habeu sich das mehrfach ruhig gefalleu lasseu; ob bei
uuseru steheudeu Theateru eiu ähulicher, jedeufalls
ebeuso uützlicher Verzicht auf die persönliche Litelkeit
bei Berufsschauspieleru durchzusetzeu wäre, erscheiut
mir fraglich.
was Bulthaupt vou der Tiueuguug des „Drama-
tikers" sagt, ist ja richtig, uur, daß uusere Theater
gar uichts Festes darbieteu, daß uuser jllublikum uie-
mals auf deu Gedaukeu kommt, die Dichtuug au sich
sei etwas Uuabänderliches, iu sich Notweudiges. Zch
habe es freilich für meiue j)flicht gehalten, bei deu
verschiedeueu Aufführuugeu meiues „Luther" jedesmal
der Dichtuug uoch eiueu örtlichen Zusatz zu gebeu.
Lin solches Verfahreu ist doch aber wohl lange uicht
so unküustlerisch, als weuu in jeder Stadt die klassi-
schen Drameu eiu auderes Ausseheu gewiuueu, ja
weuu chhakespeare uirgeuds als wirklicher Shakespeare
zu LVorte kommt, soudern uur gleichsam, als habe er
willkürlich zu be- oder mißhaudelude Texte für
Negisseur uud Schauspieler geschriebeu.
weuu der ueue Niessias des Dramas kommt, auf
deu Bulthaupt wartet, wird er auf der volksbühue
gleich eiueu festeu Bodeu haben uud nicht, wie
L
a)
west, Dichter und Romponist (der vor 50 Iahren znm ersten j 92 Iahre alt zn Tondon.
Äprecksaal.
(Antcr sacklicber tlcrantwsrtung dcr Dcrrcn Linscndcr.)
Die volksbühne.
Der Aussatz Dr. ^einrich Bulthaupts „Theatralische
Festspiele" macht es mir wünscheuswert, demselbeu einige
U)orte folgeu zu lasseu, um meiue eigeue chtelluug
zur Sache klar zu legeu, zumal feuer Aussatz iu der
„Leipz. Ztg." bereits eineu IViderhall gefuudeu hat.
Zch habe dies zwar schou iu meiuer kleiuen Schrift
„Luxustheater uud volksbühue" versucht uud über-
schreibe deshalb auch diese 2lusführuugeu mit „Volks-
bühue", gegeu die Bezeichuuug Festspiel habe ich iu-
dessen uichts; der Gegeusatz müßte dauu allerdiugs
„Alltagstheater" seiu, womit ich iudessen uicht eiueu
Tade! aussprecheu will, ebeusowenig wie mit „Luxus-
theater", souderu einfach die Sache selbst bezeichnen.
wis es mit dieser deutscheu „Alltagsbühue" steht, hat
Bulthaupt selber erst eben iu eiuem leseuswerteu
Schriftcheu: „Die Lrauzoseuherrschaft auf der deutscheu
Bühue" auseiuauder gesetzt. Neben Frauzoseu uud
deutscheu Nachäffungeu oder Plattheiteu herrscheu in
uuseru Theatern die „Alassiker". Diese siud deu Zu-
schaueru längst litterarisch vermittelt: selber zu deukeu
und mit eigeuer Nraft zu empfaugeu (auch zum Lm-
pfaugeu gehört Araft), habeu sie uicht nötig. Was
wuuder, daß sich allmählich eiue Uulust eiustellt, auf
ueue Gedauken eiuzugeheu, dem Dichter zu folgeu.
Alau verlaugt vou ihm, daß er bedieutenhaft dem
s)ublikum nachläuft uud für alle seiue chchwächeu zur
bsaud ist. Die Theaterdirektoreu, welche auf das
sDublikum augewieseu siud, müsseu sich iu diesen Zu-
staud fiudeu uud habeu es gethau. Tiue Verbesseruug
der Bühue ist uur möglich, wenn mau eiu auderes
publikum schafft.
Dies war der Zweck waguers, als er die Bay-
reuther Festspiele grüudete. Daß Ähuliches für das
Schauspiel möglich sei, hatte ich t883 iu IVorms erlebt.
Daß aber solche Festspiele, weuu sie uuserm steheu-
deu Theater widersprecheu, auch in eiuem Gegeusatze
zum „Drama" als solchem steheu, muß ich bestreiteu.
Zedeusalls würde dies ein Alaugel des Verfassers,
uicht der Zdeeu sein. Vou der gerade augeublicklich
moderueu chchabloue (die Niode wechselt uud damit
das dllioderue) werden sie zwar abweichen, alleiu das
dürfte keiu Uuglück seiu. Auch das griechische Drama
bestaud uur aus „Festspieleu"; als die Zeit der Fest-
spiele vorüber war, war es auch die jlleriode des
Aeschylus, chophokles, Aristophaues; au Btelle der Tra-
gödie uud Aomödie trateu die Lustspiele des Nieuauder
uud seiuer Nachahmer.
Die „Feslspiele" der Volksbühue siud also iu meiueu
Augeu uur eiue ueue Form. Diese Form wird schwer-
lich eiu Versuchsfeld für die „halbeu uud Viertels-
taleute" darbieteu, um so weuiger, als diese Form sich
erst eutwickelu muß. wie weit ich selber dazu bei-
trageu kauu, muß ich abwarten: jedeufalls würde
Bulthaupt irreu, weuu er meiute, daß ich meiueu
„Luther" oder irgeud eiueu auderu „Luther" als die
bequeme ^chabloue betrachte, nach welcher jeder „große
Mann verherrlicht werdeu soll".
Allerdiugs wird die „Geuußfähigkeit" des j?ubli-
kums der Volksbühue gegenüber größer seiu, als im
steheudeu Theater uud der Dichter braucht uicht gar
so äugstlich Nücksicht zu uehmeu. Das Ausstattungs-
weseu unsrer Theater zerstreut uicht nur, es streugt
die Augeu au uud wirkt, wie das Durchwauderu einer
Bildergallerie, ermüdeud. Falleu die Dekoratioueu
fort, so hört mau uicht uur besser, souderu auch leich-
ter. Dazu eutspricht die Volksbühue uusrer Art zu
seiu. Niau hat uuser Zeitalter „realistisch" geuauut:
was uuu ist mehr uurealistisch, als unsre theatralischeu
jDhautasmagorieu? Auf der Volksbühue sieht man
uur die realeu Ateuscheu. Auch bleibt der Zuschauer
lebeudiger, weil er sich eius mit deu chchauspieleru
fühlt, ja uuter Umstäudeu im Gesauge am Drama
teiluimmt. Zu uuseru „Luxustheateru" hat mau deu
Liudruck eiuer Gper ohue Musik. Die Zuschauer der
volksbühue stelleu gleichsam eiue „Volksoersammluug"
vor, die irgeud eiuem historischeu Vorgauge beiwohut.
Diese Bühue kauu mit der moderuen „Zeituugsöffent-
lichkeit" wieder iu Wettbewerb treteu. Wau denke
sich uur deu moderuen Nkeuschen, der mittels der
Zeituugeu täglich die weltgeschichte miterlebt uud dem
uuu im Thealer uur eiu Gegenspiel des Zeituugs-
romaues, der Liokaluachrichteu oder des „Vermischteu"
dargeboten wird.
Diese Teiluahme der Zuschauer gewiuut ihren
Ausdruck im chäugerchor, der die ideale Volksstimme
im Gesauge zu worte kommeu läßt. Daß auf der
Bühne Leute aus dem Volk alleiu oder uebeu Berufs-
chchauspieleru stehu, macht für die chache selbst uichts
aus. weuu ich Liufluß hatte, habe ich stets die
Nameu der Aütwirkendeu verschweigeu lasseu, um
uicht auf jenes persöuliche Zuteresse, vou welchem
Bulthaupt redet, zu spekuliereu. Die Niitwirkeudeu
habeu sich das mehrfach ruhig gefalleu lasseu; ob bei
uuseru steheudeu Theateru eiu ähulicher, jedeufalls
ebeuso uützlicher Verzicht auf die persönliche Litelkeit
bei Berufsschauspieleru durchzusetzeu wäre, erscheiut
mir fraglich.
was Bulthaupt vou der Tiueuguug des „Drama-
tikers" sagt, ist ja richtig, uur, daß uusere Theater
gar uichts Festes darbieteu, daß uuser jllublikum uie-
mals auf deu Gedaukeu kommt, die Dichtuug au sich
sei etwas Uuabänderliches, iu sich Notweudiges. Zch
habe es freilich für meiue j)flicht gehalten, bei deu
verschiedeueu Aufführuugeu meiues „Luther" jedesmal
der Dichtuug uoch eiueu örtlichen Zusatz zu gebeu.
Lin solches Verfahreu ist doch aber wohl lange uicht
so unküustlerisch, als weuu in jeder Stadt die klassi-
schen Drameu eiu auderes Ausseheu gewiuueu, ja
weuu chhakespeare uirgeuds als wirklicher Shakespeare
zu LVorte kommt, soudern uur gleichsam, als habe er
willkürlich zu be- oder mißhaudelude Texte für
Negisseur uud Schauspieler geschriebeu.
weuu der ueue Niessias des Dramas kommt, auf
deu Bulthaupt wartet, wird er auf der volksbühue
gleich eiueu festeu Bodeu haben uud nicht, wie
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